Ihr Weg führte sie an der Seite des Archon nicht nach Yunalesc zurück, sondern nach Paolos Trutz. Vor ihrem Aufbruch vom Schlachtfeld hatte sie dafür Sorge getragen, dass nachrichten in das Protektorat gebracht werden sollten um noch einige Vorkehrungen zu treffen.
Während des Feldzugs waren so viele Dinge passiert - erfreulich, wie auch enttäuschende. Sie hatte mit ihrem Ritterschlag durch die Ereignisse im Orden nicht mehr gerechnet. Um so mehr war sie unvorbereitet gewesen, als Walays diese Ernennung vollzog. Sie hatte sich in der restlichen Zeit der Nacht ins Gebet zurückgezogen, doch dies war kein Ersatz für die Nacht der Buße.
Kimberley meldete sich bei Walays und der Schwinge für diese Nacht ab, um dieser Pflicht den Seraphim gegenüber zu vollbringen. Den Wappenrock, Schwert und Schild abgelegt, in schlichter schwarzer Robe, eskortierten sie zwei Gardisten zur Kapelle um sie dort in ihren Gebeten und Beichten alleine zu lassen. Sie wachten an der Tür.
Die Kapelle war von Kerzen nur leicht erhellt. Die wenigen Priester zogen sich zurück als sie eintrat und schließlich vor dem Altar niederkniete. Hin und wieder schauten sie unauffällig nach ihr.
Sie hätte sich gewünscht Vater Azyraphael wäre hiergewesen. Doch er konnte es jetzt nicht sein, so wenig wie bei ihrem letzten Schritt in die Ritterschaft. Sie alle hatten ihre Pflichten...
Ein Diener der Seraphim gelobt Tapferkeit,
Und trägt im Herzen, der Sechsen Tugend,
In Ihrem Namen wird Recht gesprochen.
Mit Schild und Schwert
Mit Wissen und Glaube....
Ihre Lippen formten die Worte des Rittereids. Nach und nach ging sie die Tugenden durch, legte die Verfehlungen der vergangenen Novizenjahre ab. Sprach zu den Sechs über die letzten Stunden und Tage mit dem Chaos in ihren Reihen. Der Zweifel, die Wünsche, die Hoffnung, der Wille den Schöpfern zu dienen auf diesem Kontinent, geleitet durch die fünf Elemente, an Walays Seite stehend.
Elya... Werwölfe.... Lügen... das betretende Totenreich, der Wächter der ihre Seele zurückverlangte. Es waren Dinge für die sie bereits gebeichtet hatte doch dies war der letzte Schritt um alles endgültig hinter sich zu lassen.
Die Gedanken über manchen Brüder die begannen sich in schwarze Nebel einzuhüllen, die Lüge die ihr vor dem Feldzug über die Lippen kam, von der sie selbst nicht wusste warum. Sie hatte ihre Brüder schützen wollen und so einen anderen dafür angelogen. Es hatte in der Schlacht keinen Streit geben dürfen, sie hätten ansonsten nicht beisammen gestanden. Und dennoch war es falsch gewesen...
...Vergib die schlechte Tat
Vergib die Schuld
Erleuchte meine Seele
Und schütze sie vor allem Schlechten
Und dem Gift der Dämonen
Schenke meiner Seele
Kraft, Heilung und Vergebung.....
Die Gedanken an Ruhe, eine Heimat und Geborgenheit waren weggewischt. Das was in letzter Zeit an ihr gezerrt hatte seit den Inseln musste endgültig ein Ende haben... der Gedanke an die Umarmung, der Schutz... es sollte keine bedeutung mehr haben.
Der Krieg ist mein engster Vertrauter... meine Hingabe... mein Geliebter... ich gehoeren ihm, denn ich lebe und sterbe in ihm..
...so will ich Streiten wider dem, was gegen eure Schöpfung steht.
Will Brennen und aus der Asche neues erstehen lassen
Durch euren Willen, eure Liebe, eure Stärke.
Wir leben für den Einen... wir sterben für den Einen...
So vergingen die Stunden...