Lessa verschränkte die Arme über den Knien. Ihr Gesichtsausdruck war konzentriert als sie sich bemühte, den Worten des Fauns zu folgen.
"Der Weg ist wichtiger als das Ziel? Cupa, das ist eine alte Weisheit. Natürlich führt alles, was ich tue, zu irgendeinem Ergebnis. Aber was, wenn der Weg den ich gehe, mir nicht gefällt, was wenn er zum falschen Ziel führt? Oder was wenn ich an einer Wegkreuzung stehe, und nicht weiß, welchen Weg ich gehen soll? So einfach ist es nicht ..."
Cupas nächste Worte ließen sie verstummen, denn sie trafen genau einen der wunden Punkte, an denen sie sich gerade sebst aufrieb. War es gerecht, anderen Schmerzen zuzufügen, nur weil sie selbst welche erlitten hatte? Konnte das Ergebnis der Heilung die Methode rechtfertigen? Und was bedeutete das in Bezug auf Slaneesh und auf die Folter....
Sie betrachtete die Pflanze, auf die der Faun zeigte und runzelte die Stirn. Was wollte er ihr denn nun damit sagen? Sicher nicht, dass ihre Zeit schon vorbei war. Vermutlich meinte er das eher in Bezug auf die Wege.. wenn ein Weg nicht zum Ziel führt, muss man einen anderen nehmen. Wenn etwas altes ausgedient hat, muss es Platz für etwas neues machen. Ja, alles klar, das waren ja allgemeine Weisheiten, doch wenn man es dann auf einen konkreten Fall anwandte, war es nicht mehr so leicht.
Sie seufzte und schaute den Faun schief an.
"Das ist es genau, was ich meine, Cupa. Folgte ich dem einen Weg, dann müsste ich Dir jetzt eigentlich sagen, dass Du den Schmerz genießen sollst, dass er Dir zeigt dass Du am Leben bist.. Slaneeshs Gnade, und so weiter. Aber das Missionieren und Predigen liegt mir nicht. Folgte ich dem andren Weg dagegen konsequent, so müsste ich versuchen, Dir zu helfen, so wie es vielleicht Wana oder jemand anders tun würde und könnte. Aber meine Art zu heilen würde dir ja nicht helfen, im Gegenteil. So bin ich zwischen zwei Wegen hin und her gerissen, und keiner scheint mich zu einem gescheiten Ziel zu bringen. Ich bin eine Heilerin, die Schmerzen bringt statt sie zu nehmen. Ein Widerspruch in sich."
Lessa stand ruckartig auf und ging zu dem Beet. Sie packte die große Salbeipflanze beim Stengel und riß sie schwungvoll aus der Erde.
"Und mein Weg lässt sich icht so einfach korrigieren. Die Wurzeln des Problems gehen tiefer!" Sie warf die Pflanzen zu Boden, wütend und frustriert und wischte die Hände an ihrem Rock ab.