Von Zeit und Wandel

  • Das Jahr war ins Land gezogen, ein Jahr, welches so ruhig gewesen war, wies es seit der Entdeckung Mythodeas selten gewesen war...
    Eine der Dienerin der Nyame war in Paolos Trutz unterwegs gewesen und dort auf Sylvana getroffen. Ob es der Wille der Elemente war oder Schicksal, wer konnte dies schon so genau sagen. Die beiden waren locker mit einander ins Gespräch gekommen, was damit endete, dass Sylvana Ihrer Exzellenz Grüße ausrichten ließ und Ihr mitteilte, wo sie untergekommen war.
    Es dauerte etwa einen Tag, bis die junge Frau Sylvana erneut aufsuchte und Ihr eine Einladung Ihrer Exzellenz aussprach. Für den Abend des selben Tages...

    Formell baten die Wachen darum, dass Sylvana ihre Waffen am Eingang des Palastes ablegte. Eine Wache begleitete sie durch die Gänge...
    Die Nyame erwartete Sylvana in ihren Privaten Gemächern: ein bequem aussehender Stuhl stand an einem kleinen Tischchen der Nyame gegenüber... Auf dem Tisch standen eine Karaffe und zwei Gläser, in einer Ecke des Raumes kniete wie immer eine der Dienerinnen der Nyame.

    [...]die Nyame ist eine sehr verständnisvolle Person... Mit einem Gespühr für Schwächen wie ein Bluthund. [...]

  • Es war nun einige Monate her, dass Sylvana das letzte Mal die Mauern von Paolos Trutz von innen gesehen hatte. Sie hatte viel Zeit in den vereinzelten Regionen des Nordens verbracht, um aufzufangen wie gut die Siedler darüber im Bilde waren, dass diese Welt sich veränderte und mehr denn je aus dem Gleichgewicht geraten war. Stimmungen einfangen, Austausch suchen, Rat anbieten und mit Halbwahrheiten aufräumen. Reisen gehörte mittlerweile so sehr zu ihr, dass es sie rastlos machte, wenn sie für längere Zeit an einem Ort verbleiben musste. Mit zwei Ausnahmen, die sie zu Hause nannte.

    Aber auch Paolos Trutz hatte diesen Bezug zu der Waffenmeisterin nie gänzlich verloren. Und wie es schien hatte auch sie den Platz, den sie sich bei so vielen Seelen hier hart erarbeitet hatte ebenso wenig verloren. Aber Sylvana war nicht mehr jene Frau die damals hier ein und aus gegangen war. In den letzten drei Jahren waren viele Dinge geschehen und diese waren nicht spurlos an ihr vorüber gegangen. Auch sie hatte sich verändert. War an Aufgaben noch einmal gänzlich anders gewachsen.

    Eigentlich hatten andere Geschäfte sie zurück an diesen Ort geführt. Kontakte, die gepflegt werden mussten, Nachrichten, die es zu überbringen galt und Gerüchte, denen sie auf den Grund gehen musste. Denn die Anschuldigen, die auf diese Gerüchte hin eventuell folgen würden, waren gefährlich und nicht leichtfertig anzunehmen.

    Als die Nachricht ihrer Exzellenz sie erreichte teilte sie der Dienerin, ohne Umschweife ihre Zusage, mit. erst als die Türe sich wieder schloss glitt ihr Blick hinaus aus den hohen Fenstern über die weiten Straßennetze des Nordens, die man aus dieser Höhe gut überblicken konnte. Es war lange her, dass Ka'Shalee sie von sich aus zu sich beordert hatte.


    Sie legte ihre Hände flach auf den kalten Stein des Fensters.


    Es war eben so lange her, dass der Befehl ihrer Exzellenz sie zu einem Schatten gemacht hatte. Einen Schatten um den viele andere bemüht gewesen waren ihn von ihrer Exzellenz fern zu halten.


    Da war es wieder. Dieses wohlvertraute Zusammenspiel von Gefühlen. Pflichtbewusstsein, tiefe Loyalität, Treue...


    Einmal Neches'Re, immer Neches'Re… hallte eine vertraute und schmerzlich vermisste Stimme durch ihren Verstand.


    Diese Welt war im Wandel und alle in ihr ebenso. Aber einige wenige Dinge hatten Bestand...


    Sylvana hatte ihr dunkles Ornat angelegt. Dies hatte sie erst kürzlich anfertigen lassen, um eben nicht immer als "Die Reisende" irgendwo aufzutreten. Die Hauptfarbe dieses Ornates war schwarz, nur der Rock war weiterhin weinrot gehalten. Goldene Sympoliken zierten den Waffenrock. Alles war deutlicher auf ihre Figur zugeschnitten, ließ sie gerade wirken und bildete einen deutlichen Kontrast zu ihrer hellen Haut. Die grünen Augen wirkten konzentriert und klar. Das Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden, wodurch ihr Gesicht schmaler und auch strenger wirkte. Generell erschien sie aufrechter und strenger in den Räumlichkeiten ihrer Exzellenz, als man es vielleicht von ihr in den Jahren zuvor gewohnt gewesen war.


    Nachdem sie eingelassen worden war blieb sie mit gebührendem Abstand stehen, schenkte der Dienerin ein Nicken, ließ den Raum auf sich wirken und wartete.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Die Nyame hatte dieses Zimmer schon vor Jahren genutzt, um Gespräche in einer ruhigen Runde zu führen. Es lag im Inneren des Palastes und besaß keine Fenster, was es für Menschen etwas unangenehm machte, in der Ukehrung jedoh dem Naturell der Nyame entsprach und eine maximale Sicherheit mit sich brachte. Auf dem Boden lagen dicke Teppiche, an den Wänden waren ein paar halbhohe Kommoden aus Holz, die mit Spinnenornamenten verziert waren. Alles war von Feenfeuern in blau und grün erleutet. Ungewöhnlich im Vergleich zu früher war jedoch, dass diese magischen Lichter von Zeit zu Zeit ein wenig flackerten. In der Luft lag ein Duft von sehr dezenten, süßlichen Räucherstoffen. Der Ort strömte eine gewisse Ruhe aus, ebenso wie die Nyame. Sie wirkte ein wenig menschlicher, ein wenig milder, ein wenig ausgeglichener als beim letzten Mal, als Sylvana sie im Palast getroffen hatte. Gleichzeitig schien es jedoch auch so, als hätte sie eine weitaus eindeutigere Linie für sich und ihre Existenz gefunden.


    Sie blickte Sylvana an, lächelte leicht. Wenigstens eine Verbeugung zur Begrüßung? Ihr Tonfall klang nicht maßregelnd, eher wie jemand, der mit einer alten Freundin sprach, jedoch die Vorgaben der Etikette zu sehr liebte, als dass er ganz auf sie verzichten wollte.

    [...]die Nyame ist eine sehr verständnisvolle Person... Mit einem Gespühr für Schwächen wie ein Bluthund. [...]

  • Sylvana zeigte eine winzige Regung, die davon sprach, dass sie peinlich berührt war. Ja vielleicht war sie sogar überrascht über die Stimme der Nyame. Gerade so als habe sie, in der für sie inzwischen ungewohnten Lichtverhältnisse, die Herrin nicht gleich gesehen. Formvollendet ging sie auf ein Knie nieder und senkte in diesem Fall auch ihr Haupt tiefer, um ihren Fehler mit gebuhrendem Respekt wieder auszugleichen.


    Verzeiht, meine Augen sind wohl aus der Übung, eure Exzellenz.


    Und die Nyame mochte wissen, dass dies keine dumme Entschuldigung sein mochte. Wenn andere zugegen waren hatte sie die Etikette stets gewahrt, ganz gleich welche Stürme in der Ritterin wogten.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ja, wir haben uns schon sehr lange nicht mehr in diesen Räumlichkeiten getroffen...

    Sie machte eine kleine Pause.

    Setz Dich...
    Sie deutete auf den Stuhl ihr gegenüber.

    Ihre stimme war weiterhin ruhig und freundlich.
    Sie schloss kurz die Augen und konzentrierte sich, dann machte sie eine Bewegung mit ihrer Hand, woraufhin die Lichter ein wenig heller wurden. Immernoch schummrig, aber so, dass es weitaus angenehmer für einen Menschen war.

    [...]die Nyame ist eine sehr verständnisvolle Person... Mit einem Gespühr für Schwächen wie ein Bluthund. [...]

  • Sylvana erhob sich, kam ihren Worten nach und setzte sich. Achtsam strich sie ihre Kleidung an Hüften und Beinen glatt, rückte hier und dort Falten zurecht und legte ihre Hände auf die Lehnen ihres Sitzplatzes.

    Als das Licht heller wurde blinzelte sie kurz, gewöhnte sich aber rasch daran.


    Be'la. Ich bin in den letzten zwei Jahren wenig mit Illythiri gereist und war eher an der Oberfläche unterwegs. Meine Fähigkeit im Dunklen zu sehen ist aber tendenziell seit dem Tod der Traumwandlerin recht geschwächt.


    Kurz maßen ihre Augen den Raum im neuen Licht, dann galt ihre Aufmerksamkeit wieder gänzlich ihrer Nyame.


    Lange... Nun, für uns hat Zeit doch immer recht wenig Bedeutung gehabt. Auch wenn wir gefühlt in dieser Welt beständig unter Zeitdruck stehen.


    Kurz umspielte ein Lächeln ihre Lippen.


    Was kann ich für dich tun?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.