Sonntag nach dem ZfG, noch vor Sonnenaufgang
Exilia
Ravi, Maya, andere auf Anfrage
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Es hatte Sylvana durchaus Mühe gekostet sich aus den Schlafräumen zu entfernen ohne Kelnozz aus seiner Meditation zu reißen. Eine Mühe jedoch die es ihr wert war, wollte sie einfach mal einige Augenblicke mit ihren Gedanken allein sein und ihren inzwischen ganz persönlichen Schatten, Schatten sein lassen.
Beinahe lautlos warf sie sich den Mantel über die Schultern und lenkte ihre Schritte hinaus in den beißenden Morgenwind.
Das Schneegestöber hatte nachgelassen und eine unbehagliche Feuchtigkeit durchsetzte die Winterluft.
Schweigsam stand sie einen Augenblick vor der Tür des Hauses und konzentrierte sich auf das Gefühl wie sich ihre Lungen mit eisiger Luft füllten, wie Wind in ihre Wangen biss... wie der tiefe Schnitt in ihrer linken Hand schmerzte.
"Du kniest...?" hatte er geflüstert und die Kapuze angehoben um ihr Gesicht zu sehen...
Die Neches Re fuhr sich über die müden Augen und hörte den Schnee unter ihren Stiefeln knirschen.
"Wenn er noch einmal die Hand gegen einen Nordbürger erhebt, wirst du ihn töten."
Sylvana fuhr sich mit den schmerzenden Fingern durchs Haar. Wortfetzen, Erinnerungen, Entscheidungen und Emotionen bildeten einen seltsamen Strudel aus aufkeimender Dunkelheit. Der Druck hinter ihrem Auge hatte sie in dieser Nacht nicht schlafen lassen.
"Niemand wird es wagen Hand an dich zu legen!"
Ein Fluch kam ihr über die Lippen als sie mit der verbundenen Hand gegen den Stamm eines Baumes schlug. Sanft rieselte frisch gefallener Schnee von dessen Ästen auf sie herab. Der selbe Baum an dem er im Schatten ein Auge auf sie gehabt hatte als sie sich im Neumond einer neuen Pflicht verschworen hatte. Die Klinge war verlockend gewesen. Sie war jedoch nicht schwach genug, um dieser all zu dummen Verlockung nachzugeben, ganz gleich wie müde sie war. Der Tod war das letzte große Versagen und sie würde ihm nicht auf diese Weise begegnen.
Es gab auch zu viele Dinge die noch in ihrer Verantwortung lagen. Kelnozz, Ravi... ihre Schwestern die in Samar noch in ihren goldenen Käfigen saßen, ihre Nyame... das Land... ihr Orden... Wobei sie sich bei letzterem nicht mehr sicher war. Zur Zeit hatte sie ihre Befehle, war sie kein fester Bestandteil der Gemeinschaft mehr die ihren eigenen Weg finden musste.
Seufzend lehnte sie sich gegen den Baum und verschränkte die Arme vor ihrem Körper und tauchte ein in das Meer aus Gedanken und Plänen. Mit em Blick in den Himmel spielte sie Dinge des Vorabends mehrfach vor ihrem inneren Auge durch... aus vielen Dingen wurde sie nicht schlau, viele schmerzten, einiges verwirrte sie... doch alles festigte sie in einem Entschluss den sie unter den Augen von Maya, Kelnozz und Ravi gefasst hatte.
"Du kniest...?" hallte seine Stimme noch einmal durch ihren Verstand...