"Mein Vertrauen in den Norden beschränkt sich auf einige Wenige.
Ich denke, er versucht abzulenken. Jedes verpetzte Kind wird behaupten, dass es gar nichts gemacht hat, und der andere ein Lügner ist...
Aber es ist schön, dass du das offenbar mit dem nötigen Humor siehst. Sollte Tarabas mir noch einmal drohen, werde ich das nicht tun."
Sie machte eine wegwerfende Geste, die wieder ihre Armreifen klirren lies. "Du hast Recht, das sind ungelegte Eier."
"Ist das so...auf wen denn?" fragte Alexij gespielt überrascht.
Als sie von dem verpetzten Kind sprach nickte der Ritter, er schien dies ähnlich zu sehen.
"Das ist Galgenhumor...denn sonst müsste ich vermutlich weinen...und das macht sich nicht so gut wenn ich plötzlich weinerlich werde...aber eigentlich ist das alles gar nicht mehr zum lachen sondern sehr, sehr traurig."
Alexij sah Valena interessiert an "Hat er dich bedroht...und was wirst du tun wenn er es nochmal tut?" fragte der Ritter nach.
Sie lachte leise.
"Wenn du weinerlich wirst, mache ich mir ernsthaft Sorgen." Aber nein, lustig war es schon lange nicht mehr, und sie wurde schnell wieder ernst.
"Er war sehr deutlich, dass er mich mit seinen Haussklaven angehen würde, sollte ich der Pest-Hexe zu nah kommen. Sollte er einmal mehr tun als reden... ich habe keine Angst vor Tarabas. Wenn er kämpfen will -" sie zuckte mit den Schultern und füllte dann noch etwas Wein nach.
Alexij sagte nichts weiter dazu.
"Hat er dir wirklich gedroht...hat er etwas derartiges gesagt? Das wären aussagen die in möglichen Prozessen wirklich hilfreich wären...oder hattest du nur das Gefühl?"
Der Ritter atmete kurz tief durch "Ich habe es Tovak auch schon gesagt...und dir sage ich es nun auch...ihr werdet euch immer wieder damit konfrontiert sehen müssen das ihr nichts getan habt...ja ich weiß die Drow waren mehr und so weiter...das wird aber niemanden daran hindern euch vorzuwerfen das ihr nichts gemacht habt...nur damit du es im Hinterkopf hast...ich werfe dir, oder euch das nicht vor...aber für die Zukunft, haut die Pesthexe um..." den letzten Satz sagte er wieder in etwas lockereren Tonfall. "Und ein gut gemeinter Rat Valena...lass dich nicht auf einen Kampf mit ihm ein...er ist Drow...und er ist gut...das würde nicht einfach...allerdings würde ich es deutlich mehr begrüßen wenn es zu einer derartigen Auseinandersetzung nicht kommt und sich die Rechtsprechung mit der ganzen Sache befasst..."
"Dessen bin ich mir bewusst. Allem davon.
Aber ich bin es Leid vor solchen zurück zu weichen, die ich nicht im Geringsten respektiere. Wenn er kämpfen will, stehe ich ihm zur Verfügung. Nicht mehr, nicht weniger."
Alexij nickte sagte aber nichts weiter zu der Thematik.
Er saß einfach nur da und blickte in die Flammen des Kamins.
Nach einer weile fragte er Valena "Wie geht es dir...was hast du seit dem Treffen im Süden erlebt?"
Es war ein angenehmes Schweigen.
Valena schien mit sich und der Welt zufrieden zu sein.
"Ich war im Reich der Rosen, dort wo Mehjana geladen hatte. Es war nett, fast friedlich." ein Lächeln, das ein Geheimnis hatte. "Und die letzten Wochen auf der Herzfeste... - ich habe vor sesshaft zu werden. Ich weiß noch nicht wo im Süden, aber ich denke an einen kleinen Hof.
Und eben das führte mich ursprünglich zu dir. Kahina sagte du würdest zwei wunderbare Hunde besitzen?"
"Auf dem Treffen wo Tovak und Kahina auch waren..." fragte der Ritter beiläufig.
"Das klingt doch gut und nach einem wunderbaren Plan..." ergänzte Alexij als Valena meinte sie wolle sesshaft werden. Der Vodgode schien zu überlegen "Hunde? Was denn für Hunde?" fragte er verwirrt
"Nein, nicht bei Kalotta. Etwas früher, Tovak war dort, aber Kahina nicht." obwohl der Gedanke erheiternd war - was sie wohl zu Hermes´ Drohung gesagt hätte?
"Wolfshunde. Sie war nicht besonders genau. Aber offenbar hast du keine Ahnung wovon ich spreche...?"
"Wolfshunde...." Alexij überlegte und schüttelte den Kopf
"Ich habe keine Ahnung was du....ah...vielleicht meinte sie diese Viecher von Ffalmir..."
"Von wem?" sie hob eine Augenbraue.
"Vielleicht würde hier eine Besichtigung helfen?" fragte sie dann mit einem Lächeln. "Ich glaube das kürzt diese Sache ab."
"Ffalmir...ein Freund von mir, mit dem ich lange unter einem Dach wohnte in Paolos Trutz"
Alexij machte eine kurze Pause und blickte ernst drein.
"Ja sicher...fünfzig Meilen nach Westen." scherzte er wie als wollte er etwas überspielen.
Sie bemerkte den so vertrauten Unterton, auch wenn er gut versteckt war und viel Übung in diesem Scherz lag. Sie kannte diesen Ton gut; so verflucht gut...
"Verstehe..." sagte sie sanft. "Dann vielleicht ein anderes Mal. So sehe ich zumindest Êrengard, nachdem Kahina ja bereits verfügte, dass ich hier ein Zimmer bekomme." nun war es an ihr ihn mit der Dreistigkeit der Aussage zu locken - auch wenn es offensichtlich ein Scherz war. Mit etwas Glück würde es genügen um ihn von den Erinnerungen abzulenken.
Alexij sah sie seltsam an.
"Aha...was hat Kahina denn noch so verfügt." scheinbar hatte die Ablenkung funktioniert.
"Wäre die Sache mit den Monstern nicht und würde das Eis nicht in der weiteren Region herumhüpfen...dann ist es hier richtig schön...ist es so natürlich auch noch." sagte er zu Êrengard.
"Oh, du weißt doch wie sie ist - als ich ihr sagte, ich wüsste nicht wo ich den Winter verbringen sollte, war ihre Antwort sofort: geh doch nach Êrengard, Alexij gibt dir ein Zimmer und kannst bleiben solange du willst.
Es macht einen guten Eindruck. Du tust hier etwas Gutes. Und vielleicht etwas Großes."
Er lachte "Ich werde dringend mit ihr reden müssen...sie bringt mich doch in Zugzwang mit solchen Äußerungen."
Dann sah er sie fragend an "Wo bist du denn untergekommen...ich würde dir ja das selbe Häuschen wie bei Kahina anbieten für die Zeit, nur leider werde ich den Platz für die Verstärkung brauchen...und es macht eher wenig Sinn dich da in zwei Tagen wieder hinaus zu bitten."
Auf das Lob hin nickte Alexij leicht "Ich danke dir...ich hoffe vor allem wir können hier etwas von Dauer erschaffen...und den Siedlern eine Heimat bieten..."
"Bisher in der Herzfeste, und in ein paar Wochen hatte ich vor mich bei den Wegbereitern einladen zu lassen. Das wird dem Patron nicht gefallen, aber gegen Arya und Dohreah rechne ich ihm wenig Durchsetzungsvermögen aus.
Was Kahina angeht, ich glaube, sie hält dich einfach für anständig genug eine heimatlose Frau nicht auf die Straße zu weisen," sagte sie mit einem Lächeln. "Und nein, das ist nicht selbstverständlich. Auch nicht unter Rittern. Manchmal habe ich das Gefühl, besonders nicht unter Rittern.
Bisher sind wir im Hängenden Wirt untergekommen; und das durchaus gut. Erstmal für zehn Tage. Sollte sich das hier auswachsen natürlich auch länger - sofern du uns haben willst."
Alexij hörte weiterhin zu. "Ah ein Treffen bei den Wegbereitern...richte Grüße von mir aus." warf der Ritter ein.
Zu den Rittern sagte Alexij nichts weiter.
"Ah bei Schenk...sehr gut...ich hoffe, dass das nicht alles auswachsen wird...doch die Erfahrung der vergangenen Jahre sagt da etwas anderes...solang du keinen Ärger machst." scherzte er "Nein, du darfst gerne bleiben, es freut mich auch das du den Weg hierher gefunden hast." sagte er ehrlich
Sie nickte auf die Grüße hin.
"Dabei bin ich so gut im Ärger machen." fügte sie schließlich an. "Es ist schön hier zu sein, trotz der Schwierigkeiten. Wir sollten solche Besuche im Winter viel häufiger machen, dann verstehen wir uns auch besser im Sommer..."
Bezüglich des Ärger machen nickte der Ritter wissend.
"Das ist nicht nur eine positive Eigenschaft Valena..." sagte Alexij
Als sie sagte das es schön sei hier zu sein lächelte der Vodgode.
"Generell sollte ein viel größerer Austausch auf diesem Kontinent stattfinden...mir ist auch bewusst das dies schwierig ist, erschwert durch Pflichten in Provinzen oder in den Siegeln und so weiter...es sollte sich vielmehr ausgetauscht werden, sich vielmehr gegenseitig besucht werden...sich kennengelernt werden...viel zu oft dominiert die Rettung des Kontinents unser aller tun...ich nehme mich da selbst nicht raus, es ist ja auch notwendig gar keine Frage...aber oft bleibt...das einfache dadurch auch auf der Strecke."
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