Eine lang ersehnte Antwort

  • Einige Wochen war es nun her, dass Lioba, den Brief mit ihrem Expeditionsantrag an Svea in die Hauptstadt gesandt hatte. Die Antwort ließ unerträglich lan auf sich warten.

    Sie wurde von Tag zu Tag ungeduldiger und gereizter, sie hoffte inständig, in diesem Brief nichts falsches oder unverschämtes verlangt zu haben. 'Wenn dem so wäre, würde Svea den Brief nicht weiterleiten' beruhigte sie sich immer wieder. Bei jedem in Castra Leonis ankommenden Boten hoffte sie, eine Antwort aus Paolus Trutz unter den Schriftstücken zu finden und als sie endlich ihren Namen auf einem der Papiere las, überschlug ihr Herz einige Takte, einerseits aus Vorfreude, andererseits vor Nervosität. Mit zitternden Fingern brach sie das Siegel und las. Als sie am Ende der kurzen Zeilen angekommen war zog sich ein breites Lächeln über ihr Gesicht, sie raffte ihren Rock und stürmte in den Bereich der Stadt in dem sie Eroth und Eonar und den Rest ihrer Truppe vermutete.

    Hege jede junge Seele mit gleicher Güte, denn sie ist die wahre Stärke der Helden.

    Einmal editiert, zuletzt von Lioba ()

  • Lioba eilte durch die Straßen zu dem Haus, dass die Eisenwäldler bewohnten, die nicht zu Ausbildungszwecken in der Kaserne untergebracht waren. Sie stieß ungestüm die Haustür auf und polterte die Stufen hinauf in den ersten Stock, in dem Eonar ein kleines Zimmer mit Aussicht auf die weite Wasseroberfläche bewohnte.

  • Sie hielt sich keuchend die Seite und reckte ihm einen leicht zerknitterten Zettel entgegen. Als er begann zu lesen trat Lioba an den Schreibtisch und nahm den Krug mit Wasser, der darauf stand. Weil sie keinen Becher finden konnte trank sie einfach direkt aus dem Krug.

  • Vor dem Lesen schaute er sich das Schauspiel wie Lioba sich den Krug in den Hals schüttete noch kurz an. Er schüttelte kurz den Kopf, schaute zu Eroth hinüber und begann anschließend den Brief zu begutachten. Sofort fiel ihm das teure Papier und das gebrochene Siegel auf. Post von der Nyame, dachte er sich überrascht. Gespanntheit machte sich in ihm breit und er las Eroth folgendes vor:


    Ich grüße Euch Lioba,


    ich habe Eure Zeilen zur Kenntnis genommen.

    Vorweg: der Titel des Offiziers ist unerheblich für jegliche politische Belange innerhalb des Reiches. Hierbei ist es einzig und allein von Belang, dass Glabius Protektor von Scimi Nova ist.


    Ihr habt meine Erlaubnis, das Gebiet zu erkunden. Allerdings ist es nicht notwendig, Darius davon in Kenntnis zu setzen. Weder er noch ich würden zwei Dutzend Kundschafter als eine “militärische Bewegung” betrachten. Adam über euer Handeln zu informieren ist hingegen sehr sinnvoll.

    Es ist Euch gestattet, ein beliebig großes Gebiet östlich der Wolfsmark durch Kundschafter erkunden zu lassen. Die Besprechungen darüber, wo Ihr ein Protektorat erhaltet und welche Größe es haben wird, werden mit meinem Archon zusammen zu gegebener Zeit stattfinden.


    Mögen die Elemente Euch mit Ihrer Weisheit segnen!


    Ka’Shalee Zress

    Nyame del lil trezen anzaar del Mitraspera


    Dann schaute er erwartungsvoll Eroth an.

  • Ein kurzes schnauben, ein kratzen am Hals. Danach öffnete Eroth eine der Schubladen an dem kleinen Schrank und zog eine Liste heraus. Mit leerem Blick Stand er jetzt im Raum und betrachtete erst die Decke bevor sein Blick auf das Papier in seiner Hand wanderte.
    "Wir benötigen Proviant für 4 Tage. Leichtes Gepäck. Copperdale, Northheim, Chrimata, Akamek Akash, Xerath, Erengard, Merau und Winterfeld." Die Liste an Städten wirkte beinahe wie ein vormeditiertes Gedicht. "In diesen Dörfern und Städten stocken wir auf. Lioba setz bitte ein Schreiben für Baron von Winterfeld auf das ihn über unsere Eintreffen in Kenntnis setzt. Eonar wir brauchen Reitpferde und ein Gespann mit Wagen für Zelte und Proviant."
    Kurz drehte er sich um und betrat den kleinen Raum in dem er sein Hab und Gut aufbewahrte und trat nach nur einem Augenblick wieder in den Raum und stellte sein Marschgepäck demonstrativ neben die Tür.
    "Ich begebe mich zum Protektor und informiere ihn über unsere Abreise. Auf dem Rückweg werde ich die anderen in der Kaserne einsammeln. Wir ziehen in im Morgengrauen des nächsten Tages ab."

    Neben seinem Gepäck blieb er für einen Moment stehen und blickte die fragen erwartend abwechselnd in die Gesichter der beiden.

  • "Ich sehe kein Problem darin. Es ist häufig hilfreich die Größe der Truppe nicht nur in Worte fassen zu müssen. Außerdem wird es den Leuten aufzeigen wie die unterschiedlichen Städte dieses Reiches errichtet sind und was alles Teil des nördlichen Reiches ist. Auch wenn sie davon nur einen Bruchteil sehen werden. Weshalb sollte das nicht sinnvoll sein?"

  • Er schaute nochmal auf den Brief. "Nunja zwei Dutzend haben wir angemeldet und genehmigt bekommen. Und dabei sollten auf jeden Fall Leute die Karten zeichnen können und sich mit anderen Dingen in der Natur auskennen gut dabei sein."

    Mit einem ungläubigen Blick schaute er auf sein Marschgepäck.

    "Deinen Tatendrang in Ehren, können wir uns noch 10 Minuten zusammensetzen und planen was wir vorhaben?"

  • Eroth setzte sich auf den Rucksack. Legte die Hände auf die Knie und beugte sich ein Stück nach vorn.
    "Erkundung des Gebietes, Landmarken, Flora und Fauna ausfindig machen. Gangbarkeit des Flusses prüfen. Bodenproben entnehmen zur Analyse für Ackerland. Und schauen wie weit es möglich ist in die Berge zu kommen." Er richtete sich wieder auf, bleib aber auf dem Bündel sitzen "Soweit zu den von mir angedachten Plänen."

  • Während sie eine kleine Nordkarte ausrollte, dachte sie über Eroths genannte Reiseroute nach und fuhr mit dem finger über die Karte. "Gäbe es keinen schnelleren Weg?" Sie blickte auf das dichte Geflecht von neu entstandenen Wasserstraßen. "Mit einem Boot vielleicht?"

  • "Ja komplett oben herum reisen ist mit erheblichem Aufwand verbunden und irgendwo in meinem Hinterkopf hab ich mal was von einer Bootsverbindung gehört." Sagte er zu Lioba mit scharfem Blick auf die Karte.

    "Wir sollten in jedem Fall vorher genau einteilen wer mitkommt und wer was macht. Also konkrete Aufgaben verteilen .." Er ging kurz in sich und starrte an die Wand. "Vielleicht sogar in Hinblick auf die späteren Fachgebiete? Vielleicht kann so das Interesse des ein oder anderen geweckt werden."

  • "Für diese Art der Einteilung wäre es jedoch nötig die Leute zu fragen, davon ausgehend das diese sich darüber bereits Gedanken gemacht haben. Vielleicht hat sich der ein oder andere bereits mit einem Fachgebiet auseinander gesetzt. Viel wahrscheinlicher ist jedoch das sie sich diese Dinge einfach noch nicht vorstellen können. Deshalb wäre es ratsam vorerst alle in Aufgaben einzuteilen in denen ihr bereits vorhandenes Wissen und können nützlich ist." Im Gedanken führte er sich die Karte und den von ihm beschriebenen Weg noch einmal vor Augen und suchte ebenfalls nach einer anderen Route, doch immer wieder zog ihn das Einstudierte zurück auf seine ursprüngliche reihe an Städten und Dörfern.
    "Wenn wir uns über die Flüsse bewegen werden wir zwangsläufig einen längeren Weg zu Fuß zurücklegen müssen. Außer der Vorschlag lautet über die See direkt in Winterfeld zu landen. Aber auch dann müssen wir zumindest das Schiff wechseln und uns auf die Fertigkeiten und Verfügbarkeit anderer Verlassen auf die wir keinen Einfluss haben."

  • "Also ich würde mich über die Sicherheit der Reisen über den Mekurathon erkundigen. Ich hab noch leise im Hinterkopf, dass die Erkundung und Sicherung des Gebietes sowieso eine unserer Aufgaben sein wird. Von daher würde ich den Hinweg über diesen Teil planen und den Rückweg über Winterfeld. Die Route Richtung Copperdale macht in meinen Augen wenig Sinn, da wir dann auch direkt von hier mit dem Boot an die Küste könnten und dort umschiffen." Er zeigte die Routen auf der Karte mit dem Finger.

    "Wer soll überhaupt alles mit von unseren Leuten ?"

  • "Haben wir denn ein Boot das die Truppen samt Ausrüstung und Pferden, sowie Karren Transportieren kann? - Dazu kommt das die Pferde dann ebenfalls gewässertauglich seien müssen. So sind wir in der Lage die Tiere in Winterfeld zu besorgen, samt Rationen und anderem Kleinkram der den Leuten unterwegs einfällt." Eroth stand auf, bewegte sich die wenigen Schritte zu dem kleinen Schrank an dem er die selbe Schublade öffnete wie schon zuvor. Diesmal war es jedoch ein Bündel an Papier das er hervorbrachte.
    Er schlug einige Seiten nach hinten und fuhr mit dem Finger die Zeilen entlang.
    "Finn und Rinn können unter beweis stellen was sie in der Späherausbildung bisher gelernt haben. Halbblut, sofern er nicht anderweitig unterwegs ist kann die Wälder inspizieren. Ich hoffe nur er hat bereits ein wenig über Hölzer lernen können. Ness kann sich bei der Führung von Truppen zeigen. Fjorik würde wohl die Bootfahrt begeistern, sollten wir diese Route wählen. Den restlichen Kader füllen wir mit Veteranen aus Ulrichs glorreichen Feldzug zu Kal'Hatra, die Soldaten sind Kampferprobt und können sich auch in unwegsamen Gelände bewegen." Er schlug zwei weitere Seiten nach hinten über. "Ich hätte gern Albireus dabei um sich die Flora vor Ort näher anzusehen, sollte er nicht verfügbar sein bringen wir ihm einfach alles mit was wir finden können."
    Er versetzte den Block wieder in seinen Ausgangszustand und legte ihn zurück in die Schieblade bevor er sich wieder setzte. "Habe ich etwas vergessen?" fragte er, mit seiner Vorbereitung recht zufrieden.
    "Und die Aufwartung in Winterfeld ist eine Frage des Anstandes, auch wenn mir Politik und die damit verbundenen dinge zur wider sind. Ich kann mich trotzdem ehrenhaft verhalten. Hinzu kommt das die Wolfsmark unsere naheliegendste Position ist aus welcher nicht nur Nachschub beschafft werden kann, im schlimmsten Falle wird von dort auch die Verstärkung kommen."

  • In seinem Kopf ging er die Gesichter der Leute durch und nickte zufrieden. "War bei Ulrichs Glorientruppe auch jemand, der gut kartographieren kann dabei ? Den Albireus können wir ja befragen, wenn wir die Vorbesprechung machen."


    Er schaute nochmal über die breit ausgerollte Karte. "Wenn ich nochmal drüber nachdenken könnte es auch sinnvoll sein, dass wir in Winterfeld anfangen und dann auf der Nordseite des Flusses uns in östlicher Richtung vorarbeiten, dann in Gebiergsnähe den Fluss queren und anschließend auf der Südseite zurück reisen."


    "Zu der Wolfsmark haben wir ein sehr gutes Verhältnis und auch wenn es da ziemlich rumpelt im Moment, denke ich doch, dass sie uns ein wertvoller Verbündeter sein werden und in jedem Fall unser Haupthandelspartner."

  • Er dachte kurz nach. "Nein, soweit mir bekannt ist hat niemand von den Truppen eine Ausbildung über den regulären Truppendienst hinaus erhalten." Wieder erhob Eroth sich "Dann hole ich die anderen Zusammen. Die meisten von ihnen werden sich in der Kaserne aufhalten. Lioba wenn du dann den Brief für den Baron aufsetzen würdest." Wie gewohnt nahm er das Schwert und schwang es mit dem Gürtel um seine Hüfte. Es wäre vermessen Nackt auf die Straßen von Castra Leonis zu gehen.
    "Darüber das wir schnellst möglich aber dennoch nicht überhastet aufbrechen werden sind wir uns einig?" fragte er noch einmal in den Raum.

  • Lioba nickte, während sie begann, ihre wenigen Habseligkeiten in ihrem Rucksack zu sortieren. "Das Zusammentrommeln sollte doch nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen." Sie sah aus dem Fenster. "Sollen wir uns mit der auserwählten Truppe heute Abend bei Sonnenuntergang am Feuerplatz treffen?" Sie blickte zwischen den beiden Männern hin und her.

    Hege jede junge Seele mit gleicher Güte, denn sie ist die wahre Stärke der Helden.

    Einmal editiert, zuletzt von Lioba ()