Die Herberge "Zum Drachen"

  • Dort im gehobenen Viertel der Stadt, im Schatten eines großen Baumes, den ein Kaufmann extra aus gewissen Prestigegründen importiert hatte, befindet sich der Eingang zur Herberge „Zum Drachen“. Ebenmäßig schmiegen sich drei Stockwerke an die benachbarten Häuserfronten an, nur die drei Türme, die jeweils Zimmer für besondere Gäste aufweisen, heben die Herberge deutlich von den Nachbargebäuden ab. Erst vor kurzer Zeit hatte der Besitzer gewechselt und so lass man nun an einem Holzanschlag: „Wegen Umbauten geschlossen!“


    Ein weiteres Schild folgte weiter unten: "Hochrangige Künstler der Steinverarbeitung und Käpitäne die über Handelsschiffe verfügen zwecks Transporte zwischen Mitraspersas und der alten Welt gesucht!"

  • Der Wind hatte gedreht und fegte durch die breite Straße. Dieses schreckte aber nicht die vielen emsigen Geister ab, die durch diese zogen. Hier ein Karren beladen mit Wein, dort zwei tratschende Basen, die über die neusten Ereignisse sprachen. Viele Menschen, Halbmenschen und andere absonderliche Gestalten verrichteten ihr Tageswerk, doch die Tür der Herberge blieb ruhig im Schatten des großen Baumes liegen, ohne dass sich die großen 2,50 m Flügeltüren aufschwangen.

  • Die große 2,50 m Flügeltür ließ sich erstaunlich leicht öffnen, doch verwehrte eine zweite Tür in fünf Schritt Entfernung den Blick in das Innenleben der Herberge. Aber es tat sich nichts und auch diese Tür war nicht abgesperrt.


    Nun sah man einen riesigen Raum.
    In der Mitte des Raumes viel zunächst eine hölzerne Erhöhung auf, die im Umfang 10 x 10 Meter betrug und als Bühne oder Kampfplatz sicherlich zu bestimmten Zeiten diente.
    Auf der linken Seite hierzu erspähte man große Tische, wo wohl im geöffneten Zeiten Speis und Trank serviert wurden, und im Zentrum der linken Häuserwand erkennte man einen großer Kamin der in die Wand eingelassen war. Weiter hinten, in einiger Entfernung, nahm man den 6 ½ Meter Tresen war, der auf seiner rechten Seite den Zugang zur Küche und zum Hof ersichtlich werden ließ. Direkt neben dieser Tür sah der Beobachter eine riesige 2,50 Meter hohe marmorne Statur, der Kriegsgöttin Vihansa.
    In 1,50 Meter Höhe erkannte man ein Podest auf dem die Stammkunden ihre Trinkhörner anscheinend noch stehengelassen hatten und es erwirkte den Anschein, dass die Göttin mit ausgestreckter linken Hand wohlwollend diese überschattete. Neben der Statur auf der rechten Seite ging eine doppelte Treppe hoch zu den Holztribünen von denen Zuschauer das Treiben im Untergeschoss beobachten können und von hier aus führten zwei Wendeltreppen zu den Zimmern im zweiten und dritten Geschoss der Herberge. Neben der Treppe befanden sich unter der Holzbalustrade, auf der kompletten rechten Seite, keine Séparées, weitere Sitzmöglichkeiten und eine weitere kleine Bühne die für Vorführungen von Barden und Musikern eingerichtet worden war.


    Doch Stille lag über allem, nicht ein Laut war zu hören und niemand schien in der unteren Etage anwesend zu sein.

  • Doch nach einer gewissen Ruhepause erklang von oben, aus dem dritten Stock, eine markante Männerstimme.


    "Es wurde vorhergesagt, dass Ihr kommen würdet. Verzeiht meine Unhöflichkeit, doch...
    die Dinge sind im ständigen Wandel.
    Die Person, die Euch erwartet befindet sich im mittleren Turm, den ihr von meiner Position aus erreichen könnt.
    Habt Ihr zuvor noch irgendwelche Fragen an mich?"


    Damit trat die Person aus den Schatten und man erkannte einen Mann mit schwarzem Gehrock, der nun seine Hände auf die Balustrade legte.

  • Der Griff um seine Waffe wurde ruckartig fester, als die Stimme von Oben herab erklang. Etwas entspannter wurde der Späher, als er zu der Stimme auch ein Gesicht erkennen konnte.


    "Nun, Herr...? Da ihr mich offensichtlich kennt und auch erwart habt, habt ihr mir gewiss etwas voraus. ...Und ja, ich habe Fragen."

    Er ging mehrere Schritte in die Mitte des Raumes und auf den Sprecher über sich zu.


    "Zum Ersten, wer seid ihr? Zum Zweiten, was soll das hier mal werden, wenn es eröffnet wird? Konkurrenz für den 'Strammen Gardisten?'"


    Langsam schlenderte er auf die Treppen zu seiner Rechten zu. Die Hand noch immer am Knauf seiner Waffe, setzt er sich in Richtung 3. Stock in Bewegung. Seine Blicke wandern durch den ganzen Laden und nehmen mögliche Nischen für Hinterhalte und Fluchtwege für rasche Rückzüge wahr.


    "Drittens, was erwartet mich denn dort Oben? und Viertens ... wie bekommt man hier einen ordentlichen Krug Met?"

  • Die Person an der Balustrade ließ seine Hände als Zeichen seines guten Willens weiter auf dem Geländer gestützt.


    "Gut, ich versuche Eure Fragen so gut ich kann zu beantworten.


    Obwohl Namen Schall und Rauch sind und ich in meinem Leben nicht immer den selben Namen trug, so schlage ich doch vor Ihr dürft mich Charles de la Fosse nennen. Ich wurde beauftragt, die Umbauten hier zu leiten, wärend der Wirt dieser Herberge es vorzieht am Kiegszug gegen Doerchgardt teilzunehmen."


    "Zum Zweiten, nun dies ist eine Herberge und sie wird es auch bleiben, doch wird dieser Plunder verschwinden müssen. Seht Ihr was dieser Herberge fehlt?"



    Nun, ich glaube nicht dass der Herr der Herberge beabsichtigt mit dem Wirt des "Strammen Gardisten" in Konkurrenz zu treten. Aber das könnt Ihr ihn gleich selber fragen?"


    "Ich glaube das beantwortet Eure dritte Frage nun auch ein wenig und zum vierten Punkt, glaubt mir dass die Auswahl an Met sicher nicht zu Eurem Schaden sein wird. Wir erhielten erst vor kurzer Zeit eine Wagenladung Kláh Obscorer Seelenraub, der Besitzer meinte ihr seid diesem nicht abgeneigt."


    "Ich erwarte Euch, wenn Ihr die zweite Wendeltreppe erklommen habt, am Eingang zum Kopf des Drachens."

  • Der Späher lächelte entspannt. "Nun denn, Fosse. Ihr könnt mich 'Sturm' nennen, aber das wisst ihr ja sicher. Und ich hoffe ihr erwartet mich MIT einem Krug Met."


    Langsam begab er sich in den zweiten Stock und zum Eingang am Kopf des Drachens.


    "Sehen wir mal, wohin uns das Ganze führt." Murmelte ervor sich hin.

  • Ein erstaunt fröhliches Lachen konnte man nun aus dem dritten Stock hören.


    "Nun ich bin zwar oft als Meister der Metaphysik benannt worden, doch Euch direkt mit einem Krug Met zu verblüffen, sowas liegt glaube ich nicht ganz in meiner Kraft, da ich auch keinen zusätzlichen Tentakel habe mit denen ich immer einen Krug Met aus meinem Rücken hervorzaubern kann. Aber ich versichere Euch, dass wenn ihr mir durch diese Tür die Steintreppe hoch folgt, so bin ich gerne bereit Euch den Krug Met persönlich zu bringen."


    "Ich glaube im Studienzimmer des Hausherren werden wir ausreichend zwischen verschiedenen Varianten wählen können."


    Als Sturm nun auch die zweite Wendeltreppe zum dritten Stockwerk erklommen hatte, wies die Person im Gehrock auf eine halb offene Steineichentür, die die Sicht auf die gemauerte Wendeltreppe des mittleren Turmes freigab.


    "Ich glaube Ihr wollt sicherlich dass ich vorgehe, habe ich Recht?"

  • Sturm schlenderte weiter. "Hmm, dann werde ich mich wohl noch ein wenig gedulden müssen, bis meine Kehle in den Genuss kommt eure Ressourcen an Honigwein auszudünnen."


    Frech blinzelte er de la Fosse zu und verbeugte sich minimal: "...Und warum nicht? Wo doch schon allein die Höflichkeit es gebietet mir euch durch eure Hallen zu folgen."

  • Die Zeit wanderte weiter. Tage vergingen, Wochen und noch immer stand die Herberge im Schatten des großen Baumes. Vereinzelnt gingen ein paar Personen ein und aus und des Abends wurde der Betrieb schon wieder aufgenommen, aber von den großen Umbauarbeiten war noch nichts in Sicht. Erst als die Kunde vom Fall Doerchgardt kündete wurde das Banner der Einigkeit gehisst und ein anderes Banner erschien, das Banner der Arcademia forma itineris. Ein schlichtes Banner mit einem Buch in seiner Mitte. Außerdem wurde das Holzschild erneuert mit nur noch der Aufschrift: "Hochrangige Künstler der Steinverarbeitung gesucht."


    Bis auf diese kleinen Veränderungen tat sich an der Tür der Herberge wenig im Vergleich zu den Vorjahren am Tage und zeichnete ein kontrasses Gegenbild zu den lebhaften Straßen der Oberstadt.

  • Nach einer ganzen Weile ging eine einzelne Gestalt gemächlich auf die große Flügeltür zu und betrat den Laden.


    Im Innern schaute er sich kurz um und nahm die ganzen Änderungen seit seinem lezten Besuch hier auf, während er in Richtung Theke seinen Weg durch die Meute bahnte.

  • Das Gewirr an Personen war groß, doch die geübten Augen des Besuchers fanden recht schnell die hochgewachsene Gestalt, die die Herberge verwaltete im ersten Stock dicht an der Balustrade sitzend. Hier im zweiten Stock der Taverne brannten weniger Kerzen und Lampen und an der Doppeltreppe standen zwei Platzanweiser, die auf Anfrage die Gäste der Herberge nach oben begleiteten und jeden zu mustern schienen, die nach oben zu ihren Zimmern wollten oder im ersten Stock dinieren wollten.

  • Die Blicke der beiden Anweiser hafteten nun auf den Mann, doch blieben sie wie Staturen stehen und rührten sich keines einzigen Schrittes. Erst nachdem er an ihnen vorbei geschritten war machten sie beinahe einen militärischen Schritt aufeinander zu und verharrten wieder auf dieser neuen Position.


    Der Herbergsleiter schaute noch eine Weile in den Raum hinein und beobachtete die Gäste bis der Besucher gute zehn Schritt von ihm entfernt war. Er nickte den näherkommenden Mann höflich zu und bot mit der Hand ihm einen Platz an.


    Dabei begann er zu sprechen: „Verzeiht wenn ich Euch erst einmal begrüße, und nicht der Besitzer der Herberge, doch habe ich so immerhin noch das Vergnügen mit Euch persönlich zu sprechen, bevor wir hinauf in den Kopf des Drachens gehen.“
    „Doch soll Charles de la Fosse kein schlechterer Gesprächspartner sein, zunächst was wollt ihr trinken?“

  • Das Schmunzeln des Mannes wurde langsam zu einem ausgewachsenen Lächeln. Vor seinem Gastgeber ...oder zumindest dem momentanen Vertreter dessen, verbeugte er sich leicht und antwortete ohne sich direkt auf den angebotenen Sitz zu setzen. "Seid gegrüßt de la Fosse, Seelenraub wäre genehm."


    Danach schaute er sich den Laden von dieser erhobenen Position noch mal genau an. Sein Blick ruhte dabei nie lang genug auf einer Stelle, um Argwohn bei den Gästen hervorzurufen. Etwas länger verweilte der Blick auf den Kämpfern, die sich bereitwillig die Seele aus den Leibern prügelten.


    "Ihr habt mich rufen lassen. Nun? Was brennt auf eurer Seele?" Der Klang seiner Stimme war weder unhöflich noch aufgebracht, sondern strahlte ein geringes Maß an professionellem Desinteresse aus.

  • Charles nickte seinen Gast zu. Doch entging seinem Gegenüber nicht, dass das Nicken vom Aufgang zur Theke weitergegeben wurde. Schon eilte eine Schankmaid mit zwei großen Flaschen und Bechern die Doppeltreppe herauf.
    "Nun, habt ihr die neuen Gerüchte in den Zeitungen und auf der Straße verfolgt?" Er musterte seinen Gegenüber. "Ihr braucht mir keine Antwort auf diese Frage zu geben, ich lese es in Euren Augen."
    "Die offensichtliche Frage wäre eigentlich, wie hoch schätzt Ihr momentan die Gefahr der Pestilenz ein?"
    Die Schankmaid öffnete die verkorkte Flasche und reichte zunächst dem Gast den ersten vollen Becher.

  • Auf die Frage hin bekam das Gesicht seines Gegenübers einen nachdenklichen Ausdruck. "Diese Frage ist gewiss nicht ganz leicht zu beantworten. Da nicht präzisiert wurde für wen diese Gefahr gilt." Dabei drehte er sich nun vollends zu seinem Gönner.
    "Gehen wir mal davon aus, ihr sprecht von unserem Siegel. Nun, in den öffentlichen Sichtungen der Pestilenz in unserem Reich und dem Gekrakel in irgendwelchen Schmierblättern sehe ich wenig bedrohliches und messe dem folglich wenig Bedeutung bei. Gefährlich ist nicht das was wir hier sehen, sondern das was dahinter steckt." In anbetracht dessen, dass seine Unterredung noch ein weilchen andauern würde, flezte sich der Gast nun doch in die Sitzgelegenheit.
    "Das Elk... der Verräter seinem ehemaligen Volk nicht wohlgesonnen ist, ist kein Geheimnis. Und ich wäre eher schwer enttäuscht, wenn er nichts gegen den Norden im Schilde führen würde, als das ich verwundert darüber wäre, dass etwas in unserem Reich passiert ."