Beiträge von Fynn

    Viktors Worte rauschten an Fynns Ohren vorbei und mischten sich in den Rest des Stimmenwirrwarrs.

    Sie wusste, dass das Gespräch früher oder später zu diesem Thema kommen würde, doch sich dann tatsächlich damit zu beschäftigen war etwas anderes.

    Bei Fynn machten alle Schotten dicht und sie sank in sich zusammen.

    Die Stimmen der anderen verschwanden im Hintergrund; immer mehr versank Fynn in dem hin und her schwappenden Bier in ihrem Krug.

    Ein Schwall an lautem Lachen und Stimmengewirr empfing Fynn und den Rest wie eine Höhle, aus deren Innern ein rotes Licht flakerte.

    Fynn schüttelte sich und es regneten Strohhalme zu Boden.

    Halbblut hatte sich bereits in Richtung Bar verdrückt und Rin war in der Menge verschwunden.

    Zu ihrer Linken gab ein Gaukler auf einer improvisierten Bühne aus Holzbrettern seine Tricks zum besten, während ein Barde die Darbietung mit Musik unterlegte.

    Rechts von Fynn umringte eine Gruppe Menschen ein hitziges Würfelduell.

    An einem großen Eichentisch hinten entdeckte Fynn plötzlich bekannte Gesichte und drückte sich an einem gefährlich wankenden älteren Herrn vorbei Richtung Heimat.

    Sie wollte gerade dem Alpha auf die Schulter tippen, als sie zwei bekannte Arme von hinten umschlungen und wie einen Bierkrug hochhoben.

    Ein Wiehern riss Fynn aus dem Schlaf.

    Mittlerweile nahte sich der Tag seinem Ende zu und in der Ferne ließen sich die Schemen einer kleinen Stadt ausmachen, die langsam aber stetig näher rückte.

    Glühend warme Lichttupfen und qualmende Schornsteine deuteten auf den ausklingenden Tag bei Feuer und Trunk hin und eine allgemeine Vorfreude lag in der Luft.

    Es war einige Zeit her, dass sie sich unter vielen Menschen befunden hatten und die Stadt empfing sie mit offenen Armen.

    Der Bauer gab seiner Stute einen Klaps und sie trabte den kleinen Abhang in einem angenehm beschwingten Tempo herunter.

    Dort lag Windhaven, eingebettet in eine Bucht.

    Fynn kniff die Augen zusammen und konnte sogar einen Hafen erkennen, an dem auch zu dieser Uhrzeit noch reges Treiben herrschte.

    Der Fahrtwind zerrte in den Kleidern der Reisenden, doch die Vorfreude überdeckte die Kälte und mit einem Lächeln auf den Lippen legte Fynn ihren Kopf in den Nacken, während sich vor ihnen das Tal öffnete.

    Kurz vor Windhaven.


    Das Rattern der Räder war das einschläfernde Lied, dem sie nun schon seit Stunden lauschten. In gemütlichem Tempo zog sie das alte Pferd den Weg entlang, während die Landschaft an ihnen vorbeizog.

    Sie hatten Glück gehabt, dass sich der greise Bauer bereit erklärt hatte, sie gegen eine kleine Entlohnung einen Restteil der Strecke mitzunehmen. Zu Fuß hätten sie mindestens doppelt so lange gebraucht, ungerecht des Bergpasses, der die Reise vermutlich um zwei bis drei Tage verlängert hätte. Eine Windböe zog Fynn aus ihren Gedanken und sie zog ihren Mantel enger um sich.

    Rin lehnte mit geschlossenen Augen an der Rückwand des Karrens, während Halbblut mit einem Stöckchen im Heu herumstocherte. Mittlerweile trug auch er ein braunes Schafsfell, nachdem die Temperaturen in den letzten Wochen drastisch gesunken waren. Der nahende Winteranbruch machte sich bemerkbar.

    Nicht nur in den Temperaturen, auch die Stimmung der Truppe war eher ruhig; jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

    Die Bergkette am Horizont nahm vor Fynns innerem Auge die Gestalt eines braun, knusprig glänzenden Wildbratens an und ihr lief allein bei dem Gedanken schon der Sabber im Mund zusammen.

    Beschämt wendete sie den Blick ab und betrachtete ihre Hände. Dreckig und ein bisschen verkratzt; langsam wurden ihre Stulpen zu klein, mal abgesehen davon, dass sie komplett durchlöchert waren. Egal wie oft sie die Löcher wieder zunähte, nach kurzer Zeit entdeckte sie wieder eine gerissene Naht und mittlerweile hatte sie es aufgegeben jede flick-bedürftige Stelle zu reparieren.

    Sie würden heute noch ein gutes Stückchen auf dem ruckelnden Karren zurücklegen, bevor sie Windhaven erreichten.

    Der Geruch von nassem Boden lag in der Luft,

    Ein Käuzchen irgendwo,

    Das gutmütige Schnalzen des alten Mannes.

    Wie in Trance folgten Fynns Augen den Spuren der Wagenräder, die sich in Mustern in den Weg hinter ihnen gruben und sich wie ein immerwährend gleichbleibendes Band hinter ihnen herzogen.

    Sie war müde, und fiel mit Kopf über die Brüstung gelehnt in einen unruhigen Halbschlaf.