Für einen Augenblick, waren die Linien auf dem Glas plötzlich ungemein faszinierend. Zumindest schien es so, da Satinka sie anstarrte, als könne sie darin Buchstaben und Wörter erkennen.
Dann räusperte sie sich erst, trank noch den letzten Schluck Wasser und stellte dann ihr Glas ebenfalls beiseite. Als sie Martinius jetzt wieder ansah, wirkte sie zwar immer noch traurig, aber auch gefasst.
"Das könnte aber länger dauern... ", warnte sie ihn vor, wartete aber dann nicht ab, ob er nun doch nicht die Geschichte hören wollte, sondern fing an zu erzählen.
"Als wir zusammen mit einigen Siedlern vor einem Jahr im Frühjahr in Maya's Ruh waren, sind wir von Anhängern der Ratio angegriffen worden, die durch einen, vom Weltenbrecher verursachten, Riss kamen. Sie hatten Krieger dabei, aber auch eine Diplomatin, eine Toria-Edalphi. Sie wollten ein Artefakt von uns haben, dass wir ihnen natürlich niemals freiwillig gegeben hätten. Aber die Diplomatin hat trotzdem versucht, alleine und ohne sichtbare Waffen zu tragen, mit uns über unsere Kapitulation zu verhandeln." An dieser Stelle musste Satinka sogar leicht schmunzeln. "Aber anstatt uns auf ein Gespräch über unsere Kapitulation einzulassen, haben wir Edalphi uns mit ihr in den noch nicht geweihten neuen Tempel gesetzt und mit ihr darüber geredet, wie es ist, die Elemente zu spüren, auf ihrer Seite zu stehen, keinen Mangel zu haben und so weiter. Es war ein längeres Gespräch, aber am Ende hatten wir sie tatsächlich soweit, dass sie einwilligte, wenn wir ihr das Wirken der Elemente nahe bringen, würde sie sich wieder auf die Seite der Elemente stellen. Aber wir müssten sie frei entscheiden lassen. Also haben wir sie an der Weihe des Tempels teilnehmen lassen, nicht wirklich aktiv, aber sie konnte uns zuschauen. Und das hat sie wohl beeindruckt, denn sie entschied sich für uns und die Elemente. Wir hatten sie also überzeugt. Und nicht nur das, sie hat sogar mit uns Edalphi den neuen Eid der ewigen Eintracht geschworen." Satinkas Augen leuchteten an dieser Stelle sogar ein wenig auf, da diese Erinnerung wohl einen besonderen Wert für sie hatte. Bei den nächsten Worten wurde sie dann aber wieder ernst. "Nun ja, wie du vielleicht weißt, wird alles und jeder, der durch einen vom Weltenbrecher verursachten Riss nach Mythodea kommt, zwangsläufig auch durch diesen wieder zurück in die Kelriothar gezogen. Sie musste also wieder zurück, obwohl sie gerade alle anderen Zweifler verraten hatte. Also heckten wir zusammen mit ihr einen Plan aus, wie sie durch den Riss zurück nach Kelriothar kommen konnte, ohne Verdacht bei ihren Leuten zu erregen. Zu diesem Zeitpunkt war die Weltenschmiede schon in der Hand der Zweifler. Daher verabredeten wir, dass sie versuchen würde, über das Portal an der Weltenschmiede aus Kelriothar nach Mythodea zu kommen. Damit wir sie dort in der ganzen Menge an Truppen wiederfinden konnten, gaben Jamar und ich ihr jeweils einen persönlichen Gegenstand von uns. Diese Gegenstände kann man mit einem Zauber wieder aufspüren. So funktioniert im übrigen auch das Armband, dass du von mir hast. Wo ist das eigentlich?", unterbrach sie sich selbst in ihrer Erzählung.