Begegnung auf See

  • Wann: Nachdem die Exilische Expedition sich von ihrer Eskorte getrennt hat
    Wo: auf See, westlich von Ozam Har'ol
    Wer: Die BEREMON, die PHOENIX, weitere auf Anfrage


    An Bord der BEREMON:
    "Schiff in Sicht!" erschallte es vom Ausguck der BEREMON. Leutnant Timeon, der Dienst auf der Brücke hatte schickte einen Decksläufer zum Kapitän und kurz später stand Vallas von Hunoldshove, Kapitän der kaiserlichen Korvette BEREMON neben ihm auf der Brücke.
    "mittelländische Karawele, uralt aber scheinbar gut in Schuss, was meinst du zu dem Anstrich?"
    Vallas musterte das Schiff durch sein Fernrohr. Timeon, ebenfalls mit einem Fernrohr "bewaffnet" antwortete: "kaiserblau, ungewöhnlich. ist jedenfalls keins von unserer Flotte."
    "Sehen wir uns den doch mal näher an, scheint interessant zu sein. leider führt er keine Flagge..." Vallas hatte viel Zeit in der Bibliothek der Grossen Halle zu Exilia zugebracht, um die Wappen und Flaggen der seefahrenden Protektorate, Häuser und Gruppierungen kennenzulernen. Auf See war es überlebensnotwendig, möglichst früh zu erkennen, wer Freund und wer Feind war.
    Dieses Schiff, obwohl ihm seine Silhuette mit der eigenwilligen Takelage völlig fremd war, hatte etwas ungewöhnlich vertrautes.
    Auch Timeon war an dem Schiff interessiert, nicht nur dass er als Ingenieur sofort den Wert der seltsamen Takelage erkannt hatte, auch er hatte das Farbschema des Schiffes als das der Kaiserlichen Flotte erkannt. Das aber könne nicht sein, es gab kein einziges Schiff dieser Bauart in der Flotte und zudem dürfte es in diesen Gewässern eigentlich keine kaiserlichen Schiffe geben.


    an Bord der PHOENIX
    Othgar stand auf der Brücke des ehemaligen Sklavenschiffs PHOENIX und betrachtete das andere Schiff durch sein Fernrohr. Es entsprach weitgehend der Beschreibung, die Kapitän Antoninos von den Korvetten der Kaiserlichen Flotte gemacht hatte. Nur der weit ausladende Heckaufbau passte nicht so recht ins Bild dieser schnittigen und schnellen Jäger der Meere, auch die Flagge, die dieses Schiff führte, war ganz und gar nicht kaiserlich: eine silberne Schildkröte auf grünem Grund, die Flagge Exilias. "Johni, sag dem Langohr mal, hier gibts was zu sehen!" rief er einem Seemann zu.
    Als Antoninos, Kapitänleutnant der Kaiserlichen Flotte und Kommandant der PHOENIX, einem einstigen Sklavenschiff, dessen "Ladung" sich unter der Führung des Ork Uhlakk gegen die Sklavenhändler erhoben und diese über Bord geworfen hatte, das andere Schiff sah, war er einem Herzinfarkt nahe. "Das ist die BEREMON, ganz sicher!" sagte er mit Freudentränen in den Augen. "eine der Korvetten, die die IMPERATOR begleiteten, wie auch meine LUDOWICA. sie hat also überlebt.... " "Du kennst den Pott offensichtlich. Was meinst du, sind das Freunde oder Feinde?" "Der Kapitän der BEREMON ist ein Inselelb, wie ich, stammt aber von den Schicksalsinseln. Ich habe ihn als übellaunigen Kerl und grimmigen Säufer in Erinnerung, kein angenehmer Zeitgenosse, aber Kaiserländer und damit eigentlich Freund."
    "Das Schiff führt keine kaiserliche Flagge sondern das Banner Exilias." gab Othgar zu bedenken
    "Ja, das macht die Sache komplizierter. Was meinst du, sollen wir sie grüssen?"
    "Kanns Schaden?" "Nein, und wenn sie Antworten sehen wir, ob noch Kaiserliche an Bord sind." Der Flaggengruss, der auf kaiserlichen Schiffen üblich war, war in den Gewässern Mythodeas völlig unbekannt, würde das andere Schiff korrekt zurückgrüssen, wäre das ein Hinweis, dass es noch in der Hand kaiserlicher Seeleute war.
    "Johni, weisst du noch, wie der kaiserliche Flaggengruss geht?" "Klar, Käpt'n!" "na dann, zeigen wir, wer wir sind."


    an Bord der BEREMON:
    Als die goldgelbe Flagge mit dem schwarzen, zweiköpfigen Adler am Besan der PHOENIX drei mal auf und nieder ging und dann in der obersten Position verblieb, brach auf der BEREMON Jubel aus. Inzwischen war keinem Seemann das andere Schiff entgangen, und der kaiserliche Gruss bestärkte sie in der Hoffnung, endlich Landsleute gefunden zu haben.
    Die BEREMON erwiederte den Gruss in der vorgeschriebenen Form mit der aufgezogenen exilischen Flagge und als die PHOENIX den Flaggengruss mit einem kurzen Ruck der Flagge quittierte, waren die letzten Zweifel ausgeräumt.
    "Signalgast aufentern! Signalisieren sie Treffen gewünscht!"
    Vallas sah Timeon an "Es wird zeit, dass wir uns in Schale schmeissen, ich bin gespannt was und vor allem wer uns da drüben erwartet."


    an Bord der PHOENIX
    "Es sind Kaiserliche! Bei den Elementen, es sind Kaiserliche!" Othgar kannte das Volk der Kaiserlande nur aus den Erzählungen von Antoninos und hatte sicher etwas eigene Vorstellungen davon, was ihn erwarten würde, aber fast ein Jahr an Bord eines nun kaiserlichen Schiffes unter einem kaiserlichen Kapitän hatten in der gesamten Mannschaft der PHOENIX das Gefühl erweckt, selbst Kaiserländer zu sein, und nach dem Gesetz waren sie es auch, wenngleich keiner von ihnen je die Kaiserlande betreten hatte. War das ferne Kaiserreich vielen anfangs als das gelobte Land erschienen, wo Milch und Honig fliessen, so waren viele inzwischen deutlich desillusionierter. Trotz Allem überwog die Freude, endlich ein anderes kaiserliches Schiff gefunden zu haben.
    Wilric erschien auf der Brücke, bereits in seine kaiserliche Uniform gekleidet "Jungs, ihr solltet euch auch fein machen" "Ja" sagte Antoninos, dann wandte er sich an das ganze Schiff "Männer, bitte, wenn wir Gäste an Bord haben, Achtet auf die Umgangsformen! Es macht keinen guten Eindrtuck, wenn der Kapitän geduzt wird!""Eye" scholl es wie im Chor aus vielen Kehlen. Antoninos folgte Othgar unter Deck um sich umzuziehen.


    etwa eine Stunde später


    An Bord der BEREMON:
    "Das lange rothaarige Langohr da drüben kenne ich doch, das ist doch Antoninos, der Erste von der LUDOWICA"
    "Was? tatsächlich! Aber wer bei Poseidon sind die anderen beiden Offiziere?"
    "Keine Ahnung, hab die noch nie gesehen" antwortete Timeon "Aber wir werden es gleich erfahren." "Ja. Anlegemannöver vorbereiten, längsseits gehen!" rief Vallas "Wurfreeps?" "klar" "Stelling?" "klar" "Anlegen nach Vorschrift!"


    Auch an Bord der PHOENIX wurde das Anlegen vorbereitet und weitere 15 Minuten später waren beide Schiffe mit Seilen und einer Stelling miteinander verbunden.


    (to be continued)

  • Noch während die letzten Leinen festgezogen und aufgeschossen wurden, traten Vallas und Antoninos an die Stelling. Antoninos begann "Ahoi BEREMON, Kaiserliches Schiff ohne Klassifikation PHOENIX unter dem Kommando von Kapitänleutnant Antoninos Thalassonikes grüsst!" Vallas antwortete dem Protokoll entsprechend "Ahoi PHOENIX, Kaiserliche Korvette BEREMON unter dem Kommando von Kapitänleutnant Vallas von Hunoldshove grüsst! Die PHOENIX ist mir nicht bekannt und steht auch nicht in der Flottenliste, was hat es damit auf sich?" "Lange Geschichte, kann ich Sie zur Besprechung auf ein Bier einladen? Oder haben Sie Grog, dann würde ich Ihre Einladung bevorzugen"
    Vallas lachte "So elegant kann nur ein Elb die 'zu mir oder zu dir' Frage formulieren. Kommen Sie und bringen Sie ihre Offiziere mit."


    In der Messe der BEREMON, die inzwischen deutlich wohnlicher eingerichtet war, als auf kaiserlichen Schiffen üblich, fanden sich neben den beiden Kapitänen auch die Offiziere beider Schiffe ein.
    Antoninos Thalassonikes, Kapitän der PHOENIX, ein Inselelb von den Helasinseln, der mit der LUDOWICA Schiffbruch erlitten hatte und von dem Sklavenschiff, das später die PHOENIX werden sollte, gerettet wurde;
    Othgar, Erster Offizier der PHOENIX, ein grobschlächtiger aber kompetenter Seemann, der schon unter Paolo Armatio gefahren war und zu den Sklaven gehörte, die durch Uhlakk befreit worden waren;
    Inuk, zweiter Offizier der PHOENIX ein stiller und verschlossen wirkender Nordländer, den Antoninos in Ozam Har'ol aus der Schuldknechtschaft freigekauft hatte;
    Wilric, Zahlmeister der PHOENIX, ein älterer Buchhalter der von Piraten gefangengenommen und als Sklave verkauft worden war;
    Bruder Ignatz, Schiffsarzt der PHOENIX, ein ceridischer Mönch, der im Winter zur PHOENIX gestossen war;
    Vallas von Hunoldshove, Kapitän der BEREMON, ein kaiserlicher Seeoffizier, in dessen Ahnenreihe sich sicher auch Zwerge finden lassen;
    Timeon, Erster Offizier der BEREMON, Inselelb von den Schicksalsinseln und Ingenieur;
    Karl Brunczyk, Zweiter Offizier und Schiffszimmermann der BEREMON, ein böhmischer Zwerg sowie
    John Barent, Wachoffizier und Vertreter Exilias an Bord der BEREMON


    Nachdem sowohl Vallas als auch Antoninos ihre Geschichten erzählt hatten, wobei ein ganzer Kessel Grog geleert wurde, ergriff Vallas das Wort "Als dienstälterer von und und weil ich das Kommando über ein Kriegsschiff habe, übernehme ich die vorerst die Leitung. Was hat die PHOENIX jetzt vor?" "Wir wollten mit einer Erzladung nach Ozam Har'ol, die dann von dort weiter nach Schmiedestadt gebracht werden soll. Nach dem Löschen der Ladung wollten wir sehen, ob wir weitere Ladung aufnehmen könnten. Da diese komische Hanse nur Linie fährt, sind wir als kleiner Trampffahrer keine Konkurenz für die. Die Trampfahrt wollten wir fortsetzen, bis es warm genug ist, weiter nach Norden vorzudringen um dann den Weg zurück in die Kaiserlande zu suchen. Dass wir auf Euch getroffen sind, ändert jetzt aber wohl alles." "Nicht unbedingt. Zunächst habt Ihr einen Vertrag für die Erzlieferung zu erfüllen, der Nächste Anlaufpunkt dürfte also Ozam Har'ol sein. Unser Weg führt uns zurück nach Exilia, wobei auch wir vor hatten, in Ozam Har'ol Halt zu machen, um die Vorräte aufzufüllen. Ich würde vorschlagen, wir segeln als Flotte nach Ozam Har'ol und dann weiter nach Exilia. John, was meinst du, geht das in Ordnung?" "Ich denke schon" antwortete Wachoffizier Barent.
    "Gut, die BEREMON führt. Wie sieht der weitere Plan aus?" "Reichsritter Randokar und Freigraf Rotmantel sind noch in Exilia, die haben auch ein Wort mitzureden. Aber Plan war es, sobald es warm genug ist, den Weg in die Heimat zu suchen."
    "Wie sind eigentlich die Bestände der PHOENIX?" Wilric meldete sich zu Wort: "Wir haben ausreichend Proviant für 2 Monate auf See, ansonsten sind die Eigenlasten voll." "Wie siehts mit Geld aus?" "Von der Kasse der Sklavenhändler ist nichts mehr übrig, Heuer wurde immer fristgerecht gezahlt und Schulden haben wir auch keine. In der Schiffskasse sind noch knapp 2 Gulden, das Erz bringt laut Vertrag 16 Gulden ein, die sonstige Ware nochmal 5, wenn wir sie gut losbekommen, diese Duergar sind notorische Geizkragen. Ausserdem haben wir noch ein fass voll mit Nitritpulver, für das wir aber bisher keinen Abnehmer gefunden haben."
    Bei dem Nitritpulver horchte Vallas auf: "Nitritpulver? wo kommt das denn her?" "von der LUDOWICA, wurde nach dem Schiffbruch geborgen." antwortete Antoninos. "Interessant... Weil, wir könnten das Pulver selbst gut gebrauchen, aber ich denke auch Cubitor Duronius wird daran interessiert sein." "Gut, dann lasse ich das Zeug auf die BEREMON schaffen, die ist auch besser für den Transport solcher Ware gerüstet." meint Wilric daraufhin.


    Dass Gespräch setzte sich noch eine Weile fort, es wurde besprochen, welche Güter auf welches Schiff genommen werden sollten und wie weiter zu verfahren sei. Es wurde ein Kurs festgelegt und Signale vereinbart. Nachdem die Besprechung beendet war, wurde das Nitritpulver auf die BEREMON, ein Fass von Timeons Rauchkraut und ein Fass Rum auf die PHOENIX gebracht. Timeon war unterdessen damit beschäftigt, die Instrumente der PHOENIX mit denen der BEREMON synchron zu kalibrieren und die inkompatiblen Geräte durch solche aus dem Ersatzbestand der BEREMON auszutauschen.
    Die Sonne stand bereits sehr tief, als sich die beiden Schiffe wieder voneinander lösten, die Segel setzten und langsam Fahrt aufnahmen.

  • Inzwischen hatten beide Schiffe Ozam Har'ol erreicht. Nur die PHOENIX war in den Hafen eingefahren, da nur sie Ladung hatte. Da in Ozam Har'ol auch nach intensivem Nachfragen keine für Exilia bestimmte Ware, abgesehen von zwei kleinen Fässern mit einer undefinierbaren krümelig-braunen Substanz und einer Tasche mit Briefen, zu finden war, entschloss sich Antoninos, für den eigenen Bedarf einzukaufen. Der Kri8eg gegen das Schwarze Eis hatte auch auf den Märkten sichtbare Lücken gerissen, aber es gelang dem Inselelben, neben proviant und Waren des täglichen Bedarfs noch ein Fass grobe Kieselgur und mehrere Säcke mit trockenen Flachsfasern zu erwerben.
    Nach nur einem tag im Hafen legte die PHOENIX wieder ab und gesellte sich auf see zur dort wartenden BEREMON. Wieder gingen beide Schiffe längsseits, diesmal um eingekaufte Vorräte für die BEREMON an Bord zu verholen und um einen teil der Mannschaft zu tauschen.
    Vallas und Antoninos hatten beschlossen, dass die Hälfte der Seeleute von der BEREMON auf die PHOENIX wechselt und die selbe Zahl Seeleute von der PHOENIX, deren besatzung deutlich grösser war, auf die BEREMON. So sollte durch stetes Üben auf See der Ausbildungsstand beider Schiffe angeglichen und der kaiserliche standart durchgesetzt werden. Dies war erforderlich, um zum einen gemeinsame Manöver beider Schiffe besser koordinieren zu können und um die PHOENIX mit den Führungsprinzipien, Taktiken und Techniken der kaiserlichen Flotte kompatibel zu bekommen. Nach dem Mannschaftsaustausch lösten sich die Schiffe, setzten Segel und fuhren Richtung Exilia.