Sie konnte buchstäblich die Hand vor ihren Augen nicht mehr sehen!
Wie eine weiße Wand war der Schneesturm auf sie zugekommen und hatte sie eingehüllt, in eine undurchdringliche Hülle aus Weiß.
„Göttin!“ kam es der Frau von den Lippen. Mit einem Schütteln des Kopfes machte sie ihrem Unglauben Platz.
Sie war schon seit über 20 Sonnenzyklen als Wanderpriesterin unterwegs und hätte nicht gedacht, dass sie das Wetter inzwischen noch einmal so in Bedrängnis bringen könnte!
Mit Sorge hatte sie bereits den ganzen Tag zum Himmel gesehen, war jedoch in dem tiefen Schnee nicht schnell genug voran gekommen, um Selfiran zu erreichen.
Überhaupt schien ihr Weg wenig genutzt zu werden- zumindest sah sie seit dem Morgengrauen keine Fußspuren im frischen Schnee.
Lediglich Hinweisschilder am Wegesrand,- nicht die Wege zu verlassen- zeugten davon, dass hier durchaus eine häufig genutzte Strecke war.
Sie brauchte einen Bezugspunkt! Felsen, die Schutz versprachen, hatte sie vor Eintreffen des Sturmes nicht entdecken können- nur die Wälder, die beide Seiten des Weges säumten, versprachen Schutz und Orientierung.
Die Schneeflocken trafen sie wie eisige Nadeln im Gesicht und machten es ihr schwer, die Augen überhaupt geöffnet zu lassen.
Halb blind taumelte sie in Richtung Wald. Dort angekommen, suchte sie einen besonders dicken Stamm.
„Gut.“ flüsterte sie, während sie die Rinde des Stammes betrachtete um die typischen Zeichen der Wettereinschläge und somit der Himmelsrichtungen zu betrachten.
„Hier ist Norden…dorthin muss ich…“
Nach wenigen Schritten schüttelte Mairead jedoch den Kopf. – nicht hier und nicht jetzt- der Schnee im Wald war knietief, sie würde zuviel Energie verlieren.
Seufzend ging sie zurück zu einem Baum mit großem Umfang und kauerte sich mit dem Gesicht gegen den Stamm. Rücken und Füße deckte sie mit Fellen ab, die sie bei sich trug- ihren dicken Wollmantel schlang sie um sich.
Nur ihre Hände ließ sie aus dem Umhang hervorkriechen. Die Priesterin wärmte sie mit ihrem Atem während sie sie auf dem Baumstamm ablegte.
„Enaid y goeden! Dw i’n hoffi cadwch yn gynnes.“ sprach sie leise, um die Seele des Baumes um Hilfe zu bitten.
Sie würde sich einschneien lassen- die Felle sollten genug isolieren, dass der Schnee letztendlich wie eine Schutzhülle wirken würde.
Sie wusste, dass sie bis zum Ende des Sturmes so würde ausharren müssen.