Fylla konnte nicht gut schlafen in dieser Nacht.
Immer wieder war sie aufgewacht, den Kopf voller Gedanken über den Tag.
Es hatte erst so schön begonnen. Noch in der Dämmerung war sie in das Krähennest geklettert um den Sonnenaufgang zu beobachten.
Als sie wieder unten an Deck war ging es mit einem recht viel versprechenden Frühstück weiter, bis dann doch alles anders irgendwie kam. Wie sagte Vater in solchen Momenten noch immer? Erstens kommt es anders, zweitens als Du denkst... Das Väter auch immer Recht behalten müssen...
Die Diskussion die sie mit Korpa geführt hatte drohte zu eskalieren und so zog sie es vor sich besser zurück unter Deck zu ziehen...
Als sie später am Tag wieder zurück kam, war auf einmal alles anders. Sie merkte sofort, wie die Stimmung gekippt war und alle noch Anwesenden sehr wortkarg gewesen sind.
Korpa und Wolfonar waren indes nicht mehr da und einer der Matrosen berichtete ihr auf Nachfrage, dass sie auf das skalkische Schiff gegangen sein, um dort weiter zu reisen. Mehr wollte oder konnte er ihr auch nicht sagen.
Den Ganzen Tag und auch des Nachts in den wachen Momenten grübelte Sie darüber was wohl passiert sein möge...
Es ging nicht mehr. Sie gab es auf weiter zu versuchen zu schlafen. So beschloss sie wieder an Deck zu gehen, um ein wenig frische Luft zu schnappen.
Sie stand auf und zog sich einen grünen Wollumhang über ihr dunkelblaues Nachtgewand aus Flanell.
An den Füßen hatte sie die gestrickten Socken an, die Ihre Großmutter ihr bei Ihrem letzten Besuch in der Heimat mitgegeben hatte. Anfänglich hatte sie dieses Geschenk belächelt und sich still und heimlich gedacht Großmütter halt... Doch nun war sie sehr froh darum. Großmütter halt - sie wissen immer was du wirklich brauchst, noch weit bevor du selbst es weißt... 😊 Bei dem Gedanken an diese wunderbare Frau musste Fylla kurz lächeln.
Noch schnell in die Schuhe geschlüpft und ein Nachtlicht geschnappt und schon fand sie sich auf Ihrem Weg ans Deck wieder.
Als sie jenes betrat, bot sich ihr ein skurilles Bild.
Ein zusammengesungener Schatten an der Reeling, sowie eine weitere schemenhafte Gestalt, von der sie vermutete, dass es Elion sein könnte.
Eben diese Gestalt stand kampfbereit in Position, während von dem Schatten an der Reeling ein schönes, wenn auch trauriges Flötenlied zu hören war...
Beim Näher kommen sah sie, dass es sich um Dariar handelte, der dort in sein Spiel versunken saß. Er sah so traurig aus dabei.
Sie empfand Mitgefühl für ihn. Auch wenn sie noch nicht ganz verstand was genau ihn so traurig machte, verstand sie sehr gut, dass er jetzt Trost brauchen könnte. Oft fehlten ihr dafür die rechten Worte und so entschied sie sich, sich zumindest neben ihn zu setzen und ihm damit zu zeigen, das er nicht allein ist, das sie da ist für ihn wenn es es wünscht.
Sie lauschte weiter seinem Flötenspiel und fast automatisch legte sie ihren Kopf auf seiner Schulter ab...