Visionen des Lebens

  • Es war so ein seltsamer Ort. Zeit hatte hier keine Bedeutung und je länger sie dort war, desto häufiger fragte sie sich, ob sie noch lebte, oder ohne es gemerkt zu haben hinüber gegngen war.


    Sie hoffte es nicht, denn sie hatte Versprechen gegeben die es zu halten galt und sie hatte nicht vor IHN so mit seiner Wut zurück zu lassen. Nicht nach allem was geschehen war...


    Doch an diesem Ort, der so alt und neu war, so fremd und vertraut, war sie zerrissen, zerrissen und unentschlossen. Manchmal auch ängstlich und mutig zugleich, wollte kämpfen und verlieren.


    Leise seufzte sie in die Stille hinein. Sie war das Schlimmste dort. So sehr sehnte sie sich nach den Stimmen die ihr sonst durch den Verstand geglitten waren. Ihren Schwestern im Mond, Walays... Vorn... und all die anderen... Dann jedoch erregte etwas am Rande ihres Blickwinkels ihre Aufmerksamkeit. Ein Licht. Klein... und unscheinbar... Einsam in einer Fülle von anderen Lichtern... so wie sie sich manchmal ebenfalls allein in einer Masse von Menschen fühlte.


    Neugierig richtete sie ihre Aufmerksamkeit und alles was noch an weltlichen Sinnen und Empfindungen geboieben war auf jenes kleine Licht.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Zeit schien an diesem Ort tatsächlich anderen Gesetzten zu folgen, verlief sie doch an einigen Stellen scheinbar schneller, schien an anderen gänzlich Still zu stehen. Wann immer Sylvana ihren Blick auf eine der Spiegelscherben ruhen ließ, sah sie darin ein Fragment ihrer Erinnerung, Splitter ihrer Vergangenheit. Ihr seufzen pflanzte sich tausendfach fort und hallte an diesem Ort wieder und wieder.


    Um das Licht herum schien die Zeit still zu stehen und dennoch veränderte es sich stetig wabernd. Je mehr sie sich auf es konzentrierte um so deutlicher spürte sie dieses Licht, gleich einem Wesen, voller Wärme, voller Leben.

  • In dieser farblosen Welt war das kleine Licht ein seltsamer, aber schöner Anblick. Körperlos und doch irgendwie bestehend, näherte sie sich dem Licht, gesellte sich dazu und beobachtete das Spiel.


    Es wirkte fremd an diesem Ort und auch wieder nicht. Zaghaft streckte sie ihre durchscheinende Hand danach aus...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Friedlich wirkte dieses Licht, vertraut in der Ödnis des Ortes. Es schien ein Teil von ihr zu sein, aber auch ein Teil von etwas vollkommen anderem. Sie streckte ihre durchscheinende Hand nach der Kugel aus, näherte sich immer mehr ihrem wärmenden Glanz, ohne jedoch davon verzehrt zu werden. Dann, als sie die Kugel mit ihren Fingerspitzen berührte dehnte sich diese mit einer beängstigenden Geschwindigkeit aus, umfing ihre Gestalt, ihren durchscheinenden Körper, ihr ganzes Sein. Hier gab es keinen Zweifel, keinen Vorwurf, kein Zögern ihr Gegenüber. Sie wurde erfüllte mit dem Gefühl bedingungsloser Liebe, Hingabe und Vertrauen.


    Langsam schwand der anfängliche Rausch. Sie stand auf einer Blumenübersäten Wiese. Tautropfen funkelten unter den Strahlen der Sonne, ein leichter Windhauch strich über das Land. Einzelne durchscheinende Tiere bewegten sich auf der Wiese, blickten sie an, schienen sie jedoch nicht als Gefahr wahrzunehmen.


    Ein einzelner Fuchs näherte sich ihr. Sein Fell wirkte grau, irgendwie stumpf. Sein Unterleib trug eine hässlich wirkende Narbe. Langsam hob er den Kopf und fixierte sie mit seinen grün bräunlichen Augen, während er ihre Witterung aufzunehmen schien.

  • Sie war sich nicht sicher ob es daran lag, dass sie schon viel zu lange an diesem Ort gewesen war, oder daran, dass sie sich generell nur noch selten über das wunderte was mit ihr geschah wenn sie nicht Herrin ihrer selbst sein konnte. vielleicht war es auch von beidem ein wenig...


    Mit einem tiefen Atemzug, der eigentlich keiner war genoss sie für den kurzen Augenblick jene Gefühle die von ihr Besitz ergriffen und ließ sie, ohne sich daran zu klammern, wieder ziehen.


    Aufmerksam blickte sie sich um, wünschte sich beinahe den Tau untern ihren Füßen zu fühlen...


    Dann sah sie den Fuchs. Mit einer langsamen und fließenden Bewegung setzte sie sich ins Gras und sah zu ihm hinüber. Ganz leicht den Kopf schief gelegt, sah sie sanft zu ihm hinüber...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Langsam leicht hinkend kam der Fuchs näher an sie heran und legte sich etwa drei Schritt von ihr in das Gras. Seine Augen fixierten die Frau ununterbrochen. Dann schließlich wandte er seinen Blick ab und fixierte einen Punkt neben sich im Gras. Scheinbar unendlich langsam begann die Luft zu schimmern, zu vibrieren und die nebelhafte Gestalt eines alten Mannes wurde sichtbar. Scheinbar voller Sorge blickte er auch Sylvana an und sprach dann mit melodischer Stimme „Kind, was tust du hier? Deine Zeit ist noch nicht gekommen auf, dass ich dich begleiten müsste, wie ich es dir versprach!

  • Sie brauchte einen Moment, denn es war irgendwie ungewohnt die eigene Stimme wieder zu benutzen... in der Welt aus der sie gerade gekommen war, brauchte sie das nicht.


    "Ich wollte nur dem kleinen Licht in der farblosen Welt meiner Erinnerungen Gesellschaft leisten... dann... war ich hier..."


    Jetzt musterte auch sie den Mann forschender... auch wenn es ihr schwer fiel Gefühle und Gedanken die bisher nicht mehr von Belang gewesen waren wieder hervor zu holen, fast so, als wäre sie zurück in der Welt... in der Welt... der Lebenden.


    War sie etwa tot? Zum ersten Mal fragte sie sich das wirklich... nein... sie war in einer Welt die sich dazwischen befand... Die Verbindung war noch da und das war nicht möglich wenn sie starb...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ah das Licht.“ erwiderte der Alte unbestimmt ohne näher darauf einzugehen. Noch während Sylvana ihn musterte wuchs in ihr das Gefühl diesen Mann zu kennen. Die Art wie er saß, wie er sich auf seinen Stock selbst im Sitzen stützte, der Fuchs, all das waren Teile eines Puzzels, dessen einziger unbestimmter Faktor wohl die faltigen Hände, die eingefallenen faltigen Wangen ihres Gegenübers waren.


    Und eh du mich fragst, nein noch ist dein Körper nicht Tod. Noch ist dein Geist an ihn gefesselt auch wenn er …“ er überlegte einen Moment scheinbar um ihr eine passende Erklärung zu geben „… wenn er über eine Brücke ohne seinen Körper gegangen ist und diese zusammenstürzte. Beide existieren abhängig voneinander, doch der Geist sieht nun Dinge am anderen Ufer, welche der Körper ehemals nicht wahrzunehmen vermochte.

  • Sylvana dachte darüber nach, dann schien ihr etwas einzufallen und ihre Finger strichen leicht über ihre Schläfe...


    "Ich... ja... die Kanzel... der Bolzen... all das Blut..." kurz blickte sie unbestimmt auf die Wiese hinaus.


    "Sie versuchen noch mich am Leben zu halten..."


    Ihr Kopf neigte sich zur Seite und ihr Blick wurde sanft.


    "Man hat versucht mich zu töten... ich erinnere mich..."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Wiederrum kam nur ein knappes „Hm“ von dem Alten. „Körper klammern sich immer an ihre Seele, weißt du. Aus irgend einem Grunde mögen sie es nicht zurückgelassen zu werden. Doch die Frage die sich in deinem Fall wohl stellt ist: Möchtest du, dass ich dich geleite, oder willst du zurückkehren? Wie bereits gesagt, dies hier ist nicht der Ort für dich.

  • Sylvanas Blick wurde nachdenklich und nach einer kleinen Weile atmete sie leise aus.


    "Ich habe Versprechen gegeben die ich noch erfüllen muss... und... ich würde jemanden der auf mich wartet sehr enttäuschen, ihn unglaublich wütend und verletzt zurück lassen... "


    Kurz suchte ihre Hand das Amulett auf ihrer Brust und sie schloss behutsam die Finger darum.


    "Ich sehne mich manchmal danach zu gehen, aber es gibt noch viele Menschen die mich brauchen, auch wenn es so viele gibt die mich hassen. Mein Weg ist noch nicht zu ende. Und es... ist noch keine Zeit für das letzte große Scheitern..."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Nun nicht das es nicht eben Amüsant währe Vorn vor Verzweiflung und Wut die Haut blass werden zu sehen, würde dies doch bestimmt als boshaftes Verhalten gewertet werden.“ Der Alte kicherte bei dem Gedanken gutmütig vor sich hin. Als Sylvana jedoch vom letzten großen Scheitern sprach blickte er auf. „Nein mein Kind, kein Scheitern. Nur eine Tür.


    Der Alte grübelte einen Moment ehe er weiter sprach „Aber kümmern wir uns erst einmal um das jetzt, ehe wir daran gehen uns um die Zukunft Gedanken zu machen. Du musst zurück, denn jeden Augenblick den du hier verweilst wird die Verbindung zu deinem Körper schwächer.

  • Sylvana wunderte sich kurz über ihre eigene Wortwahl... Vorn nannte den Tod immer das letzte Scheitern, sie selbst dachte anders darüber. Es kam vor, dass man Dinge sagte die der andere vertrat, dachte und fühlte. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, dann betrachtete sie den Mann neben sich einen merklich langen Augenblick.


    "Ja... ich muss wohl zurück. Ich hatte auch nicht vor jene die mich noch brauchen zu enttäuschen oder zurückzulassen. Allerdings... wundert es mich ein wenig dich hier zu sehen. Vermutlich weiß ich aber einfach nicht genug über die Geschichte die hinter deinen Augen atmet..."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • ICH BIN, doch das verstehen nur wenige und die sind zumeist in das Vergessen eingegangen.“ erwiderte der Alte mit emotionsloser Stimme. „Vielleicht wirst du es irgendwann ergründen.


    Er stockte kurz schien mit sich zu ringen. Dann sprach er leise „Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Vergebung und eine neue Prüfung der richtige Weg für die Siedler war. Leider ist es nun einmal ihre Natur nicht nur aufzubauen, sondern auch zu zerstören. Ein letztes Mal werden wir versuchen ihnen zu helfen, ein letztes Mal ein Licht entzünden, welches alles zu überstrahlen vermag. Sie mögen sich als würdig erweisen, oder vergehen.


    Eine Wahrheit für eine Wahrheit, mein Vertrauen für dein Vertrauen. Ich werde dir nicht sagen was wir planen oder schon getan haben. Das Wissen darum könnte die zweite Schöpfung aufmerksam machen und all jene daran Beteiligten gefährden. Darum werde ich dir nur jene Dinge mitteilen, die dich betreffen.


    Der Alte Atmete tief und sprach dann weiter: „Am Abend eurer Ankunft im Feldlager wird ein Bote mit einer Nachricht für dich das Lager der Seraphin betreten, in welcher beschrieben ist was du tun musst. Lege diese Aufgabe in kundige Hände und trage für ihre Erfüllung sorge. Du selbst aber bereite dich vor! Vollende deinen Kreis, sei mit dir selbst im Reinen und erledige deine Verpflichtungen. Wenn dies alles geschehen ist entfache am dritten Tag des Feldlagers die Flamme des Glaubens in dir, so dass kein Zweifel in dir mehr weilt. Dann komm mit jenen die Ignis treu ergeben sind zu uns. Dann wirst du die von uns erwählte Stimme Ignis sein!



    Forschend blickte er die Gestalt Sylvanas an "Das ist der Preis den ich für meine Hilfe für dein Verlassen von diesem Ort fordere!"

  • Sylvana hatte eine Weile geschwiegen und ihre grünen Augen auf ihm ruhen lassen. Dann, in aller Ruhe die ihr zu eigen war, schloss sie die Augen und lächelte sanft.


    "Du hättest nicht fordern müssen, meine Hilfe habe ich dir schon einmal zugesagt. Ein Grund mehr, warum ich zurück kehren möchte."


    Ich bin mir nicht mehr sicher, ob Vergebung und eine neue Prüfung der richtige Weg für die Siedler war


    Es gab so viele, die es verdienten... denen es nicht einmal zu vergeben galt... aber diese Seelen waren selten und fielen leider selten ins Gewicht...


    Leider ist es nun einmal ihre Natur nicht nur aufzubauen, sondern auch zu zerstören.


    So wie es auch den Elementen inne ist...


    Ihre Gedanken kreisten und sie war sich fast sicher, dass sie hier eher einem offenen Buch glichen, als einer privaten Angelegenheit, doch das störte sie nicht. Es waren ehrliche und freie Gedanken. Gedanken aus denen sie kein Geheimnis machen wollte, oder musste.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Der Alte seufzte erwiderte jedoch geduldig „Das weiß ich Kind. Es war auch keine Frage mangelnden Vertrauens, oder eine Forderung um dich unter Druck zu setzen. Wie du muss auch ich mich gewissen Regeln unterweisen. Eine Gabe für eine Gabe, du erinnerst dich?“ Nachdenklich blickte er sie an, ganz so als hätte er ihre Gedanken laut und deutlich vernommen. „Dann schare sie um dich. Bilde mit ihnen eine Armee des Glaubens! Bring all jene die diesen Klang in ihrer Seele tragen am dritten Tag nach Beginn des Feldlagers zu uns. Eine jede Seele einzelne Seele von ihnen wird an diesem Ort ins Gewicht fallen und zusammen mehr stärke entwickeln, als es ein Orden der Klingen jemals vermochte.

  • "Ich werde mein Möglichstes tun, das ist es, was ich dir ehrlich versprechen kann."


    Wichtig dabei war, dass sie jene herausfand, die ehrlich den Elementen dienlich waren und sich nicht nur hinter epischen Worten und ruhmreichen Taten versteckten...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Der Alte nickte. „Mehr würde ich nicht erwarten.“ Er stieß einen leisen Pfiff aus, welcher auf irgend eine Art und Weise länger in der Luft zu schwingen schien. Nach und nach erschienen neben dem bereits anwesenden Fuchs noch eine Kobra, ein Phoenix und ein Wolf, die sich um Sylvana postierten. Dann begann der Mann eine Art Mantra dessen Takt die anwesenden Tiere in ihren Bewegungen zu folgen schienen. Immer mehr fielen Sylvana die Augen zu, schwerer fiel es ihr wach zu bleiben, während ihr Sein wieder von jenem Gefühl der Liebe, des Vertrauens umhüllt wurde. Von fern hörte sie noch seine weit entfernt wirkende Stimme "Lebe und nutze die Zeit die dir gewährt!"