Wo: In Lager Exilias
Wann: Am letzten Abend des Feldzuges im Jahr 17 n.d.E.
Wer: Alle anwesenden Exilanten
Die Dunkelheit hatte sich bereits über die Ruinen der Stadt gelegt und Nebel war aus den umliegenden Feldern aufgestiegen. Die Lager der Siedler waren erhellt von den Freudenfeuern angesichts des Siegs über die Episcorpa und der Glut der Scheiterhaufen der Gefallenen. Vereinzelt hingen Klagelieder in der Luft, doch wurden sie zumeist übertönt durch die Geräuschkulisse der Feiernden.
Die Abordnung der Exilanten war soeben aus dem Tross zurückgekehrt, wo sie zur Feier des Tages fremdländische Spezialitäten genossen und sich mit Süßspeisen eingedeckt hatte. Man besprach eifrig die bewegenden Ereignisse der vergangenen Stunde und Tage, entzündete viele Lichter und legte Holz auf das Feuer.
Doch für Galwine Camdagnir gab es noch viel zu tun: Es hatten sich einige Gäste angekündigt, es gab wichtige Gespräche, die er noch führen wollte und er hoffte auf einen Besuch Tares Windschreiters.
Doch zuvor wollte er zu dem Wort stehen, dass er den Exilanten zu Beginn des Feldzuges gegeben hatte- zumindest so weit er es vermochte. Er rief sie daher alle zusammen und versammelte sie in einem Kreis unweit des Feuers. In der Hand, die auf dem Schwertgriff ruhte, hielt er drei exilianische Verdienstorden, in seinen Augen lagen ernster Stolz und ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Exilia“, begann er, „des Ordens wert“
„Mein Hort vor Wind und Meer“, kam es zurück.
„Erweis ich mich mit Kopf und Schwert“
„Exilia Preis und Ehr!“
„Exilanten! Ich bin sehr, sehr zufrieden mit euch! Bewegte und ereignisreiche Tage liegen hinter uns und Exilia hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Unter euch gibt es keinen, von dem ich sage, dass er nicht alles in seiner Macht stehende getan hat, um diesen Feldzug zum Erfolg zu führen. Schwerer als je zuvor fiel mir daher die Entscheidung, wen von euch ich nun mit einem dieser Orden auszeichnen sollte.“
Er begann, sie alle der Reihe nach anzusprechen:
„Zfen, Ihr habt Euch als ausgesprochen schneller und geschickter Bote erwiesen. Ihr habt Eure ersten Schlachten geschlagen und Euch als interessiert und von rascher Auffassungsgabe im Zusammenhang mit den sonstigen Problemen, denen wir uns hier stellen mussten, gezeigt. Darüber hinaus habt ihr die Werte exilianischer Gastfreundschaft vorbildlich mitgetragen.
Bei allen Schwierigkeiten und Stolpersteinen, denen Ihr als junger Rekrut auf dem ersten Feldzug nicht ausgewichen seid, erachte ich die Entscheidung der Feldwebel, Euch mitzunehmen, als richtig und sehe Eurer zukünftigen Entwicklung mit Freuden entgegen.
Mahr und Derek: Ihr habt eure Aufgabe mit Bravour gemeistert: Es ist euch nicht nur gelungen, die exilianische Streitkraft auf dem Schlachtfeld zum vollen und für unsere Verbündeten und Feinde sichtbaren Einsatz zu bringen. Ihr habt euch erfolgreich um die Ordnung und die Moral dieser Truppe gekümmert, es ist euch gelungen, alle Exilanten auch wieder aus den Schlachten herauszuführen und ihr habt für die Erfüllung unserer Pflichten gegenüber dem Viribus Unitis gesorgt. Darüber hinaus seid ihr ein strahlender Beweis dafür, dass auch in einer hierarchischen Organisation gleichgestellte Autoritäten mit nahezu gleichem Aufgabengebiet harmonisch und effizient zusammenarbeiten können. Das ist nicht selbstverständlich.
Mahr, Euch obliegt es, für die Sicherheit aller Exilanten zu sorgen. Das ist Euch bei allen Hindernissen der vergangenen Tage gelungen. Letztlich wart Ihr es, die als einzige Ro Yaros Hinterlist am eigenen Leib zu spüren bekam- auch wenn er auf mich zielte. Gleichzeitig zeigt dieser Vorfall, dass diese Gefahr alles andere als gebannt ist. Im Gegenteil: Sie scheint gestiegen und wir müssen umso umsichtiger und entschiedener handeln. Zugleich habe ich vollstes Vertrauen, dass Euch das gelingen wird.
Dass mich mein Vertrauen nicht täuscht, habt Ihr erneut unter Beweis gestellt.
Waka, Ihr wirkt im Stillen, aber glaubt nicht, dass ich Euch daher nicht sehe! Mir ist nicht verborgen geblieben, dass Ihr ein Talent dafür habt, Kontakte über Lager- und Kulturgrenzen hinweg aufzubauen und zu pflegen. Ich schätze das und hoffe, dass Ihr daran festhaltet. Wir können nicht zu viele Freunde und Verbündete haben.
Askwin, Ihr seid mir in diesem Jahr erneut durch vorbildliche Erfüllung Eurer Pflichten aufgefallen. Ihr habt jede Aufgabe, die es zu erfüllen galt, ohne zu zögern übernommen und und sie gewissenhaft zu Ende geführt. Ihr wart aufmerksam bei der Bewirtung unserer Gäste und ich habe Euch selten rasten sehen. Mehr noch: Ihr habt über das Maß hinaus, das ich ohnehin von Euch gewohnt bin, Verantwortung für das Wohlergehen der Exilanten übernommen. Ihr habt bereitwillig gemeinsam mit Zfen den Botendienst für die Kommandantur übernommen und konntet ihn dabei mit Eurer Erfahrung vor den Stolperfallen und Gefahren bewahren, die eine solche Aufgabe für jeden, bereit hält, der bisher nur geringen Einblick in die Politik Mythodeas bekommen konnte. Ganz zu Schweigen von der Verantwortung, die Ihr damit gleichzeitig gegenüber Exilias Reputation übernommen habt. Dies alles lässt sich sicherlich auch als herausragendes Beispiel für Kameradschaftlichkeit bezeichnen. Ich habe gleichzeitig beobachtet, dass Ihr auch auf dem Schlachtfeld und besonders in unübersichtlichen Situationen einen guten Blick dafür habt, wo unmittelbare Gefahr für Eure Mitstreiter droht und beherztes Eingreifen notwendig ist und dass Ihr dem dann ohne zu Zögern nachkommt.“ Er beschloss, Zfen an dieser Stelle nicht nochmal namentlich zu erwähnen. Aber wie Askwin sich den Weg freischlug, um Zfen, der drohte, von Feinden eingekesselt zu werden, kurzerhand aus dem Getümmel und hinter die Schlachtreihe zu ziehen und ihm dabei gleichzeitig eine Standpauke hielt, stand ihm noch lebhaft vor Augen. "Ich bin zuversichtlich, dass dies auch Fridjof Hammerhand zu Ohren kommen wird.
Euch ist heute noch etwas gelungen, das besonderer Erwähnung würdig ist: Ihr habt ein Duell geschlagen, als erster Exilant auf einem Feldzug mindestens seit meiner Zeit auf Mythodea! Und wie man sieht habt Ihr es zudem gut überstanden.“
Er machte eine kleine Pause. „Daher habe ich mich entschlossen, Euch einen Orden zu verleihen! Tretet vor und beugt das Haupt!“
Als Galwine ihm den Orden umgehängt hatte, überkam ihn ein Schmunzeln und spontan rief er:
„Exilia mit langem Schwert“
„Mein Hort vor Wind und Meer“
„Feinden er das Fürchten lehrt“
„Exilia Preis und Ehr!“
Damit hatte er etwas angefangen! Die Exilanten würden nun bestimmt auch bei den anderen Würdigungen passende Sprüche erwarten. In seinem Hinterkopf begann es zu arbeiten, während er fortfuhr: