Ungewohnte Ansichten

  • [Wann: In den Tagen nach dem CoM]
    [Wer: Melekh, Sylvana, Maya, Assiah, Ravi, andere bitte auf Anfrage]


    Melekh hielt Fae im Arm und betrachtete schweigend das schlafende Kind. Die Kerzen im Zelt verbreiteten ein mattes Dämmerlicht ohne die Kleine zu stören.
    Wie so oft in den letzten Tagen fragte sich der Hexer, was geschehen war. Was hatte ihn so erschüttert, dass er sich nun so verändert fühlte?
    Oder hatten die Geschehnisse nur etwas beschleunigt?


    Er erinnerte sich an Mayas Frage an ihn. Sie hatte ihn damals überrascht, in dem sie ihn zu Zerahl mit einlud. Was hatte sie sich dabei gedacht ihm so weit zu vertrauen. Und wieso hatte sie Recht behalten?
    Etwas in ihm hatte einen Stich verspürt sie dort liegen zu sehen, sie leiden zu sehen. Als Zerahls Ritual das erste Opfer gefordert hatte, war der nächste Stich gekommen.
    Aber warum? Hatte nicht Melekh selbst Maya aufgefordert dieses Opfer zu bringen? Assiah zu opfern? War dieses Vorgehen nicht das, was er selbst ohne zögern getan hätte?


    Er blickte auf das Kind. Was war noch wie früher? Was war daraus geworden, dass wahre Stärke nur dann erreicht werden konnte, wenn man nur den eigenen Zielen folgte.
    Mitleid war Schwäche. Liebe und Freunschaft waren Schwächen. Niedere Emotionen, selbstgewählte Einschränkungen und moralische Fesseln.


    Oder etwa doch nicht?
    Sollte Zerahl womöglich Recht behalten?
    So viele Fragen, so wenig Antworten.

  • Ravi saß in einer Ecke des Zeltes, ein Buch in den Händen, in dem sie gelesen hatte,d och das schummerige Licht der Kerzen genügte schon seit einer Weile nicht mehr, um die Buchstaben zu erkennen, ohne, dass es ihr Kopfschmerzen bereitete.
    Ruhig saß das Mädchen da, um Melekh nicht zu stören, der gedankenverloren seine Tochter in den Armen hielt.
    Schweigend beobachtete sie den Erzhexer und das schlafende Kind. Seit dem Gespräch mit Cupa fiel es ihr leichter ihn mit Fae und Sylvana zu sehen, zumal beide so unübersehbar seine lang vermisste Anwesenheit genossen, dass es Ravi unmöglich war, sich nicht mit ihnen darüber zu freuen.
    Sie selbst hatte ihn in den letzten Tagen ebenfalls zu schätzen gelernt. War er doch, obwohl sie sich in Yunalesc begegnet waren, praktisch ein Fremder gewesen, hatte es nur sehr wenig Zeit gebraucht, bis er auch für Ravi einen festen Platz in in der Gruppe um sie herum eingenommen hatte. Vielleicht lag es daran, dass er durch Fae und Sylvana ohne hin schon einen Platz darin gehabt hatte und diesen nur wieder gefüllt hatte, Ravi wusste es nicht genau.

  • Melekh spürte die Blicke der jungen Frau. Er drehte sich zu ihr um, lächelte.


    "Ich beneide dich um die neun Monate, die du mir bei Fae voraus hast, weißt du das?" sagte er leise. Vorsichtig stand er auf, ging hinüber zu ihr und ging in die Hocke.
    "Und ich möchte mich bei dir bedanken, für das was du für Fae und Sylvana tust und getan hast."


    Er blickte noch einmal auf das schlafende Mädchen hinab bevor er es Ravi reichte. "Magst du Sie einmal nehmen?"


    Ravi, was wusste er über die Frau. Das erste mal war er ihr begegnet, als sie ihr das Leben retteten. Damals hatte er sich von Sylvana und Zerahl überreden lassen, denn von allein wäre er zu der Zeit nicht auf den Gedanken gekommen, seine Energie für jemand völlig unbekanntes zu verschwenden, für jemanden, der ihm keinen Nutzen brachte.


    Sylvana und Zerahl hielten große Stücke auf sie. Und er musste zugeben, dass sie seit dem von einem Schatten an Sylvanas Seite zu einem festen Bestandteil seiner Umgebung geworden war; ihm wichtig geworden war.


    Er erinnerte sich dunkel daran, sie gesehen zu haben, als er verletzt an der Palisade gelegen hatte. Wie sich die Umstände doch ändern konnten.


    Melekh spürte, dass er Kopfschmerzen bekam.
    Vielleicht sollte er sich noch einmal mit Zerahl unterhalten. Irgendwie hatte es der alte Hexer geschafft etwas in Melekh in Gang zu setzten. Er musste fast lachen, als er daran dachte, welche Eigenschaft Maya als erstes geopfert hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass gerade diese nun bei ihm erwachte. Die unnötigste und einschränkenste von allen.


    Oder konnte sie ihn auch befreien?

  • Maya war durchs Lager gewandert. Nachdenklich, grübelnd. Sie trug Teile ihrer Rüstung, hatte aber auf Arm- und Beinschienen verzichtet und auch ihren Stab hatte sie im Moment nicht bei sich. Sie dachte über die Zeilen nach, die sie mit Gold auf ihren Waffenrock gebrannt hatte. Sie stimmten nur noch teilweise. Aber eine andere Frage hatte sich mittlerweile in den Vordergrund geschoben. Sie war jetzt frei. Frei von den Lasten aus der alten Welt, frei von den Beschränkungen, die sie sich im Inneren selbst auferlegt hatte. Aber mit dieser Freiheit war eine Unsicherheit gekommen, die sie nicht kannte. Gedanken, die sich wie von selbst in ihren Kopf setzten, offensichtlich nur, um sie zu verwirren. Gefühle, die immer in den unpassensten Momenten hervorbrechen wollten und die sie nicht mehr ganz unter Kontrolle hatte.
    Als sie aus ihren Grübeleien aufwachte, hatten ihre Füße sie vor ein Zelt geführt. Eins, das sie kannte. Sie seufzte leise und blieb einen Moment unschlüssig stehen, bevor sie den Eingang ein Stück öffnete.
    "Darf ich eintreten?"

    [center]&quot;It&#39;s my own desire,<br />It&#39;s my own remorse,<br />Help me to decide, <br />Help me make the most of freedom, <br />Nothing ever lasts forever.&quot;<br /><br /><br />[/center]

  • Melekh blickte zum Eingang.


    "Natürlich. Komm herein." Fae schien sich nicht stören zu lassen und schlief ruhig weiter.


    Er musterte die Magierin neugierig. Das gebräunte Gesicht war ungewohnt nach all der Zeit.
    Mit Maya war die Person in Melekhs Leben getreten, die nach Sylvana die größten Veränderungen der letzten Zeit mit sich gebracht hatte. Ob zum Gute würde sich noch zeigen müssen.

  • Sie schob die Plane im Eingang noch etwas mehr zur Seite und ließ sie wieder zurückfallen, nachdem sie eingetreten war. Danach sah sie sich kurz um. Auf Fae blieb der Blick einen Moment länger liegen. Danach nickte sie auch Ravi lächelnd zu und setzte sich. Ja das Gesicht der Magierin hatte sich wieder verändert. Das Weiss war weg, aber ein Auge war noch immer dieses helle, strahlende Blau, während das andere noch immer tief rot und von schwarzen Musterungen durchzogen war.
    "Der Feldzug war seltsam. Ich kann ihn... nicht in gut oder schlecht einordnen, zumindest nicht, was die Geschehnisse um das Land betrifft." Ja irgendwie hatte dieser 'Sieg' einen sehr schalen Beigeschmack. Sie hätte einige Dinge anders gemacht, wenn sie gekonnt hätte.
    Sie zog die Beine heran und setzte sich wie meist im Schneidersitz hin, um durch die Runde zu sehen.

    [center]&quot;It&#39;s my own desire,<br />It&#39;s my own remorse,<br />Help me to decide, <br />Help me make the most of freedom, <br />Nothing ever lasts forever.&quot;<br /><br /><br />[/center]

  • "Fast das selbe Gespräch führte ich bereits mit Sylvana. Es wird von vielen als Sieg verkauft. Den Fall von Agrus, die Vernichtung der Ebene der Leere, das Brechen des Fluchs der Edalphi. Aber ist es ein Sieg, oder nennt man es nur so um die enormen Verluste zu rechtfertigen die wir hatten? Und anstatt Argus ist es nun die Leere, die uns gegenüber steht. Nein, es fühlt sich nicht wie ein Sieg an."


    Er lies sich zwischen den beiden Frauen nieder.


    "Wie geht es dir eigentlich. Nach Zerahls Prüfung und dem Ritual meine ich." Seine Hand strich unbewusst über seinen Hals, wo ihn die Klinge aufgeschlitzt hatte.

  • Maya schien einen Moment nachzudenken. "Ich denke die Ebene der Leere zu zerstören war ein Fehler. So wie der alte Quai es erklärt hat, war sie ein wichtiger Bestandteil des Schleiers. Der Puffer sozusagen. Damit fremde Ideen nicht Mythodea erreichen können, aber von Mythodea aus auch nichts nach Außen dringt. Wir werden sehen, was wir davon haben. Und die Verluste... sie sind groß." Sie seufzte leise und strich sich eine der roten Strähnen zurück, die sich aus dem Zopf gelockert hatten. Dann blieb ihr Blick jedoch an Melekhs Hand hängen, als er über seinen Hals tastete.
    "Seltsam frei. Als sei eine Last weg. Was ja auch durchaus so ist. Stärker, weil ich mehr meiner Kraft nutzen kann... sie nicht mehr für andere Dinge brauche. Aber es hat auch.. Dinge los getreten. Jetzt wo alles wieder eins ist.. alles wieder verbunden.. muss ich auch damit leben. Gedanken, Gefühle... Dinge, die lange kein Teil mehr von mir waren. Sogar Erinnerungen. Es ist... seltsam. Ich werde.. sehen was ich damit mache. Wie ich damit zurecht komme. Ich denke es braucht Zeit sich daran zu gewöhnen. Es ist, als ob man auf einem riesigen, freien Feld steht, von dem dutzende Wege abgehen. Und ich weiß nicht, welchen ich nehmen soll, auch wenn einige Entscheidungen, die ich hier getroffen habe, zumindest eine grobe Richtung vorgeben. Eine.. die ich so nie für möglich gehalten hätte. Nicht für mich."
    Sie legte den Kopf etwas zur Seite.
    "Ich denke du weißt, was ich meine. Diese... Dinge, die aufkommen. Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Und das Gefühl, dass man sie nicht mehr nur für sich selbst trifft. Nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich ist." Das ist das irgendwo Angst machte, gestand sie nicht ein. Auch nicht, wie unsicher sie sich dabei fühlte. Aber um das zu bemerken musste man sie auch nur beobachten. Sie schien noch nachdenklicher als sonst.


    "Die Dinge, die ich beim Ritual getan habe... sie tun mir leid. Ich habe aus Angst gehandelt. " Das hingegen war ein ziemlich großes Eingeständnis der Magierin.

    [center]&quot;It&#39;s my own desire,<br />It&#39;s my own remorse,<br />Help me to decide, <br />Help me make the most of freedom, <br />Nothing ever lasts forever.&quot;<br /><br /><br />[/center]

  • Sylvana war vor dem Zelt stehen geblieben als sie die Stimme von Maya gehört hatte.


    Ich denke du weißt, was ich meine. Diese... Dinge, die aufkommen. Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Und das Gefühl, dass man sie nicht mehr nur für sich selbst trifft. Nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich ist.


    Für einen Moment stand die Neches Re dort und umfasste ihre Arme, unschlüssig ob sie hinzutreten sollte, oder vielleicht noch eine andere Aufgabe auf sie wartete, die zu erledigen war. Sie musste nicht in dem Zelt sein, um wahrzunehmen welche Wirbel sich um sie herum aufgetan hatten. In Form von Gedanken und Gefühlen. Ihrer Mimik war für unbeteiligte vorbei laufende Personen nicht anzusehen, dass sie tief in Gedanken war und unsicher ob sie ihr Zelt betreten sollte, oder es vielleicht besser war noch einige Zeit zu warten. Kurz schloss sie die Augen und horchte in sich hinein...


    Du hast eine besondere Gabe Sylvana... Du veränderst die Seelen um dich herum... ich muss es wissen, denn ich bin eine davon...


    Es hatte ihr nie etwas bedeutet. Und das tat es auch jetzt nicht. Es war etwas, das schlichtweg geschah. Oftmals wusste sie nichtmal, ob es durch ihr Zutun oder auch ohne dieses passierte. Eine gbe hatte er es genannt. Ja vielleicht... aber vor allem war es eine Verantwortung und eine Bürde. Jedes Wesen, dass in seinen Grundfesten verändert wurde, war danach angreifbar und verletzlich. Wie ein junges Tier, dass zum ersten Mal den sicheren Bau verlässt, oder wie das Kind, dem man einreden konnte, welcher Weg der rechte sei oder wovor man Angst und was man hassen musste.


    In Samar hatte sie Menschen auch verändert, doch da war dies anders gewesen.


    Der Konfessor funktioniert hier nicht mehr, wir brauchen ihn nicht mehr...


    Die Neches Re verzog das Gesicht und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Der Kopfschmerz wollte nicht vergehen. Auch wenn dieser Kontinent vieles veränderte, das veränderte er nicht. Sie war und blieb ein Konfessor, das Wesen welches sich dahinter verbarg und es war gleich wie andere dies sehen mochten. Sich selbst zu verleugnen wäre falsch und vor allem nicht richtig gewesen, unwahr. Ihre Kräfte hatten sich andere Wege und Gaben gesucht, andere die dem Orden ebenfalls nutzen würden und sich nicht wirklich von ihrer alten Aufgabe unterscheiden würden... aber...


    Sylvana richtete ihre Gedanken zurück auf das Zelt. Das Gefühl Verantwortung für jene zu tragen die sich veränderten blieb. Ein weiterer Schritt auf das Zelt zu...


    Die Dinge, die ich beim Ritual getan habe... sie tun mir leid. Ich habe aus Angst gehandelt.


    ... ein innehalten...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ernst sah Ravi den Erzhexer an.
    "Ich weiß..."
    Sie schüttelte leicht den Kopf und erwiederte sein Lächeln.
    "Dafür musst du mir nicht danken..."
    Antwortete sie leise und nahm Fae entgegen, als Melekh sie ihr reichte. Liebevoll betrachtete sie das schlafende Baby.
    Als Mayas Stimme erklang blickte sie auf und lächelte ihr zu.
    Dem Gespräch hörte sie vorerst schweigend zu und nickte nur zustimmend.
    Als Maya von dem Ritual sprach, horchte sie auf. Wiedereinmal bemerkte sie, wie wenig sie über Maya wusste.

  • Die Augenbraue des Erzhexers glitt überrascht nach oben, er nickte jedoch nur.


    "Du hast gehandelt, wie ich es erwartet hatte und wie ich ebenfalls gehandelt hätte."


    "Zumindest früher einmal", fügte er hinzu.


    "Und ja, ich glaube ich weiß was du meinst. Entscheidungen die man nicht mehr nur für sich selbst trifft."
    Er blickte zu Ravi und dem schlafenden Kind.


    "Warum hast du mich damals ausgewählt?" Er wand sich wieder zu Maya. "Das habe ich nicht verstanden, genauso wenig wie ich meine Zustimmung verstanden habe. Aber... ich bin froh, dass du es getan hast. Selbst wenn ich nur eine Verlegenheitslösung war."

  • Irgendwie schien sie in dem Moment sogar bedrückt zu sein und die Entschuldigung hatte ehrlich geklungen. Offenbar hatte sie es wirklich getroffen. Aber immerhin war es Zeichen genug, dass ihr Gewissen wirklich nicht beschädigt worden war... oder Assiah.
    "Ich weiß auch nicht, wie ich jetzt dort handeln würde."
    Dann schüttelte sie den Kopf, als ob sie einen unliebsamen Gedanken los werden wollte und sah zu den dreien, wieder lächelnd.
    "Das ist alles schon so eine große Familie geworden, oder? Fae, Sylvana und du, Melekh. Und dann die sich sorgenden Tanten und Onkel, wie dich Ravi." Dabei sah sie auch in Ravis Richtung, noch immer leicht lächelnd.
    Entscheidungen die einen nicht mehr nur selbst betrafen. Es würde schwer werden. Sie hoffte nur, dass sowas sie nicht in Zukunft lähmte. Diese Sorgen.


    Dann sah sie wieder zu Melekh. "Als Zerahl mir sagte, dass ich fünf Leute mitbringen soll, denen ich mein Leben anvertraue, dachte ich, ich würde scheitern. Vertrauen ist... war... ein Fremdwort für mich. Dafür bin ich zu oft verraten worden. Ich dachte auch, dass ich die Fähigkeit zu vertrauen vollständig verloren hätte. Auf der Reise zum Treffen in Exilia vor dem Feldzug hab ich lange nachgedacht. Ich habe auch sehr früh an dich gedacht. Aber auch daran, wie du zum Beispiel in Yunalesc versucht hast an mein Blut zu kommen. Und an andere Begegnungen mit dem Chaos wie Vitus, dem ich den Arm zu verdanken habe und auch in anderen Ländern. Ich hatte tatsächlich Angst dich mit einzubeziehen. Hätte damit gerechnet, dass du die Gelegenheit nutzt in meinem Geist zu sein.
    Als ich dich schließlich gefragt habe, bin ich ein Risiko eingegangen. Zumindest für meine Verhältnisse. Genauso bei Slaiga. Bei Sylvana und Ravi und Assiah war ich mir sicher, dass sie nichts tun. So auch Arkadius. Ihn und mich verbindet dafür eine zu lange Geschichte. Ich habe lange in der Hinsicht nichts mehr riskiert und ich danke euch, dass ihr... nun. Mich nicht verraten habt. Das hat mir etwas von meinem Vertrauen zurück gegeben. Mir gezeigt, dass ich es noch kann, wenn ich mich genug traue und mich nicht jeder sofort verrät, als ob ein Fluch an mir dran hängt."
    Sie lächelte etwas schief und tastete einen Moment nach ihrem linken Oberarm. Dort, wo die drei Narben, die sie schon so viele Jahre trug, noch immer waren. Nie verblassten. Und auch noch immer schmerzten.

    [center]&quot;It&#39;s my own desire,<br />It&#39;s my own remorse,<br />Help me to decide, <br />Help me make the most of freedom, <br />Nothing ever lasts forever.&quot;<br /><br /><br />[/center]

  • "Eine Familie, ja." Das Wort klang so ungewohnt.


    Dann jedoch lächelte er. "Sie fühlt sich zumindest wohl unter ihren Patentanten."
    Wieder glitt sein Blick zu Ravi und Fae. Noch mehr Seelen, die ihm etwas bedeuteten. Noch mehr Sorgen.


    Als Maya von Zerahls Ritual erzählte verblasste sein Lächeln. Ja, das war genau das gewesen, was Maya hatte befürchten müssen. Ging es nicht immer darum, Macht zu gewinnen? Macht über Menschen zu erlangen, wenn es den eigenen Zielen diente? Und doch hatte er es nicht getan. Hatte versucht zu helfen ohne dadurch Vorteile zu ziehen.


    Er nickte.
    "Ich kenne dieses Gefühl. Es ist... es war normal für mich Verrat hinter allen zu vermuten, vom Verrat anderer von vornherein auszugehen." Er massierte seine Schläfe. "Fast wie die Drow", fügte er bitter hinzu.

  • Sylvana drehte sich um und blieb neben dem Zelteingang stehen. Eigentlich war es nicht ihre Art zu lauschen. Es war jedoch nur schwer zu erklären warum ihr Gefühl ihr riet, noch zu warten... und ihre Gedanken ihr sugerierten, dass sie selbst noch einen Augenblick Zeit brauchte.


    Mit dem Rücken zum Zelt lauschte sie den Leuten darin, jenen die ihr in den letzten beiden Jahren so unsagbar wichtig geworden waren. Jenen, für die sie sich aus reinem Glauben und festem Herzen entschieden hatte jeden Kampf mit ihrem Orden aufzunehmen, der sich ihr bieten würde.
    Sie stand noch immer zu diesem Weg und wusste noch immer, dass er richtig gewesen war. Auch wenn ihr Orden das nicht sehen wollte.


    Ein gedankenverlorenes, ja fast betrübtes Lächeln schlich sich auf ihre Züge als sie den Blick senkte und ihr Gesicht hinter einem Vorhang aus rotem langen Haar verborgen wurde.


    Beinahe unbewusst wanderte ihre Hand in ihren Nacken, erinnerte sie sich an harte Worte ihrer eigenen Brüder und Schwestern, fühlte sie die schmerzende Verknüpfung zu jenen die zweifelten und dabei waren... zu vergessen. Schweigsam fühlte sie die Unebenheiten auf ihrer Haut...


    Wieviel Zeit wohl noch bleiben würde?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Mir ging es eben genauso, was den Verrat anging. Darum.. danke, dass das widerlegt wurde."
    Hoffte sie zumindest. Hatte sie nicht die anderen verraten? Der Gedanke war wie ein Stechen in ihrem Kopf. Sie hatte bei dem Ritual wieder.. berechnend gehandelt. Erst das Gewissen ausgeschaltet... Assiah. Und danach Melekh, der... ja. Weil er sich von den anderen in dem Ritual abgehoben hatte. Eine Anomalie gewesen war. Und das alles nur aus Angst, dass sie sich sonst verlieren würde. Das Gefühl, dass sie gehabt hatte, als sie Teile von sich geopfert hatte, um den anderen nicht zu schaden suchte sie dann und wann noch immer heim. Assiah war ein Test gewesen. Es hatte nicht mal etwas mit ihr persönlich zu tun gehabt. Alles hatte für Maya so gewirkt, als ob es ein Muss war, dass sie jemanden opferte. Das Gewissen als erstes zu nehmen, damit es sie im Nachhinein nicht plagte war der einzig logische Schritt für sie in dem Moment gewesen.
    Dennoch hatte sie ihr Leben über das der anderen gestellt. Egal, ob Zerahl und Melekh in dem Ritual gesagt hatten, dass sie gewusst hatten, dass es ein riskantes Ritual werden würde. Und auch egal, dass sie da gewesen waren, um sie zu retten. Sie hatte in dem Moment nicht gewusst, dass es Melekh und Assiah in Wirklichkeit gut gegangen war.
    Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und drängte den aufkommenden Zweifel wieder fort. Gerade hier sollte man den Zweifel wohl nicht in sein Herz lassen. Es war.. im Nachhinein alles in Ordnung. Niemandem war etwas geschehen. Allen ging es gut. Zum Glück.

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  • Familie...
    Ravi lächelte und wer sie kannte und genau hinsah, bemerkte die Wehmütigkeit, die sich in dieses Lächeln schlich. Seit Kelleth fort gegangen war, und wenn sie ehrlich war auch schon vorher, hatte das Wort "Familie" einen bitteren Beigeschmack gehabt. Langsam aber sicher, verstand Ravi, weshalb sie im letzten Jahr nicht nach ihrem Bruder gesucht hatte. Die jenigen, die sie hier gefunden hatte, die sie Schwester nannten, waren ihr mehr Familie als es ihr die leibliche jemals gewesen war. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie war froh und dankbar hier zu sein, umgeben von jenen, die sie liebte, um die sie sich sorgte. Cupa hatte recht, vielleicht würde sie Kelleth irgendwann über den Weg laufen.
    Ein Weg der dich näher an dein erstes Ziel bringen könnte, als du es dir vorstellen vermagst.
    Hatte der Faun gesagt.
    Vielleicht wird es den Tag geben an dem sich sein Weg und dein Weg kreuzen und du Antworten hören wirst auf Fragen die du nicht gestellt hast.
    Ja... vielleicht eines Tages. Im Moment gab es wichtigeres. Wesen, die sie dringender brauchten, und die nicht einfach fortgingen.
    Sacht strich sie Fae eine Haarsträhne aus dem vom Schlaf geröteten Gesichtchen, blickte auf und sah von Melekh zu Maya.
    Sie lächelte und die Wehmütigkeit war verflogen.

  • Sylvana wischte sich über die Wange, atmete tief durch und straffte sich. Keine Zeit für derlei Dinge. Auch wenn man es ihr anders vermittelt hatte, sie wurde gebraucht, irgendwie.


    Kurz strich sie sich durchs Haar und versuchte zu verbergen, welche betrübten Gedanken sie verfolgten. Wenn sie etwas beherrschte, dann war es jene die nicht in ihr Innerstes blicken konnten zu täuschen. Für andere zu lächeln... Und genau das tat sie, sie setzte ein Lächeln auf.


    Sie war glücklich jene in diesem Zelt an ihrer Seite zu wissen, war glücklich darüber, was sich entwickelt hatte und welche Bedeutung es bekommen hatte. Niemand würde ihr das wieder nehmen, nicht, wenn sie es zu verhindern wüsste.


    Kurz strich sie den Stoff an ihren Hüften glatt und betrat das Zelt...


    Du meine Güte... ich liebe Ignis... aber langsam sehne ich mich nach Schatten und frischem Wind, oder sogar ein wenig Regen.


    Huschte es ihr beschwingt über die Lippen, unverwundert wer im Zelt saß, denn diese KOnstellation an Personen hatte sich für sie beinahe als normal eingestellt.


    Kurz legte sie die Hände an ihre Hüften und blickte sich um.


    Huch, ich hoffe ich habe euch nicht unterbrochen?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Melekh blickte sie an. Er wusste, dass noch immer etwas in ihr arbeitete, belies es aber dabei.


    "Nein, hast du nicht. Komm herein. Fae schläft noch", sagte er leise und mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
    "Wir sprachen nur gerade noch einmal über das was bei Zerahl passiert ist, und dass alles noch so glimpflich ausging."


    Glimpflich? Er erinnerte sich daran, wie verstörend und schmerzhaft es gewesen war Sylvana so zu sehen. Sie in dem Zustand zu sehen, in den sie nach dem Ritual verfallen war.

  • Es hatte kurz den Anschein, als würde das Lächeln auf ihrem Gesicht schwinden, doch sie wandelte es einfach in ein schmaleres, nachdenklicheres...

    Verstehe... Glimpflich... ja, durchaus. Das Ganze hätte auch ganz andere Ausmaße haben können.


    Sie lenkte ihre Schritte kurz zu ihrem Schlaflager und löste den Waffengurt an ihrer Hüfte, um diesen dort abzulegen. Sie hatte zuweilen schon das Gefühl sich zu bewegen, als habe sie Schlagseite. Im Vorbeigehen warf sie einen Blick auf ihre schlafende Tochter und schenkte sie Melekh eine flüchtige Berührung. Und ein ehrlicheres Lächeln.


    Aber wenn wir ehrlich sind... oder vielmehr... ihr ehrlich seid... dann hat es durchaus Ausmaße davon getragen, auf seine ganz eigene Art und Weise, oder irre ich...?


    Langsam ließ sie sich nieder. Ihre Muskeln streikten noch immer.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Melekh sah kurz zu Ravi, dann zu Maya. Er schüttelte den Kopf und sah Sylvana an.


    "Nein, du irrst dich nicht. In gewisser Weise hat die letzte Zeit wohl Auswirkungen auf uns alle gehabt. Und nicht nur körperlich. Ich habe auf diesem Feldzug vieles gelernt. Begriffe, die ich für wertlos hielt, sehe ich nun zum Teil mit anderen Augen."


    Melekh lachte leise, aber es klang freudlos. "Ich habe Konzepte kennengelernt, über die es nachzudenken und die es zu bewerten gilt. Sie sind ungewohnt und neu, aber vielleicht sind sie eine Chance. Und andere möchte ich nicht mehr missen, selbst wenn sie mich schwächen würden."


    Sein Blick schweifte von Sylvana zu Ravi und Fae und dann weiter zu Maya.
    "Liebe, Familie, Freundschaft, Vertrauen. Nichts davon war je erstrebenswert, da alle diese Dinge als einengend, beschränkend, ablenkend und schwächend angesehen wurden."


    Er kniff kurz die Augen zusammen, als der Schmerz hinter seinen Schläfen stärker wurde.