Ein Vorbote der Notwendigkeit

  • Nun fand sich auch Eroth im Speisesaal ein. Die unerwarteten Worte und das starke Entgegenkommen hatten ihn nicht nur verwundert, sie hatten ihm auch einen sichtbar erholsamen Schlaf vergönnt. Auch wenn nicht einmal der erste Spatenstich getan war kehrte das Gefühl ein, den richtigen Weg zu beschreiten. All dies Spiegelte sich in dem, ungewohnt hellen "Guten Morgen" wieder, das er beim eintreten von sich gab.

  • "Wie kommst du bitte auf Magier?!" fragte Vordt durchaus verwirrt, als Halbblut aufeinmal begann die Waldtempler als Magier zu betiteln und über wachsende Bäume zu sprechen. "Die Waldtempler sind ein Kriegerischer Verband und haben mit Magie soviel ich weis garnichts am Hut...zumindest auf dem Feldzug habe ich nichts in ihren Reihen gesehen was auf Magier hindeutet. Wenn dann eher auf Ritter, Paladine oder Adelige." Versuchte er noch seine Verwirrung zu erklären - und vielleicht so noch Halbblut von dummen Gedanken abzubringen - während dieser zusammen mit Vordt das Gasthaus betrat. Es begrüßte sie die aufgeheizte Ofenluft, der Geruch nach frischen Speisen und zwei bekannte Gesichter, die es sich an einem Tisch bequem gemacht hatten. Halbblut "verabschiedete" sich und trat zu den beiden hinüber. Vordt zuckte kurz mit den eigenen Schultern und stellte sich an das prasselnde Feuer des Kamins um dort etwas Wärme zu finden, während Halbblut sich um seine Angelegenheiten kümmerte. Eroth betrat ebenfalls den Raum um die Anwesenden mit einem überraschend freudigen "Guten morgen" zu begrüßen. Vordt dreht den Kopf zu dem älteren Mann und nickt diesem zu. "Guten morgen Herr Eroth."

  • Verdammt, was glaubt Lioba denn gesehen zu haben? Sie schaut, als hätte sie mich bei einem wilden Stelldichein erwischt oder so. Dabei war der Abend doch einfach nur ganz gemütlich gewesen oder irrte er sich vielleicht?

    Der Nebel der Müdigkeit und des Alkoholgenusses lag immer noch ein wenig über den Erinnerungen und er hatte gerade anderes im Sinn, also fummelte er sich den kleinen Ast aus den Haaren - wie zum Vermummten hatte sich der dort verfangen können? - und sah Lioba offen ins Gesicht. "Ich äh ... guten Morgen, danke für den Hinweis. Wir hatten doch gestern über unsere Meritokratie geredet und die Aufgaben und ich wollte mich ums Holz kümmern und muss das jetzt lernen in einem Waldtempel bei irgendwelchen Baummagiern - hallo Alpha! - und äh, ich würde ja gerne sofort aufbrechen, aber ich weiß nicht wohin und mit wem ich dann reden soll, also ich denke das würde ich schon hinbekommen, aber in welche Himmelsrichtung soll ich überhaupt gehen?", beendete er seinen aufgeregten Wortschwall. Na toll, jetzt ist mein Wortpensum für den Tag fast voll.

  • "Immer mit der Ruhe, mein Lieber. Setz dich ersteinmal" Sie hielt ihm -immer noch grinsend- die Kaffetasse hin. "Die Waldtempler sind alles andere als Magier. Es ist ein militärisch gut strukturierter Orden, ihnen gehört Aldarias Wacht, ganz im Osten des Nordens. Das waren die ersten Holzexperten, die mir gestern eingefallen sind. Auch Glabius hat angeboten, dich bei seinen Waldbauern in die Lehre zu schicken. Und das sind sicher nicht die einzigen, die Ahnung davon haben. Beide Angebote haben Vor- und Nachteile. Du kannst für dich selbst entscheiden, worauf du Lust hast." Mit einem Blick zu Eroth fügte sie hinzu "Und dein Alpha hat sicher auch noch ein Wörtchen mitzureden"

  • Mit einer gefüllten Tasse begab sich Eroth zum Tisch um den sie sich versammelt hatten und setzte sich. Gefolgt von einem langen Ausatmen das seine Lippen zum flattern brachte. An Halbblut gewand sagte er "Geduld ist eine Tugend, Diplomatie eine Notwendigkeit und Vorbereitung eine unausweichliche Statute. Zuerst wege ab welche deiner Möglichkeiten für dich am vorteilhaftesten ist. In Sciminova sind deine Wege kurz und du kennst bereits weite Teile der Umgebung. Ebenso kennen dich die Menschen dort. In Aldarias Wacht, sollten sie deiner Ausbildung zustimmen, wirst du neue Leute kennenlernen, einen anderen Teil des Nordens sehen, doch dort bist du weit von uns entfernt und auch Briefe werden lange brauchen bis sie uns erreichen."
    Er pausierte für einen Schluck aus der Tasse. "Ob sich noch andere Stellen ergeben an denen du eine ausreichende Ausbildung erhalten kannst wird die Zeit zeigen, sofern du die Geduld aufbringen kannst. Unabhängig davon wirst du einige Dinge benötigen. Ein Empfehlungsschreiben wird dir deinen Weg erleichtern, gefolgt von einem Anahmeschreiben deines zukünftigen Ausbilders. Zur Vorbereitung sollte auch gehören das du dich vor deiner Entscheidung mit deinen möglichen Ausbildern trifst und unterhältst. Sei dir auch der Tatsache bewusst das du, egal welchen Weg du wählst, alle von uns repräsentieren wirst."

  • Lioba nickte zustimmend. Wie so oft hatte Eroth passende und sehr richtige Worte gefunden. "Egal wofür du dich entscheidest, wir unterstützen dich." versicherte sie dem jungen Krieger. "Du warst der erste, der sich sofort für einen Aufgabenbereich gemeldet hat, für einen sehr wichtigen, das werden wir nicht vergessen." Dann blickte sie wieder zu Eroth. "Mir fällt der Gedanke, unsere Schäfchen in die Welt hinaus zu schicken, solange sie noch können und wir sie nicht bei uns brauchen. Es schadet nie, neue Freunde zu finden."

  • "Mir gefällt der Gedanke nicht, ein Schäfchen zu sein", erwiederte Halbblut belustigt und etwas beleidigt gleichzeitig. Dabei warf er Lioba einen dankbaren Blick für das Lob zu. Doch die Gedanken und Gefühle wirbelten in seinem Kopf und dann war da noch dieses leise Ziehen, ganz tief unten in ihm. Er wusste woher es kam, es zog ihn an Orte, die er zuvor noch nie gesehen hatte und zu Wesen, die er erst noch kennenlernen musste. Es war kein Teil von ihm und gleichzeitig so vertraut. Ach, der Vermummte soll dich holen, du neugieriger Bastard.

    "Ich denke, ich muss mir einen Überblick verschaffen, wie du gesagt hast Alpha, also werde ich zuerst den weiten Weg nach Aldarias Wacht gehen und mit den Waldtemplern dort reden. Danach besuche ich diese Waldbauern in Sciminova. Mir wird es nur schwer fallen, euch schon wieder alle verlassen zu müssen."

    Er warf dem Alpha einen nachdenklichen Blick zu. Was für einem geheimnisvollen und respekteinflößenden Mann hatte er sich da vor all der Zeit verschworen? Nein - nicht diesem Mann - dem Rudel. Der Alpha sah fast wieder so tatkräftig und frisch aus, wie vor ihren Verlusten der letzten Zeit.

    Etwas von dessen Ausstrahlung übertrug sich auch auf Halbblut und er fühlte etwas wie Euphorie und Tatendrang.

  • "Am wichtigsten wird es sein, das du dich in deiner Ausbildungsstätte wohl fühlst. Etwas zu erlernen ist immer einfacher wenn die Umgebung das unterfangen unterstützt. Falls du uns noch nicht sofort verlassen willst soll dich kein Nachteil ereilen. Wenn du mit uns zum Konvent der Elemente in Holzbrück reist wird sich Zeit finden dich diversen Persönlichkeiten vorstellig zu machen. Auch Darius wird, meines Wissens nach, anwesend sein. Wenn es Rückhalt ist den du suchst wirst du ihn dort von uns erhalten." Eroth überlegte einen Moment mit Blick in die warme Tasse, waren mehr Worte nötig. Doch die Wahrheit drang trotzdem hervor "Es ist einige Zeit her das ich meine Familie um mich versammelt hatte und ich möchte diese Zeit nicht verkürzen indem ich dich an die andere Seite des Reiches schicke. Das selbe gilt für deine Schwester."

  • Lioba nickte. „Bevor ich dich mit einem nichtssagenden Zettel and östliche Ende des Reiches schicke, versuche ich dich auch lieber persönlich zu übergeben...Schäfchen“ pflichtete sie Eroths Plan bei. „Vor allem, da wir noch gar nicht sicher sind, ob in Aldarias Wacht überhaupt jemand Zeit und Muße hat, dich auszubilden. Aber das finden wir schon heraus.“