Beiträge von Mairead Inghean O' Broin

    Mairead konnte nicht umhin, erleichtert zu sein.

    Seitdem sie satt war, erdrückte sie fast die Erschöpfung, aufgrund der fast übermenschlichen Strapazen, der sie heute im Schneesturm ausgesetzt gewesen war.

    Sie konnte von Glück reden, dass alles so glimpflich ausgegangen war und dass sie sogar noch einen derart interessanten Ort kennengelernt hatte.

    Dankbar nickte sie ihrem Gastgeber zu und nahm ihre nassen Umhänge neben der Feuerstelle und ihr restliches Hab und Gut an sich.


    "Ich danke dir vielmals. Sehr gerne werde ich ein anders Mal wieder in dieser faszinierenden Stadt einkehren. Es war mir eine große Freude, deine Bekanntschaft zu machen- und die, von Birkenschildt."

    Die Priesterin folgte Rochus zur Heilerakademie, wo sie von einem Krankenwächter übernommen wurde, der ihr - ohne viel zu fragen- einen Schlafplatz zuwies.

    Die Priesterin lächelte. "Nun, dann mag der Begriff Questorin angemessen sein."


    Kurz zögerte sie, ob sie ihre Zurückhaltung der letzen Minuten erklären sollte.

    "Sich als Volk über die Schöpfung zu stellen und gar die Schöpfung selbst zu übernehmen- gilt in meiner Glaubenswelt als unreif und verwegen. Dies mag nicht für Kelten generell gelten, aber für meinen Weg. Denn nur die, die die Zusammenhänge des Großen Ganzen nicht begriffen haben, erwägen in Selbstüberschätzung darin einzugreifen."


    Sie grinste Rochus offen an und lachte leise, was ihre Worte etwas entschärfte. "Ich bin euer Gast und möchte euch nicht beleidigen. Meine Zeit als Wanderpriesterin haben mich gelehrt, zu schweigen, wo es angebracht ist.

    Jedoch sollte ihr folgendes von mir wissen: Ich werde eine Manipulation der Schöpfung selbst, in meiner Gegenwart nicht dulden. Jedoch sprecht ihr von einem fernen Land und einem fernen Volk in ferner Zeit....ich sehe hier kein Problem, warum wir uns nicht gut verstehen sollten."

    Mairead nahm sich noch eine Art Fruchtmus und sah ihr Gegenüber aufmerksam an.

    Mairead ließ die Worte des Protektors eine ganze Weile auf sich wirken. Hatte er ihr gerade gedroht?


    Sie beschloss, dass dem nicht so war....jedoch auch, vorsichtig zu sein.

    Ein Mann, der Kläger, Richter und Henker in sich vereinte war gefährlich. In Verbindung mit Willkür, sehr gefährlich.


    "Was ist eine Questorin? Dieses Wort ist mir unklar. Ich glaube nicht, dass ihr in Verbindung mit mir, die römische Bedeutung meint?" fragte die Priesterin letztendlich nach einer Weile.


    Wenn das Ziel der Nyame tatsächlich, die Vereinigung und der Frieden aller Völker ist...wußte sie nun, warum ihre Göttin sie hierher gesandt hatte... dachte Mairead still.

    Interessant, ein Beweis mehr, dass sie sich selbst hier auf den gezeigten Weg verlassen konnte.

    "Politik, ist ein tausendschneidiges Schwert." nahm sie die Metapher von Rochus auf. "Ich meide sie, wo es mir irgendwie möglich ist."

    Die Priesterin hatte tatsächlich Schwierigkeiten, seinem Vergleich zu folgen.

    "Ähm....Birkenschildt ist sehr stolz darauf, dir zu dienen. Er würde ohne zu zögern für dich oder das, was du befiehlst sterben. Aber ich denke, das weißt du." versuchte sie den Vergleich zu interpretieren.


    "Es macht immer Sinn, sich diejenigen, denen man vertraut mit bedacht auszusuchen." ergänzte sie noch.


    "Du scheinst eine Hand dafür zu haben, Völker zu vereinen- und ihnen doch ihre Individualität zu lassen." - sie machte eine allumfassende Geste durch das Gasthaus-

    "Das schätze ich sehr- auch ich sehe es als meine Aufgabe, Verbindungen zu suchen und zu fördern - im weitesten Sinne." Mit diesen Worten schob sie ihren Teller weg und reinigte ihr Besteck mit einem Tuch, bevor sie es wieder in ihre Tasche steckte.

    "Mir war nicht bewusst, dass Selfiran SO ist. Eine Schande- ich bin schon so oft an dieser Stadt vorbeigeritten und nie eingekehrt."

    "Birkenschildt? Nein!" Mairead lachte.

    "Er war beeindruckend, ich hatte vorher noch nie einen Ent gesehen.

    Er hat mich hierher gebracht.

    Du kannst stolz sein, auf deineHelfer.


    Wie kommt es, dass du mit ihnen verbunden bist?" fragte sie interessiert.

    Mairead runzelte die Stirn und schwieg eine ganze Weile, während sie aß.


    "Sid'he..... Bist du derjenige gewesen, der dafür gesorgt hat, dass Birkenschild- gälisch spricht?" fragte sie scheinbar losgelöst von den jüngsten Ausführungen des Protektors.

    " Tír na nÓg??" Mairead viel vor Schreck fast das Essen von der Gabel.


    "Wie meint ihr das?....ihr kommt von der Insel der ewigen Jugend?

    Seid ihr ein Nachfahre der Thuate de Danan??"


    Man konnte förmlich sehen, wie es in Maireads Kopf arbeitete.

    Mairead runzelte die Stirn.

    Jedoch nicht kritisch, sondern um Verständnis bemüht.

    "Du wirst wohl kaum die Alten Herrscher meinen. Von welcher Welt redest du?...

    ...."und was für Zeug ist das da in deinem Glas?" sie lachte verstohlen.

    Mairead nickte, nur konnte man schwer einschätzen, zu welcher Ausführung sie ihre Zustimmung gab.

    Vielleicht zu allen?


    "Du wurdest gezüchtet? Darf ich fragen, was du bist? Bist du so etwas wie ein Hexer?" man merkte, dass Maireads Neugier geweckt war.


    Sie ignorierte das gebrachte Besteck und nahm ihres aus Holz.

    Genüßlich kostete sie die dargebrachten Speißen und begann dann sichtlich zufrieden zu essen.

    Dankbar lächelte Mairead den Mann an und folgte ihm zu einem freien Tisch. Erleichtert ließ sie sich auf den bequemen breiten Stuhl sinken und streckte die Füße aus.

    "Du scheinst vielen "Dingen" gegenüber offen zu sein?" deutete Mairead mit einem Blick auf seinen vielgestaltigen symbolischen Schmuck an.


    Dann lachte sie leise und ihre Augen blitzten amüsiert. "Man kann mit mir sehr gut über alle möglichen und unmöglichen Götter und Glauben sprechen. Ich bin nicht eingeschränkt und lerne gerne dazu.- falls ich das gerade nichtig interpretiert habe, hattesr du hier Bedenken?"

    "Slainte ua!" antwortete Mairead automatisch. Immernoch mit dem Tee in der Hand.

    "Ich diene meiner Göttin. Ihr bin ich verpflichtet- auch hier auf diesem seltsamen Kontinent."


    Mit diesen Worten begann Mairead aus ihrem Rucksack einen Teller und Besteck heraus zukramen.

    Es fällt auf, dass selbst das Besteck aus Holz ist.

    "Mir genügt etwas Brot und Fleisch. Dafür muss niemand geweckt werden. Darf ich mir einfach nehmen?" fragte die Priesterin den Protektor.

    "Ich habe unserem Righ Mical die Treue geschworen, solange ich in Nebelwacht weile.

    Biorach ist Erster Krieger. Er hat lediglich in Leasleigh Befugnisse- dort halte ich mich selten auf."

    antwortete Mairead um Diplomatie bemüht.

    "Du hast recht- ich habe bis jetzt nur dem Wirt gesagt, das ich um eine Unterkunft mit Speiß und Trank bitte. Vielen Dank dafür."...wechselte sie in eine vertrautere Anrede.


    Sie lächelte. "Natürlich wäre ich gespannt, eure berühmte Akademie kennenzulernen."

    Prüfend sah Mairead ihr Gegenüber an.

    Sie mochte keine Almosen. Alles hatte seinen Preis... vielleicht sollte sie sich aber auch eingestehen, dass sie mitlerweile zu viel Zeit mit Illythiiri verbrachte- das färbte offensichtlich ab.


    Die Priesterin nickte.

    "Ihr habt selbstverständlich ein Recht zu erfahren, wer warum in eurer Stadt ist und ich danke euch, für eure Einladung.

    Mein Name ist Mairead Ighean O'Broin. Ich bin keltische Wanderpiesterin und zur Zeit zu Gast in Nebelwacht.

    Meine Reisen nach Paolos Trutz, beruhen darauf, dass ich regelmäßig nach meinem Ziehsohn dort schaue."

    Trotzig reckte sie das Kinn. Scheinbar hatte Rochus einen Punkt getroffen.


    "Mich schickt man nicht- niemand." dann wurde ihr Ton versöhnlicher.

    "Ich bin auf der Durchreise nach Paolos Trutz. Ich bin regelmäßig auf der Durchreise hier.

    Doch heute bin ich wegen des Schneesturms hier gestrandet."

    Mairead stand auf, es schadete nie höflich zu sein.

    "Ich versuche gerade zu klären, ob mein Zahlungsmittel hier akzeptiert wird." entgegnete Mairead.

    "Der Wirt meinte, ich solle mit euch darüber reden?- Protektor Selfirans."

    Irritiert blicke Mairead den Wirt an.

    Somit hatte sie keine Antwort auf ihre Frage bekommen. Konnte sie nun hier nächtigen? War der Stein als Zahlungsmittel zulässig? Entschied das alles der Protektor?


    Nachdenklich sah sie in die Runde.

    "Ja bitte- etwas heißer Tee wäre wundervoll."

    Sie konnte kaum das Zittern unterdrücken, dass ihr Körper nun produzierte. Vorhin war sie noch jenseits dieser Körperreaktion gewesen, aber jetzt wollte er wohl möglichst schnell zu Wärme kommen.

    Still setzte sie sich in die Nähe des großen Kamins, der die Stube erwärmte und beobachtete das Treiben in der Taverne.

    Es gab kaum eine Rasse, die hier nicht vertreten war....auch schien jeder mit jedem zumindest respektvoll umzugehen....es gab jung und alt...auch Anhänger verschiedener klerikaler Stände konnte sie erahnen.

    Sie hielt lange die heiße Tasse einfach nur in der Hand.

    - Fräulein- es war hier schon das zweite oder dritte Mal, dass sie hier so genannt wurde. Mairead schmunzelte. Sie war bei weitem nicht mehr die Jüngste....eine seltsame Bezeichnung für jemanden, der doppelt so alt, wie das Gegenüber war.


    Der weißhaarige Mann, der mit den Kindern das Lied einübte, schien für viele hier eine wohlbekannte Person zu sein. Freundlich lächelten ihm Vorbeigehende zu.

    Er war der Protektor? Hatte sie das richtig verstanden?

    Ihr Blick schweifte weiter zum oberen Stockwerk- hier hoffte sie auf ein Gästezimmer für die heutige Nacht.

    Wieder seufzte sie- dann trank sie ihren ersten Schluck Tee.

    Mairead blickte sich neugierig in der Stadt um, hatte jedoch keine Muse, lange zu verharren- sie wollte einfach nur ins Warme.

    Selfiran schien von großem Reichtum zu zeugen.

    Mairead schnalzte mißmutig mit der Zunge. In reichen Städten war es in der Regel teuer zu nächtigen...nicht, dass sie arm war- aber sie war sparsam. Luxus bedeutete ihr nichts- genauso wenig, wie Macht.


    Wieder Wachen....an der Eingangstür zum Gasthaus? Vielleicht zum Schutz des Protektors? Da diese Mairead jedoch einließen, machte sie sich darüber keine weiteren Gedanken.


    Es viel ihr schwer, sich diesem Gedränge zu stellen... soviele Wesen... soviele Unwägbarkeiten....

    Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, begann sie sich aus ihren zwei Reisemänteln, die sie übereinander getragen hatte, zu schälen.

    Hervor kam zweckmäßige Reisekleidung, die jedoch von hervorragender Qualität war.


    Kurz orientierte sie sich in Richtung der Theke und ging darauf zu.

    Auf dem Weg dorthin registrierte sie die Schar von Kindern und lächelte über die Freude und den Spaß, den diese ausstrahlten.


    "Entschuldigt bitte. Ich benötige Speiß und Trank, sowie Unterkunft für eine Nacht. Ich kann euch dies...dafür geben. Ist das akzeptabel?" fragte sie den Erstbesten, des Thekenpersonals.

    Dabei legte sie einen kleinen ungeschliffen Rubin auf den Tresen, der wohl ungefähr einem halben Goldstück entsprechen müsste.

    Ein Schmunzeln umspielte Maireads Lippen, als sie beide Soldaten mit derartigem Unverständnis antworten hörte.

    "Nun gut. Dann seid gesegnet mit Wohlstand und Gesundheit." nickte sie beiden zu.


    Sie trat vollkommen aus dem Torbogen hervor und orientierte sich in Richtung des Gasthaus- Lärmes.

    Die Priesterin verharrte kurz, um aus einer Naht an ihrem Ärmel etwas hervor zuholen- dann ging sie weiter.


    Schon bald stand sie vor dem Gasthaus, das gut gefüllt zu sein schien. Die Düfte und der Lärm erschlugen sie fast nach der Stille des Waldes.

    Sie seufzte....


    ...und trat ein.

    Die Heilkundige in ihr konnte sich das kaum ansehen.

    Nach einem zögerliche Schritt durch das Tor blieb sie stehen.

    "Darf man euch irgendwie aushelfen? Mit Mänteln oder einer warmen Suppe?....ich möchte euch nicht zu nahe treten, aber ich.......muss das einfach fragen."

    Oje, dachte Mairead innerlich. Höchstwahrscheinlich hatte sie jetzt irgendeinen fauxpaux begangen...das wäre typisch für sie.


    Ihr Blick ging sehnsüchtig zu der Wärme versprechenden Taverne.

    "Ich könnte euch etwas vorbei bringen?" versuchte sie noch erklärend zuzusetzen.

    "Ich grüße Euch!" war das Erste, was die erstaunte Priesterin hervorbrachte, während sie die Wachsoldaten offen musterte.

    'Was war das hier für ein Spiel? Wie konnte man Soldaten befehlen, sich derart spärlich bekleidet auf Wache zu begeben?- Bei dieser Kälte?'


    Währe sie nicht derart durchgefroren gewesen, dass sie kaum noch ohne zu schlottern stehen konnte- wäre sie auf den Fersen umgedreht.


    Sie wollte nicht urteilen und kannte diese Leute hier nicht... vielleicht gab es einen Grund...aber Mitleid und Unverständnis regten sich in ihr, als sie die blauen Verfärbungen betrachtete.


    "Heilerakademie?" wiederholte sie etwas irritiert.

    "Ja- vielleicht. Vorrangig würde ich um Einlass und etwas Wärme bitten. Ich bin schon den ganzen Tag unterwegs" erklärte sie höflich.

    Ihr Blick war fragend.