Der lange Weg

  • Von den Bewegungen abgelenkt, sah Korpa Fylla das letzte Stück hinab klettern. Flink war die grüne Dame eindeutig. Mit einem schlichten "Hallo" erwiederte Korpa die Begrüßung. " Nicht besonders viel würde ich sagen."

    Allmählich wurde es sogar Korpa in der gelegentlich auftauchenden Sonne zu warm, ohne die Kopfbedeckung zu verschieben, streifte sie den Umhang ab, legte diesen zu einem Bündel zusammen und behielt ihn erstmal in der Hand, weil sie nicht genau wusste wohin damit. Sachen auf dem Planken liegen zu lassen, hatte sich als ungünstig erwiesen. Der letzte Matrose, der über ihre Sachen gestolpert war, hätte wohl gerne mehr getan, als ihr nur einen bösen Blick zuzuwerfen.

  • Elion lüftete kurz den Dreispitz zur Begrüßung und nickte den beiden Neuankömmlingen zu.

    "Guten Morgen Fylla. Guten Morgen Korpa. Hoffe du hattest einen Schönen Ausblick von da oben Fylla?"

    Natürlich eine rein rhetorische Frage, aber dennoch der reinen Höflichkeit geschuldet. Bei dem famos guten Wetter musste sie vom Krähennest aus eine bildschöne Sicht gehabt haben.

    Er winkte dem Steuermann zu ihm einen Matrosen zu schicken bevor er an Dariar gerichtet erwiderte:

    "Drei Feldzüge sind es schon gewesen, oder Beldas?"


    Stimmungsvolle Musik:

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    Wer die Ursache nicht kennt, nennt die Wirkung Zufall (Mitsch)

    Zufall ist ein Wort ohne Sinn; nichts kann ohne Ursache existieren (Voltaire)

    Die Kenntnis der Ursachen bewirkt die Erkenntnis der Ergebnisse (Cicero)

    4 Mal editiert, zuletzt von Elion ()

  • "Dariar will wohl über Vergangenes reden. Ach und wir bekommen gleich ein paar Leckereien aus der Kombüse gereicht."

    Der Smut persönlich war an Deck erschienen und kam, ein mit einer Cloche abgedecktes Tablet mit der Linken balancierend und breit grinsend auf den Tisch zu.

    Elion sah Ihm übertrieben streng entgegen. Als der Mann auf zehn Schritte herangekommen war, begann dieser den Fehler zu realisieren und wurde erst langsamer und blieb dann stehen. Er sah nervös zwischen Tablett und dem Tisch hin und her. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und spurtete leise fluchend wieder von dannen.

    Fast wäre der Smut auf dem Rückweg mit einem anderen Matrosen zusammengestoßen. Dieser trug gerade zwei weitere Stühle heran, so daß es jetzt insgesamt sechs am Tisch wurden.

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  • "Grüße dich Korpa." Sagte Dariar schmunzelnd als Korpa sich zu ihnen gesellte. Elion ignorierend antwortet er auf ihre Frage mit kecken Gesichtsausdruck: "Stimmt. Du versteckst dich nicht. Du versuchst dich zu verbergen. Genieße doch einfach unsere Gesellschaft, höre die Segel im Wind flattern und sauge den Geruch der See ein. Das ist doch herrlich?" Als er so seine Weggefährtin ein wenig neckte, trat Fylla an den Tisch und grüßte und die Runde. Dariar immer noch schelmisch dreinblickenden erwiderte ihr nach Elion und Beldas: "Hallo die Dame." , und setzte sich wieder aufrecht in den Stuhl. Er legte die Unterarme auf den Tisch und begann sich die Hände leicht zu reiben. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernster als er Beldas und Elion zuhörte. Er antwortete ihnen: "Drei Feldzüge also ..." und zu Fylla und Korpa gewand, "... und ihr? Wie lange kennt ihr euch schon?"

  • "Ja, in der Tat, des Ausblick ist wirklich traumhaft von dort oben, kann ich jedem nur empfehlen! " Sie grinste keck in die Runde - wohl wissend, dass zumindest zweien in der Runde die Überfahrt auf dem Schiff nicht so recht bekam. Sie selbst liebte das Wasser und reisen per Schiff und konnte sich kaum etwas schöneres vorstellen. Es weckte immer Erinnerungen in ihr an ihre Familie und die Heimat in der alten Welt.

    "Ich war wirklich gerade auf dem Weg mir etwas zu Essen zu besorgen, aber als ich gesehen habe, wie ihr euch alle hier versammelt habt, überwog doch nie Neugier und der Wunsch nach Gesellschaft." sprach sie weiter an Beldas gewandt, "Wenn das Essen jetzt sogar noch hierher kommt, umso besser" - ihr konnte vorerst Nichts so schnell die gute Laune verderben, dafür hatte der Tag schon viel zu schön begonnen.

    Auf Dariars Frage hin, überlegte sie kurz, aber auch sie kam auf drei Feldzüge, die sie sowohl mit Beldas als auch mit Korpa bereits erlebt hatte. Und so antwortete sie ihm "Für mich sind es ebenfalls drei"

  • Ihr Blick kehrte zu Dariar zurück, als er anfing zu sprechen. Bei der Bemerkung, sie solle einfach die Gesellschaft genießen, neigte sie - leicht belustigt - den Kopf seitlich. Ehe er zu schwärmen anfing. Korpa verdrehte die Augen und stieß die Luft aus.

    Dabei versuchte sie genau diesen Dinge, wie den Geräuschen der Segel oder dem Geruch der See, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken.

    Trotz der Situation schaffte es Dariar, durch seinen neckenden Ton, dass sie sich ein wenig entspannte. Etwas das ihr seit der Abfahrt schwer fiel.

    „Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht mich vor dir ..“es lag eine gewisse Betonung in dem letzten Wort.“ ..oder den Anderen zu verbergen.“ Nun zumindest bisher nicht. “ Ich würde es allerdings vorziehen so schnell wie möglich wieder an Land zu sein. Ihr könnt mir dort genauso gut Gesellschaft leisten.“


    Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit und sie wandte den Kopf, um einen Mann mit einem Tablett zu entdecken, der eine interessante Abfolge von Gefühlen in seiner Haltung durchlebte und schließlich wieder verschwand. Stirn runzelnd sah Korpa erst dem Essensträger nach, eher ihr Blick auf die Stühle fiel und sie sich ein wenig beiseite bewegte, damit die Stühle einen Platz am Tisch fanden. Offensichtlich waren Fylla und sie gerade Teil der Tischgesellschaft geworden. Und da Dariar sie ohnehin schon aufgefordert hatte sich dazu zugesellen, setzte sie sich auch mit an den Tisch.

    Für einige Momente bekam sie das Gefühl auf einer Zuschauerbank zu sitzen, in mitten dieser Schiffe. Soweit sie bisher beobachtet hatte, gab es sonst keine Tische auf einem Schiffsdeck. Andererseits...sie wusste dank der Gespräche inzwischen wem dieses Schiff gehörte und gewisse Eigenarten wären damit wohl voraussehbar gewesen.


    Schließlich antwortete sie auf Dariars Frage. “Ich würde nicht behaupten irgendwen hier zu kennen. Hm.. waren es wirklich schon drei Feldzüge?“ Ihr Blick richtete sich ein klein wenig fragend zu Fylla. Die Zeit verging manchmal seltsam schnell.

  • Er nickte Corpa bestätigend zu.

    "Dariar, deine Fragen sind teilweise ungünstig gestellt und die Antworten ergeben so kein Gesamtbild.

    Wir haben nach mythodeanischer Zeitrechnung aktuell das Jahr 17 n.d.E. - für nach der Entdeckung.

    Beldas kenne ich seit 14 n.d.E. und in etwa genau so lange habe ich auch meine neue Residenz auf Felsi zusätzlich zur alten in Paolos Trutz. Ein oder zwei Jahre vorher kamen Beldas und Corpa irgendwie nach Felsi, aber da kenne ich keine Details und bitte um dringende Ergänzung.

    12 n.d.E. schleppte ich Fylla erstmals als Teil einer Einheit Söldner aus Skadu hier an.

    Im Norden bin ich seit dem Jahre 10 n.d.E. tätig nachdem Tiara Lea ein halbes Jahr zuvor ihre Nyamenkrone im Osten verlor, aus Sorge vor Regressionen in den Norden floh. Kurz danach verließen sehr viele nichtmenschliche Siedler und deren Freunde den Osten aus wachsender Furcht vor einem ... sagen wir Mob von rassistischer Menschen und keiner Nyame mehr die stark genug war um sie davor zu beschützen. In diesem Rahmen gab auch Daskoniar seine Baronie dort auf.

    Mit den Skalkjarn interagiere ich ernsthaft aktiv seit etwa 7 oder 8 n.d.E. - spätestens seit unserer gemeinsamen Beteiligung am Kachuana-Feldzug. Kennen tue ich sie vom Sehen her und aus... Berichten... schon seit etwa einem halben Jahr nach meiner offiziellen Ankunft hier, im Jahre 6 n.d.E.. Zu diesem Zeitpunkt waren die Skalkjar aber meinen Unterlagen nach schon ein paar Jahre auf Mythodea."

    Endlich näherte sich der Smut wieder. Dieses Mal wurde er von zwei Männern begleitet. Alle trugen abgedeckte Tabletts die sie sogleich auf dem Tisch platzierten.

    Der Smut wollte offensichtlich gerade anfangen zu erklären um was es sich handelte, aber wurde von Elion barsch mit einem strengen "Gracie" ausgebremst und mit einer Handbewegung entlassen. Sichtlich enttäuscht trottete er von dannen.

    "In der herangeschafften Truhe befinden sich Kelche, Besteck, Teller und Getränke."

    Er deckte nacheinander die Tabletts auf.

    "Essen wir lieber solange es noch heiß ist!"

    Es erblickten sie dünne noch dampfende Fladenbrote, Küchlein, Kaiserschmarrn, geröstete Kartoffeln, allerhand eingelegtes Gemüse, aufgeschnittene Wurst-, Schinken-, Speck- und Käsesorten.

    "Guten Appetit."

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  • Während er sich bückte um die Cloches auf den Boden zustellen, schossen ihm zahllose Gedanken und Bilder durch den Kopf. Erinnerungen. Wie ein Schneeleopard auf der Jagd hatten sie sich hinterrücks angeschlichen um ihn in einem unvorbereiteten Moment anzufallen.

    Über 10 Jahre...

    Erinnerungen an schier unüberwindbare Feinde.

    Tot.

    Freunde.

    Tot.

    Ordens- und Blutsgeschwister.

    Tot.

    Er hatte schon sehr viele Federn lassen müssen und viele Trümpfe verspielt.

    Als er sich wieder aufrichtete legte er unbewusst kurz den Kopf leicht schräg. Genau so wie...

    Kimberley.

    Die Bilder und Worte fingen an sich zu überschlagen und mit sehr gefährlichen Gefühlen zu vermischen. Er hatte das Gefühl einen Schlag in den Magen bekommen zu haben.

    Das Kind.

    Der nachste Schlag. Mitten auf die Brust.

    Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen...

    Das Armband wurde endlich aktiv. Es wurde wärmer und der Schmerz den es verströmte gab ihm wieder halt. Etwas woran er sich wieder zurück in die Realität hangeln konnte.

    Eine einzelner Tropfen Blut fiel aus seiner Nase auf seinen Hemdskragen.

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  • Fylla ging auf die Truhe zu, um das Geschirr und Besteck für alle heraus zu holen.

    Als sie sich hinunter beugte, fiel ihr Blick auf Elion, der gerade dabei war die Cloches auf den Boden zu stellen.


    Da war er wieder. Dieser leere Blick bei ihm.


    Seit einigen Jahren nun reisten sie zusammen und er war ihr bereits das ein um das andere Mal an ihm aufgefallen.


    Und doch konnte und wollte sie sich nicht daran gewöhnen und es jagte ihr jedes einzelne Mal eiskalte Schauer über den Rücken.


    Dieser glasige Blick, der deutlich machte, dass seine Gedanken gerade in vergangen Momenten fest hingen. Und mit Sicherheit waren dies keine schönen Erinnerungen.


    Solche Augenblicke ließen sie sich immer hilflos fühlen.

    Zu wissen, dass Elion, der Mensch, dem sie so viel zu verdanken hat, immer wieder von seiner Vergangenheit eingeholt wird und sie Nichts wusste, was ihm helfen konnte, war nur schwer für sie zu ertragen.


    Sie versuchte den Schauer abzuschütteln der sie überkam und sich nichts anmerken zu lassen.

    Hoffentlich haben die anderen das nicht bemerkt...

    Dachte sie sich und warf einen flüchtigen Blick in die Runde auf den Rest der Tischgesellschaft, bevor sie sich wieder der Truhe mit dem Geschirr zuwand.


  • Beldas Stand von dem unbequemen Stuhl auf und ging zu Fylla.


    "Lass dir doch Helfen, jeder kann sein Besteck selber holen. Wo kämen wir da hin wenn du hier alle bedienst."


    Er Pfiff.


    "Kommt bewegt euch, so ein Tisch deckt sich nicht von alleine!"


    Er nahm die Sachen die er brauchte und brachte sie an seinen Platz. Als er fertig war schaute er den verdammten Stuhl an und dachte sich, eines Tages Säge ich dich kürzer! Nebenbei viel ihm Elions und Fyllas Gesichtsausdruck auf, aber er beschloß dies vorerst nicht zu kommentieren. Er brauchte noch mehr Hinweise, irgendwas Stinkt hier dachte er sich und setzte sich wieder auf seinen Platz.

  • Manchmal haben eben auch Zwerge recht.

    Korpa hängte das Stoffbündel über die Stuhllehne und stand ebenfalls auf um beim Tischdecken zu helfen.

    "Ich habe noch nie einen Tisch und Stühle auf einem Schiffsdeck gesehen, ist das etwas einmaliges, was es nur auf diesem Schiff gibt?" Sie wäre ganz sicher die Letzte, die sich darüber beschweren würde. Momentan schien sie von der Aussicht an Deck zu Essen eher angetan zu sein.

    Das sich die Atmosphäre eine Spur verändert hatte, war ihr trotz der Ablenkung nicht entgangen und sie versuchte die Ursache zu erkennen.


    Korpa hatte zwar mit einigen der Anwesenden schon mehrere Feldzüge verbracht, aber noch immer fiel es ihr schwer deren Reaktionen und Gefühlslagen richtig einzuschätzen, viele der Verhaltensweisen waren ihr fremd.


    Das Wetter schien sich nicht verändert zu haben, was sie rasch mit einem prüfenden Blick feststellte. Also betrachtete sie die unmittelbare Umgebung. Beldas schien wie immer zu sein, ähnliches meinte sie auch bei Fylla zu beobachten, nur Elion war verdächtig still, schließlich redete er die meiste Zeit gern und viel. Ein leichtes Stirn runzeln folgte und sie entdeckte das Blut auf dem Hemd. Blut würde vermutlich immer ihre Aufmerksamkeit erregen, auch wenn die Wesen, mit denen sie zur Zeit lebte, einen anderen Bezug dazu hatten.

    Erst auf den zweiten Blick betrachtete sie kurz das Gesicht von Elion.

    "Stimmt etwas nicht?" es war eine Frage ohne Sorge dahinter, eine schlichte Frage um herauszufinden, was sich mit dem Ausdruck seines Gesichtes verbinden ließ und ob er die Ursache für die veränderte Atmosphäre war oder ob ihr nach wie vor etwas entscheidenes entging. Letzteres gefiel ihr nämlich gar nicht.

  • Elion sah Corpa verwirrt an während er sich wieder das linke Handgelenk rieb.

    "Was? Wie? Stühle? Ja. Ich meine Nein. Ich meine, das es darauf ankommt... auf ... das Schiff ... und ... die Umstände... "

    Es schien so als wäre er soeben aus einem Tagtraum gerissen worden und noch nicht wieder ganz da.

    Ein weitere Blutstropfen fand seinen Weg auf den Hemdskragen.

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  • Endlich redet Elion. Dachte Dariar, als Elion anfing ihm eine Zusammenfassung der vergangenen Jahre zu geben. Aber was musste er da hören?! Daskoniar hatte eine Baronie auf Mythodea! Er fand schon vor Jahrzehnten Land! Dariars Muskeln spannten sich an. Seine auf den Oberschenkel ruhenden Hände grube sich in den Stoff seiner Hose. So verharrend starrte er Elion fassungslos an und vergaß die anderen um ihn herum. Wie am Ende eines Tunnels sah er nur Elion und wie sich sein Blick veränderte. Für einem Moment schien die Zeit still zu stehen. Dariars Gedanken überschlugen sich wieder. So lange war ich von ihnen getrennt! So lange spürte ich sie nicht mehr! Warum ist es jetzt so seltsam? Was ist aus mir geworden?! Eine Träne rann ihm über die rechte Wange.

    Von Beldas's Pfiff wieder in die Gegenwart geholt, sah Dariar, wie Elion ein Tropfen Blut aus der Nase auf sein Hemd tropfte. Er wischte sich beiläufig die Träne aus dem Gesicht, während er Elion weiterhin fixierte. Da noch ein Tropfen Blut! Dariar löste seinen Blick von Elion, stand auf, ging zur Truhe, nahm sich sein Besteck, Geschirr und eine Serviette. Bei Elion angekommen, legte er wortlos die Serviette vor ihm auf den Tisch, ging zu seinen Platz und setzte sich. Dariar legte alles sorgsam vor sich auf den Tisch. Als er sich anlehnte, berührte er wie in Trance kurz den Anhänger seiner Kette, die vier Elemente. Elion ausdruckslos anblickend saß Dariar ruhig da.

  • Elion sah erst die Serviette und dann Dariar verwirrt an.

    "Ja... Wo war ich gleich stehen geblieben? Ach, ja. Sitzmöbel werden üblicherweise nicht aufs Oberdeck gebracht,- zumindest nicht alltäglich. In der Tat. Allerdings sind unsere Umstände mehr als außergewöhnlich:"

    Er zählte demonstrativ an seinen Fingern ab.

    "Die Wahrscheinlichkeit hier mitten in diesem Schiffsverband plötzlich angegriffen zu werden, geht gegen Null. Das Wetter ist ganz fabelhaft und ich bin der verdammte Reeder!"

    Ein weitere Blutstropfen fiel ihm beim Sprechen aus der Nase. Diesmal auf sein Hand.

    Überrascht schaute sich Elion diese daraufhin an.

    "Oh..."

    Er griff nach der Serviette auf dem Tisch und hielt sie sich sogleich unter die Nase. An Dariar gerichtet sagte er nun endlich verstehend.

    "Tschange!"

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  • Dariar verstand zwar Elions Sprache nicht, konnte jedoch erahnen, dass er sich bei ihm bedankte. Er nickte ihm zu. Danach wand Dariar sich dem Tisch zu und begann sich von dem reichhaltigen Angebot an Essen zu bedienen. Nachdem er sich den Teller vollgeladen hatte, stand er wieder auf, ging zur Truhe und suchte nach Met. Er fand eine Flasche Portwein, die er auf den Tisch stellte. Dariar holte noch 5 Kelche aus der Truhe, stellte sie ebenfalls auf den Tisch, nahm wieder den Portwein, öffnet ihn und goss ihn in jeden der Kelche. Er stellte die leere Flasche neben die gefüllten Trinkgefäße, nahm sich einen der Kelche und ging zurück zu seinem Platz. Dort angekommen schaute er in die Runde, erhob seinen Kelch und sagte: "Auf die ruhmreichen Toten." So blieb er stehen und blickte immer wieder von einem zum anderen.

  • Ein wenig misstrauisch beobachtete Korpa die Anwesenden.

    Sie alle verhielten sich anders, als sie es vor wenigen Minuten noch getan hatten. Leise atmete sie durch.

    Es war nicht das erste Mal, dass ihr das Verhalten der Anderen seltsam erschien.

    Sie musterte Elion, während er sein Blut abwischte und runzelte etwas die Stirn bei Dariars Körpersprache und dessen Ausdruck im Gesicht, auch Fylla schien irgendwie weniger...ausgelassen zu sein. Nur Beldas war einigermaßen so wie sonst, was immerhin beruhigend war.


    „Was ist ein Reeder?“ ihr war dieses Wort noch nicht untergekommen, aber das galt für so einige Worte, die aus Elions Mund kamen. Bevor dieser noch antworten konnte, schweifte ihr Blick Dariar nach, der emsig damit beschäftigt war jedem etwas zu Trinken zu organisieren. Korpa nahm sich den ihr zugeteielten Becher und blieb weiter stehen, sagte aber nichts zu dem Trinkspruch, sie würde lediglich die Geste der anderen nachahmen.

  • Beldas Pfeifen holte auch Fylla zurück aus Ihren Gedanken.

    Hatte sie eben eine Träne bei Dariar gesehen? Sie war sich nicht sicher... Zumindest wirken seine Augen ein wenig glasig. Sollte ich ihn vielleicht später noch darauf ansprechen? Oder wäre ihm das unangenehm? Darüber müsste sie später noch einmal in Ruhe nachdenken.


    Dankbar, dass die Anderen (zumindest scheinbar) keinen großen Anstoß an Elions kurzzeitiger geistiger Abwesenheit nahmen, sondern Dariar ihm lediglich stumm eine Serviette hinlegt, holte auch sie endlich ihr Geschirr hervor und füllte sich auf.

    Essen. Ja etwas essen wird jetzt gut tun.


    Indes hatte Dariar eine Reihe Kelche mit Portwein gefüllt, nahm sich einen und sprach einen Toast auf die Gefallenen aus.

    Auch wenn sie eigentlich kein großer Freund dieses Getränkes war, so wusste sie, dass es jetzt in diesem Augenblick genau das war, was sie brauchte. Und so nahm sie sich ebenfalls einen der Kelche.


    Doch bevor die Anderen einstimmen konnten, beschloss sie noch auf Korpas Frage zu antworten: "Als ein Reeder wird gemeinhin jemand bezeichnet, der ein oder mehrere Schiffe besitzt. Gerne um mit ihnen zum Beispiel Seehandel zu treiben oder aber Personen zu befördern. Ich selbst besitze ebenfalls ein Schiff, die Wilhelmina, etwas kleiner als Elions Triton hier, welches sich jedoch aktuell auf einer Handelsreise befindet. Somit bin ich ebenfalls eine Reederin - wenn auch nur mit einem einzigen Schiff, nicht mehreren wie Elion. Man könnte also sagen ich führe eine Einschiffgesellschaft unter dem Deckmantel des Handelkontors meines Vaters, dessen Geschäfte ich hier auf Mythodea führe."


    "So, aber nun lasst uns anstoßen... Und danach lecker Speisen, bevor die Köstlichkeiten hier noch kalt werden! " Sie hob ihren Kelch an und sprach Dariar nach:"Auf die ruhmreichen Toten!"


  • Elion schien mit dem Trinkspruch nicht ganz glücklich, aber wollte weder Dariar noch Fylla unterbrechen und schwieg daher lieber. Als auch sie ihren Toast gesprochen hatte, wollte er etwas erwidern, aber zögerte. Er nickte ein wenig stolz bei ihrer Erklärung.

    Dann erhob er seinen Kelch. Eher gemäßigt sagte er.

    "Auf die Überlebenden!"

    Er kannte die Wahrheit. Am Tod war rein gar nichts Ruhmreiches. Er hatte außerhalb Mythodeas schon mehr als einmal davon kosten müssen und war wenig begeistert vom Totenreich gewesen.

    "Denn wer auf Mythodea stirbt kommt weder in ein Land der Toten noch in ein göttliches Paradies, egal woran er glaubte. Keine Götter, deren Diener oder Sensenmänner oder andere Kräfte von außerhalb Mythodeas die einen irgend wohin geleiten. Die Seele landet, so alles funktioniert in Terras Seelenmühle und wird schlichtweg zerlegt und wiederverwertet. Zumindest kennt Mythodea keine Hölle. Aber mit Pech wird man zu einem ruhelosen Geist oder landet in den Fängen des Untoten Fleisches..."

    Er kicherte düster.

    "Sprich, nur wer seine Seele irgendeiner finsteren Macht außerhalb Mythodeas überlassen hat oder wieder der Regeln seiner Götter lebt und hier stirbt, macht ein wirklich gutes Geschäft..."

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  • Korpa wandte den Blick zu Fylla und hörte ihr aufmerksam zu, als sie das Wort und dessen Bedeutung erklärte. " Ich verstehe" meinte sie anschließend, nickte ihr sachte zu und wandte sich zurück in Richtung Männer, als Fylla zum Antoßen aufforderte und ihrerseits eine Spruch dazu äußerte. Korpa schwieg nach wie vor zu dem Anlass und behielt eine neutrale Miene bei.

    Elion wollte auf die Überlebenden anstoßen, die Anderen auf die Toten, beides erschien ihr nicht immer wünschenswert.


    Seine letzte Aussage sorgte allerdings dafür, dass sie ihre Stirn nachdenklich runzelte und in Gedanken versunken ganz den Zeitpunkt des Trinkens versäumte. Das war eine wirklich interessante Aussage gewesen...