Heilertross auf Reisen

  • Personen: [Der Protektor Selfirans Gwaew-gedo, die Volkssenatorin Mme Renée Lesson und ihr Schüler Bruder Valentin]


    Seit Stunden versuchte sich der der junge Mönch eher schlecht als Recht im Sattel des Ungetüms zu halten. Nach der Laudes, dem Morgenlob, war er mit dem Protektor und der Volkssentaorin mit den ersten Morgenstrahlen von Selfiran aus aufgebrochen. Neben der Uniform die er am Leibe trug, schon seine Hüphte unter der Last zahlreicher Gürtel und Taschen zu ersticken. Vor der Brust spannte sich ein Heilergurt in dem eine Reihe Verbände Platz fand. Außer den Heilergerätschaften die er sich zugelegt hatte trug er eine kleine Umhängetasche sowie einen Trinkschlauch bei sich. Um seinen Hals tanzte das hölzerne Kreuz hin und her.
    Selbst nach Stunden sahen weder Gwaew-gedo noch Renée so aus als ob sie rasten müssten. Ihm jedoch sah man an, wie wenig er reiten konnte und wie sehr er einer kurzen Pause entgegenstrebte. Den Versuch seine von der Anspannung getrocknete Kehle mit etwas Wasser aus seinem Schlauch zu befeuchten hatte er schnell aufgeben müssen, da ihn das Reittier so heftig durchschüttelte dass er bangen musste runterzufallen sobald der seinen Klammergriff lockern würde. Nach den ersten Minuten bereits hatt er feststellen müssen warum er bisher zu Fuß gegangen war und auf ein Pferd verzichtet hatte. Es war sein erster Ritt und statt dem von der Rektorin gelobten "Flug durch die Landschaften" kam ihm das ständige auf und ab mehr so vor als säße er nicht auf einem Pferd sondern auf dem Rücken eines Dämons. Still betete er zu dem Eynen, dass er ihn beschützen möge.

  • Renée besah sich den verkrampft auf dem von ihr geführten Pferd hockenden Mönch, der ein mehr als unglückliches Gesicht zog.


    "Mon frére, nicht so steif. Versucht mit die Bewegungen des Pferdes mit zu gehen. Und Hacken nach unten. Isch lenke, konzentriert Euch allein auf Eure Sitz. Und gebt Druck mit Eure Schenkel, damit Ihr treibt das Pferd an. LEICHTE Druck, s´il te plais!"


    Wenn es Ihr nicht schnell gelang, dem jungen Mann die Grundzüge des Reitens beizubringen, würde das eine anstrengende Reise werden. Für alle Beteiligten.

  • Er wagte einen schnellen Seitenblick zu Renée und nickte angestrengt. Dann versuchte er die Anweisung umzusetzen und schaukelte im Takt des Pferdes vor uns zurück. Einen Moment land schien es gut zu gehen, doch kam er schnell aus dem Rhythmus und seine Bewegungen gingen gegen die des Pferdes. Bei dem Versuch das Tier in eine kontrollierbare Geschwindigkeit zu bringen legte er die Hacken an die Flanken des Pferdes, trieb es dadurch jedoch zu einem schnelleren Tempo an.
    Enttäuscht ließ er die Gesichtszüge hängen.
    Verzweifelt blickte er hinüber zu seiner Lehrerin die ihn skeptisch musterte.


    "Verzweit mir Mme ... ich ... ich stelle mich wirklich dämlich an was?"

  • "Auch nischt dämlischer als die Mehrheit der Menschen", antwortete Renée schmunzelnd und verlangsamte das Tempo ihres Wallachs und des geführten Packpferdes. "Ihr müsst nischt von jetzt auf gleich der perfekte Reiter werden!"


    Renée war bemüht, dem jungen Mann etwas die Nervosität zu nehmen. "Ihr ´abt gerade genau rischtich gesessen. Also, Ihr könnt es. Das üben wir jetzt!"


    Sie versuchte sich auf ihre eigenen ersten Reitversuche zu besinnen. Ihr Vater hatte ihr und ihren Brüdern das Reiten schon sehr früh beigebracht. Sie konnte sich nur noch verschwommen daran erinnern, dass es in diesem Alter recht leicht ging. Valentin hatte es da schwerer und stellte sich dafür gar nicht so übel an.

  • Beim erneuten Versuch gelang es dem jungen Möcnh schon wesentlich besser und innerhalb der folgenden Stunde wich die Anspannung zunehmend aus seinem Körper. Auch wenn es ihm gelang sich im Sattel zu halten begann sein Unterleib nach einiger Zeit zu schmerzen, doch er bemühte sich es zu überspielen.
    An den Seiten links und rechts bildete sich nach wenigen Schritten ein dichtes Geflecht aus Büschen und Bäumen. Außer dem vereinzelten Vogelgezwischter war es weitestgehed still nur das Hufgetrappel durchbrach die Idylle. Die Sonne schien mittlerweile am Himmel und der Magen des Mönches begann zu knurren. Die Mittagsstunde war schon vorbei und sie hatten nochimmer nicht gerastet.

  • Gwaew-gedo sah die Mühen des Ceriden. Jedoch merkte man ihm keinerlei Regung diesbezüglich an.


    Die Gruppe wurde begleitet von 4 Elbischen Wachen in dem grünweißem Waffenrock Tawar-en-sith's und dem Wappen Selfirans am Gurt sowie von 4 weiteren Wachen in den Farben Selfirans.


    Der Wald durch den sie ritten war unterschiedlich dicht. Im auftauenden Schnee zwitscherten die ersten Vögel. Der Protektor ritt an der Spitze der Gruppe in einem mäßigen Tempo. Er ritt wie gewohnt auf einem grauen schlanken Hengst, auf dem er meistens ritt.


    Als die Sonne knapp ihren Höhepunkt überschritten hatte, erreichten sie eine Lichtung. Der Elb lenkte sein Pferd auf diese Lichtung und ließ die Gruppe halten.


    Ich denke es ist Zeit für eine Rast.


    Er schwang sich aus seinem Sattel. Ebenso wie den anderen Elben merkte man ihm nicht an, ob ihnen die Reise Mühe bereiten würde. Zärtlich streichelte Gwaew-gedo dem Pferd über die Nüstern und sprach ein paar Worte auf Elbisch mit ihm. Er nahm seine Reiseproviant-Tasche und seinen Trinkschlauch vom Sattel.


    Dann ließ er den Zügel los und der Hengst lief auf die Lichtung, wo er an den zwischen den Schneeresten hervorschauenden Gräsern rupfte.


    Der Protektor trat an das Pferd Valentins heran und hielt es sanft am Zügel fest, damit dieser leichter absteigen konnte.

    Orchal-Ithronhir o Tawar-en-sith<br />Protektor Selfirans und Senator des nördlichen Siegels Mythodeas

  • Valentin stieg wesentlich uneleganter ab, als seine elbischen Begleiter und war froh, dass der Protektor die Zügel des Reittiers hielt sodass seine Füße schnell den sicheren Boden fanden. Sein Hinter schmerzte tierisch. Als er ein paar unsichere Schritte machte zog sich der Schmerz in Beine und Rücken weiter. Er sog die Luft scharf ein, unterdrückte jedoch ein Aufstöhnen. Er konnte sich die Erschöpfung eines Meldeboten nun durchaus vorstellen und schlagartig wuchs sein Respekt vor den berittenen Nachrichtenüberbringern.
    Schweigend fischte er einen Laib Brot aus seinen Satteltaschen und gönnte sich endlich einen verdienten Schluck aus dem Trinkschlauch. Dann setzte er sich in die Gruppe seiner Reisegefährten zu Renée und einem Elben mit langem blonden Haar.
    "Verzeiht, wie lange ist es noch bis Paolos Trutz?"

  • Nachdem Valentin abgestiegen war, nahm der Elb das Pferd und brachte es zu dem grauen Hengst. Auch Valentins Pferd sprach er etwas ins Ohr und streichelte es.


    Danach kehrte er zur Gruppe zurück, zu der sich auch alle anderen gesellten und setzte sich auf den Boden zwischen dei anderen Reisenden. Der Protektor nahm seinen Trinkschlauch und aß von dem Brot, dass er aus seiner Provianttasche holte.


    Er reichte das Brot herum, einige der Elben brachen von dem Brot und aßen ebenfalls davon.


    Der Elb mit dem langen blonden Haar drehte sich zu dem Ceriden um. Man sah seine blauen Augen in einem markanten, schönen elbischen Gesicht.


    Wir werden heute Abend, wie üblich, am Anleger Selfirans im Gasthaus übernachten. Morgen Abend werden wir, wenn wir früh aufbrechen, in Paolos Trutz sein. Wart ihr noch nie in Paolos Trutz?


    Die Stimme war sehr weich. Er sprach Mittelländisch ohne Akzent, allerdings war viel von der Sprachmelodie des Elbischen in der Stimme.

    Orchal-Ithronhir o Tawar-en-sith<br />Protektor Selfirans und Senator des nördlichen Siegels Mythodeas

  • "Doch doch, ich war schon dort ... bloß ritt ich nicht auf einem Pferd sondern ging zu Fuß, was bedeutend länger dauerte."


    In dem Brot hatte die Senora Zweibeln eingebacken. Es schmeckte köstlich und das klare Wasser erfrischte seine Kehle.
    Kaum hatte er den Wasserschlach umgehängt machten sich seine Begleiter daran ebenfalls zusammenzupacken. Verwirrt wendete sich Valentin an seine Lehrerin:


    "Reiten wir etwa schon weiter?"

  • "Mais oui", entgegnete Renée lachend, die aus Valentins Reaktion sein Unbehagen herauslas. "Wir wollen ja bis ´eute Abend die Anlegestelle und den dortigen Gast´of erreischen. Aber keine Sorge, wir lassen Eusch dort eine ´eisse Bad machen, das wird Eusch nach die Ritt ´elfen."

  • Der blonde Elb holte sein und das Pferd von Valentin von der Lichtung. Er hielt das Pferd am Zügel und hielt die Hand bereitwillig als Stütze hin zum Aufstieg.


    Der Protektor rief unterdessen einen sehr fremd klingenden Namen und der graue Hengst kam heran. Er packte seine Provianttasche an den Sattel und schwang sich in denselben. Er beugte sich zu den Ohren des Pferdes vor und flüsterte etwas in die Ohren des Hengstes. Dieser schritt langsam wieder Richtung Weg. Am Rand wartete der Protektor auf die anderen. Zwei der Wachen, zwei Elbinnen waren schon aufgesessen und ritten an seine Seite. Sie beobachteten den Wald mit scharfen Augen.

    Orchal-Ithronhir o Tawar-en-sith<br />Protektor Selfirans und Senator des nördlichen Siegels Mythodeas

  • All dies nahm der junge Mönch kaum war. Er war viel zu sehr damit vereinnahmt in die Steigbügel zu steigen um sich in den Sattel des Tieres zu schwingen. Es kostete ihn einige Anläufe gelang dann aber doch und mit einem hörbaren stöhnen meldeten sich seine Gesäßmuskeln zu Worte.
    Weiter ging es. Diesmal stellte Valentin nicht so ungeschickt an und fand bald den Rhythmus des kräftigen jungen Tieres. Wären die Schmerzen nicht, hätte er den Ritt beinahe genießen können.
    Gegen Abend gelangte die Gruppe zu der Unterkunft von der der Elb berichtet hatte. Erschöpft fiel er auf sein Quartier und schlief übermüdet ein.
    Doch ein unruhigen Schlaf ließ ihn hin und her wälzen bis ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Er atmete schwer, obwohl das Fieber von vor einigen Wochen längst überwunden war. Wie im Wahn murmelte er vor sich hin.
    Dann schreckte er auf. Kalter Schweiß benetzte die Stirn und lief ihm die Schläfe entlang. Mit schmalen Augen starrte er in die Düsternis konnte aber nichts erkennen. Schaudernd schlang er die Decke näher um sein Körper und versuchte wieder einzuschlafen.
    Der Eyne stehe mir bei ... flüsterte er stumm.


    Den nächsten Morgen begann er früh und die Laudes endete schon vor dem Sonnenaufgang. Die Reisegesellschaft war ebenfalls früh auf den Beinen und machte sich bereits daran zu packen.

  • Vor dem Gasthaus wartete schon eine in schwarzen Umhang gehüllte Gestalt auf einem mächtigen schwarzen Rappen. In der linken Hand hielt sie einen langen Stab an dessen Ende eine Kugel abwechselnd in den Farben der Elemente leuchtet.


    Am Sattel war deutlich ein Wimpel mit dem Blutstropfen zu sehen und die Stimme mit der die Reisegesellschaft begrüßt wurde war unverkennlich.


    "Suilad mellon!"

  • "Zum Gruße, Professor"


    begrüßte ihn Valentin mit nicht ganz so kräftiger Stimme, wie er es gern gewollt hätte. Unter seinen zarten Augen traten Augenringe hervor, dennoch lächelte er als er den seltsamen Professor zu Pferde sah.
    Er machete sich daran das Pferd bereit zu machen und schwang sich mit Hilfe eines Elben in den Sattel.


    "Ihr begleitet uns nach Paolos Trutz? Gibt es was Bestimmtes?"

  • Valentin nickte. Es geziemte sich nicht weiter nachzufragen, wenn der Professor sein Vorhaben Preis geben wollte, würde er von allein drauf zu sprechen kommen.
    Er versetzte dem Pferd einen sanften Tritt in die Flanken woraufhin es sich in Bewegung setzte, wie das Tier der Rektorin, mit dem seines verbunden war auch.
    Die Reise verlief ohne größere Probleme. Valentin beklagte sich nicht, obwohl sein Rücken tierisch schmerzte und Teile seiner Oberschenkel blau angelaufen waren. Bald schon sah man die Stadtmauern Paolos Trutz.

  • Valentin wandte sich seiner Leherin zu und brach das lange Schweigen der Gruppe:

    "Wie sieht der Plan aus, sobald wir die Stadtmauern erreichen? Werdet Ihr bereits im Sitzungsaal erwartet?"


    Er nickt der berittenen Wache aus Selfiran zu


    "Was ist mit unserern Begleitern? Werden sie uns verlassen oder bleiben sie bis wir ... wieder aufbrechen"


    Er vermied es über die Pläne zu reden, die Renée ihm im Rektorenzimmer anvertraut hatte.

  • "Diese Wachen sind zum Schutz von die Protecteur abgestellt, sie werden also dort ´ingehen und bleiben, wo der Protecteur ´ingeht und bleibt. Und isch ´offe, dass wir bei diese Tempo früh genug angekommen werden, noch einige andere Gespräche zu führen und in Paolos Trutz Geschäfte zu tätigen, bevor die Sitzung beginnt", erklärte Renée gedämpft. Wann immer sie mit einer ansonsten rein elbischen Delegation reiste konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass für alle Mitreisenden ausser ihr selbst Gespräche und Lärm unerträglich und vor allem unnötig waren. Auf dieser Reise war es nicht anders.