Der Thul´heen zu Besuch

  • "Naja", sagte das Spitzohr und griff lächelnd wieder zum Teebecher. "Das sind ja wahrscheinlich auch nicht deine Verwandten, sondern ihre Mörder. Oder Verhexer oder was auch immer."
    Sie sagte es leichthin, so wie man jemanden darüber aufklärt, dass man Tee nicht mit Salz würzt, sondern mit Zucker.


    "Ihr wart T´leutaj, Nachzügler - zumindest einige von euch, so wie ich das verstehe. T´lejai - die vollkommene dritte Schöpfung. Die sich von den anderen trennte, um unter den Berg zu gehen. Oder vielleicht seid ihr auch erst später unter den Berg gegangen, um nach eurem Volk zu suchen... wer weiß."
    Das Spitzohr blickte nachdenklich in die Ferne, über die Ebenen hinaus in den blauen Dunst der Gebirgszüge.


    "Nur darf ich das auch nicht laut sagen, sonst bringen mich eure Herrscherinnen um!", sagte sie schnippisch. "Aber hier in Kjona, hier DARF man die Wahrheit sagen, nicht wahr, Kaa-Ash?"
    Naira blickte die Holunderbeerfarbige an und presste die Lippen trotzig aufeinander.

  • Ein rauhes Lachen kam in der Kehle der Uruk hoch
    "Naira erinniert sich sicherlich, was Sah´tubaah bedeutet, dabru? Was Mahrukkaa ihr sagte...dieses Land wird nicht umsonst mit dem Bild für Freiheit belegt, Dom-Ota"


    Ein leichtes neigen des Kopfes in Richtung Naira folgte dann, es war nur nicht ersichtlich - war dies eine sklavische Geste oder eine der Eigenheiten was körpersprache der Uruks betraf.


    Den Trotz in Naira´s Stimme wischte die Betonung "Dom-Ota" deutlich fort... Trotz stand Naira nicht. Nicht hier, auf diesem Land das sie gemeinsam hüteten. Hier war sie...Dom-Ota...Herrin.

  • Die Lethi senkte ihren Kopf ruckartig ein klein wenig nach vorn, als sie Kaa-Ash ansah. Sie waren sich einig.
    Das Spitzohr entschied sich, den Drow wie einen zu behandeln, der nehmen musste, was ihm hier gegeben wurde. Kein Theater mehr.


    Sie richtete sich auf und sah ihn fest an, ruhig und als sei es eine Geschichte, die sie tausendmal erzählt hatte, berichtete sie:
    "Drei Elbenstämme wurden erschaffen, und die letzten wurden die T´leutaji, die spät Kommenden genannt, aber sie selbst nannten sich die T´lejai, denn für sie hatte sich die Welt Zeit genommen, sie vollkommen werden zu lassen. Und sie gingen langsamer als die anderen und sie blieben für sich. Sie waren kleiner von Wuchs und von dunklerer Haut, ihre Haare hatten die Farbe von Licht oder Dunkel, Silber und Schwarz.
    Ich hab gehört, dass sich die Leute erzählen, sie seien die besten gewesen bei der Jagd... und sie verstanden es, die Wogen zu beherrschen... und sie waren berühmt für ihren Tanz und Gesang. Aber das ist freilich nicht das, was die Menschen unter diesen Worten verstehen...
    Die T´lejai wollten sich nicht über die Ebenen verbreiten und sich mit anderen Wesen mischen, und sie gingen ab des Weges, den der Große Tross der Elben nahm, um die Welt zu erkunden. Und einige von ihnen ging unter den Berg, weil sie dem Fluss folgten - diejenigen, die die Woge besonders liebten."


    Das Spitzohr bemerkte, dass es hungrig war, und seine Gedanken schweiften etwas ab. Sie sprach schneller und mehr zusammenfassend:
    "Naja, auf jeden Fall kam es später zu einem Streit zwischen den T´lejai, die oben weiter gegangen waren, und den anderen beiden Elbenstämmen. Die anderen wollten auf Schiffen den Strom beherrschen, die T´lejai wollten aber ihre Macht über die Woge nicht teilen, denn nur wer sich dem Strom überlässt, wird vorangetragen. Und sie mischen sich nicht. Also haben die bösen Elben die T´lejai getötet, alle. Und die, die sie nicht getötet haben, haben sie verflucht - so verstehe ich das. Sie haben ihnen die Erinnerung genommen, wie sie die Woge beherrschen - die Hohe Magie, wie ihr Drow sie nennt. Ob das passiert ist, bevor oder nachdem deine Vorfahren nach unten kamen, weiß ich aber nicht. Ihr vermehrt euch so rasch, dass die Generationen unzählig gewesen sein dürften. Dabei seid ihr unsterblich und hättet es nicht nötig, so viele Welpen zu bekommen!"
    Der Schluss klang vorwurfsvoll, alles andere hatte sie mit deutlicher Parteinahme für die T´lejai erzählt.

  • Für einen Moment schlich sich Zufriedenheit auf die Züge der Uruk, sie lehnte sich wieder leicht zurück , um das Gespräch weiter zu verfolgen.
    Wie selbstverständlich huschte ihr Blick über den kleinen Tisch, prüftend das jeder genug Tee im Becher hatte.


    Als Naira das Erzähltempo veränderte,horchte sie kurz auf - Geduld war nicht immer das ,was zu Naira´s Stärken zählte.
    Was war also der Grund für die Eile?


    Kaa-Ash´s Blick fiel auf das Essen...
    Wann hatte Naira das letzte Mal gegessen heute?


    Kurzentschlossen beugte sie sich vor und schob Naira den Holzteller mit dem Fleisch rüber, ebenso das Brot und die Früchte.
    Die Aufforderung war unmißverständlich, auch wenn sie wortlos war "achte auf deinen Körper, sonst kannst du nicht tun was du tust"


    Anschließend schenkte sie der Runde Tee nach und fing an neuen zuzubereiten, da der Kessel leer war.

  • Vorn hatte mit große Interesse zugehört, aber er konnte nicht umhin immer wieder die Stirn zu runzeln. Dies war eine Geschichte die ihm fremd war. "Wenn ihr einen Elben fragt so wird er uns als die Mörder bezeichnen...und ich muss gestehen das mir eure Geschichte Fremd ist..und ich habe mich mit der meines Volkes wirklich eingehend beschäftigt." Er suchte nach Übereinstimmungen mit dem was über die Jahre über Hochmagie und die Kronkriege erfahren hatte, fand aber keine Übereinstimmung und dann war da noch eine andere Behauptung sie ihn stutzen ließ: "Wie kommt ihr darauf das wir Unsterblich sind? Wir werden im Vergleich zu den Menschen alt...aber auch wir altern und sterben. Ich kannte Drow die an die 800 Jahre alt wurden....aber die wenigsten von uns sterben wirklich an Altersschwäche."

  • "Vielleicht habt ihr euer Blut verdünnt durch das Mischen, das kann sein. Aber wenn ihr T´leutaji seid, dann seid ihr unsterblich wie die beiden anderen Großstämme. Und dann habt ihr auch die Macht der T´leutaji - eine andere `Hochmagie´, als sie die heutigen Elben verstehen. Aber ihr seid auch Sterne, wie sie. Ihr habt eure Sterne bloß vergessen. Genau so, wie ihr dazu gebracht wurdet, nicht mehr an der richtigen Stelle nach der `Hochmagie´ zu suchen. Doch ich bin sicher - sie ist da."
    Sie zog eine Augenbraue sehr weit hoch bei dem letzten Satz und grinste. Dann schüttelte sie immer noch lächelnd den Kopf. Das alles war so absurd.


    Mit Freude nahm sie von dem angebotenen Essen. Kaa-Ash umsorgte nun Naira, wie Naira immer noch Kaa-Ash umsorgte.
    In den vergangenen Wochen hatte das Spitzohr emsig an den neuen Rezepturen gearbeitet, und die Holunderbeerfarbige war der Testpatient gewesen.
    Eine neue Heilkunst war das - eine, für die man keine Wunde und keinen Bruch haben musste, um sie zu brauchen. Die herumwandernden Hände des Spitzohrs fügten mit dem Öl alles mögliche zusammen, was durcheinander geraten war.


    "Im Übrigen", sagte sie kauend und entspannt, "im Übrigen ist es kein Wunder, dass dir diese Geschichte fremd ist! Wer könnte sie erzählen außer deine Verwandten?"

  • Vorn hatte aus einem Wasserschlauch einen Schluck genommen und verschluckte sich fast bei den Worten von Naira. Das was sie gesagt hätte bei so manchen Drow zu einem Wutausbruch mit tödlicher folge geführt. Vorn dagegen musste zwischen dem husten einige male sogar lachen: "Verzeiht ...ich wollte mich nicht unhöflich sein ...aber ich stelle mir gerade vor das ihr diese Geschichte Ka´Shalee oder einem anderen Drow erzählt." Er holte tief Luft: "Damit meine ich nicht das was ihr über die T´leutaji erzählt. Sondern das wir unser Blut verdünnt haben sollen...mit wem sollen wir es denn vermischt haben. Allein diese Vorstellung ist einem Drow ...und ich bin da wohl keine Ausnahme.. zu wieder. Die nächste frage wäre die nach dem wann, nach der Verbannung sind die Dunkelelfen als geschlossenes Volk in den Underdark gegangen..es gab keine Vermischung mit anderen Rassen und davor schwer zu sagen nur ist es keine Praxis dir irgend ein Volk der Elfen praktiziert. Aber von allen Elfen Völkern die mir bekannt sind seien es jetzt die Sy-tel-quessir, Or-tel-quessir, Ar-tel-quessir, Teu-tel-quessir oder die Srii-tel-quessir habe ich noch nie gehört das sie unsterblich waren. Folgen wir also eurer Geschichte muss sie noch viel weiter zurück liegen." Vorn überlegte und versuchte das was er wusste mit der Geschichte in Einklang zu bringen. "Ich habe mit kaum einem Elfen jemals über dieses Thema gesprochen, meine Quellen sind Schriften die ich auf die eine oder andere Art erworben habe. Das was ich im Grunde weiß basiert auf drei Quellen. Der meines eigenen Volkes, die der Elfen und dann Schriften aus der Zeit vor der Verbannung selbst. Das die Geschichten die aus meinem Volk über unsere Herkunft und die Verbannung erzählt werden, gefärbt sind vom Hass und Wut das weiß ich schon länger. Die der Elfen sind Geschichten der Sieger und im Grunde die andere Seite der Medaille...ich habe also nach den Erzählungen gesucht die den Mittelweg gehen." Er machte eine kurze Pause: "Das einzige was sich in unseren Erzählungen deckt ist die "Hochmagie" und das mein Volk im Gegensatz zu den Elfen sie nicht mehr wirken kann..oder konnte."

  • Erstaunlicherweise wurde das Spitzohr zornig über seine Worte. Man konnte förmlich sehen, wie etwas von unten herauf in ihr zu grollen begann, und ihre Körperhaltung wurde angespannt - sie riss sich zusammen, doch viel fehlte nicht, dass sie aufgesprungen wäre!

    "Schriften! Hah! Dumme Erfindung von welchen, die sich nichts merken können!"
    , stieß sie heftig hervor, als er geendet hatte. Sie griff nach dem Becher, trank aber nicht, sondern schwenkte ihn nur vor sich herum, so als brauchte sie einfach etwas, das sie greifen konnte.
    "Die Teleji hätten sich niemals gemischt! Ich habe gesagt, dass ihr euch VERDÜNNT haben mögt! Niemand weiß, was geschehen mag, wenn so viele von uns gezeugt werden! Und ihr euch nicht darum kümmert, alle zusammenzuhalten!"
    Sie stellte den Becher wieder hin, in das bewegte Getränk starrend. Man hörte, dass sie versuchte ruhiger zu atmen und wieder angemesen zu sprechen.
    "Fest steht: Ihr seid spät gekommen, wir erkannten euch nicht als Elben. Manchmal denke ich, dass es kein Zufall war, dass ihr kamt. Irgendeiner von euch wusste noch von der Woge, und dem Strom. Warum seid ihr denn nach unten gegangen?"


    Die Lethi blickte Vorn wieder an, mit leicht geneigtem Kopf und Augen, die aus großer Tiefe zu blicken schienen, ein wenig verschleiert:
    "Als die Elben ihre Wanderung begannen, um die Welt zu erkunden - davon rede ich. Und ich weiß nicht, was du als unsterblich bezeichnest, aber ich meine damit, dass wir nicht im Kreis gehen. Die Lethi zeugen nicht. Sie sterben nicht."

  • Vorn schaute sie überrascht blieb jedoch höflich: "Ich kann diese Ansicht über Schrift nicht Teilen, gäbe sie es nicht...vieles von dem was war wäre jetzt verloren....gerade weil...wie habt ihr es so freundlich ausgedrückt..."wir uns nichts merken können". Eine andere Tatsache ist das ich hätte es diese Schriften nicht gegeben würde ich heute nicht hier stehen würde." Vorn schmunzelte: "Aber ihr habt recht, gerade mein Volk baut darauf sich stark zu vermehren...das liegt an der hohen Todesrate, was zum einen an uns selbst und dann an dem Ort wo wir leben liegt. Unsterblichkeit bedeutet ganz einfach das man diese Welt nicht verlässt, der Körper altert nicht er steht außerhalb des Kreislaufs. Ich gehe recht in der Annahme das ihr unsterblich seit? Wenn dieser Begriff es dann trifft?" Vorn zuckte mit den Schultern: "Ich weiß von keiner Wanderung, das wir im Underdark leben ist die folge eines Krieges und der darauf folgenden Verbannung und wir hatte vor der Verbannung keine schwarze Haut oder weißen Haare, auch dies ist eine direkte folge unserer Verbannung. Die Srii´Tel´Quessir aus denen wir hervorgegangen sind hatten meistens schwarze Haare und eine dunklere Hautfarbe."

  • Die anwesende Uruk "atmete" die Gerüche, welche Naira und Vorn ausstrahlten.
    Für Kaa-Ash schien es nichts neues zu sein, was die Lethi da erzählte.
    Trotzdem war ihre Aufmerksamkeit auch voll auf Vorn gerichtet - sollte ihm nicht gefallen was er da zu hören bekam.
    Das es emotional war...nun da mußte man seine Nüstern nicht groß für anstrengen - das war deutlich sichtbar.


    Ob der Drow einen Gedanken daran verschwendete, das Mahrukkaa mit ähnlichem Wissen herumlief?
    Immerhin kannte die Grüne Naira noch besser als Kaa-Ash, zumindest glaubt die dunkle Uruk das.


    Ruhig nippte Sie an ihrem Tee, lauschend, nachdenklich und...schweigend.


    Das Naira Essen annahm ,hatte sie mit einem unauffälligen Nicken quittiert.
    Sie war sich noch immer nicht klar darüber wer oder was Naira wirklich war...aber die Sache mit dem Öl, die war wirklich gut!

  • Naira nickte. "Ich bin noch jung, gezeugt aus der Notwendigkeit heraus, die Geschichte weiterzusagen, die Dinge zu sehen und zu singen. Das ist meine Aufgabe. Niemand wird ohne Grund geboren bei den Lethi. Und es ist richtig, dass ich von keinem weiß, der von selbst gestorben wäre. Aber wir können uns verändern. Wir Lethi passen uns an, bleiben aber immer gleich."


    Sie nippte am Tee und bewegte dann die Lippen, seinem Wort nachforschend. "Srii... s´rej-i...sej-ri-i..." Sie schüttelte den Kopf.
    "Ich weiß nur, dass es eine Verbindung gibt - vielleicht nicht mit allen von euch, aber mit einigen. Ich kann nicht erklären, was euer Aussehen verändert hat - es ist für mich nicht von Bedeutung. Aber dass auch ihr Sterne seid - sej-ri - glänzend - das finde ich sehr interessant! Und noch viel mehr ist es für mich von Bedeutung, vielleicht endlich diejenigen gefunden zu haben, die mit uns verwandt sind. Nach denen ich ausgeschickt wurde."


    Mit einer weichen Handbewegung umfasste sie die Pflanzungen. "Das hier ist jetzt Naira, aber sie ist auch eine Lethi. Sie hat sich gewandelt, doch sie weiß, was ihre Aufgabe ist. Die Woge trägt mich voran."

  • Vorn betrachtete die Lethi lange und überlegte, sie so eine Elfe war ihm im Grunde noch nicht untergekommen. Es gab so viel was er nicht wusste die Geschichte vor den Kronkriegen war ein riesiges Puzzle das kaum zu entwirren war. "Was mein Volk angeht so glauben wir das der Tag an dem wir uns nicht mehr Anpassen der Tag ist an dem wir sterben werden. Ich bin der Meinung das der Fluch mit dem wir belegt sind und der verhindert hat das wir ...wie nennt ihr es "die Woge"...erfassen können, schwächer geworden ist. Hochmagie wurde bereits gewirkt und auch durch unser Volk..wir haben es nur noch nicht erkannt."

  • "Mhm", nickte die Lethi. Das klang plausibel. Es war gut, dass die Drow noch den alten Grundsätzen zu folgen schienen. Und dass sie sich NICHT gemischt hatten, stimme sie gutmütiger. Sie war davon ausgegangen, dass die Drow zahlreiche Rassen in sich vereint hatten.
    "Weißt du denn, was die Woge ist? Was ist denn für euch diese `Hochmagie´?"

  • Vorn verzog etwas das Gesicht: "Theoretisch ja, aber praktisch habe ich wenig Erfahrung mit Magie, ich habe mich immer auf andere Fähigkeiten verlassen. Die Drow haben die Fähigkeit Hochmagie zu wirken verloren, jedenfalls bis heute. Aus diesen Gründen gibt es darüber auch nur wenige Aufzeichnungen. Aber bei allem was ich weiß ist es eine Art der Magie die mächtig genug ist die Realität selbst zu verändern. Es wird in der Vergangenheit Individuen gegen haben die sie allein nutzen konnten. Aber auch bei den Elfen sind heute viele ihres Volkes nötig um eine Hochmagisches Ritual durchzuführen und meistens gehen diese dann auchnoch schief."

  • "Hmmm..." Die Lethi presst die Lippen aufeinander. Sie war sich nicht schlüssig, ob es Sinn machte, dem maskenlosen Drow von der Woge zu erzählen.
    "Wie ich es verstehe", fing sie an, "seid ihr irgendwann Angehörige einer der drei Stämme gewesen. Ich meine die Stämme des Anbeginns. Und dann gab es einen Streit und ihr wurdet verändert, auf eine Weise, die euch nicht gefällt. So ähnlich ist das, was ich von den Teleji gehört habe, die an der Oberfläche geblieben sind. Ich habe es nur gehört, denn nachdem wir unter die Erde gegangen waren, haben wir keine Nachricht mehr erhalten. Es ist etwas, das mir erzählt wurde, nachdem ich ans Licht kam - von einem Wesen, das die heutigen Elben nicht schätzte. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber alle Teleji sollen ermordet worden sein."
    Sie trank erneut, um den Anflug des Zornes zu unterdrücken.
    "Sie sind ermordet worden, weil sie die anderen Elben daran hindern wollten, auf Schiffen zu fahren. In der Sprache meines Volkes bedeutet das, dass die anderen Elben den Lauf der Dinge auf eine Weise ändern wollten, die wider die Natur ist. Wir nennen es `den Strom beherrschen wollen´. Es ist Frevel aus Sicht der Lethi, zu sehr in die Dinge einzugreifen. Die Dinge - das ist die Realität, wie du sagst. Und die Teleji waren berühmt für ihre Art, mit dem Strom umzugehen. Es liegt im Blut. Andere sagen, dass wir magische Wesen sind, Sternwesen, die alle Dinge zusammenhalten, im Gleichgewicht halten. Wenn die anderen Elben auf Schiffen fahren wollten und die Teleji dagegen waren, so war das - wie nennt ihr es - ein religiöser Konflikt? Ein Konflikt um die Art, wie man die Welt sieht - und was man mit seiner Macht tun möchte. Für nichts weniger als das hätten Elben andere Elben umgebracht, da bin ich mir sicher..."


    Sie stellte ihren Becher ab, so als wolle sie anzeigen, dass sie eine Sache abschloss.
    "Wozu wollt ihr also diese Magie haben? Um die Realität zu verändern - auf Schiffen zu fahren? Um euch zurückzuverwandeln in das, was ihr wart? Oder um Rache zu üben?"

  • Vorn überlegte: "Wozu ich persönlich diese Magie haben möchte...oder mein Volk? Das sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Sprechen wir erst einmal von mir. Zurückverwandeln...warum ich bin was ich bin, was soll sich durch eine weitere Verwandlung daran ändern. Rache ....ich wüsste nicht was ich dadurch zu gewinnen hätte...Rache ist eine furchtbar aufwendige Angelegenheit. Die Vorstellung die Realität verändern zu können ist verführerisch...doch auch gefährlich...welche Kontrolle habe ich über diese Kräfte. Nein meine weg ist ein anderer." Er machte eine Pause: "Was mein Volk angeht, so kann ich nicht für alle sprechen aber bei einem Großteil kann ich mir es denken. Verwandlung...niemals, Rache ...ja, um die Realität zu ändern, das würde mehr Macht bedeuten als viele von ihnen sich jemals erträumt hätten." Vorn schwieg für einen Moment: "Von welchen Schiffen sprecht ihr..ich muss gestehen das ich sie nicht einordnen kann. Aber jedem von meinem Volk liegt etwas Magie im Blut...sogar einem einfachen Späher wie mir."

  • Das Spitzohr hörte gespannt zu und zog die Augenbraue skeptisch nach oben, als er von den Racheglüsten der Drow sprach.
    Da ware vieles zwischen ihr und seinem Volk noch nicht geklärt...
    Seine Antwort bestätigte ihr, dass wahrscheinlich viele dieses seltsamen Volkes den Menschen zu ähnlich geworden waren. Oder den anderen Elben.


    "Sie werden keine Schiffe von mir bekommen...", entgegnete sie daher nachdenklich als Erstes, nachdem er geendet hatte. Sie sagte es vor sich hin und ihr Blick ruhte dabei auf Kaa-Ash, so als sei der Anblick der Holunderbeerfarbigen für sie ein Zeichen...
    "Ich bin Naira von Sah´tubaah, Atani der Djschabukmaah und ich singe vom Strom", sagte sie ernst und wie zur Bekräftigung. "Noch ist nicht alles gefunden, damit ich sagen kann, wohin er uns tragen wird. Wir warten... und während wir warten, lernen wir euch besser kennen."
    Damit wandte sie sich wieder Vorn zu.


    "Ich spreche von keinen richtigen Schiffen, das hatte ich doch schon gesagt. Aber es ist richtig, dass einem Elben die Magie im Blut liegt. Nur solange ihr gegeneinander intrigiert und kämpft, wird das nichts mit der Hochmagie. Ihr seid so sehr dagegen, Elben zu sein, dass ihr überseht, worauf es bei ihnen ankommt. Wir sind keine Menschen, weil wir anders in der Welt sind. Wir gehen nicht im Kreis wie sie. Unser Leben kommt aus einer anderen Quelle als ihres."

  • Vorn nickte: "Ich halte das was ihr als letztes gesagt habt mit für das wichtigste...wir sind keine Menschen...auch wenn einige das immer wieder vergessen. Ich mache den Elfen die uns verbannt haben nicht mal einen Vorwurf....sie standen mit dem Rücken zu Wand und der Krieg gegen meine Volk lief nicht gut. Das Ritual und unsere Verbannung in den Underdark hat viel Hass und Leid erzeugt...aber währen wir an ihrer Stelle gewesen..ich weiß nicht ob wir unsere Gegner am Leben gelassen hätten." Vorn zuckte mit den Schultern: "Was ich jenen die an der Oberfläche aber durchaus zum Vorwurf mache ist das sie nachdem sie uns besiegt hatten, das Land den Menschen überlassen haben..uns haben sie unter die Erde verbannt...um sich dann selbst zu verstecken. Es wäre ihre Aufgabe gewesen über das Land zu wachen. In dieser hinsicht haben sie versagt." Vorn verzog das Gesicht. "Ich glaube der Großteil von uns hat ganz und gar vergessen was wir einmal waren. Vielleicht ist das auch genau der Grund warum die Rituale welche mit Hochmagie ausgeführt werden, immer so furchbare Nebenwirkungen haben." Konnte es stimmen, das sich nicht nur die Dunkelelfen sonder die Elfen an sich von dem was sie eigentlich einmal gewesen waren weit entfernd hatten? "Ihr sprecht von einer Quelle aus der unser Leben stammt, wißt ihr mehr über diese Quelle?"

  • "Ja, natürlich.", antwortete die Lethi. "Wir bestehen aus - aus allem. Aus der Grundsubstanz. Wir sind mit allem verbunden und alles ist mit uns verbunden. Wir sind in Körper gegossenes Licht, Kinder der Sterne. Unsere Existenz ist magisch, denn wir sind nicht aus Tieren hervorgegangen wie die Menschen, sondern aus den Sternen. Licht inmitten von Dunkelheit. Und deshalb tragen wir auch Dunkelheit in uns. Das ist unsere Magie, wenn du so willst."
    Sie erklärte das wie selbstverständlich, so wie sie auch den Anbau von Radieschen erklärt hätte.
    "Diejenigen, die sich noch an ihr Erbe erinnern, sprechen manchmal davon, von den Sternen. Aber viele sind weit entfernt von der Quelle, denke ich. Sie wissen nicht, woher sie wirklich stammen und was wirklich in ihnen ist. Sie mischen sich und verlieren die Kraft. Sie können ihr Licht nicht mehr sehen und glauben nicht an sich. Und bei euch Drow ist das besonders schlimm, denn ihr strebt so sehr nach eurer Finsternis, aber ohne das Licht könnt ihr sie nicht nutzen. Ein schwarzes Chaos an Wellen, die euch selbst ertränken können - das ist alles, was von eurer Woge übriggeblieben zu sein scheint! Ihr folgt den alten Riten nicht mehr, ihr habt die Jagd, den Tanz und den Ritt auf dem Strom vergessen. Weil ihr nicht gewartet habt! Wärt ihr freiwillig hinuntergegangen wie die Lethi, dann hättet ihr das Warten gelernt. Und dann hättet ihr nicht das Wesentliche verloren."
    Sie sprach nicht belehrend, nicht bedauernd und nicht vorwurfsvoll. Sie versuchte es ihm so klar und offen auseinanderzusetzen, wie er Antworten suchte. Der Vorn schien ein Wesen zu sein, das nach der Wahrheit drängte - aber dafür einen hohen Preis bezahlt hatte.


    Das Spitzohr schwieg einen Moment. Dann kam ihr eine wichtige Frage. Mit dunklen Augen und leicht geneigtem Kopf sah sie ihm ins Gesicht.
    "Die Hochmagie der früheren Hochelben - das ist Seelenmagie, weißt du?"

  • Vorn schüttelte den Kopf: "Seelenmagie? Weiß genau heißt das, die Magie entspringt der Seele? Wie gesagt ich bin kein Magier, worüber wir hier sprechen ist für mich vor allem eines Theorie." Vorn überlegte: "Wie passt Mythodea in das ganze? Das wir hier her stammen soviel konnte ich herausfinden....aber dann müsste das worüber wir hier sprechen noch weiter zurückliegen."