Wiederkehr nach Exilia

  • Galwine hatte sich im Hintergrund gehalten und tat es auch weiterhin, während er in der Menge Ausschau nach dem Gesicht Neiras hielt. Er wusste nicht genau, wie erfolgreich ihre bisherigen Versuche, Fuß bei der Wache zu fassen, waren, konnte sich aber vorstellen, dass sie nicht begeistert wäre, würde man ihr auftragen, in die alte Welt zurückzukehren.
    Er stand neben Zarim und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser den bisher einzig vernünftigen Vorschlag vorgebracht hatte. Das bestätigte ihm besonders die Kälte, die sich allmählich seine Beine hinauf schlich. Den Schauer auf seinem Rücken führte er eher auf das Gebaren dieser seltsamen Frau vor ihnen zurück. Er nahm an, dass sie ein Amt bekleidete, von dem er bisher nichts erfahren hatte - ein Missstand den er möglichst bald zu beheben gedachte- andernfalls hätte sie wohl kaum die Dreistigkeit besessen, die Menge derart aufhetzen zu wollen. Zum Glück schien sie nur teilweise erfolgreich. Ihm war wohl überlegtes Handeln stets lieber als spontaner Aktionismus. Er würde, wenn man es ihm nicht verbot, was er aber mittlerweile nicht mehr annahm, der Besprechung in der großen Halle beiwohnen.
    Er streckte sich ein wenig, um zu erkennen, was sie nach Helias geworfen hatte, konnte es aber über die Köpfe der vor wenigen vor ihm Stehenden nicht erkennen.

    „Wenn Ihr es genau nehmen wollt: Man spricht es [ˈgal.vɪn]. Das e am Ende ist stumm.“ :exilia:

    Einmal editiert, zuletzt von Galwine ()

  • Helias Blick wanderte hinab zu dem was Venya nach ihm geworfen hatte. Sein Blick fiel auf auf die arg ledierten Überreste von Kires Lederklauern.
    "Ich weiß zwar nicht, wie Ihr dazu gekommen seid - Ich habe mir jedoch Nichts vorzuwerfen."


    Mit den Worten drehte er sich um und wandte sich endgültig der Großen Halle zu.
    Von den Wenigen, die noch übrig geblieben waren verließen Einige ebenfalls den Platz, Andere folgten ohne ein weiteres Wort dem Senator. Der Rest blieb andächtig schweigend stehen und beobachten das weitere Geschehen mit Neugierde.
    Was hatte es mit der Hinterlassenschaft Kires auf sich? Warum warf Venya dem Senator vor zu flüchten und wovor? Etwas stimmte ganz und gar nicht, doch wussten die Meisten nicht viel mehr zu sagen, als eben dies: Venya hatte den Senator Exilias des Verrats beschuldigt.

  • Fassungslos starrte Valentin auf die am Boden liegenden Überreste des klauenähnlichen Handschuhs.
    Selbst er verstand bloß die Hälfte: Was genau meinte Venya? Und was bezweckte sie damit den Senator in aller Öffentlichkeit bloß zu stellen?
    Ein kalter Wind durchzog die Gassen der Siedlung und jagte den herumstehenden Bewohnern einen Schauer über den Rücken. Kälte kroch in jeden Spalt der übergeworfenen Kleidung. Valentin hüllte sich in seinen Umhang.


    Dann, ganz langsam und zögernd löste er sich aus der Menge und trat ein paar wenige Schritte auf das zerfressene Etwas zu. Handelte es sich hierbei auch ganz gewiss um Kires Handschuh?
    Als er sich nach dem Überrest duckte und es aufhob wurde ihm klar, dass es sich tatsächlich um den arg in Mitleidenschaft geratenen Handschuh handelte.

  • Zarim ging ein paar Schritte auf Venya zu. Er blickte sie freundlich an. Ihr Verhalten mochte nicht schicklich sein - ihre Anklage klang dennoch ernsthaft genug um gehört zu werden.
    "Ich glaube, ich spreche vielen hier aus der Seele, wenn ich sage, dass mir die Zusammenhänge auf die Ihr anspielt vermutlich nicht ganz klar sind" Er sah die Umstehenden an, viele von ihnen nickten zustimmend.
    "Was Ihr vorbringt klingt nach einer ernsthaften Angelegenheit, die nicht fallen gelassen werden sollte. Ich denke, Ihr solltet die Hintergründe eurer Anklage ausbreiten - ob es nun letztlich dazu dient, einen Verrat aufzudecken oder den Ruf des Senators zu reinigen.
    Da uns momentan eine juristrische Kraft fehlt und Senator Abalim diese Aufgabe vermutlich nicht neutral übernehmen kann, schlage ich vor, die Angelegenheit vor einem provisorisch gebildeten Rat zu erörtern, der berät ob der Anklage weitere Dinge, beispielsweise ein richtiges Verfahren vor einer Legitimierten Vertretung der Juristriktion folgen müssen.
    Was haltet ihr davon Venya? Ich kann mir vorstellen, dass diese Lösung in Kires Sinne gewesen wäre"
    Nur bitte"
    , setzte er hinzu, "Lasst es uns in der Wärme der Halle tun."

  • Die Gelassenheit des Senators schien Venya den letzten Funken klaren Verstandes zu rauben. Doch nicht nur Venya schien davon betroffen, einige der Exilanten um sie herum schienen sich auf ihre Seite zu stellen. Anschuldigungen wurden laut. "Wir werden unsere Freunde nicht warten lassen!" brüllte eine Stimme "Feiges Spitzohr" eine Andere. Langsam entluden sich die Gerüchte, welche in den letzten Monaten nach dem Tod des Protektors in Exilia die Runde gemacht hatten. Mag sein, dass nicht Alle daran glauben mochten, doch stellten einige Stimmen den Senator in Frage. Man munkelte, dass er den ehemaligen Protektor bei dem Archoneten angeschwärzt und ausgeliefert hatte. Bis jetzt hatte es keinerlei Beweise für dies Anschuldigungen gegeben, doch schien der Senator keinen Versuch zu unternehmen, eben jene Anschuldigungen zu entkräften. Eher verstärkte er sie noch.


    Eisig blickte sie den jungen Alchemisten an. "Euch scheint wohl Einiges nicht ganz klar zu sein. Ich hätte mir mehr Gedanken gemacht, wenn unser ehemaliger Protektor getötet wird, aber der Senator ohne ein gekrümmtes Haar wiederkehrt - und nun die mächtigste Position der Siedlung begleitet. Ebenfalls tut er keine Anstalten, einen neuen Protektor zu ernennen" spie sie förmlich aus. Langsam wurde ihr bewusst, wie wenig sie mit dieser Siedlung verband. Lediglich einige der Anwesenden Personen, wie Trall und ein paar Andere, bedeuteten ihr noch Etwas. "Und wagt nicht nochmal seinen Namen zu erwähnen! Ihr seid genauso wie der Senator, ersteinmal Zeit vergeuden und dann versagen, aber auch darin habt ihr Übung. Wisst ihr, was Kire getan hätte, wenn einer seiner Freunde oder..." sie schluckte und sprach etwas angewiedert "ihr" aus, bevor sie normal weitersprach "seine Hilfe gebraucht hätten? Er hätte Sofort mit einer kleinen Gruppe reagiert und während ihrer Reise weiter überlegt. Aber er hätte nicht einfach abgewartet. Er hat Euch hier aufgenommen, Kräuterpanscher, euch ein Labor überlassen und ohne seine Hilfe wärt ihr sicher nicht an all jene Informationen gekommen, die euch nun euer jetziges Ansehen eingebracht haben".


    Langsam wurde sie all dies hier Leid. Den Senator, diese Scheinheiligkeit, all dies - es musste sich etwas ändern, dies war der jungen Frau nun klar. "Ihr wisst doch gar nicht, was Kälte bedeutet! Ich habe hier diese Siedlung mit aufgebaut, wir haben es gerade so geschafft, die Holzhütten fertig zustellen, dass wir nicht erfrohren! Damals geb es diese Halle nicht, auch die ganzen steinernen Gebäude waren noch nicht hier. Dass ihr nun dies Alles genießen könnt, habt ihr nur einem Namen zu verdanken. Und nun tretet ihr sein Andenken, seine Ziele und seine Ideale mit Füßen?".


    Einige der Krieger hatten sich zu Venya gedrängt, doch auch Handwerker, Frauen und ein paar Kinder konnte man bei ihr sehen. Venyas Stimme gewann an Schärfe:"WIR werden ihm zu Hilfe kommen!". Diese Anmaßung spaltete die anwesende Menge nun endgültig. Viele Siedler schienen Venya nun endgültig für verrückt zu halten, jedoch war ein kleiner Teil auf ihrer Seite. "Es wird Zeit endlich wieder so zu handeln, wie die Exilanten handeln sollten!" brüllte einer der Krieger, auch die Frauen und Handwerker schienen deren Meinung zu sein.

  • Zarim sah Venya eine Weile an.
    "Ihr seid blind, Venya.", sagte er leise. In Zarims Stimme schwang Trauer mit. Obwohl der Wind sich nach Kräften mühte seine Worte hinfort zu tragen, hatten fast alle Umstehenden sie hören können.
    "Der Tod Kires hat euer Herz mit Hass gefüllt. Ich verstehe das. Ich denke jeder hier versteht das, denn wie auch immer man das, wofür Kire bestraft wurde bewertet - ein jeder Muss zugeben, dass Kire für uns alle großes geleistet hat. Dass unser aller Dasein ohne seine Taten so nicht möglich wäre.
    Ja - Er hat mich hier aufgenommen. Ja - er hat mir vieles ermöglicht, was ich ohne ihn niemals so schnell erreicht hatte. Viel wichtiger aber ist, dass ich persönlich ihn als Freund empfand. Glaubt Ihr wirklich, der Schwarze Fetzen über meiner Tür habe keine Bedeutung? Auch ich vermisse ihn! Euer Hass ist bei mir falsch. Wenn ihr euch heute entschließt euren Lark zu satteln um Harkon beizustehen, so wird der Meine mit dem Euren Schritt halten.
    Wenngleich ich glaube"
    , etwas, das einem lächeln ähnlich sah, spielte über Zarims Lippen, "dass der Eure noch ein wenig schneller ist als der Meine.
    Harkon ist immer ein Freund Exilias gewesen, daran besteht kein Zweifel! Wenn Harkon uns ruft, so werden wir antworten!
    Niemand der sich als Exilant bezeichnet wird das verneinen!


    Eure Anschuldigung trifft mich: Ich bin niemand der zögert, wenn Eile angebracht ist.
    Versteht doch Venya: Ich bin auf Eurer Seite!
    Wenn sich mein Freund Helias etwas vorzuwerfen hat, so soll er dafür grade stehen. Aber ich bitte Euch: Jetzt, wo schnelles und kluges Handeln nötig ist: Entzweit nicht die Siedler dieser Siedlung über Dingen, die sie nicht unterscheiden. Wenn wir uns nun zerstreiten, ist Harkon damit nicht gedient.
    Ich bin sicher, Kire hätte sich ein Exilia gewünscht, dass geschlossen und stark agiert anstatt sich im Innern zu zerfleischen wo es keine Differenzen gibt. Der Schmerz um unsere Verluste darf uns nicht des vernünftigen Handelns unfähig machen.
    Diese Siedlung sollte nicht noch mehr Exilanten verlieren."

    Zarim sah Venya an. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. "Ich stehe hinter Euch und werde euch nach Kräften unterstützen! Steht ihr auch hinter mir?"
    Es war still geworden. Viele Augenpaare sahen Venya an. Zarim war anzusehen, dass das gesagt ihn bewegte.
    Wartend hielt er seine ausgestreckte Hand in der Luft.

  • Venya würdigte dem Alchemisten nicht mehr als ein Schnaufen. Achtlos schlug sie dessen Hand beiseite und brüllte ihn an:"Alles, was UNS jemals verband war.." dann stockte sie. Ohne weiter auf Zarim zu achten, stürmte sie auf Helias zu und riss ihm das Pergament aus den Händen. Schnell überflog sie den unwichtigen Text, bis sie das gesuchte Stück gefunden hatte. Trall, welcher neben ihr Stand, konnte sehen, wie sich kurz ihre Augen weiteten. Achtlos ließ sie das Schreiben aus ihren Händen gleiten und warf dem Torwächter einen verheißungsvollen Blick zu, welchen sie mit einem Nicken beendete. Dieser sah sie kurz an, als schien er etwas abzuwiegen. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und bahnte sich einen Weg aus der Menge heraus, während Trall brüllte:"Es ist Zeit!" und auch die Menge verließ.


    EIn seltsames Schauspiel bot sich nun der Menge. Vereinzelt wandten sich Exilanten ab und verließen ebenfalls den Schauplatz. Kleine Grüppchen eilten zu ihren Häusern.


    Venya hingegen war zum Stall geeilt und öffnete mit einem brachialen Ruck das große Tor des Gebäudes.mit sicheren Schritten durchquerte sie diesen und betrat die Box ihres Larks. Nach einem Pfiff Venyas erhob sich das Tier und ließ sich von ihr Satteln. Neu an dessem Geschirr waren die großen Packtaschen, welche sie aus einer Dunklen Ecke der Box holte und befestigte. Das Gewicht der Taschen verriet, dass diese gefüllt waren, anscheinend hatte Venya auf genau diese Situation gewartet. Ein knarren des Tores verriet ihr, dass ebenfalls jemand den Stall betreten hatte. Sie warf einen Blick aus der Box und erkannte einige ihr vertraute Gesichter, welche die beiden vordersten Boxen öffneten. Diese sollten eigentlich leer sein und tatsächlich befanden sich auch keine Tiere darin. Statt dessen war ein großer Wagen in einer der Kammern, in der Anderen standen die seltsamen Brutbehältnisse, welche Venya nutzte um die Eier der Larks auszubrüten. Schnell wurden drei der Kanister auf den Wagen geladen und mit einigen Decken verschleiert. Langsam sammelten sich noch mehr Exilanten vor dem Stall. All jene, welche die Menge verlassen hatten. Sie wirkten blass und unsicher. Jeder hatte seine Sachen gebündelt und auf irgend eine Art verpackt. Die besonders schweren Sachen luden sie auf den Karren, während Venya ihren Lark aus seiner Box führte und diesen davor spannte.


    All dies beobachtete der blasse Stallbursche, ohne sich einzumischen. Er wusste, dass dies dem Senator alles Andere als zusagen würde, jedoch war es ihm lieber, als sich Venya in den Weg zu stellen.


    Langsam waren sie fertig, als die blonde Frau eben jenen Stallburschen mit ihren Blicken fixierte. Mit sicheren Schritten ging sie auf diesen zu und baute sich vor diesem auf. Der junge zitterte am ganzen Körper und verlohr sämtliche Farbe im Gesicht, war er sich doch sicher, dass Venya ihn jetzt den Gnadenstoß versetzen würde. Stattdessen schaute er erstaunt, als sie ihm ein Buch vor die Brust schlug. "Da steht alles über diese wunderbaren Tiere drin, was ich weiß. Lies es, versteh es! JETZT... sind es deine" endete sie ihre Worte. Damit verbunden, schlug sie ihm auf die Schulter und wandte sich von ihm ab. Ohne scheinbare Mühe sprang sie auf ihren Lark und atmete tief ein. Dann setzten sie, ihr Lark und die begleitenden Exilanten in Bewegung, hinunter zum Tor der Siedlung.

  • Die Ereignisse verbreiteten sich bei Weitem schneller als ein Lauffeuer: Venya würde der Siedlung den Rücken kehren.
    Doch die launenhafte Vertraute Kires war nicht allein, mit ihr gingen zum Teil gerüstete Männer, Frauen und Kinder. Sie alle packten ihre wenigen Wertsachen zusammen und luden auf, was sie tragen konnten.
    Siedler strömten erneut von allen Seiten auf den Marktplatz und besahen sich fassungslos das seltsame Schauspiel, wie einander vertraut gewordene Nachbarn sich schweren Herzens von einander verabschiedeten und sich Lebwohl wünschten. Ihnen war klar, das dies wohl ein Abschied für Immer bedeuten würde.
    Viele waren in anderen Ländern verstoßen worden und hier her gekommen in der Hoffnung eine neue Heimat zu finden. Sie hatten hier ihr Ziel gefunden und zudem eine Gemeinschaft in der sie aufgenommen und akzeptiert wurden. Doch in Einigen weilte weiterhin ein rastloser Geist, der sie zum erneuten Aufbruch trieb, nicht wissend, was sie in den Ländern Aehras vorfinden würden.


    Und schließlich war es soweit: Gezogen von einem kräftigen Lark bahnte sich ein schwer beladener Wagen den Weg durch die Massen. Auf dem Rücken des Tieres saß Venya, flankiert von weiteren Reitern näherte sich die Prozession dem prachtvollem Tor Exilias.
    Einige aufgebrachte Siedler versuchten ein Gefecht losbrechen, doch die bewaffneten Torwachen hinderten sie daran. Dann öffneten sich die schweren Flügel und gaben den Weg aus der Siedlung frei. Drei Dutzend Exilanten zählte die Einheit, derer die durchs Tor schritten.


    Von dem Wehrgang unmittelbar über dem Tor löste sich eine in Grau gekleidete Gestalt. Es war Valentin der auf einen Vorsprung geklettert war und nach dem auf Halbmast stehendem, großen Banner griff. In der rechten Hand hielt er eine Klinge mit der er den schweren Stoff nahe der Stange zerteilte. Schließlich hielt er das schwarz-rote Banner Exilias in seinen Händen und reckte es hoch über den Kopf, sodass der Wind es entfaltete. Einen Moment lang bot der Rote Drache, das Symbol Exilias, dem grauen Himmel die Stirn, dann entriss eine Böe Valentin das Tuch und trug es dem sich langsam entfernenden Tross zu. Schließlich verfing es sich auf dem Wagen, welcher von Venyas Lark gezogen wurde.



    Bewegt schaute Valentin den ausgezogenen Exilanten hinterher, dann drehte er sich zu der Menge um und tief bewegt sprach er:
    "Dies ist eine schwere Stunde für Exilia. Dies ist eine schwere Stunde für uns Alle.
    Der Verlust Kires trübt noch immer unser Gemüt und schon erleidet unsere Heimat den nächsten Stoß. Diese Exilanten, unsere Brüder und Schwestern, waren es, die diese Siedlung einst gründeten und im Schweiße ihres Angesichts errichteten. Ihnen verdanken wir all Das, was wir unsere Heimat nennen können.
    Nun, da Exilia erblüht wie nie zuvor ziehen Jene von uns aus um Anderswo ihrer wahren Bestimmung zu folgen. Nun müssen wir nach Vorne schauen!"


    Er besann sich schließlich der Umstände und gedachte den Siedlern selbst in dieser Stunde Mut zu machen.
    "Der Ruf eines guten Freundes ereilte uns in dessen Not - Er wird nicht unbeantwortet bleiben! Auch Wir werden nicht zögern zu helfen!
    Gemeinsam, so sage ich Euch, werden wir selbst aus dieser schweren Stunde stärker denn je hervorgehen und es wird heißen Exilia sei neu erstanden!
    Und so sage ich:
    Auf das Neue Exilia! Viva..."

  • Ob der ermutigenden Worte des Heilers begann die Menge neuen Mut zu schöpfen und wie aus einem Mund ergänzten sie:
    "...EXILIA!"
    Während die Menge die Rufe wiederholten, bestieg Zarim den Rundlauf des Haupttores sodass er neben Valentin stand. Er legte diesem die Hand auf die Schulter und die beiden Männer nickten sich freundschaftlich zu. Es war schon absurd, dachte Zarim, wie sich dieser Moment der Frustration in einen Augenblick des Neubeginns verkehrt hatte. Vermutlich hatte auch Valentins Rede ihren Teil dazu beigetragen.
    Zarim blickte in die Runde und als die Siedler merkten, dass er etwas ergänzen wollte, verstummten sie langsam.
    "So bitter der Verlust dieser vieler ehemaliger Freunde auch sein mag, es ist wichtig in die Zukunft zu blicken. Av'Sha hat die Namen all jener, die Exilia vor kurzem verließen niedergeschrieben. Ihr alle kennt sie gut. Diese Liste werde ich nun verlesen. Ich wünsche mir, dass ihr euch jeden Namen bewusst anhört und zwei Dinge bedenkt: Erstens waren all diese Siedler lange hier und haben Exilia mit aufgebaut. Wenngleich aus meiner Sicht nichts diesen heimlich organisierten Fortgang verzeihlich macht, sollte nie vergessen werden, dass sie jahrelang gearbeitet haben, damit die Mauern die uns schützen dick und die Klingen die wir führen scharf sind!
    Zweitens solltet ihr während ihr diese Namen hört darüber nachdenken -"
    , Zarim machte eine kurze Pause, "- wie wir sie ersetzen können. Wenn ihr einen ähnlichen Beruf ausübt wie einer der Fortgegangen seid ihr angehalten euch bei Galwine zu melden. Er wird die Aufgabenverteilung der nächsten Wochen organisieren.


    Dies sind die Namen:
    Keel Windkling
    Fenrirr Faffnirsson
    Anthor Aschhand
    Talarion Ares
    Raptos Aktanon


    am heutigen Tage verließen uns:
    Harp Achatius
    Thorn Achatius
    Fin Elgast
    Hannah Seeblick
    Trane Edrun
    Bagmar der Faun
    André Dunkelfrei
    Bea Girnot
    Hans Froson
    Goswin Steinhand
    Aythe vom Dreistein
    Winlin Wibrecht
    Timeria Lagwen
    Ulfsen Skör
    Minot Aram
    Likot Meguis
    Partak Kremus
    Trall Verden
    Arin As' Kaladur
    Karn Throm
    Garrett Tief
    Skander Ross
    Mansera Finus
    Karkask Grauzorn
    Julius Ferdant
    Melle Olafdottir
    Fame Olafdottir
    Halbar Starkarm
    Tjarne Helmnirson
    Helwine Kleinstelz
    Gustav Einarsson
    Ingmar Prachthuf
    Zeryss Av'Tarnor
    Gemla Ludmirse
    Helmna Auenbach
    und natürlich - Venya Windkling


    Anschließend möchte ich hinzufügen, dass wir Harkons Brief nicht aus den Augen verlieren sollten. Alle, die gewillt sind, dazu etwas beizutragen sind nach wie vor aufgefordert sich so schnell wie möglich in der Großen Halle einzufinden."
    Damit war alles Gesagt. Gerade wollte Zarim die Treppe nach unten steigen um sich den Menschen anzuschließen, die begonnen hatten die Straße zur Halle hinaufzusteigen, da drehte er sich noch einmal zu Valentin um. Verschmitzt lächelte er und deutete mit dem Kopf zu den Stoffetzen, die Valentin am Fahnenmast hinterlassen hatte. "Mir scheint, mein Freund - wir brauchen ein neues Banner."

  • Der Tross, welcher die Siedlung verließ, marschierte leicht lethargisch gen nächste Hafen. Venya war mittlerweile von ihrem Lark abgestiegen, da das Tier schon genug Last zu verrichten hatte. Von all Jenen, war es seltsamer Weise Venya, die die hellste Miene aufgesetzt hatte. Zielsicher gab sie den Weg vor, den sie ausgewählt hatte, bis sie auf einmal die Bewegung des gesammten Trosses stoppte. Verwunderung machte sich breit, sie mussten sich beeilen, da sie immerhin einen langen Marsch vor sich hatten, außerdem war es kalt und in der Nacht würde es noch kälter werden.
    Venya blickte zurück, auf ihr ehemaliges Zuhause, auf die Siedlung Exilias. Das Tor war immer noch geöffnet, als schienen sie darauf zu warten, dass sie zurück kämen. Sie waren noch keine tausend Schritte gegangen, verwunderlich war es daher nicht.


    Venyas Meinung über Valentin hatte sich durchaus bestätigt. Er war kein einfacher Heiler, er war zu mehr bestimmt. Auch der Alchemist könnte durchaus etwas werden, sofern er etwas aufmerksamer würde. Langsam wog sie ihre Optionen ab, doch war sie sich sicher, dass es besser wäre, immerhin wäre es auch Kires Wunsch gewesen. Daher würde sie Valentin die Möglichkeit geben, ein wahrer Exilant und Führer zu werden. Langsam schritt sie zu ihrem Lark und holte ein kleines Kästchen aus einer der Seitentaschen. Vorsichtig öffnete sie es und entnahm ihm eine Art kleine Flöte. Die Verwunderung der einzelnen Siedler welche sie begleiteten, schien noch weiter anzusteigen, als ob diese Umstände nicht schon seltsam genug waren. Behutsam bließ sie in die Pfeife, welche sie in der Hand hielt und intensivierte den einfließenden Atem immer mehr. Tralls skeptischem Blick konnte sie entnehmen, dass man von ihr erwartete, zu erklären, was sie tat. Gelassen blickte sie auf die Siedlung und das noch offene Tor.


    Tief in der Stallung, in der letzten Box am Ende des Ganges, erwachte auch einmal etwas zum Leben. Kräftige Muskeln spannten sich und ein massiger Körper warf sich gegen die Holztür der Box. Der Stallbursche bekam es mit der Angst zu tun, als er jene Geräusche wahrnahm und rannte aus der Box, welche er gerade säuberte auf den Gang, um sich zu vergewissern, was vor sich ging. "Was zum..." brachte er gerade noch so heraus, als die Holztür splitterte und ein großes, graues Monstrum ihm gegenüber stand. Der majestätische Raubvogel musterte den kleinen Menschen vor sich und stieß dann einen markerschüternden, tosenden Schrei aus.


    Abseits der Siedlung, an der Spitze des Trosses blickte ihr Lark sich aufeinmal um, ebenfalls zur Siedlung. Zufrieden lächelte Venya:"Wir warten auf Jemanden!".


    Der Stallbursche war kreidebleich und war versucht davonzulaufen. Jedoch viel ihm ein, was Venya immer bei einem wütenden Lark getan hatte. "Zeig ihm Respekt.... aber behalte deine Würde" betete er einen Auszug aus dem Buch Venyas herunter und stammelte sie mehr zu sich selbst als dem Lark. Der Junge versteifte seine Haltung und richtete sich langsam auf. In einem aufrechten Gang und ohne den Lark aus den Augen zu lassen, ging er vorsichtig rückwerts, gradewegs zur großen Stalltür, gevolgt von der grauen, gefiederten Bastie.An jedem gegenüberliegenden Boxenpaar, welches der große graue Lark des ehemaligen Protektors passierte, gab es lautes Krächzen. Mit einem Nicken, welches zweifelos dem Lark galt, öffnete er das Stalltor und entließ das Tier. Skeptisch schritt der Lark heraus und wandte sich der Straße gen Tor zu. Der Vogel war schon oft durch die Straßen der Stadt geschritten, jedoch noch nie allein. Überall sah man panische Siedler, welche flüchteten, oder nach ihren Waffen griffen. Der schlimmste Fall schien eingetreten zu sein - einer der Larks war außer Kontrolle!


    Der Lark trottete in einem guten Tempo, welches für solch ein flinkes Geschöpf jedoch mehr ein Gehen sein musste als Eile, die Straße entlang und ließ die Siedler links liegen. Als er das Tor sah, beschleunigte er seinen Schritt. Mit einem Atemberaubenden Tempo steuerte er auf das geöffnete Tor zu, überraschenderweise, ohne einen der Siedler dabei umzurennen, oder anderweitig zu verletzen. Das Tier wich ihnen sogar auf seinem Weg aus. Als es sich der großen Menge am Tor auf wenige Schritt genähert hatte, setzte es zu einem gewaltigem Sprung an. Der Vogel schien kurz wie durch die Luft zu fliegen, doch das Gewicht, der Körperbau und die zurückgebildeten Flügel verrieten, dass dies nicht der Fall sein konnte. Unerwartet leichtfüßig setzte das Tier hinter der Menge wieder auf dem Boden auf undrannte mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit aus der Stadt.


    Die Siedler des Trosses gerieten in Unruhe, als sie den gewaltigen Vogel sahen, wie er sich auf sie zubewegte. Venya schritt ihn mutig entgegen, was den Lark stoppen ließ. Ungeduldig sah sich der Vogel um, stakste an Venya vorbei und umrundete flugs die Karawane. Der Vogel wurde unruhig und sah abwechselnd suchend zum Tross und wieder zu Venya. Diese hatte ein Halfter aus den Taschen ihres Larks geholt und ging langsam auf den Vogel zu. Dies war gewagt, eigentlich lileß ein Lark nur seinen Reiter an sich heran. Doch Venya hatte viel mit dem Lark ihres Meisters zu tun gehabt, er kannte sie. Er respektierte sie, zumindest hoffte sie es. Anders als bei der neuen Brut hatte nicht sie die Aufzucht des jungen Larks nicht selbst vorgenommen, sondern Kire. Er hatte es sich nicht nehmen lassen wollen und das Jungtier damals in seinem Zimmer innerhalb der großen Halle gehalten, bis es die Größe des größten Haushundes der Siedlung erreicht hatte. Venya war sich sicher, er hätte ihn weiterhin in der Halle bei sich behalten, wenn nur nicht die Ausscheidungen des VOgels ebenfalls immer größer geworden wären.


    Der Vogel schnaubte missbilligend, doch ließ er es sich gefallen. Beruhigend strich Venya über seinen Schnabel und flüsterte ihm beruhigend zu: "Wir gehen Heim, Xyrano". Der Lark machte ein seltsames Geräush, von dem niemand sagen konnte, was es damit auf sich hatte. Sie befestigte eine lange Trense am Halfter des Vogels und befestigte diese an ihrem Lark. Damit setzte sie sich wieder an die Spitze und der Tross bewegte sich weiter fort. Trall hatte sich zu Venya gesellt und fragte:"Wisst ihr schon wohin es gehen soll?". Die blonde Frau nickte bestätigend, irgendwie war die Aggression, der barsche Ton, selbst ein großer Teil ihrer Kühlheit wie weggefegt :"Wir werden uns in Richtung des nächsten Hafens bewegen und diesen Kontinent verlassen. Wir besorgen uns ein Schiff und verschwinden von hier". Die Antwort schien Trall zu verwirren, ebenso wie einige Andere Siedler. "Aber..." stammelte Trall "wie sollen wir das denn machen? Wir haben nicht mal ansatzweise genug Gold, um solch ein Schiff zu bezahlen!". Gemurmel machte wieder die Runde als Venya in eine ihrer Taschen griff und Trall einen schweren Beutel zuwarf. Als er jenen öffnete, konnte er sehen, dass es prall mit Gold- und Silbermünzen gefüllt war. Fragend blickte er zu der Frau, welche das Säckchen wieder an sich nahm und antwortete "Starrt nicht so, glaubt ihr nicht, er hätte soetwas nicht kommen sehen? Dieses Säckchen wartet schon Jahre verborgen, endlich seiner Bestimmung zugeführt zu werden".


    Der Krieger schüttelte schmunzelnd den Kopf:"Sagt mir, welche Geheimnisse hatte Kire noch in der Siedlung ausgeheckt?". Die blonde Frau wusste, dass sie nun eine ganze Reihe von Ereignissen losgetreten hatte. Av 'Sha würde nun die letzten Geheimnisse offenlegen und sobald der neue Protektor gekührt wurden war, auch die Ersparnisse des ehemaligen Protektors übergeben, ebenso wie dessen geschmiedeten Pläne und geplante Vorhaben. Es war fraglich, wie sich die Dinge entwickeln würden, doch sie war den letzten Anweisungen Kires gefolgt. Und doch musste sie lächeln, als sie an den Brief von Harkon dachte. Bisher hatte niemand den tieferen Sinn verstanden.


    Venya blickte weiterhin vorran als sie Tralls Frage beantwortete: "Das müssen nun die neuen Exilanten herausfinden".