Ein Vorbote der Notwendigkeit

  • Viktors Worte rauschten an Fynns Ohren vorbei und mischten sich in den Rest des Stimmenwirrwarrs.

    Sie wusste, dass das Gespräch früher oder später zu diesem Thema kommen würde, doch sich dann tatsächlich damit zu beschäftigen war etwas anderes.

    Bei Fynn machten alle Schotten dicht und sie sank in sich zusammen.

    Die Stimmen der anderen verschwanden im Hintergrund; immer mehr versank Fynn in dem hin und her schwappenden Bier in ihrem Krug.

  • Mit einem besorgten Seitenblick zu Fynn fing auch Nes an zu erzählen "Ich kann dich beruhigen, wir waren weit weg von hier. Die Reise fing in Fynns Heimat an, die nicht auf diesem Kontinent liegt. Und ich glaube unsere ganze Jagd hat uns nicht nach Mythodea gebracht. Wir haben eine Sekte gejagt, die der Fengard Schaden zugefügt hat und die nicht davor zurückschrecken fanatisch alle umzubringen und zu versklaven, die ihrer Meinung nach Aspekten Terras huldigen oder denen auch nur zugeneigt sind. Sie sprechen von sich als "Wahre Söhne Aeris". Es ist mir immer noch ein Rätsel wie sich eine Aeris-Sekte so weit weg von hier entwickeln kann. Es erklärt aber warum sie so wenig Verbindung zu den wahren Tugenden Aeris haben. Ich kann mir vorstellen, dass jemand von Mythodea weg ging und an einem fernen Ort aus Machtwahn oder warum auch immer einen Kult gründete und dafür die Lehren der Elemente verdrehte....Wir konnten den Kern dieser Sekte aber noch nicht ausfindig machen, auch nicht wo sie ihren Ursprung haben oder wer ihre Anführer sind. Mein Gefühl sagt mir aber, dass wir auch das bald knacken können und endlich ein paar Antworten und einen Verantwortlichen bekommen." Nes Blick wurde grimmig und kurz versinkt sie in Gedanken. "Nun aber genug davon. Wir wollen hier nicht zu viel über unsere Jagd nachdenken, wir sind hier um uns auszuruhen. Jetzt seid ihr dran mit erzählen" Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Bierkrug und ihre Hand suchte unter dem Tisch unauffällig Fynns Handgelenk, das sie mit sicherem Griff umschloss. Ihr glasiger Blick bereitete Nes Sorgen. Es tat ihr leid, dass das Thema so öffentlich zur Sprache kam und das auch noch ohne Antworten.

  • Auch Lioba blickte Fynn beunruhigt an, doch sie entspannte sich etwas, als sie hörte, dass Nes und Viktor weit weg von hier gewesen waren. Dennoch gefiel ihr dieses Verhalten ganz und gar nicht und so blickte sie noch immer düster in ihren Kaffee. „Wo auch immer ihr wart, ich bin sicher, dass es dort eine Gerichtsbarkeit gibt, in deren Zuständigkeit es fielen, sich um diese Monster zu kümmern. Im Norden ist es jedenfalls keine Option, so zu handeln!“ Dann schwieg sie atmete tief durch, sie hatte mitbekommen, dass Viktor sich dem Problem hatte annehmen wollen, aber wie das aussah, war ihr nicht bewusst gewesen.

  • Nes schwieg einen Moment um ihre Gedanken zu sammeln..."Natürlich ist es im Norden keine Option so zu handeln, hier gibt es auch keinen Grund dafür. Hier gibt es Gesetze, die auch eingefordert werden. Es gibt Konsequenzen und Bürger werden beschützt....Aber dort herrscht Krieg. Eine komische, verzerrte Art von Krieg, es kämpft nicht ein Land gegen ein anderes, sondern das Land in sich. Soweit wir von den Bewohnern gehört haben, wird die Sekte nicht zur Verantwortung gezogen, weil ihr Einfluss zu hoch ist und der Schaden den sie anrichten zu weit verbreitet und zu massiv. Natürlich wäre es die Zuständigkeit des Landes, aber die wissen selber nicht wo sie anfangen sollen"

  • Viktor verstand die Aufregung nicht : "Wieso Gerichtskeit? Nur vernunftbegabte Wesen haben Gerichstkeit und Viktor hat doch auch keine Menschen oder ander Wesen getötet Viktor hat einfach nur Abfall beseitigt. Abfall wegmachen ist bestimmt auch im Norden OK, ist überall ok da man sonst bald nur Abfall hat". Er geehmigte sich noch einen Schluck bevor er weitersprach: "Außerdem macht der Norden doch eh gleiche mit Untoten wo ist das Problem?"

  • Nes kam wieder das Bild des Hausbrands in den Kopf. Sie rieb sich mit einer Hand übers Gesicht, seufzte leicht und war froh, dass sie Viktor nicht alleine hatte losziehen lassen. Gerade wollte sie dazu ansetzen Viktor die Lage zu erklären, als sie sich doch anders entschied. Sie wusste nicht wie sie es ihm hätte begreiflich machen können. "Du musst es nicht verstehen Viktor. Würden wir im Norden Menschen oder andere Wesen umbringen, die keine Verfemten sind, hätten wir genauso ein Problem wie die Gefangenen von Lapsa. Das ist hier nun mal so, und da wir hier leben, müssen wir uns auch dran halten wie der Norden seine Dinge regelt, das haben wir immerhin versprochen."

  • In ruhigem Ton sprach er verständnisvoll zu seinem Schützling "Viktor, du weißt das die Leute auf dieser Welt sehr viel Wert auf Worte und reden legen. Nicht immer werden sie das was du getan hast verstehen, order verstehen wollen. Deshalb gibt es viele Dinge die wir für uns behalten. Mit dem was du auf der Reise getan hast sollten wir ebenso verfahren."
    Er schaute noch einmal in die Gesichter der großen Runde wie um sicher zu gehen das jeder seine Worte gehört und auch verstanden hatte. Im Geiste versuchte er sich dabei an die Aufgaben zu erinnern welche sie erhalten hatten. Die kleinen Lücken zwischen ihnen, in denen weitere hätten stehen sollen riefen ihm vor Augen das sich alle von ihnen verändert hatten, sie waren ein Stück selbstständiger geworden. Einzig das klaffende Loch zwischen ihnen das sich nicht mehr füllen würde nagte an ihm.
    Die Worte die Cha'Fi zum Abschied gewählt hatte waren so wirr wie er selbst, vielleicht würde er irgendwann die Bedeutung verstehen. Aber nicht mehr Heute.

  • Etwas in des Alphas Augen hatte sich verändert, als er sie reihum anblickte. Sein Blick war eine Nuance düsterer geworden, das fiel Halbblut trotz der Flüssigkeit auf, die sich so einlullend mit seinem Blut vermengte. Veränderung. Wie immer, überall, stetig veränderte sich etwas. Durch diese Gedanken kam er auf die Freunde, die ihm fehlten. Zuerst hier - mit ihnen lachend, mit ihnen kämpfend - und jetzt weg. Wie Figuren auf einem Spielfeld, die man eine nach der anderen umschmiss. Ronlin, du verdammter Quälgeist, wenn das dein Werk sein sollte! Im Geist schüttelte er die Faust gen Himmel.

    Die Zunge vom Alkohol gelockert aber sagte er laut, was tiefer saß: "Ich vermisse unsere Kameraden."

  • Es waren zwei Tage vergangen, deren Verlauf sehr von aufschlussreichen Gesprächen und ausgedehnten musikalischen und alkoholischen Aktivitäten geprägt war. Halbblut war also sehr müde, als er morgens erwachte. Um ihn her lagen noch einige wenige Schnapsleichen. Vorsichtig stand er auf und versuchte sich mit einem kühlen Trunk, den er auf einer Bank stehend fand, einen klaren Kopf zu verschaffen. Aufgaben erwarteten ihn jetzt. Irgendwas mit Holz. Oh, nein. Ich soll etwas lernen! Etwas Vernünftiges auch noch. Er fasste sich verzweifelt an den Kopf. Wieso hatte er es sich nicht einfach einfach machen können?
    Sein ganzes Leben, hatte er nur das Kämpfen gekannt und jetzt hatte er sich für die Organisation der Holzproduktion ihres geplanten neuen Protektorats freiwillig gemeldet. Er musste am letzten Tag von Sinnen gewesen sein.

    Seufzend machte er sich auf die Suche nach dem Alpha, Eonar oder Lioba. Irgendwer hatte ihm gestern gesagt, wo man so etwas lernen konnte. Am besten brach er so schnell wie möglich auf, um es hinter sich zu bringen.

  • Zumindest am frühen Morgen war Halbblut nicht die einzige Alkoholleiche. Die letzten Tage wurden von vielen Mitgliedern des Eisenwaldes mit Alkohol, Gesängen und Süßigkeiten zugebracht, es gab sogar noch gute Nachrichten! Nachrichten die für die Zukunft von entscheidender Bedeutung waren. Vordt trat gerade aus dem Gasthaus, in dem die verschiedenen Mitglieder der Gruppe untergekommen waren, als ihm eine wankende und müde Gestalt entgegen marschierte. Kräftige Schultern, schlanker Körper, Rot-weiße Farbgebung der Kleidung, Fell....das war Halbblut eindeutig. "Guten morgen Halbblut." begrüßte ihn der junge Mann und bot ihm instinktiv etwas von dem Brot an, das er in seiner Hand bei sich trug. Einfaches Vollkorbrot mit einer geringen Menge Butter und Käse als Stärkung für den Tag. "Wo kommst du her? Ich glaube nicht dich heute Nacht im Gasthaus gesehen zu haben."

  • Lioba hatte den Rudelhaufen am Vorabend, oder besser gesagt in der Nacht, verlassen bevor sie Dinge gesehen hatte, die sie nie wieder vergessen würde. Nach einer erstaunlich erholsamen Nacht war sie von Wolpi geweckt worden, die scheinbar an diesem Morgen mit den Hühnern aufgestanden war. Zusammen mit dem kleinen Waldschrat war sie zum Frühstück hinunter gegangen, wo sie Eonar mit seinem gigantischen Krug voller Kaffee am Tisch sitzen sah. Während Wolpi sich auf das Frühstück stürzte, ging sie zu dem müden Magier und kraulte seinen Kopf.

  • Noch müde von der Nacht kippte er sich den etwas zu laschen Kaffee rein und mampfte sein Brötchen. Viel Erreicht. Die Figuren stehen momentan auf den richtigen Feldern. dachte er sich still und schaute Lioba müde in die Augen. Eroth weiter in die richtige Richtung stupsen, Lioba mit der Exellenz reden lassen, Glabius und Svea besser informieren, mit Adam Vorbereitungen für das Gebiet und den Handel treffen .. die eigenen Leute ausbilden. Er seufzte einmal. Viel Arbeit liegt vor ihnen .. aber der Weg scheint geebnet.

  • "Hallo Vordt", Halbblut hob müde eine Hand, lächelte den hochgewachsenen Magier aber trotz seiner Erschöpftheit an. "Hab drüben, in unserer gemütlichen Ecke geschlafen, wo du uns leider so früh verlassen hast."

    Er zog Vordt mit in die Richtung, aus der dieser gerade gekommen war. "Lass uns schauen, ob es im Gastraum schon Frühstück gibt. Außerdem brauch ich Wasser für den trockenen Mund und vielleicht kann mir da ja jemand etwas über meine Ausbildung verraten."

  • "Deine Ausbildung? Meinst du das du als Förster versuchen wolltest dich abseits des Schlachtfelds nützlich zu machen?" Offensichtlich ließ sich Halbblut nicht von dem angebotenem Essen des Magiers überzeugen - stattdessen biss dieser nun selbst von der Scheibe Brot ab und kaute genüsslich darauf herum. Die beiden Menschen machten sich wieder auf den Weg zurück zu dem Ort wo zumindest der Magierschüler hergekommen war. "Es hieß die Waldtempler hätten Wissen das für dich nützlich wäre. Der Name der Gruppe spricht Bände über ihre Fähigkeiten hieß es von Eroth." Natürlich hatte dieser das nicht genau so gesagt....aber zumindest angedeutet. Und es würde ausreichen damit Halbblut etwas für sein Handwerk lernen könnte. "Sicher wissen Lioba, Eroth oder Eonar in welchem Landstrich sich die Waldtempler aktuell aufhalten, wenn es nicht zu weit weg ist wäre eine Reise etwas was du in Erwägung ziehen könntest."

  • "Und wenn die vom Waldtempel alles Magier sein sollten, die mir nur beibringen können, wie man irgendwelche Bäume aus dem Boden zaubert, dann merk ich mir soviel die Rübe hergibt - ", Halbblut schlug sich mit der flachen Hand lachend zweimal kurz gegen den Schädel, " - und dann sag ich dir, wie du das mit dem Zaubern in unserm Wald machen sollst."

    Da waren sie auch schon am Gasthaus angekommen und betraten den gemütlichen Raum, in dem es nach frischem Kafee und Brötchen roch. An einem Tisch entdeckte er Lioba und Eonar, die wohl mit Frühstücken beschäftigt waren. "Dann werd ich die zwei mal nerven gehen", sagte er leicht ratlos zu Vordt und ging zu den beiden hinüber, seine Fragen schon auf den Lippen.