Alles Leben ist verbunden...

  • Sylvana lenkte ihre Schritte in Richtung Wald. Wohl war ihr nicht dabei. Zum einen war sie sich mehr als sicher, dass Tarabas und Vorn sich in ihrem Gespräch wie zwei angespannte Raubtire umeinnder herum bewegten, zum anderen hatte sie eigentlich nicht die geringste Ahnung wie sie es anstellen sollte Zerahl zu finden.
    Ja, sie hatte eine Idee, aber Ideen waren nur selten von erfolg gekrönt, wenn man sich mit der Substanz um die es ging nicht auskannte.


    Nachdenklich betrat sie den Wald, merkte nicht einmal, dass ihr niemand gefolgt war, weil alle glaubten, sie befände sich noch bei Tarabas und Vorn. Leise raschelte der schwere Stoff ihres Reisekleides über die ersten herabgefallenen Blätter. Der Herbst rückte näher.


    Ihre Gedanken kreisten um die Idee mit der sie hoffte den Fuchs zu finden. Alles Leben war miteinander verbunden. Alles befand sich in diesem riesigen Netz des Lebens. Seufzend bewegte sie sich durch die Bäume, junge wie auch alte. Legte ihre Hand auf durchfurchte Rinden, strich über weiches Moos... bis sie auf eine Lichtung trat. Die Bäume bildeten hier einen Kreis aus hohem Gras und weißen Blumen die die letzten warmen Tage genießen wollten bevor der Winter sein kaltes Kleid über sie legen würde. Unweit vom Waldrand entfernt lag ein Baum im Gras. Tod vermutlich, doch nicht allein. Überall auf der bemossten rinde wuchsen junge kleine Sprösslinge, reckten vom Sommer gestärkt die Blätter und Köpfe in den HImmel und ehrten den Tod mit neuem Leben. Sie blinzelte und blickte in den leicht wolkenverhangenen Himmel. Nachts tauchte der Mond diese Lichtung gewiss in silbernes Licht, verstärkt durch die kleinen sternförmigen weißen Blüten. Ein Himmel über den Köpfen... ein Himmel unter den Füßen. Ein Kreis. Frei und unbeobachtet, fernab von all den lauten Personen und ihren zeitweiligen, sinnlosen Motivationen.


    Sylvana musste schmunzeln. Sie war sich nicht sicher... aber vielleicht würde es leichter sein ihn zu finden wenn sie einen Ort nutzte, der ihm vermutlich auch gefallen würde.
    Schweigsam setzte sie sich auf den alten Baum, sorgsam darauf bedacht das neue Leben nicht zu zerstören und dachte nach. Lauschte einfach in sich hinein und hinaus in die Welt.


    Alles Leben ist miteinander verbunden...


    Sie streifte ihre Stiefel ab und fühlte das Gras mit ihren nackten Füßen. Als Kind hatte sie das ständig getan und ihre Amme damit beinahe verrückt gemacht. Meistens hatte sie nämlich völlig vergessen wo sie ihre Stiefel hingelegt hatte, um dann im hohen Gras zu spielen. Sie legte die Hände auf den knochigen Baum und schloss die Augen...


    Den Kopf frei machen... das Leben fühlen... als Kind hatte sie oft Tagträumereien nachgehangen, weil sie geglaubt hatte leuchtene Fäden sehen zu können. Fäden die jeder besaß und in alle Welt zu führen schienen. Greifbar und kostbar. Aber man hatte ihr nie geglaubt... Still fragte sie sich, ob es wirklich Träume gewesen waren, oder sie einfach etwas vergessen hatte, dass ein teil von ihr war...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

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