Beiträge von Lares-Edorian Feynholdt

    Lares-Edorian regte sich nicht, weder widersprach er ihrer Sicht, noch stimmte er ihr zu. Stattdessen sagte er:

    "Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir unsere eigene Welt..."

    Das dies nicht die ganze Wahrheit war und schon gar nicht die alleinige, war weder Sylvana noch ihm ein Geheimnis gewesen.



    Unausgesprochen blieb was sie in jenem Moment dachte.


    "Wie auch die letzten Jahre... bei allen anderen... ja, und allein das macht Dich besonders. Du bist schon sehr lange hier, sehr lange aufmerksam, umgibst Dich mit jenen welche den Elementen nahe sind ohne ihnen selbst so nahe zu sein, zumindest nicht im Augenblick..."


    Gedankenverloren blickte Lares-Edorian auf ihre Hand, ihren Handrücken, auf dem das Zeichen Ignis sie so schmerzlich vermissen lässt was ihr genommen wurde.


    "Dein Blick ist unverstellt, aber Du weißt wie es ist ihnen näher zu sein, Du kannst Dich daran erinnern wie es ist, ihren flüchtigen Blick zu spüren, denn nicht mehr ist es... und dennoch ist es so viel mehr als ein gewöhnlicher Sterbliche zu Lebzeiten von den Quihen'Assil an Aufmerksamkeit bekommen wird. Aber wir sind nicht gewöhnlich. Keiner von uns..."


    Er machte eine kurze Pause und blickte sie dann an.


    "Sehen zu können ist eine gute Eigenschaft."

    Lares-Edorian zuckte kurz vor ihrer Berührung zurück, mehr aus Reflex als einer bewussten Handlung gleich. Ebenso überrascht wirkte er darüber. Schüttelte leicht den Kopf darüber, nahm kurz ihre Hand, blickte sie entschuldigend an.


    "Zeit. Nur die Zeit vermag diese Wunden zu heilen fürchte ich, aber vielleicht... Ich werde mit Larell und Gaheris sprechen, ein weiteres Mal, vielleicht gibt es etwas... irgendwas... was sie tun können. Die Schmerzen werden mich sobald nicht umbringen, aber sie lenken mich manchmal ab und womöglich hindern sie mich daran zu tun was getan werden muss... wobei... nein, eher zerstöre ich mich selbst..."


    Er ließ ihre Hand los und vergrub seufzend seine Hände in seinen Handflächen, murmelte, grummelte und schien unzufrieden über seinen Zustand.


    "Ich muss mich daran gewöhnen weiterhin aufgezeigt zu bekommen, wo die Grenzen liegen... meine Grenzen..."


    Lares-Edorian lächelte schief.



    Lares-Edorian nickte zustimmend.


    "Vielleicht wäre es gut wenn die Waffenmeister einen festen Sitz in Pallas Kronion bekämen..."

    Doch ehe er mehr sagen konnte verzog sich sein Gesicht zu einer von Schmerz erfüllten Grimasse, ein heller stechender Schmerz hinter seinen Schläfen, gleißendes Licht. Doch nach wenigen Herzschlägen war er wieder fort. Das Terrakind schüttelte leicht seinen Kopf. Dann hob er leicht seinen Kopf und starrte vor sich hin.

    Lares-Edorian folgte ihrer Hand und blickte auf seinen Arm. Er legte seinen Kopf leicht schief, schien sich erst wohl nicht so sicher, sagte dann aber:

    "Wird schon. Diese Wunden verheilen wieder..."
    Sagte er nüchtern. Ging aber nicht weiter darauf ein.


    Als sie daraufhin fragte, wo er als nächstes hinreisen wollte, überlegte er einen Moment.


    "Ich denke ich werde nach Pallas Kronion reisen, es gibt dort eine kleine verlassene Hütte in einen der Gärten welche Grete pflegt. Ich denke, ich werde die Hütte wieder herrichten und bewohnbar machen. Dann ist dort wenigstens immer ein Zimmer frei, wenn ich mal in der Stadt bin und falle niemanden zur Last..."


    Vermutlich würde er nicht viel Zeit dort verbringen, aber der Gedanke schien ihm zu gefallen, etwas Kaputtes wieder heile zu machen.



    Aber Versprechen ist Versprechen...


    Lares-Edorian nickte zustimmend. Für ihn aber auch für Sylvana war ein Versprechen etwas anderes als für viele andere Sterbliche in dieser und jeder anderen Welt. Er hatte schmerzlich erfahren müssen wie schwer ein abgegebenes Versprechen wiegt welches nicht erfüllt wurde, für eine Hexe war es noch etwas anderes...


    "Dann tue was Dir Dein Gewissen sagt... es wird nicht falsch sein."


    Sagte er ruhig.

    Den Kontinent verlassen. Die Welt dort Draußen jenseits des Schleiers und des Meeres war bedeutungslos geworden, es gab für ihn keine Welt mehr abseits Mitrasperas...


    Wurzeln.


    Kurz haderte das Terrakind mit sich und seinen Gedanken.



    Die Wahrheit. Auch seine Wurzeln lagen in der Alten Welt, er hatte sie abgeschlagen zwar, aber sie waren nachgewachsen und irgendwann hatte ihn die Vergangenheit wieder eingeholt. Und dieses Schicksal teilte er vermutlich mit jedem Sterblichen auf diesem Kontinent...


    "Freier Wille. Wir tun, was wir selbst für richtig erachten... das muss nicht immer jeder andere verstehen. Auch mir fällt es schwer zu verstehen, aber ich bin Willens und kann es verstehen:"



    Lares-Edorian hielt kurz inne.



    "In der Alten Welt liegen unsere sterblichen Wurzeln begraben und Mitraspera ist der Ruf unseres Erbes: Ein jeder von uns folgt seiner Bestimmung. Irgendwie."

    Wenn es einen Grund gegeben hätte beunruhigt zu sein, dann hätte er es gewusst und so stand er auf dem Feld, hörte leise Schritte, spürte ihre Berührung und eine vertraute Präsenz.


    Das Terrakind blickte sie vorsichtig an, seine blauen Augen spiegelten das Licht des Silbernen Wagens und den Kinder des Goldenen Traumes wieder und wirkten dabei auf magische Art und Weise sehr lebendig. Und wenngleich die Augen immer das Tor zur Seele waren, so blickte Sylvana sehr viel weiter in jenem Augenblick, ein Gefühl von Ewigkeit überkam sie...

    Dann blinzelte er, mehrmals, ein kurzer kaum spürbarer Ruck ging durch seinen Leib, dann blickte Lares-Edorian sie an.


    "Sylvana... Du bist noch hier?" Fragte er und schien überrascht, er hatte vermutet, dass sie in Eile war ein Schiff zu erreichen.

    Die Silhouette bewegte sich nicht, eine ganze Weile nicht: Aus Augenblicken wurden viele Herzschläge, wurden Momente, wurde eine gefühlte Ewigkeit. Doch die Zeit nagte an ihm wie an allem anderen auch, alles war endlich, jeder Moment, jede Freude, jede Freundschaft, jedes Leben.


    Was wird vergeht...


    Er erinnerte sich an Gespräche, an Fragen, an Worte. Lares-Edorian wusste in Gesprächen oft nicht um die rechten Worte, um eine Antwort, viel war ihm fremd geworden, an einiges vermochte er sich zu erinnern, aber manch Gefühl erschien ihm so weit entfernt, wie das Gefühl aufrichtige und unbekümmerte Freude zu empfinden. Auch wenn gelegentlich ein Lächeln den Weg über seine Lippen fand, so erreichte es selten seine Augen. Er war verändert, an der Oberfläche mochte viel an den jungen Terrakrieger erinnern, aber tief in ihm drin war dieser Mensch nur noch Erinnerung. Und langsam begann er zu begreifen was bedeutet mehr zu sein als ein einfacher Sterblicher...


    Langsam ließ er seinen Kopf sinken, die Arme hingen kraftlos von seinen Schultern und auf einmal wirkte er klein und zerbrechlich.

    Zeitpunkt: Ende Weinmond

    Ort: Auf nördlichen Reichsgebiet irgendwo in der Wildnis (Nach dem ZFG6)

    Personen: Sylvana und Lares-Edorian

    Status: Geschlossen






    Die Nacht war kalt, der Himmel sternenklar und der Silberne Wagen tauchte die Welt in ein gespenstiges Grau. Abseits der Wälder stand jemand auf einem Feld, still, regungslos, unbekümmert, den Blick starr dem Silbernen Wagen zu gewandt, mit einem entrückten Lächeln auf den Lippen...


    Welch seltsames Gefühl, dachte sich das Terrakind.


    Welch seltsames Gefühl zu wissen, dass jemand auf mich zurück blickt, während ich hier stehe.


    Am Nachmittag hatten sie Burg Tannesang verlassen, die Expedition hatte sich aufgelöst, alle gingen ihrer Wege. Lares-Edorian reiste mit jenen die wie er als Ziel Pallas Kronion hatten. Sie hatten ein Nachtlager aufgeschlagen nicht weit von hier, doch für den Moment blieb er lieber allein.


    Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz...


    Was war geschehen?


    Nichts was ihn hätte beunruhigen müssen. Nur die wiederkehrenden Schmerzen in seinem Kopf, dieser stechende helle Schmerz hinter seinen Schläfen, erinnerte ihn daran was geschehen war. Einiges hatte an Kraft gekostet, aber darüber würde er hinwegkommen. Und mit Schmerz kannte er sich aus...

    "Hat sich jemand um Dich gekümmert, nachgesehen, ob noch mehr fehlt oder... anderes zurück geblieben ist?" Er blickte auf ihren Arm. "Er hat Dich mit seiner Waffe verletzt? Hat sich das jemand magisch angesehen?"

    "Aber Du bist am Leben. Das Geliebte Kind ist am Leben. Egal wie hilflos Du Dich gefühlt haben magst, was immer Du getan hast, die Welt die nicht sein darf hat nicht Dein Ende bedeutet... diesmal nicht..." Er schloss mit einem traurigen Unterton, hielt aber ihren Blick fest.

    Lares-Edorian presste die Lippen zusammen und nickte.


    "Verstehe."


    War alles was er zunächst darauf sagen konnte.


    Er schien aber zu ahnen, dass da mehr war und es baute sich eine Erwartungshaltung auf, welche nach mehr verlangte.


    "Ihr habt geredet? Es kam zum Kampf?"

    Lares-Edorian blickte Sylvana forschend, aber nicht aufdringlich forschend an.


    Sie wirkte auf ihn sehr nachdenklich.


    "Ist irgendwas geschehen? Mit Dir? Sollte ich etwas wissen?"


    Fragte er vorsichtig um sie nicht zu drängen.