Tränenleer

  • Wann: Kurz nach dem Durchschreiten der Weltenschmiede
    Wo: Lager des Nordens auf der Durchreise zurück ins Siegel, Zelt der Waffenmeisterin
    Wer: Lares und Sylvana, andere bitte auf Anfrage
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    Sylvana war müde. Unfähig die Euphorie der anderen zu teilen hatte sie sich seit Ende des Feldzuges mehr und mehr zurück gezogen. Ihr war all das für den Moment zuviel. Sie hörte noch immer die Stimmen in ihrem Kopf, erinnerte sich an den Ausdruck in Eraines Gesicht und spürte den harten Schnitt ihrer verbitterten Worte. Die Trauer und der Zorn einer Mutter und Freundin... Sylvana kannte all das... Andere aufzufangen, Nachrichten zu überbringen, Wut und Trauer mit anderen zu teilen... das konnte sie... dafür war sie einmal geschaffen worden.


    Doch nach diesen Tagen... war sie müde. Verletzt, müde und einfach leer. Veran'Khanis hatte gewusst was er tun musste, damit sie sich nicht in diesem Wirbel fremder Emotionen verlor. Es war gut gewesen, dass er da gewesen war. Das er still die Hände auf ihre Schultern gelegt und sie wortlos angesehen hatte... Er war ein Fels gewesen... ein wahrhaftiger Fels. Ein Mann der sowohl mit seinen Emotionen als auch mit jenen der anderen umzugehen wusste und dennoch wie eine alte Eiche, einfach dastand... fest verwurzelt.


    Sie wollte keine Mitleids- oder Beileidsbekundungen... sie wollte kein Schulterklopfen, oder warme Worte...


    In solchen Augenblicken fehlte ihr Kelnozz. Der stille Krieger, der nicht wusste, was in solchen Situationen zu tun war und dennoch immer intuitiv das richtige tat.


    Für sie war dieser Sieg schal. Sie konnte nicht sagen, warum genau...


    Träume quälten sie. Träume davon was auf diesem Feld geschehen war als Mandred und Valena unter ihren Händen starben... davon, wie Silas allein auf dem Feld seinen letzten Atem getan hatte... und all die anderen... Träume davon, wie sie Darin gemartert hatten, um ihn vom Zweifel zu befreien... davon, wie Lares sich mit dem Nan'urr quälte und sie durch ihre Beinverwundung nicht so helfen konnte, wie sie gewollt hatte... und noch so viel mehr...


    Sie hatte sich auf ihrem Lager niedergelassen und blickte gedankenvoll an die Zeltdecke. Sie konnte die Erleichterung fühlen, die diese Welt zu einem Teil mit sich brachte... aber einlassen, konnte sie sich darauf noch nicht.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Lares-Edorian sog die kalte Abendluft ein, sie war frisch und kalt, anders als auf der anderen Seite des Portals. Er stand vor dem Zelt im Lager der Seraphim, blickte in die Ferne, genau in jene Richtung, in der das Portal sich an der Weltenschmiede befand, gedankenverloren, sich seiner Gefühle bewusst, seinem Verlust, dem Verlust einer sehr guten Freundin...


    Ich kann sie in weiter Ferne nicht mehr sehen...


    Er schluckte schwer.


    Gute Reise, geliebte Freundin.


    Mit diesen schweren Gedanken und Gefühlen wendete er sich ab und kehrte zu Sylvana in das Zelt zurück.


    Sie lag auf der Lagerstätte und blickte an die Zeltdecke. Er legte sich dazu und brachte sich in ihr Sichtfeld. Seine Züge waren sanft und hatten nicht mehr viel von der Härte, welche ihr in Kelriothar noch begegnet war. Dennoch, Sylvana konnte in seinen Augen die Trauer sehen, von welcher er unweigerlich ergriffen war.


    Er stütze sich auf einen Arm und lag seitlich neben ihr, musterte sie stumm.

  • In der letzten Zeit war es häufiger geworden, dass Menschen ihre Nähe suchten. Dass sie sich mit dem Kopf in ihren Schoß betteten, ihre Hand ergriffen, sich an ihrer Schulter anlehnten, oder sich zu ihr legten und sich in einen traumlosen Schlaf streicheln ließen.


    Es fühlte sich richtig an... und dennoch war es manchmal seltsam...


    Sie hatte ihn nicht mehr auf die Geschehnisse und sein darauf gefolgtes Verhalten angesprochen. Sie hatte generell recht viel geschwiegen, seit die Lager den vermeintlichen Sieg feierten.


    Mit einem tiefen Seufzen setzte sie sich auf und strich sich durch die verflochtenen Haare. Sie wollte nicht so daliegen und angesehen werden. Im Augenblick gab es ihr das Gefühl unterlegen zu sein, oder nicht Herrin der Situation zu sein. Sylvana war müde, leer...


    Ein wenig fahrig strich sie sich mit der Hand über die brennenden Augen. Wollte den Kopfschmerz vertreiben... aber es half nicht.


    Sie wollte einfach nur nach Hause... doch... was war zu Hause?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Lares-Edorian richtete sich mit ihr auf, setzte sich aufrecht neben ihr hin und legte seine Hände auf ihre Hände in ihren Schoß. Nur eine Berührung, eine warme Berührung, seine Hände waren es zumindest, aus allem anderen war die Wärme gewichen und kehrte nur langsam wieder zurück. Er hatte nicht nur seinen ehemaligen Thul'heen verloren, sondern eine sehr gute Freundin, eine Freundin, die er eine lange Zeit lang dachte lieben zu können:


    Lares-Edorian verdankte Valena sehr viel, nicht nur sein eigenes Leben, sie war gekommen in seiner dunkelsten Stunde, als der Untod in gebrochen hatte tief im Feindesland... sie hatte seinen Lebensfunken gehalten in der Holdt als seine Brust ein Pfeil durchbohrte und er drohte an seinem eigenen Blut zu ersticken...


    Erinnerungen. Und da waren noch mehr.


    Sie machten ihm das Herz schwer, aber die Gewissheit sie im Kreislauf zu wissen wiederum war ein Trost.


    Valena hatte sich von der Liebe abgewendet und war dem Zorn Ignis gefolgt, doch am Ende war es eine Tat aus Liebe, die ihr den Tod brachte...


    Lares-Edorian schwieg einen Moment bis ihm das Schweigen unangenehm wurde und er Sylvana über die Wange strich:


    "Du siehst müde aus, [PM]."

  • Das Wort, welches er flüsterte, rührte ungewollt etwas in ihrem Inneren und ihr Kopf sank für einen kurzen Augenblick gegen den Seinen. Müde. Ja, sie war müde... so wie sie vermutlich alle müde waren.


    Hmhm... ja... ich schlafe nicht gut. sagte sie leise und atmete tief durch.


    Und mein Bein macht mir noch immer Schwierigkeiten... setzte sie nach.


    Die Worte des Thul Sharun hallten in ihrem Verstand nach. Der Schlag, den er ihr versetzt hatte hätte auch ganz anders aussehen können... Selbes galt für Igraina. Wie seltsam Feindschaft manchmal war, wenn es im Grunde genommen das selbe Ziel gab.


    Sie sah auf ihre Hände, die unter den seinen verschwunden waren und schluckte leicht.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Mitfühlend folgte er ihren Blicken und ließ ihn auf ihren Händen ruhen, wie sie sich umschlossen.


    Lares-Edorian atmete schwer und ruhig.


    Kein tosender Sturm war in ihm zu erkennen, keine Flamme voll Leidenschaft, nicht die stürmische See oder sanfte Wogen:


    Er war ganz bei Terra und sich selbst.


    Nicht unter dem Fels verborgen, zu seinem Schutz, wie in der Welt die nicht sein darf, damit er trotz der Verluste, des Schmerzes, des Leides, einfach weitergehen konnte weil es eben genau das war, was er tun musste...


    Lares-Edorian strich sanft über ihre Hand, als wolle er ihr Mut zusprechen, nur durch kleine Gesten und seine Anwesenheit.


    Er wirkte traurig, natürlich wirkte er traurig und er verbarg diese Gefühle auch nicht, ließ sie zu. Der Kampf war für den Moment vorbei, seine Heimat wurde gerettet, Regressa aktiviert...


    Die Vernichtung Kelriothars hatte begonnen.


    Aber er war nicht gebrochen.


    Soviel konnte Sylvana spüren, auch wenn sie selbst betäubt zu sein schien...

  • Sylvana hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen, aber jedes Wort klang schal in ihrem Verstand.


    Noch einmal atmete sie tief durch, rutschte ein Stück beiseite und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Sie wusste nicht wohin mit sich. Verfolgt von den Bildern und den Worten, die gefallen waren.


    Blass und erschöpft. Ungebrochen zwar, aber dennoch ...


    Mein Licht ist heute klein... es tut mir Leid...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Lares-Edorian strich ihr sanft über das Haar und lächelte dabei sanft.


    "Das kommt wieder, wir sind erst wenige Stundengläser wieder hier: Erhole Dich ein wenig und Du wirst wieder erstrahlen in Ignis Antlitz."


    Er schien keinen Zweifel daran geltend zu machen.

  • Wenigstens haben die Stimmen aufgehört...


    Sie blickte ein wenig ziellos ins Innere des Zeltes und war froh, dass Lares einfach da war.

    Ich muss später sehen, dass ich noch mit Darin spreche... ich frage mich wie es ihm jetzt geht nach dem Ritual um den Makel zu entfernen...


    Dann, nach einigen Augenblicken sah sie zu Lares auf.

    Wie geht es Caramel? Und Shanna?

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Wie geht es Caramel? Und Shanna?


    Auf einmal war es wieder da, dieses erdrückende Gefühl, die Bilder, wie Caramell weinend über den toten Leib von Valena zusammenbrach.


    Sein Atem ging schwer, jedes Wort schien ihn Überwindung zu kosten.


    "Für Caramell bedeutet Freundschaft einfach alles: Mit Valena hat dieser Krieg das kostbarste gefordert, was diese Welt ihr zu bieten hat, nämlich eine gute Freundin."


    Es trieb ihm die Tränen in die Augen, doch mit einem unerklärlich entrückten Lächeln.

  • Sylvana konnte nicht mehr weinen... Sie war im Augenblick tränenleer. Sie hatte so viel Trauer, Wut und Zorn aus ihrem Umfeld abgefangen, dass sie keine Kraft mehr hatte sich ihrem kummer zu öffnen.


    In der Regel war sie die Starke und weinte erst, wenn niemand mehr hinsah... doch auf diesem Feldzug hatte sie das nicht gekonnt.


    Sie hatte so viel geweint, wie schon lange nicht mehr... und als sie sah wie Lares' Augen wieder glasig wurden, schämte sie sich für ihre Frage, auch wenn es da nichts zu schämen gab...


    Für den Moment verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Nach einem Moment des Schweigens fuhr er fort:


    "Ihre Seele ist hier und nun im Kreislauf. Und ich bin froh, dass es nichts mehr zwischen uns gab. Nachdem ich auf dem Feld fast gestorben war, das Eiserne Banner wehen gehört habe und meine Seele sich dorthin gezogen fühlte, beschäftigte mich vor allem eines, nämlich Worte, die unausgesprochen geblieben waren für so lange Zeit... Ich habe einen Tag vor ihrem... Tod... das Gespräch gesucht. Ich habe ihr gesagt wie ich mich gefühlt habe, woran ich gedacht habe in diesen vermeintlich letzten Augenblicken meines Seins und... ich habe mich entschuldigt, ich habe ihr gesagt, dass es mir Leid tut, Eliars Hain, ich habe durch meinen verletzten Stolz alles zerstört was zwischen uns war, das Vertrauen, die Freundschaft. Ich gab ihr diese Kette, welche ich in Händen trug, als Zeichen meiner Freundschaft, für einen Neuanfang. Sie nahm mich in den Arm und... es war wieder so wie früher, ich hielt sie als jene gute enge Freundin in den Armen, die sie immer war und sein würde... bis zuletzt..."


    Lares-Edorian schluckte.


    Aber er wirkte vergleichsweise gefasst.


    "Es ist mir ein Trost. Wären wir ohne ein weiteres Wort von einander geschieden... Der Verlust wiegt schwer, aber der Tod gehört zum Leben wie die Geburt selbst. Ganz in Terras Sinne. Und ich konnte diesem Ende begegnen, ohne mehr Schuld auf meine eigenen Schultern laden zu müssen. Wir hatten einander alles gesagt und unseren Frieden miteinander gemacht..."


    Lares-Edorian legte seine Hand mit dem Terra Symbol auf ihre Schulter. Sie fühlte sich schwer an.

  • Aye... sagte sie leise und versuchte sich daran zu erinnern, was ihre letzten Worte an all die Gefallenen gewesen sein mochten.


    Valena: ... Ich habe heute genug gekämpft, ich bin froh, wenn ich mich mal ausruhen kann...


    Mandred: Sylvana, jedes Mal wenn ich dich sehe fällt mir nur das eine ein... Schön dich zu sehen...


    Silas: ... Gut, dass es deine Scherze sind, die mich morgens aus dem Schlaf holen...


    Und noch so viele mehr, an die sie sich nicht recht erinnern mochte.


    Ich bin froh, dass das Viribus Unitis endlich zeigen konnte, was in ihm steckt... Endlich weicht all der Spot und der Hass anderen Dingen... sie wechselte das Thema, weil sie sich nicht sicher war, ob sie ausgerehnet mit Lares über die Gefallenen sprechen konnte.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • All die Namen die uns die Eisernen stets gegeben haben... all die Skepsis und das Misstrauen... ich glaube, dass dieser Feldzug das endlich um einiges ändern konnte...


    Wir haben zusammengearbeitet wie noch niemals zuvor... und Dinge erreicht, die man dem Viribus nicht zugetraut hätte. Ich bin froh... wirklich froh...


    Auch als Valena und Mandred starben standen sie alle geeint um sie zu retten. Ost, West, Süd... Nord... Freye... die Mitte...


    Es geht... ich hab es gesehen... und immer daran geglaubt... ich werde nicht aufhören durch die Siegel zu wandern und dieses zarte band festzuhalten...


    Während sie sprach wirkte sie seltsam matt, ihre Stimme klang müde.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Lares-Edorian nickte. Ja, gemeinsame Stärke hatte er auch gesehen, neben all den Fehlschlägen, all dem Leid, all den Verlusten.


    Bitter sagte er, um scheinbar seine Gedanken zu vervollständigen...


    "...spätestens im Tode sind wir alle vereint, sind wir alle gleich."

  • Sylvana presste die Lippen aufeinander, legte ihm die Arme um die Taille und verbarg ihr Gesicht in seinem Wams. Hier in diesem Zelt war es ihr gleich... da gestattete sie sich diese Schwäche...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Er hielt sie einfach, legte seinen Arm um sie. Hier konnte sie ihren Gefühlen ein Gesicht geben, ihnen Ausdruck geben. Niemand, der über sie urteilte, der in vergossenen Tränen eine Schwäche zu sehen glaubte, niemand sonst war hier.

  • Nach einer Weile wischte sie sich rasch über die Augen und setzte sich langsam wieder auf... sie atmete schwer aus...

    Ab und an... frage ich mich, ob Eraine recht hat...
    sagte sie mit belegter Stimme und sah dabei auf die Hände in ihrem Schoß, welche am Stoff ihrer Robe nestelten.


    Auch wenn... ich weiß, dass der Schmerz aus ihr gesprochen hat...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.