Im Inneren der Palisade

  • "Aber Ja!", erwiderte der Junge Alchemist. "Ihr kommt zu einem außerordentlich günstigen Zeitpunkt. Ich habe heute morgen ein Experiment gestartet, dass sicher noch ein paar Stunden benötigen wird, bis etwas interessantes zu beobachten sein wird. Gleichzeitig möchte ich aber nicht das Risiko eingehen parallel etwas zweites im Labor zu unternehmen und so das Risiko einer Kontamination herauf zu beschwören. Wisst Ihr, die Stoffe mit denen ich arbeite arbeiten selbst wesentlich schneller als ich - oder irgendein anderer Mensch - dies momentan vermag. Ich bin sicher..." Zarim unterbrach sich, sah Galwine ins Gesicht und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Verzeiht", sagte er amüsiert, "Meine Forschungen sind in meinen Augen außerordentlich interessant - ich vergesse mitunter, dass nicht alle Siedler dieses Interesse teilen."
    Sie hatten inzwischen den Platz im inneren der Großen Halle durchschritten und standen nun vor der schweren Tür, die ins Innere des Kuppelbaus führte. Die Türflügel waren aus schwerem dunklen Holz und die Beschläge und Riegel aus Metall gefertigt. Sie warenso schwer, dass sie von einer Person zwar alleine geöffnet werden konnten, dieser jedoch einiges an Kraft abverlangten. Im Sommer, wenn das Klima milder war, ließ man sie aus diesem Grund tags offen. Im Winter jedoch, wenn es die warme Luft des Feuers zu schützen galt, flößten sie jedem, der die Halle betrat ein gewisses maß an Ehrfurcht ein. Als Galwine und Zarim den großen Saal im Inneren erreicht hatten, bot sich ihnen das gewohnte Bild: In den Kaminen brannten wie immer in dieser Jahreszeit die Feuer, die Tische, die im Bedarfsfall zu einer langen Tafel kombiniert werden konnten, waren einzeln an den Seiten der Halle verteilt und boten kleineren Gruppen die Möglichkeit im Warmen zu sitzen und zu reden. Die Große Halle besaß viele Türen zu anderen Räumen, doch keine Fenster. So war sie vom Wind außerhalb des Gebäudes zu allen Seiten durch mehrere Mauern geschützt. Dies war der Grund, dass kein Luftzug zu spüren war, wenn man sich im inneren der Halle befand. Die Flammen in den Kaminen schienen zeitweise vollkommen still zu stehen - nur von dem gleichmäßigen Luftzug des Kaminschachtes behaucht. Auch hatte es sich eingebürgert in der Großen Halle leise zu sprechen, ähnlich einer Bibliothek. Der Ort, wenngleich nicht besonders verziert oder gestaltet, hatte etwas friedliches und etwas andächtiges. Und kam nicht gerade jemand herein oder hin und her ging, konnte man fast den Eindruck bekommen, die Zeit hier drinnen stehe still.
    Die beiden jungen Männer durchquerten den Saal zur Hälfte und ließen sich dann - abseits der wenigen anderen Siedler - an einem Tisch in einer Nische nieder. Erst jetzt begannen sie erneut (nur leiser) zu sprechen.
    "Nun, wie lautet Eure Problemstellung?"
    Während er den folgenden Worten Galwines lauschte entnahm Zarim seiner Tasche zwei Zinnbecher. Sie waren so gefertigt, dass sie zum Transport ineinander gesteckt werden konnten. Aus einer Flasche füllte er beide Becher mit Wasser - sie war so klein, dass sie anschließend nur noch einen winzigen Schluck enthielt - und warf in jeden der Becher ein kleines gelbliches Blatt. Augenblicklich begann die Flüssigkeit um des Blatt herum zu schäumen. Zwar verhinderte die Farbe der Becher eine wirklich gute Einschätzung doch es sah fast so aus, als verfärbe sich die Flüssigkeit in Richtung Gelb. Als der Schaum sich gelegt hatte, zog Zarim mit den Fingerspritzen das Blatt heraus und legte es auf den Tisch. Es hatte sich grün verfärbt. Genauer: Es hatte seine eigentliche Farbe wieder erlangt. Zarim tippte mit der Oberen Kante seines Bechers an Galwines Becher und nahm einen Schluck, bevor er den Becher zurück auf den Tisch stellte und weiter zuhörte. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er das, was nun seine Kehle hinunter rann für den Saft jener Früchte gehalten, die man im Sommer oder Herbst auf den Märkten erwerben konnte. Äpfel.

  • "Seht Euch das an", erwiederte Galwine und zog einige arg in Mitleidenschaft gezogene Bögen Pergament und Papier hervor. "Tatsächlich stehe ich nicht nur vor einem einzigen Problem, sondern muss derer eine wahre Vielzahl bewältigen, doch wem ergeht das nicht so?
    Ihr braucht Euch nicht die Mühe machen sie zu lesen, es sei denn Ihr hättet Freude an der Herausforderung"
    , setzte er hinzu, bevor Zarim sich den Schriftstücken zuwenden konnte und fuhr fort: "Es handelt sich hier um einige bemerkenswert unvoll..." Doch er unterbrach sich, als er, aufmerksam durch das Zischen der Flüssigkeiten, sah, was Zarim derweil tat und als dieser ihm zuprostete und selbst davon trank, war Galwine noch immer ein bisschen sprachlos. Vorsichtig hob er seinen Becher und roch daran. Er fürchtete nicht wirklich, Zarim könne ihn vergiften oder zumindest ein Experiment an ihm durchführen wollen, denn er hatte keinen Grund zur Annahme sich den Groll des Alchemisten zugezogen zu haben, war bei ihrer ersten Begegnung bereits einer alchemischen Untersuchung unterzogen worden und hatte, seit er in Exilia lebte noch nie davon gehört, dass Zarims Tränke irgendjemandem geschadet hatten. Aber die Verwandlung des Blattes war beeindruckend gewesen und da er ahnte, dass es Zarim eine Freude war, seine Fähigkeiten zu präsentieren, fragte er über den Rand des Bechers hinweg: "Ist es tatsächlich das, was ich glaube? Beeindruckend...!" Nach einer kurzen Pause, in der sich Zarim nicht zu einer verbalen Reaktion hinreißen ließ, sondern vielmehr gespannt darauf zu warten schien, dass Galwine trank, erklärte dieser: "Was Eure Bemerkung gerade betrifft: es stimmt leider, dass ich von Alchemie nur sehr geringe Kenntnisse besitze, doch bin ich interessiert an Eurer Arbeit, wenn Ihr die Zeit und Geduld habt, sie mir zu erläutern." Er wartete noch immer darauf, dass Zarim ihm erklärte, was er dort trinken würde.

    „Wenn Ihr es genau nehmen wollt: Man spricht es [ˈgal.vɪn]. Das e am Ende ist stumm.“ :exilia:

    Einmal editiert, zuletzt von Galwine ()

  • "Tatsächlich?", Zarim sah Galwine durchdringend an, dann klärte sich seine Miene auf, "Das freut mich. Ich kann euch gern einiges zeigen. Das hier", er deutete auf den Becher, "ist jedoch eher eine Spielerei. Ein Nebenprodukt 'richtiger' Forschungen wenn man so will. Probiert ruhig. Ich habe nicht vor Euch zu vergiften."
    Er zwinkerte Galwine zu und nahm noch einen Schluck des Saftes. Lediglich die Konsistenz ist nicht die von Saft, dachte er. Richtiger Saft hat Fruchtfleisch. Aber diese Erkenntnis störte ihn kaum.
    "Allerdings lassen sich solche Dinge besser in einem Labor erklären", fuhr er fort, "Und schließlich waren wir hierher gekommen um über Euer Werk zu reden. Verzeiht, dass ich euch indirekt unterbrach. Berichtet, was ihr besprechen wollt und wenn ihr mögt, nehme ich euch anschließend mit in Exilias Labor.
    'Einige bemerkenswert unvoll...'?"

  • Galwine war etwas überrascht, denn er hatte nicht erwartet, dass Zarim ihm so bereitwillig einen Einblick in seine Arbeit gewähren würde, doch er freute sich, besonders, da er aus dem, was von den Listen der Archivbestände zu rekonstruieren war und was ihm Av'Sha gesagt hatte, ableiten konnte, dass sich die Exilanten ihr Alchemielabor bereitwillig Einiges kosten ließen. Er wollte gerne herausfinden, was man dort herauszufinden suchte. Daher sagte er, nachdem er von dem Getränk gekostet und einen anerkennenden Laut von sich gegeben hatte: "Das klingt nach einem guten Plan. Ich schätze sowieso, dass dies hier," und dabei deutete er auf die Schriftstücke, die noch immer zwischen ihnen auf dem Tisch lagen,"heute nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Was ich ursprünglich ausdrücken wollte, war, dass es sich hierbei um die unvollständigen Rudimente dessen handelt, was, bis der letzte, der sich dafür zuständig fühlte, vor ein paar Jahren die Erfüllung seiner Pflichten nicht mehr für notwendig erachtete, man "Warenliste" nannte. Ihr wisst vielleicht auch, dass mich Helias Abalim gebeten hat, mich der Pflege der Bibliothek anzunehmen, bis ich einen geeigneten Bibliothekar und Archivar gefunden oder ausgebildet habe. In der Zwischenzeit übernehme ich diese Aufgabe selbst.
    Leider musste ich, als ich die Bibliothek zum ersten Mal betrat, feststellen, dass die meisten losen Schriften und sogar einige der Bücher in einem wirklich erbärmlichen Zustand sind. Oft sind weite Teile unleserlich oder völlig zerstört. Und neben Wachstropfen, Rissen und teilweise auch Blutstropfen ist der häufigste Schaden dieser."
    Er hob einen der Bögen auf Augenhöhe zwischen Zarim und sich. Dennoch konnten sie einander weiterhin sehen: Ein großes Brandloch hatte sich in die Mitte des Bogens gefressen und auch am Rand waren auch einige schwarz ausgefranste Schadstellen zu erkennen. "Feuer. Natürlich gibt es kein besseres Mittel, Pergament oder Papier zu zerstören. Aber ich möchte nicht eine ganze Bibliothek nahezu von Grund auf neu einrichten, um Feuer zu schüren! Das Problem ist, und ich bin sicher, dass auch euch bereits einmal etwas ähnliches widerfahren ist, dass Feuer die Lichtquelle ist, auf die wir zum Lesen angewiesen sind. Und je näher man den Flammen mit dem Papier kommt, umso heller und besser lesbar wird das Dokument, bis es selbst plötzlich und für einen Moment zu leuchten beginnt.
    Ich habe versucht, mittels einer Art Käfig und auch einer gläsernen Abschirmung die Schrift vor der Flamme zu schützen, doch es hat sich gezeigt, dass das Licht, welche diese Vorrichtungen verließ nicht hell genug war, wenn sie funktionierten oder reichte es doch, so entzündeten sich die Papiere dennoch an den Lampen.
    Wie bereits erwähnt, verstehe ich bisher nicht viel von Alchemie, doch fragte ich mich, ob es nicht möglich wäre, mit ihrer Hilfe die Temperatur der Flamen zu senken, oder die Papiere unabhängig gegen Hitze zu machen. Vielleicht kann man aber auchdie Kerzen durch andere Lichtquellen ersetzen. Wenn ich es mir recht überlege, ist es das, was ich am liebsten täte: die Kerzen aus den Räumen der Bibliothek zu verbannen."

  • Zarim strahlte. Von ihm wurde eine alchemische Lösung gefordert - er würde sein Bestes tun um eine zu liefern.
    Eine Weile starrte er nachdenklich in die Luft.
    "Gehen wir doch die von euch genannten Methoden einmal durch", begann er "Grundsätzlich ist alles, was ihr gesagt habt möglich, nur ist es vermutlich mit verschiedenem Aufwand verbunden. Die Idee die Buchseiten feuerbeständig zu machen ist gut. Auch sollte es nicht allzu schwierig sein. Jedoch müsste die Prozedur bei jeder einzelnen Seite jedes einzelnen Buches wiederholt werden. Bedenkt den Aufwand! Außerdem kann ich mir vorstellen, dass einige der älteren Bücher unter dem Vorgang litten. Auch kaltes Feuer ist möglich. Dies jedoch ist schwieriger als ihr vermutlich denkt. Kennt Ihr das Feuer, mit dem die Spielleute auf den Märkten begeistern? Sie nennen es 'kaltes Feuer' doch ist dieses Feuer in Wahrheit absolut nicht kalt. Der Trick besteht darin, die Haut vor der Verbrennung zu schützen. Um echtes, kaltes Feuer zu erzeugen müsste man es in einen Zustand überführen der dem Feuer ehrlich gesagt recht unähnlich wäre. Dies müsstet Ihr zudem mit jeder Einzelnen Flamme machen, die ihr in der Bibliothek zu nutzen gedenkt. Ich rate davon ab. Eure letzte Idee scheint mir die Vielversprechendste ich selber habe bereits einiges an Forschung auf diesem Gebiet unternommen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten zum Ziel zu gelangen. Die Variante die ich selbst momentan nutze gefällt mir außerordentlich gut. Sie liefert helles, klares, gleichmäßiges Licht. Doch hat sie einen Nachteil - Sie ist nicht günstig. Ich glaube nicht, dass Exilia es sich leisten kann in diesen Zeiten eine ganze Bibliothek dauerhaft damit zu erhellen.
    Dazu kommt ein weiterer Punkt, den Ihr bedenken solltet: Jedes Licht, ob brennender Holzscheit oder alchemisch leuchtender Kristall, ja sogar ob magisches Licht, verbraucht irgendetwas. Um etwas Leuchtendes zu erhalten, müsst Ihr einen Nährstoff des Lichts hinzufügen"

    Aus seiner Tasche zog Zarim eine Flasche. In ihr befanden sich einige Kristalle und wenn man genau hinsah konnte man ein schwaches Leuchten ausmachen.
    "Sehr ihr, wie schwach diese Kristalle leuchten? Es ist wenige Tage her, seit ich sie zum Leuchten brachte und seither haben sie fast ihre gesamte Leuchtkraft eingebüßt. Was ich damit sagen will: Auch wenn Ihr euch für eine der naheliegenden alchemischen Varianten entscheidet, werdet ihr das Licht immer wieder erneuern müssen. Und dies ist nicht so einfach wie eine Kerze anzuzünden. Ich kann Euch (oder einem Gehilfen) natürlich eine passende Prozedur zeigen, doch fordert es zumindest ein grundlegendes Verständnis von den Dingen mit denen man umgeht um sie erfolgreich ausführen zu können. Die betreffende Person müsste schon ein paar Tage erübrigen um sich dieses Wissen anzueignen. Und ich müsste ebenfalls diese Tage erübrigen, oder einen fähigen Alchemisten finden, der diese Aufgabe übernimmt."
    Zarim überlegte. "Jedoch kenne ich - zumindest hier in Exilia - keinen anderen, der sich bereits an diesem Thema geforscht hat. Gäbe es einen, so hätte auch ich mich längst mit ihm über dieses Thema unterhalten. Natürlich kenne ich längst nicht alle Siedler dieses Protektorats. Gerade in letzter Zeit hatten wir viel Neuzugang, wie man hört. Vielleicht ist ja die eine oder andere Überraschung dabei..."
    "So oder so", sette er abschließend noch hinzu, "Ich bin sicher, dass sich eine passende Lösung mit finanzierbarem alchemischem Licht finden lässt. Vielleicht kann man ja auch eine Vorrichtung konstruieren, die den Umgang mit der Methode erleichtert. Man ist doch mitunter erstaunt über die Einfallsgabe so mancher Handwerker in unserer Stadt."

  • Galwine freute sich sehr über diese Antwort. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dem Alchemisten sofort eine Lösung einfiele und war sich nicht einmal sicher gewesen, überhaupt sein Interesse an der Problemstellung wecken zu können. Doch wenn Zarim annahm, dass sie eine Lösung finden konnten, so war er sich sicher, würde es auch eine Gute geben. "Ich bin froh, dass Ihr bereit seid, mir zu helfen.
    Ihr seid doch gewiss nicht der einzige Alchemist in Exilia, oder?",
    fragte er dann ein wenig ungläubig. Man hatte ihm Zarim Duroniusals "obersten Alchemisten Exilias" vorgestellt. Sollte man ihm verschwiegen haben, dass er der Einzige war? "Ich vermute, dass es mir zwar möglich wäre, ein paar Tage dem intensiven Studium als Euer Schüler zu widmen und dankte Euch, wenn Ihr bereit wäret ebenso Eure Zeit dafür zur Verfügung zu stellen, doch denke ich, dass es sinnvoller wäre, diese Aufgaben weniger beschäftigten Exilanten (vielleicht einem eurer Lehrlinge) und besonders dem endgültigen Bibliothekar zuzuweisen, während wir unsere Zeit dazu nutzen, eine weniger aufwendige Lösung zu finden, die die Ausbildung eines Lampenentzünders überflüssig macht." Er verstaute die Papiere wieder und ergriff seinen Becher. "Soll ich mich auf die Suche nach einem guten Schlosser machen oder bei den Männern, die an der Ölquelle arbeiten, nachfragen, ob es jemanden gibt, der sich mit Lampenöl auskennt, oder warten wir ab, zu welchen Ergebnissen wir kommen, ehe wir andere hinzuziehen?" Einen Schlosser wollte er ohnehin suchen. Ebenso wie einen Architekten. Wenn er das Feuer aus der Bibliothek vollständig verbannte, würde es darin zu kalt werden, als dass man in Ruhe dort arbeiten konnte. Die Privatgemächer des Grafen in seiner alten Heimat waren mit Hohlräumen in den Wänden ausgestattet gewesen, durch die heiße Luft geleitet wurde, was diesem Bereich des Anwesens stets eine wohlige Wärme verliehen hatte, ohne dass der Graf durch Bedienstete gestört werden musste, die das Feuer schürten. Vielleicht ließ sich etwas ähnliches auch in der Bibliothek einrichten.
    Das Gesprächsthema schien sich aus seiner Sicht dem Ende zuzuneigen. Er trank noch einen Schluck des erfrischenden Getränks und wartete darauf, dass Zarim ihn nach seiner Antwort auffordern würde, ihm in sein Labor zu folgen.

  • Zarim lachte. "Selbstverständlich bin ich nicht der einzige Alchemist in Exilia. Das wäre ja irgendwie traurig. Neben mir sind noch einige Andere auf diesem Gebiet tätig. Nur ist mir nicht bekannt, dass einer von ihnen sich bereits mit Lichteffekten beschäftigt hätte. Aber ich kann mich auch irren. Schließlich sind längst nicht alle Schüler von mir. Vielleicht hat sich einer der Anderen schon eimal damit beschäftigt. Vielleicht ja zu einem Zeitpunkt als ich noch gar nicht lebte."" Er grinste.
    "Ich glaube nicht, dass es ein Verfahren gibt, mit dem auf die Ausbildung gänzlich verzichtet werden kann. Selbst wenn es technisch realisierbar wäre, hielte ich es für leichtsinnig jemand völlig unbedarftes mit der Aufgabe zu betrauen. Die Lichtquelle mag kalt sein - harmlos ist sie deshalb nicht. Vielleicht aber ist es tatsächlich eine vernünftige Idee, nicht euch sondern den Bibliothekar in das Verfahren einzuführen.
    Ich schlage folgendes Vorgehen vor: Ich höre mich einmal um, ob unter den Exilanten neben mir noch ein anderer ist, der mit dem Herstellen Alchemischen Lichts betraut ist. Sollte dem tatsächlich so sein, werden wir über eine Lösung nachdenken und Euch eine hoffentlich vielversprechende Idee präsentieren. Erst danach halte ich es für angebracht über eine Vereinfachung des Vorgangs nachzudenken und eventuell einen Handwerker heranzuziehen.
    Was haltet ihr davon?"

    Zarim nahm die herumstehenden Gegenstände und legte sie zurück in seine Tasche. Dann begann er die Knopfe seines Mantels zu schließen.
    "Wenn ihr darüber hinaus keine Anliegen habt, könnt ihr mich gerne in Exilias Labor begleiten."

  • "Ich bin einverstanden. So weiß ich das Problem bei euch in guten Händen. Allerdings ist mir nicht ganz klar, wie ich im Augenblick dazu beitragen kann, eine Lösung zu finden. Wenn sich etwas ergibt, zögert nicht, zu mir zu kommen oder eine Nachricht zu schicken. Ihr seid mir immer willkommen, wenngleich ich recht viel innerhalb der Siedlung unterwegs bin und nur schwer sagen kann, wo man mich mit Sicherheit antreffen kann", erwiderte Galwine und erhob sich ebenfalls. "Habt dank für das Getränk",fügte er hinzu und schloss mit einem Lächeln: "Ich bin gespannt auf Eure weiteren Arbeiten."

    „Wenn Ihr es genau nehmen wollt: Man spricht es [ˈgal.vɪn]. Das e am Ende ist stumm.“ :exilia:

    Einmal editiert, zuletzt von Galwine ()

  • Gemeinsam verließen sie den Saal durch die schwere Tür. Hier draußen wehte noch immer ein eisiger Wind, der jedoch durch die Tuchbahnen, die den Platz im Inneren der Großen Halle überspannten, etwas gebremst wurde. Gemütlich schlenderten sie die kurze Strecke bis zum Eingang des Labors. Sie hatten nicht sehr lange gesprochen, Zarim erwartete nicht wirklich, dass das Experiment schon jetzt ein Ergebnis zeigen würde. Das Warten jedoch war er langsam leid. Sollte sich in den nächsten Stunden zeigen, dass auch dieser Versuch erfolglos war, würde er den Rest der Substanz aufbewahren, bis er eine sicherere Möglichkeit gefunden hatte ihr Geheimnis zu ergründen. Als sie die Tür erreicht hatten, zog Zarim einen kleinen aus, aus schwarzem Metall gefertigten Schlüssel aus der Manteltasche und steckte ihn in ein Schloss, das ein findiger Meister in das Holz der Tür eingelassen hatte. Er drehte ihn zweimal herum und stieß die Tür nach innen auf. Der Raum, der sich zeigte war sehr klein und nahezu quadratisch. Er schien eine art kleiner Vorraum zu sein und besaß eine zweite Tür, die vermutlich zum Labor führte. Von links, wo eine Hölzerne Ablage an der Wand montiert war, nahm Zarim zwei Mundschütze. Einen davon gab er Galwine.
    "Setzt den auf. Ihr werdet ihn brauchen", kommentierte er. Der Mundschutz war aus recht dickem braunen Leder gefertigt. Mit zwei Riemen konnte er hinter dem Kopf befestigt werden und ein unten angenähtes Tuch, verlängerte ihn bis über Halsbereich. Als Galwine ihn umband, stellte er fest, dass auf der Innenseite des Lederschutzes - etwas unterhalb der Kerbe für die Nase - einige frische Blätter befestigt worden waren. Allem Anschein nach handelte es sich um Pfefferminz. Als beide die Riemen zu ihrer zufriedenheit am Kopf befestigt hatten, schloss Zarim die äußere Tur und drehte den Schlüssel, den man offenbar auch von innen in das Schloss schieben konnte erneut, ließ ihn jedoch stecken. Dann öffnete er die innere Tür. Aus dem hell erleuchteten Raum kam ihnen angenehm warme Luft entgegen.


    Gemeinsam betraten die beiden Exilanten das Labor.

  • Es war nicht all zu viel Zeit vergangen als Galwine und Zarim - sehr leise zwar, doch durchaus vernehmbar - den Klang der Glocke hörten.
    Es kam nicht häufig vor, dass sie als Not- oder Warnsignal geläutet wurde und doch kannte jeder Exilant, selbst die ganz Kleinen, ihren unverwechselbaren Klang im Schlaf, denn zu regelmäßig fest vereinbarten Zeiten wurde sie der Übung wegen geläutet. Jede kampffähige Kreatur war dann gehalten sich gerüstet zu dem nächstgelegenen Verteidigungspunkt der Feste zu begeben. Heute jedoch war gewiss keine Übung angesetzt. Verwundert sahen die beiden jungen Männer sich an. Da der Hauptraum des Labors keine Fenster besaß, konnten sie nicht sehen, was draußen vor sich ging, doch war ganz deutlich zu hören, wie Holzschuhe, Ledersohlen, ja sogar einige Hufe sich Richtung Tor aufmachten um zu erfahren, was es wichtiges gab. So beschlossen sie, sich den Scharen anzuschließen und verließen mit der gebotenen Eile das Labor.
    Gerade bogen sie aus dem Torbogen der großen Halle auf die breite Straße, die hinunter zu Tor führte, als sie eine kleine Gruppe Exilanten entdeckten, von deren Gesichtern Galwine eines, Zarim sogar zwei bekannt waren.


    [weiter in Wiederkehr nach Exilia]

  • [Fortsetzung von Wiederkehr nach Exilia]


    Nach dem Auszug des Trosses um Venya schienen die Siedler sich nicht mehr beruhigen zu wollen. Zwar löste sich die Menge auf dem Marktplatz nach und nach auf, doch die Leute redeten noch wochenlang über diese Ereignisse. Es hatten nicht nur ein Teil der Exilanten der Siedlung den Rücken gekehrt, sondern die Vertraute Kires hatte den Senator Helias Abalim öffentlich beschuldigt - Eine Anklage, die, auch wenn sie durch Venyas Fortgang, an Kraft verloren hatte dennoch nicht aus dem Köpfen der Exilanten getilgt zu sein schien.


    Valentin selbst stieg von den Wehrgängen über dem Tor hinab auf denen er noch eben eine bewegende Rede gehalten hatte. Vereinzelt empfing man ihn mit ermutigendem Schulterklopfen und lobenden Worten.
    Sobald man ihn freigegeben hatte machte sich der junge Mann auf, hinauf in Richtung der Großen Halle. Bei der ganzen Aufregung hatte er sich nicht genügend um seinen Lark gekümmert, der angebunden vor den Stallungen auf ihn wartete. Zügigen Schrittes näherte er sich der steinernden Kuppel um anschließend nach Rechts abzubiegen.


    Sein Lark trippelte nervös umher, etwas schien ihn verunsichert zu haben. Valentin ließ Vorsicht walten und kam dem riesigen Laufvogel mit langsamen Schritten näher. Schließlich streckte er langsam seinen rechten Arm nach dem Lark aus und streichelte ihm beruhigend über den gefiederten Hals. Das Tier kam langsam zur Ruhe.
    Valentin band den Lark los und führte ihn zu den Stallungen.


    Das große Holztor zu den Larks stand offen. Verwundert betrat Valentin den Raum. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an das schummrige Licht gewöhnt hatten. Alles schien unverändert: Zu beiden Seiten säumten Boxen den mit Stroh bedeckten Gang. Hier und dort streckten Larks neugierig ihren langen Hals um nach dem Neuankömmling zu sehen. Weiter hinten befanden sich die Kammern der Jungtiere samt den Brutkästen.
    Valentins Blick fiel auf den hinteren Teil der Stallungen. Das Gatter der Box in dem sich der Lark des verstorbenen Protektors befand war zerstört. Etwas hatte sich mit Gewalt einen Ausweg gebahnt und dabei die dicken Holzbretter durchbrochen.
    Als sich Valentin näherte, seinen Lark noch immer an den Zügeln führend, wurde ihm klar, dass es der graue Lark Kires selbst gewesen sein musste - trotz der gewaltigen Kraft dieser Tiere selbst für einen Lark eine Tat von unglaublicher Heftigkeit.


    Interessiert schaute Valentin in das Innere der Box.

  • Die Kammer, in welche Valentin nun blickte, glich der der anderen Larks. An der Wand befanden sich einige Utensilien, wie Trensen, Halfter und ein Sattel. An der Wand, rechter Hand der Tür fand sich ein Futtertrog, sowie eine Tränke. Die gesammte Box war mit Stroh ausgelegt und mittig im Raum war es wie zu einer Art Nest, einer Ruhestätte zusammen geklaubt worden.

  • Eine rätselhafte Faszination ging von der Box aus und ergriff von Valentin Besitz.
    Er wusste selbst nicht, was ihn so sehr in die, nunmehr verlassene Stallung, zog, nur dass dieser Ort etwas Ursprüngliches, etwas Unangetastets an sich hatte. Seit dem Tod Kires hatte dessen Lark niemanden mehr an sich heran gelassen, selbst die Stallburschen hatten es nicht gewagt dem trauernden Riesenvogel zu nah zu kommen.


    Das trockene Stroh knisterte unter den Stiefeln, als Valentin die Box betrat. Bedächtig ging er auf das nestähnliche Gebilde in der Mitte zu. Sein Blick suchte den von Heu bedeckten Boden in neugieriger Erwartung irgendetwas Ungewöhnliches zu finden ab.

  • Das Nest war an einigen Stellen aufgewühlt und zertreten, zweifelsohne wegen des stürmischen Verlassens des Vogels. Bei genauem Hinsehen war eine Glatte, etwas zerkratzte Oberfläche im Nest zu erkennen, welche an ein Holzbrett erinnerte.

  • Mit der Stiefelspitze schob Valentin das Stroh beiseite um einen freien Blick auf die Holzplatte zu erhalten.
    Handelte es sich gar um einen verborgenen Zugang, den der Lark all die Zeit über bewacht hatte?


    Da sein eigener Lark vollkommen ruhig war konnte Valentin davon ausgehen unbeobachtet zu sein.
    Zudem lag die verlassene Box im hinteren Teil der Stallungen und war somit ohnehin dämmrig genug um kein Aufsehen zu erwecken. Nicht ein mal einer der Stallburschen war zu sehen. Bei dem ganzen Trubel hatten sie ohnehin genug zu tun.

  • Nachdem das Stroh beiseite geschoben war, konnte man erkennen, dass es sich nicht um ein einfaches Brett sondern einen Deckel handelte. Irgendwer musste hier eine Holzkiste eingegraben haben. Doch der Erdboden in den Zellen der Larks war gerade einmal eine Elle hoch aufgeschüttet worden, daher schien das Behältnis wohl nicht ganz verdeckt worden zu sein können. Offensichtlich hatte der Lark einige Zeit auf der Kiste gesessen, wem wäre diese Truhe schon aufgefallen?

  • Valentin vergewisserte sich noch einmal, dass sich niemand in der Nähe befand. Er war vollkommen allein. Allein mit der Kiste.


    Er war sich sicher, dass der prächtige graue Lark Kires nicht ohne Grund gerade zu diesem Zeitpunkt ausgerissen war und ein Verdacht ging ihm nicht aus dem Kopf, nämlich, dass auch Venya von dieser Kiste etwas gewusst hatte und ganz genau geplant war, dass sie mit ihrem Weggang gefunden wurde. Der Verdacht lag nahe, war sie doch eine Vertraue Kires und Geschickt im Umgang mit den Larks gewesen. Noch etwas schoss ihm durch den Sinn als er nachdenklich die halbvergrabene Truhe musterte: Venya hatte ihn, Valentin mit seinem Lark nach Exilia kommen sehen. Sie musste sich im Klaren darüber gewesen sein, dass er persönlich seinen Lark zu den Stallungen bringen würde, so wie er es immer tat. Hatte Venya sogar darauf spekuliert, dass er und nur er diese Kiste finden würde? Und was wenn es so war? Was würde er in dieser Kiste finden?


    Valentins forschender Blick wanderte über die Holzkiste. War sie verschlossen? Wohlmöglich magisch? Er konnte nichts dergleichen erkennen, aber was verstand ein nicht-magisch-begabte Wesen, wie er, schon von diesen Teufeleien? (Drei Mal im Uhrzeigersinn gedreht und drei Mal auf die Erde gespuckt!)


    Vorsichtshalber ließ er die Zügel seines Larks los. Er brauchte sich nicht weiter um sein eigenes Tier zu sorgen - ihm würde es nichts tun, so weit hatte er die Beziehung zwischen Lark und Reiter begriffen.
    Dann kniete er sich hin und streckte seine linke Hand aus um über das Holz der Kiste zu streichen.

  • Bei der Kiste handelte es sich um eine ganz gewöhnliche Holzkiste, welche gern in dieser Stallung benutzt wurden. Sie war robust und nicht verschlossen, wer wäre schon auf die Idee gekommen, dem Lark unter sein Hinterteil zu sehen? Der Deckel ließ sich einfach aufklappen, ohne dass irgend eine magische Falle, ein alchemisches Gebräu oder Ähnliches eine wirkung zeigen vermochte.


    Im Inneren der Kiste befanden sich diverse Schrifstücke, Pergamente sowie ein Buch. Hier und da fanden sich Pergamentfetzen, welche eilig irgendwo abgerissen worden waren.

  • Die einzelnen Blätter trugen vereinzelt das Siegel des ehemaligen Protektors. Einige Seiten waren mit sonderbaren Schriftzeichen beschrieben, welche stark an die Inschriften erinnerten, welche man auf Mythodea manchmal finden konnte. Die lesbaren Pergamente befassten sich mit verschiedensten Themen. Beim flüchtigen überfliegen waren Worte wie "Elkantar", "Nyame", "Doerchgardt" und Ähnliches lesbar. Diverse Karten befanden sich auf den Pergamenten, welche mit Schriftzügen wie "Siegelstadt" oder "Lager Terras" beschriftet war. Offensichtlich waren diese Ansammling von Seiten Aufzeichnungen des toten Protektors. Bei genauerem Lesen konnte Valentin verschiedene Inhalte aufschnappen. Teilweise waren sensible Informationen über bekannte Personen des Kontinents aufgeschrieben worden, auf einem anderen Blatt konnte der Heiler Schriften über die Leere erspähen.


    Ganz offensichtlich waren dies sensible Dokumente, welche in den Unterlagen des Protektors wohl fehlten.