Auf der Suche nach Wasser

Liandra strahlt ihn förmlich an.
" Ja das sind wir, Liandra zu Wolfenau...aber leider nur kurz in eurem Protektorat Yunalesc zu der Lichterfeier im letzten Jahr. Ich war und bin im Tross des Waffenmeisters als Heilerin unterwegs."

Sie hatte natürlich die Reaktion auf ihre Kinder bemerkt.
Etwas entschuldigend neigt sie den Kopf in die Richtung in die sie verschwunden sind.

"Die kleinen gehen zum ersten Mal mit ihrem Vater jagen. Wer den tödlichen Schuß macht bekommt das Herz, damit sie eine noch bessere Jägerin wird. Symbolisch...Wenn ihr mir folgen würdet, dann weise ich euch eine Unterkunft zu. Wir können uns gerne auf dem Weg unterhalten."

Sie deutet auf die Tür aus der sie gekommen ist.

"Da hinein und dann die linke Treppe nach oben."

Danach wartet sie höflich ab.

Nicklas war sich gar nicht sicher wie er auf all das was sich vor seinen Augen und Ohren abspielte, reagieren sollte. Daher reagierte er gar nicht.

Solange es nicht notwendig ist, etwas zu tun, lasse ich einfach alles an mir vorbeiziehen. Ich darf mich nicht wundern. Mir war bewusst dass die Dinge hier anders sein würden als ich es gewohnt bin.

"Bruder Nicklas, Seelas, es freut mich auch euch kennen zu lernen."

Sie blickt die beiden gezielt einzeln an und schenkt jedem ein ehrlich wirkendes Lächeln.

"Ach keine Sorge, dass muss euch nicht leid tun. Bis sie durch den Wald sind und an den ungefählichen Ecken, dann müssen sie sich ja auch noch auf die Lauer legen. Theodorik wird das schon so einrichten, dass ich das Wichtigste miterleben kann. Eine gute Jagd dauert. Und ich bin schnell in unserem Waldstück, ich kenne alle Fallen bis dort hin. Die Mädchen müssen noch üben."

Liandra führt die drei besagte Treppe 2 Stockwerke hinauf, durch mehrere absolut gleich aussehende Türen und völlig gleich aussehende Gänge. Sie macht sich nicht die Mühe die Türen zu schließen, alle fallen ganz von alleine hinter ihnen zu. Ab und an begegnen den vieren einige Bedienstete, welche sehr bemüht sind keinem aus der Gruppe in die Augen zu sehen und am liebsten irgendwie unsichtbar wären. Liandra behandelt diese auch so. Als einer Frau der schwere Eimer zu entgleiten droht, greift sie aber trotzdem zu und verhindert das Missgeschick. Die Frau entschuldigt sich unentwegt, Liandra berührt nur sanft deren Schulter und sagt leise etwas zu ihr.

"Ist schon gut Miriam, ich sags keinem. Und jetzt sie zu, dass der Boden auf dem wir entlanggegangen sind schnell sauber wird."

Sie dreht sich Murdo und den anderen beiden wieder zu.

"Habt ihr eigentlich irgendwelche Wünsche im Bezug auf eure Unterkünfte? Wir haben leider nichst vorbereiten können, Tarabas sagte zwar ihr würdet irgendwann kommen, aber er sagte nichts über einen genauen Zeitpunkt. Habt ihr euch angekündigt?"

"naja der genaue Wortlaut war auch eher kryptisch und auf Nachfrage kam ein 'ich könnte mir vorstellen, dass wir bald Gäste bekommen.' Da ich gewohnt bin seinen Wünschen zu entsprechen...." Liandra zuckt mit den Schultern.
Dann öffnet sie die nächste Tür zu ihrer Rechten.
" Ich denke dieses Quartier könnte passen. Einfach aber doch elegant."
Sie hält die Tür für die drei auf und vollführt mit der Hand eine einladende Geste.
"Wir müssen uns dann auch über die Auswahl eurer ...Bediensteten unterhalten."
Sie stockt nur kurz aber merklich.

Der Raum war einfach aber praktisch ausgestattet.
Ein Bett, eine größere Truhe für Kleidung etc, einen Tisch und zwei Hocker. Trotz der Kargheit der Ausstattung waren alle Dinge von guter Qualität.
Außer der Tür gab es keine weitere Öffnung, noch nicht einmal ein Fenster.

Als Liandra Bedienstete erwähnte verzog Silas ein wenig den Mund, kaschierte es aber indem er sich die Hand vor den Mund hielt, wie um ein Gähnen zu verdecken. Nicht, dass er etwas gegen Diener und Herren hätte, immerhin gehörte er selber dem Ordenstross an, aber er hatte Gerüchte gehört, wie die Dunkelelfen mit ihren Untergebenen umgingen.

Die kurze Szene auf den Fluren war für ihn ein klares Zeichen, dass es auch hier nicht merklich anders zuging.

Auf Murdos Frage nickt Liandra.
"Ja, die zwei folgenden Zimmer könnt ihr ebenfalls nutzen. Ich lasse Euch dann auch gleich Lampen bringen und etwas zur Erfrischung." Bei der Bemerkung sie kämen zurecht zieht sie skeptisch die Augenbraue hoch und er kann das 'wenn ihr meint',welches sie nicht ausspricht, förmlich greifen.
"Ich teile euch dennoch jemanden zu. Dieser wird euch mit allem versorgen was ihr braucht und euch führen." Sie blickt demonstrativ den Gang rauf und wieder runter. Alles wirkt absolut gleich. Keine Merkmale stechen hervor, alles ganz sauber und nicht ein Kratzer oder eine Markierung um sich zu merken wo man ist. Welches war doch gleich die Tür mit der Treppe gewesen?
" Wenn man neu hier ist, stellt die mangelnde Orientierung ein Problem dar. Die Türen sind nicht abschliessbar und deshalb sichert hier jeder sein Quartier wie er es für richtig hält."
Die gutgemeinte Warnung schwingt mehr als deutlich mit. Mit sanfter, sehr mütterlicher Stimme fügt sie hinzu
"ich weiß wie befremdlich und grausam das hier klingen muss. Mir ging es zu Beginn auch nicht anders."

Aus der Arena drang Waffengeklirr nach oben.
Ein Stimme gab Anweisungen und jemand bekam eine Lektion, die durch einige Schmerzenslaute begleitet wurde.

Anschließend wurde deutlich agressiver trainiert.

Nicklas merkte mit der Zeit, dass er auch genauso gut eine wandelnde Statue sein könnte. Nun, er hätte auch nichts dagegen, für die Dauer seines Aufenthalts hier eine Statue zu sein. Problematisch könnte es nur werden, wenn er dieses Verhalten beibehält und es auch bei anderen Reisen an Vater Murdos Seite beibehält. Dem jungen Seraphim war klar dass er sich selbst kritischer betrachten musste, denn jeder seiner fehler könnte sich schlecht auf den Ruf von Vater Murdo auswirken.

Und obwohl er wusste dass es nun die richtige Handlungsweise wäre, den Bewohnern dieser Festung offener gegenüber zu treten und mehr über sie zu erfahren, da sie wichtige Verbündete waren, zögerte Nicklas. Er hatte Schwierigkeiten, an Fremde heranzugehen.

Irgendwie freute es ihn, dass ihn die Worte des Protektors aus den Gedanken rissen. Seit langer Zeit umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen.

"Wenn man die Male nicht mitzählt wo ich in einem freien Moment alleine ein paar mal das Schwert geschwungen habe, dann liegt mein letztes echtes Training in der Tat beschämend lange zurück."

Er blickte in die Richtung aus der er das Waffengeklirr vernommen hatte.

"Hier finden jeden Tag Übungen statt. Mehrmals täglich. Ihr seid herzlich eingeladen auch heute schon teilzunehmen."

Liandra lächelt Nicklas dabei an.

"Ab morgen früh ist eine Stunde Training am Tag verpflichtend. Dazu muss ich Euch nur noch auf die Liste setzten lassen."

Sie blickt an ihm vorbei den Gang lang und erspäht dabei einen der Diener.

Als Murdo zu Nicklas spricht, winkt Liandra den Diener heran. Dieser sieht sie und beeilt sich zu der Gruppe zu gelangen. Vor ihr wirrft er sich auf die Knie nieder. Sein Blick ist auf seine Hände am Boden gerichtet.
Bevor sie zu ihm sprechen kann, wendet sich Murdo wieder an sie.

"Tja das könnte schwierig sein. Aber ich werde sehen, dass ein Treffen spätestens nach dem Abendessen möglich ist. Tarabas ist in tiefer Andacht versunken...."

Liandra wackelt leicht mit dem Kopf hin und her und scheint abzuwägen.

"Aus welchen Grund genau wollt ihr ihn sprechen? Wenn ich fragen darf?"

Den Diener ignoriert sie während dieser auf dem Steinboden auf Anweisungen wartet.

Als er erwähnt das er Waffenmeister werden möchte, wird ihr Strahlen noch größer, falls das überhaupt noch möglich war.

"Wirklich ihr überlegt euch uns anzuschließen? Das würde mich freuen. Bringt ihr auch Tross mit..."

Die Freude und der Überschwang ist fast körperlich spürbar. Dann kämpft sie ihn aber zurück.

"Naja ihr überlegt ja noch...gerne dürft ihr jederzeit auch mich oder Argol fragen. Den kennt ihr doch? Dieser scheucht gerade die Leute in der Arena herum. Zu ihm würde ich Nicklas gleich schicken."

Dann wendet sie sich dem Diener zu. "Ich brauche einen Meldeläufer und Du gehst bitte zum Verwalter und richtest ihm aus, dass drei Quartiere " sie deutet auf die Türen "hier bezogen worden sind und unsereGäste drei Bedienstete brauchen."

Liandra stockt und dreht sich zu den drei Gästen um.

"Habt ihr spezielle Vorlieben im Bezug auf Geschlecht oder Aussehen, die ich kennen und erfüllen sollte?"

Während des Gespräches zwischen Liandra und Murdo hatte er sich neben Nicklas gehalten und mit hinter dem Rücken verschränkten Armen der Unterhaltung gelauscht. Er genoß gerade das Gefühl langsam wieder trocken zu werden und überlegte, Nicklas in die Arena zu begleiten, als Liandras Frage ihn aus seinen Gedanken riss.

Mit sowas hatte er nun wirklich nicht gerechnet und sah mit hochgezogener Augenbraue zu Vater Murdo, ein leichtes Grinsen im Gesicht.