Der gute Drow

  • Wann und wo? Unmittelbar nach dem "Salon des Nordens"
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    “My people were born and raised in the shadows for millennia, but you seem to be the one that thrives the most in Darkness.”, hatte der Zauberer der Drow gesagt.
    Und wieder sah sie sich selbst davonlaufen in die Nacht, nach der Zusammenkunft bei Paolos Trutz – auf der Suche nach noch mehr und noch tieferer Dunkelheit, in der sie sich verbergen konnte. In der Dunkelheit war Ruhe, und Einsamkeit – Dinge, die ihr vertraut waren und die sie willkommen heißen würden.
    Von der ersten Stunde ihrer Ankunft auf diesem Gehöft waren Menschen um sie gewesen, Haufen von ihnen! Sie waren durcheinander gelaufen und ihr absichtlich überall im Weg gestanden, hatten laut gesprochen und unverständliche Scherze gewiehert. Sie hatten ihren Stamm beleidigt, ihren Gefährten, hatten ihr Blut gestohlen, ihre Magie, ihr Leben versucht zu nehmen –
    Das Spitzohr platzte schon wieder fast bei dem Gedanken an all das Unrecht, das ihr widerfahren war! Ja, sie hatten sich nicht einmal bedankt, dass Naira aus einem dummen Gefühl der Zugehörigkeit heraus versucht hatte, sie vor dem Untod zu retten…


    Die Ungerechtigkeit und die Unruhe der Menschen waren über sie gekommen wie ein klebriges Netz, in das sie sich immer tiefer und schmerzvoller verstrickt hatte. Und wie ein Tier, das unter den Händen der Häscher wegzugleiten versucht und einen Ausweg aus dem Gefängnis sucht, war sie rastlos herumgeschlichen… den Drang unterdrückend, sich ihren Weg nach draußen freizukämpfen!
    Bei den Uruks und bei den Drow wären die Dinge anders gelöst worden! Das hatte Mahrukkaa selbst gesagt! Und es biss immer mehr in ihr, dass sie nicht handeln durfte, wie es doch eigentlich richtig gewesen wäre!
    Doch als die Unruhe so übermächtig geworden war, dass Naira das Verbot Mahrukkaas missachtet hatte und hinuntergegangen war zu der unwürdigen Welpe und den unwürdigen Wächtern, mit dem Dolch in der Hand – da hatte sie Tarabas gesehen!


    Und der Blick des Drow hatte sich von Naira abgewandt und hatte auch ihren Blick zum Fenster hinaus gelenkt… ins Dunkel, das die ganze Zeit um das Haus gelegen war und das Naira fast vergessen hatte… Wie der Tarabas war ihr Körper erstarrt bei der Berührung des Dunkels, das mahnte… und sie versuchte, die Weisung ihrer >Finsternis< zu verstehen…
    "Thereutes en skoto"... Jäger im Dunkel... so waren ihr die Worte von selbst noch einmal über die Lippen geflossen. Es war ohne Zweifel, dass SEIN Urteil tödlich gewesen wäre, kalt und fest. Gleichwohl hätte er seine Beute zum Stillsein gezwungen, hätte Naira niedergedrückt in die kalte Erde - und sei es nur, um sie zu strafen dafür, dass sie sich von diesem Menschentun so beeinflussen ließ und sich eingemischt hatte!
    Aber war nicht einer der Guten, Zugehörigen - ein Drow - in Gefahr gewesen? Und war es nicht jetzt, als Vereinigte, ihre Pflicht gewesen, einzuschreiten und Tarabas vor den Verschwörern zu schützen, zu rächen? Er, der wie die >Finsternis< selbst kalt und fest geblieben war und ihr sogar jetzt noch die richtige Richtung wies – im Dunkel die Besinnung wiederzufinden?


    Fast wäre sie ans Glas des Fensters getaumelt, so stark brandete der Trieb plötzlich in ihr auf, die Stimme zu hören und nachzufolgen…
    Das Gefühl überraschte und überwältigte sie vollständig, und als sie Creo später davon gegeben hatte, um sie zu stärken, war ihr bewusst gewesen, dass etwas nicht in Ordnung –nicht im Ausgleich war…
    War die Jagd immer noch nicht beendet? Oder lag es daran, dass Creo, ihr >Licht<, sie endgültig verlassen hatte? Dass es nun nichts mehr gab als ihn, die Finsternis? Mehr noch als den auserwählten Gefährten schien sie noch immer ihm anzugehören… sich dieser Welt anzuschließen.
    “Stop to drown yourself in a darkness river!”, hatte Ryzzil gefordert.
    Nein, sie wollte nicht untergehen! Sie wollte ins Dunkel, doch in das Dunkel der Guten, der Zugehörigen – die sie aufgenommen hatten!


    Das Spitzohr verlangsamte seine Schritte, blieb stehen. Sie wandte sich zu den kleiner werdenden Gestalten um, die den Ort verließen.
    Dann raffte sie ihren Mantel und machte sich an, Tarabas zu folgen…

  • Tarabas hatte die Nacht noch lange gegrübelt. Er wurde aus der Fee einfach nicht schlau. Er hatte seine Erkenntnis einfach ignoriert und keine großen Fragen gestellt. Andere hatten die Fragen gestellt, hatten aber keine Beweise oder klare Antworten bekommen.
    Am frühen Morgen hatte er dann seinen Sack gepackt und war in Richtung Cress d’Velven aufgebrochen, seiner Stadt.
    Er musste Vorbereitungen treffen für den Konvent und den Verhandlungen.
    Es dauerte nicht lange, bis er Naira bemerkte. Es mochte daran liegen, dass Sie nicht versuchte unbemerkt zu blieben, denn Aufmerksam war Tarabas zur Zeit nicht besonders. Zu viele Gedanken, zu viele Risse im Netz, um die er sich kümmern musste.


    So blieb er schließlich stehen und wartete auf die Lethi.


    Als sie näher kam, kreuzte er die Arme und nickte Ihr zu.


    „Mir scheint, Ihr wollt etwas mit mir besprechen Naira.“
    Im Gegensatz zu dem Fest trug er jetzt seine schwarze Rüstung unter dem warmen Mantel und hatte seine Klingen an der Seite. Das eisige Wetter spiegelte seinen Blick wieder und sein Körper strahlte eine Ruhe aus, die dem Treiben in seinem Kopf widersprach.

    Orga Quellar Xarann

    Charaktere:

    Tarabas Nightshadow, Waffenmeister Aquas

    Usst'Sargtlin Tal'Shar Xarann (Hausadel)

    Theodorik zu Wolfenau


    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • Die Lethi kam heran und antwortete mit der harmlosen Stimme, die sie bei Menschen benutzte: "Gehörst du auch zu diesem Zirkel oder warum hast du dir das gefallen lassen?"


    Sie stellte die Frage mit großer Selbstverständlichkeit. Es war klar, dass sie Anderes von ihm erwartet hatte, also erschien ihr die Frage nur natürlich.
    Doch es lag keine Geringschätzung darin.

  • Er sah die Lethi einen Augenblick an, bevor er antwortete.


    „Wer sagt, dass ich es mir gefallen lasse. Ich habe lediglich im Rahmen meiner Möglichkeiten gehandelt, ohne mir Wege in Zukunft zu verbauen. Ich habe keine Möglichkeit den Zirkel zu finden, habe Zerahl, der auch ein Interesse daran hat diesen Zirkel zu finden, deutlich gemacht, dass ich diese Rechnung begleichen möchte.
    Und wie viel ich mir gefallen lasse kann Euch Hein wohl am besten sagen.
    Ach nein, ich vergaß, er kann es Euch nicht mehr sagen.“


    Mit den letzen Worten wurde die Stimme kalt. Er fixierte Naira, wartete auf die Reaktion.

    Orga Quellar Xarann

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    Tarabas Nightshadow, Waffenmeister Aquas

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    Theodorik zu Wolfenau


    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • "Sehr gut", sagte die Elbe und nickte dabei nachdrücklich, so wie sie es getan hatte, als er ihr das erste Mal von Hein erzählt hatte.
    Sie erkannte sein Handeln als richtig an - so wurde das bei Drow und Uruks gemacht!


    "Niemand soll einen schwach machen!", fasste sie zusammen, was für sie im Fokus der ganzen Angelegenheit stand. Die menschliche Welpe war schwach gewesen, und Tarabas war am Ritualplatz schwach gemacht worden - auch die Lethi hatte ihre Kraft aus sich herauslassen müssen und war schwach zurückgekehrt. Schwach und hilflos war ihr schlafender Körper dagelegen, während sich Thyrion an ihr verging. Aber Mahrukkaa hatte sie gerettet und ihr die Schwäche untersagt.
    So wie Naira Creo die Schwäche verboten hatte!


    "Ich habe Creo stillgemacht, damit sie nicht schwach gemacht wird von denen!" Naira berichtete mit Stolz in der Stimme.
    "Sag mal, ist es bei den Drow auch so wichtig, wer stärker ist als die anderen? Strebst du nach großer Macht?"


    Kultureller Forschungsdrang mischte sich mit einer höchst persönlichen Frage, die ihr auf der Zunge brannte, die sie jedoch noch nicht auszusprechen wagte. Immerhin war der Tarabas für sie noch schwer einzuschätzen, und auch wenn Mahrukkaa ihm ganz vertraute und Naira zu ihm geschickt hatte, um zu lernen - man konnte nicht wissen, welchen Zwängen er sich unterworfen hatte, um zu überleben.

  • Tarabas zögerte mit der Antwort.
    ‚ …Creo stillgemacht…’ hallte es in seinen Gedanken nach. Erst verstand er es nicht, doch dann begriff er und nickte.


    „Nur Stärke sichert das Überleben, Schwäche tötet. Ich strebe nach Stärke, nicht unbedingt nach Macht, auch wenn beides oft miteinander verknüpft ist. Macht zu haben bedeutet auch immer, dass andere diese sehen und neiden. Das bringt Aufmerksamkeit mit sich, die nicht immer gut ist. Warum fragt Ihr Naira?“

    Orga Quellar Xarann

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    Theodorik zu Wolfenau


    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • "Ist Neid etwas, das euch Drow entzweit? Ist es schlecht, wenn ihr einander zeigt, dass ihr stark seid? Muss es einen oben und einen unten geben? Meinst du, dass ich wirklich nur ein Snagga bin für euch?"

    Der letzte Satz war ihr herausgerutscht, obwohl ihre Rede eigentlich in eine andere Richtung gehen sollte. Obwohl sie sich ihrer Verbindung doch sicher sein sollte, hatten ihr die Worte des Räuberhäuptlings Kop-Tar Sorgen gemacht! Etwas tat weh im Inneren.


    Das war erst so, seit sie Creos Schwäche in sich aufgesogen hatte. Wieder kam da der Zweifel, ob sie wirklich dazugehörte! Ob Andere sie akzeptierten. Das gehörte nicht zu ihr! Es waren Creos Zweifel, nicht ihre!
    Und doch... vielleicht war es das, was sie wieder wie ein Welpe fühlen ließ?
    Aber fühlten Welpen so... so sehnsüchtig?


    Es war ein offenes Geheimnis, dass jeder ihrer Weggefährten einen langen Kampf mit sich selbst geführt hatte, bevor sie angenommen worden war. So hatte auch der Zauberer der Drow gesagt, dass er seine Hilfe im Orklager nachträglich kritisch sah. Sich selbst verloren in dieser Welt der Drow hatte er, um zu überleben - das hatte er gesagt. Aber er hatte dann doch wieder sein Leben in Gefahr gebracht, um sie und ihren Beutel zu retten - ohne zu wissen, warum! Das kostbarste, das er noch besaß, hatte er eingesetzt in einem Spiel, das er nicht verstand...


    Sie hätte sagen sollen, wohin sie mit ihm ging und warum. Das war auch das, was ihr Ryzzil vorgeworfen hatte - er konnte nicht sehen, was geschehen würde.
    Sie sollte offen sprechen.


    "Wie ist das, wenn ihr euch vereinigt?", fügte sie mit veränderter, leiser Stimme hinzu. "Was ändert sich in eurem Brustkorb, wenn ihr eine Gefährtin habt?"

  • „Was ist ein Snagga?“


    Es schien ein orkischer Begriff zu sein, dem Klang nach zu urteilen.


    „Stärke zeigen ist nicht schlecht, aber oft zeigt man dadurch die Schwäche von anderen auf. Es ist wie das Balancieren auf einem Seil über einem Abgrund. Tritt man daneben ….“


    Er führte es nicht ganz aus, Naira würde es verstehen, denn dumm war die Lethi nicht.


    „Zu Eurer zweiten Frage: Das ist bei jedem anders. Einige empfinden Liebe, anderen bedeutet es nichts.
    Ihr habt meine Frage aber noch nicht beantwortet.....“

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • Sie nickte zu seinen Worten. Anderen ihre Schwäche aufzeigen - das war ja das Problem! Das große Problem mit den Stämmen, Clans und Häusern... Sie wollten einig sein, aber keiner wollte weniger sein als der Andere, sondern strebte im Gegenteil danach, über den Anderen zu stehen!


    "Ein Snagga ist ein Haustier, ein Sklave", murmelte die Elbe und scharrte mir ihrem Fuß im Schnee. "Und deshalb war der Kop-Tar auch sehr dumm, zu behaupten, >Jabress< würde >Snagga< bedeuten - und Kashalee sei ein Snagga...", fügte sie in Gedanken hinzu.


    Allmählich fühlte sie sich unwohl, an einer Stelle zu stehen.
    Oder vielleicht war es auch das Thema.


    "Wie sollte sich denn ein Drow verhalten, wenn er eine Gefährtin hat? DAS möchte ich wissen.", sagte sie etwas mokant und mit dunkler Stimme, während sie ihm scharf in die Augen sah.
    Es war nur ein Teil dessen, was sie wissen wollte, aber sie war schon nahe daran, sich Tarabas mitzuteilen. Er konnte spüren, dass da eine Unzufriedenheit in ihrer Frage mitschwang. Aber auch etwas, das sie zu verbergen versuchte. Etwas war passiert, und es schien sie zu beunruhigen. Vielleicht hatte sie etwas getan, für das sie sich scheute bestraft zu werden.

  • Tarabas war von dem Gesprächsverlauf etwas überrumpelt, so dass er nicht gleich antwortete.


    „Gehen wir ein Stück weiter?“


    Er schien zu überlegen. Nach einer Weile antwortete er.


    „Bei den Ilythiiri wählen die Frauen Ihren Gefährten aus. Sie wählen Ihn nach seinen Stärken aus, die er an das Kind weitergeben soll. Gefühle zwischen Gefährten bedeuten, dass man seinen oder Ihren Wert höher stellt, eine Schwäche die andere gegen uns verwenden können... „


    ‚ … Schwächen töten uns.’ fügte er in Gedanken an.


    „Zu Deiner Frage, ob Du für die Ilythiiri nur ein Snagga, ein Sklave oder Haustier bist….
    Für die meisten bist Du das, oder weniger. Auf den ersten Blick erkennt man in Dir eine Elfin, Mit dem Begriff Lethi kann niemand etwas anfangen, und viele hören nicht zu, wollen nicht zuhören.
    Und Elfen sind bei uns nicht sehr beliebt….
    In der alten Welt würde man Dich entweder sofoert töten, oder auf dem Altar opfern.“

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • "Jajajajaja, töten, töten, töten, opfern, opfern... dumm! Ganz dumm!", schnappte das Spitzohr und rupfte ungeduldig an ihrem Mantel, der sich wieder einmal um ihre Beine gewickelt hatte.
    "Bei mir sind Elfen auch nicht beliebt, weißt du!"


    Einen Moment lang stapfte sie zornig neben ihm.

    "Aber das stimmt ja gar nicht, dass ich ein Snagga bin! Die Guten hören zu!"
    , setzte sie noch leicht trotzig hinterher.
    Allmählich kühlte sich ihr Gemüt wieder ab und sie sprach langsamer.
    Auch der kindliche Ausdruck in ihrem Gesicht und ihren Gedanken verebbte mit ihren Schritten.


    "Du sagst, dass es einen schwach macht, wenn man den Wert eines Gefährten höher stellt... höher als was?"
    Sie blickte sich um und starrte lange in die Dunkelheit, so als sähe sie etwas, oder erinnere sich deutlich.


    "Ich frage mich, Tarabas, was wäre, wenn man durch die Gefühle nicht schwach würde - sondern im Gegenteil sehr stark? So stark, dass man die Macht in sich spürt? ... Könnte es sein, dass das auch nicht gut ist?"


    Ihre Stimme hatte sich merklich gewandelt; sie klang wie eine erwachsene Frau, und etwas Dunkles rollte in ihrem letzten, fast geflüsterten Satz, das aus der Tiefe zu kommen schien.

  • "Höher als sich selbst ..."


    kurz verlor er sich in Gedanken und fragte sich, ob er sich selbst noch an diese Regel hielt.
    Es dauerte einige Meter, bis er wieder weitersprach..


    "Ob es gut ist oder nicht, und für wen, kann ich Euch nicht beantworten Naira, das kann niemand ausser Euch selbst. Ich kann Euch nur sagen, dass es garantiert schlecht ist, wenn Ihr die Kontrolle über diese Macht verliert.
    Aber das ist wohl immer so, wenn es um Macht geht, oder?"

    Orga Quellar Xarann

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • Das Spitzohr legte seine Arme um sich und schien zu frösteln.
    Da gab es viel nachzudenken über seine Worte!


    "Das hab ich noch nie gehört, dass man einen Gefährten höher werthalten soll als sich selbst...", wunderte sie sich laut. Ihre Stimme klang zerbrechlich. Das Gefühl nagte wieder, dass sie nicht begriffen hatte, worum es ging.
    "Ich weiß, dass Andere mehr Kraft in ihren Armen haben. Und manche sind beständiger in ihren Ansichten..."
    Sie grübelte, dass der Kopf begann wehzutun.
    "Ich halte das für wert, was anders ist als ich... " Hatte sie das wirklich gesagt? Ja, es stimmte!


    Sie schwieg verblüfft einen Moment, in dem diese Erkenntnis über ihren Drang am Fenster durchsickerte.
    "Da ist etwas im Dunkeln, das nicht ich bin... nach dem es mich drängt... das nicht die Lethi sind... Es ist groß und schrecklich... Es tötet. Es zerstört. Es hat eine sanfte Stimme und es gleitet wie Rauch... aber es ist hart, und es ist ganz - ganz es selbst! Nichts kann es verändern. Und ja, ich habe keine Kontrolle darüber..."


    Plötzlich berührte sie den Drow am Arm, an ihm hinaufsehend. Beunruhigung lag in ihrer Stimme, als sie auf den Punkt kam:
    "Naira schützt die Arus, auch wenn sie die Schwäche bekämpft. Aber das Andere, das ist wild! Sein Schutz besteht nicht aus Futter und Nest, sondern aus Tod! Ist es so, wenn man einen Gefährten hat? Wird das aus euch, wenn ihr euch vereinigt?"

  • „....höher als sich selbst, seine Werte und Überzeugungen.“


    ergänzte Tarabas. Dann hörte er weiter zu. Zuerst antwortete er nicht.


    „Nein, ich glaube Ilythiiri sind immer so. Wir wurden so geschaffen, durch unsere Vergangenheit und Gegenwart. Unser Schutz ist der Tod.
    Ob Ihr die Dunkelheit in Euch kontrollieren oder bezwingen könnt, kann ich Euch nicht sagen. Ich kann Euch dabei auch nicht helfen. Es ist ein Kampf, den jeder für sich austragen muss, den nicht jeder gewinnt…“


    Kurz schossen Bilder durch seinen Kopf. Bilder aus seiner Kindheit, Bilder die längst vergangen waren, eine Zeit die nie mehr kommen würde.


    „Ihr habt das Leben einmal als Fluss beschrieben, in dem man schwimmt, Naira. Ich glaube nicht daran, dass wir in diesem Fluss schwimmen. Wir sind alle auf einem Boot, jeder auf seinem eigenen Boot. Ein Boot aus Erfahrungen, Willen und Überzeugungen.
    Wenn Ihr es schafft an Euch selbst zu glauben und an Euch festzuhalten, dann kann niemand dieses Boot zum Kentern bringen. Es schütz Euch, vor dem was im Fluss lauert.
    Aber Ihr solltet Euch davor hüten, zu versuchen auf ein anderes Boot als Euer eigenes zu klettern. Ihr könnt Boote nachbauen, aber niemals ein Fremdes besteigen, es würde Euch nicht lange tragen.“

    Orga Quellar Xarann

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • Das Spitzohr wirkte erleichtert, sie schwenkte die weiße Tasche mit den Kaninchentroddeln beim Gehen.
    "Also ist es eine Prüfung für euch, ja? Dass ihr die Macht kontrolliert, wenn ihr sie spürt. Das macht Sinn!"


    Sie sann kurz über seine Beschreibung des Flusses nach und entschied, dass sich eine Diskussion über Boot oder Nicht-Boot nicht lohnte.
    Der kluge Drow schien dasselbe zu meinen wie sie, zumindest was das Gleichbleiben anging! Darauf kam es ja nur an.
    Er hatte sicher auch keine Ahnung und keine Zuneigung zu den Schiffen der Hochelben, die sich anmaßten, den Fluss lenken zu wollen. Der Tarabas wirkte wie einer, der ebenfalls trieb und die Kunst verstand, nicht unterzugehen sondern sich zu bewahren.


    "Dann hab ich ja nichts falsch gemacht!", schloss sie fröhlich.
    "Aber weißt du -",
    sie sah vertrauensvoll zu ihm hoch
    "- ich versuche auch gar nicht auf ein fremdes Boot zu steigen. Ihr braucht keine Angst haben, dass ich euch etwas wegnehme, ihr Drow! Wenn ihr so gemeint wart, so wild, so flammend vor Tod, dann mag ich das! Ich hab gedacht, das käme von mir und ihr wärt böse darüber. Aber es ist eure Prüfung, und ich hatte meine. Alles ist gut und keiner braucht sich beschweren!"

  • "Ilythiiri die sich mit Euch beschäftigen, und mehr über Euch erfahren haben aber genau diese Angst. Die Angst, dass Ihr Ihnen etwas wegnehmt. Die Angst zu erfahren, dass all das woran sie glauben eine Lüge ist.
    Wissen ist eine große Macht, Naira, und es gibt einiges an Wissen was besser verloren bleibt."


    Nachdenklich betrachtet er sie von der Seite.

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • "Dann müsst ihr eben sehen, dass das nicht so ist!", sagte das Spitzohr fidel und mit dem Brustton der Überzeugung.
    "Ich dränge mich weder auf euer Boot noch hole ich euch davon herunter! Du hast selbst gesagt, dass es für euch dazugehört, diese Prüfung zu bestehen. Bei mir kommt das vor der Vereinigung, bei euch danach!"


    Sie schlenderte vergnügt neben ihm her und bemerkte seine Musterung nicht.
    "Zuerst seid ihr abweisend und dreht den Kopf weg, weil ihr für euch bleiben wollt. Dann setzt ihr euch wie ein Snagga auf den Boden und geht mit zwei Schritten Abstand hinterher. Und dann, wenn ihr euch schließlich vereinigt, werdet ihr zornig, wild und machthungrig - dann müsst ihr versuchen, diese Kraft in euch zu kontrollieren. Aber ihr habt das alles schon in euch; das kommt nicht von mir! Und wenn du sagst, dass das bei euch halt so ist, dann wusstet ihr das also auch schon!"


    Mit den Federn an ihrem Beutel spielend, fasste sie zusammen:
    "Also mal abgesehen davon, woher ich komme, hat das doch gar nichts mit mir zu tun. Sondern nur damit, dass ihr nicht dazu steht, was ihr seid! Dass ihr so seid! Oder ist das ein geheimes Wissen bei euch? Lügt ihr euch darüber an? Wisst nur Ihr das - ich meine - du?"

  • Er war irritiert. Jetzt hatte er doch den den Faden in Nairas Bildsprache verloren.


    "Uns anlügen über was?"

    Orga Quellar Xarann

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."

  • "Dass ihr so werdet, wenn ihr vereinigt seid! Alle tun so, als sei das verwunderlich und als wär alles meine Schuld. Aber das ist ja gar nicht so!"


    Sie war nicht zornig, sondern setzte es ihm geduldig und mit fast wissenschaftlicher Freude auseinander.


    "Aber man hätte mir das auch mal vorher sagen können!", setzte sie mit leichtem Vorwurf hinterher.

  • "Nein, wir lügen uns nicht an. Aber die meisten verstehen es nicht, beschäftigen sich nicht damit wie und warum etwas so ist."

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    "Die Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit."