Mit Blut geschrieben

  • OT: Einfach zum mitlesen, falls Langeweile herrscht <!-- s;) -->;)<!-- s;) -->
    Status: Geschlossen, andere wissen bescheid



    Dieses Land war äußerst interessant.


    Schon auf dem Schiff, einige Meilen vor der Küste dieses fremden Kontinents, hatte er die andersartigen Flüsse der Magie fühlen können. Stark, voller Potential und viel versprechend. Dieses Land war im Grunde für jene die Verstand besaßen und mit ihrer Gabe umzugehen wussten wie ein Paradies voller Aussicht auf Macht und Einfluss. Ein durchaus akzeptabler Tausch zwischen einer Welt voller Frieden die in willkommener Lethargie zu versinken schien und einer Welt voller Rätsel und Veränderung die zum Vorteil genutzt werden konnten. Wie lange war es nun her, dass er gefährliche Spiele hatte spielen können und wie viel Zeit hatte er ins Land ziehen lassen müssen, bis er den rechten Zeitpunkt für gekommen hielt. Gefesselt an ein Reich das blind für die Wahrheit Tag für Tag sein Leben lebte und zum Stillstand gekommen war. Langweilig und sinnbefreit. Bis zum Erbrechen ergeben und unterwürfig, schien es alltäglich geworden zu sein sich mit dem zufrieden zu geben was gegeben war, ohne auch nur ansatzweise nach mehr zu streben, oder zu hinterfragen.


    Nachdenklich stand er am Fenster seines Gemachs und hörte gedämpft dem forschen Treiben im unteren Geschoss zu. Es entsprach keineswegs seinem gewohnten Standard, aber immerhin war es sauber und ruhig. Mythodea. Nun war er also endlich hier und der Zeitpunkt konnte nicht günstiger sein. Abwesend befeuchtete er seine Lippen und strich sich fast meditativ über das Kinn. Vieles schien sich in ungeahnte Richtungen zu entwickeln, aber das machte das Spiel nur um so interessanter. Und vor allem war er sehr an den Mitspielern interessiert...
    Jemand hatte sein Rätsel gelöst, hatte sich in sein Spiel eingemischt. Sein Eigentum lief hier frei herum und lebte das unwürdige Leben eines beinahe normalen Menschen. Berührt von unwürdigen Händen, geliebt und geachtet, statt gefürchtet. Es war infam. Er hatte schon immer vermutet, dass dieses sture Ding trotz aller Widrigkeiten ihren Weg gehen würde. Das hatte sich also nicht geändert und diese Tatsache, so unschön sie auch war zauberte ihm ein Schmunzeln auf die Lippen. Kurz fragte er sich was aus dem vorlauten Mädchen geworden war. In jedem Fall eine Frau von der viele sprachen, nicht nur in der Heimat, sondern auch hier. Es war reizvoll herauszufinden inwieweit die Magie hier anders war, als in der Heimat, denn davon war abhängig wie interessant das Spiel mit Ihr werden würde, der Frau der er das Leben geschenkt hat als er es ihr hätte nehmen können. Wild und voller Feuer... wehrhaft, dreist und unverschämt und doch so warmherzig und verletzbar. Der Gedanke erregte ihn...


    Es klopfte an der Tür.


    „Herein.“ murmelte er ohne sich umzudrehen.


    Als die Tür sich öffnete schob sich eine Frau hinein und schloss die Tür hinter sich. In ihrem Kleid mit dem üppigen Ausschnitt und ihrer lasziven Art war ihr Berufszweig mehr als klar. Langsam drehte er sich um und musterte sie ruhig von oben bis unten. Jung, noch nicht lange im Geschäft, aber zumindest ansehnlich. Das vereinfachte die Sache, aber er hatte ja auch gut gezahlt und klar gesagt, was er dafür erwartete.


    „Der Herr wünscht Gesellschaft?“ raunte sie gespielt lockend.


    Kaum merklich schmunzelnd näherte er sich ihr. Ja, sie würde seinen Hunger stillen. Auf mehr als eine Art. Es war so einfach, dass es schon wieder langweilig war, also dachte er dabei an sie...
    In den schweißtreibenden Minuten und auch als er ihr den Dolch ins Herz stieß und das warme Blut in den dafür bereit gestellten Kelch fließen ließ...


    Ja... dieses Land war äußerst interessant...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

    Einmal editiert, zuletzt von Teroc ()

  • Er schnippte dem auf den Knien ausharrendem Mann ein Silberstück zu. Die Informationen die er bekommen hatte waren durchaus von Wert und es war nicht zwingend notwendig sich der gekauften Hilfe zu entledigen. Kaum war der etwas zwielichtige Mann durch den halb geöffneten Zelteingang verschwunden, dimmte er das Licht und überflog die unterschiedlichen Schriften die ihm nun vorlagen.


    Er schmunzelte.


    "Wie amüsant..."


    Es hatte also bereits begonnen. Im vierten Jahr ihrer Ankunft auf deisem seltsamen Kontinent. Aufmüpfig wie er sie in Erinnerung hatte, hatte er wesentlich früher damit gerechnet, aber sie war ja stets füe eine Überraschung gut gewesen. Gespielt theatralisch seufzend erhob er sich und benetzte die Fingerspitzen seiner rechten Hand, nur um dann seine Augenbrauen sorgsam mit ihnen nach zu ziehen. Langsam schlenderte er im halbrund durch sein Zelt und strich über die drei großen Kisten die sein Lager säumten. Vor der letzten blieb er stehen, ließ seine Hand einen Moment darauf ruhen und ließ seine Gedanken um Vergangenes kreisen.


    Feine goldene Ornamente zierten dunkles und edles Holz. Als hätte er unendlich viel Zeit zog er feinsäuberlich die Maserung des glatten Holzes nach und öffnete die Truhe mit einer an träumerischer Lethargie erinnernden Ruhe. Sein Blick fiel auf seltsame Nadeln und die Erinnerungen die sie weckten, zauberten ihm ein Lächeln ins Gesicht.


    Im Grunde hatte er keine genaue Ahnung in welche Richtung sein Weg ihn führen würde. So viele Chancen, so viele Möglichkeiten... so viel Potential. Ungenutzt und verfälscht. Das konnte er nicht zulassen...
    Aber die nadeln waren es nicht warum er sich dieser Kiste gewidmet hatte, auch wenn sie ein durchaus wertvolles Stück Erinnerung waren. Zielstrebig griff er nach einem in blutrotes Leder gebundenes Buch und holte es hervor. Danach hatte er gesucht.
    Die Kiste wieder sorgsam verschlossen bewegte er sich gemäßigten Schrittes vor seine Lagerstatt in einen Kreis aus Kerzen und setzte sich dort auf das weiße am Boden liegende laken in den Schneidersitz. Durch ein Loch in der Zeltdecke in Form eines vernähten Dreiecks und eingerahmt in Runen drang feines silbernes Mondlicht. Der Verrätermond, wie sie ihn nannten. Mal sehen ob es ihm gelingen würde die Flüsse der Magie auf seine Weise zu lenken... noch hatte er ja Zeit.


    Die Luft war schwer von Dämpfen die den Verstand in eine Art Rausch versetzten. Mit schlanken fingern schlug er das Buch auf und blätterte ein paar Seiten um bevor er gefunden hatte was er suchte.


    Es gab viel zu tun... und so begann er sein Werk.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Eingetaucht in silbernes Licht und berührt von geronnener Zuversicht. Er war nicht wach und doch schlief er nicht. Eine Trance, ein Zustand absoluten Seins. Seine Stimme, eine leise Musik, ein stilles Raunen. Wie jeder seines Geblütes unablässig verbunden mit einer alten Schuld. Sofern es denn als eine solche gesehen werden konnte...


    Sterne weisen dir den Weg,
    tausend Meilen sind nicht weit,
    Mitternacht rückt nah heran,
    doch dir bleibt genügend Zeit.


    Der Mond stand im Zenit. Das Zentrum in einem Meer aus Sternen. Der Weg war nicht schwer zu finden, denn die Bande waren nie gelöst worden.
    Es war ein Spiel, ein Spiel das Erinnerungen weckte und ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Grausamkeit war etwas, dass durchaus auch etwas angenehmes haben konnte. Zumindest wenn man Grausamkeit als reinigend und offenbahrend empfand. Die Informationen die er erhalten hatte würden ihm den Weg bereiten den er brauchte, auch wenn das was er aus alter Zeit noch wusste und bewahrte... das Ziel des Ganzen waren.


    Erst kommt Lust, dann kommt Bedauern,
    wenn ein Wunsch sich dir erfüllt,
    stirbt zur gleichen Zeit die Hoffnung
    und die Gier bleibt ungestillt.


    Eine leise Stimme in ihrem Verstand, ein sanftes Flüstern... ganz nah bei ihr...


    Ich komm in deinen Schlaf
    Und trockne deine Tränen...


    Einsamkeit. Kind der Einsamkeit, ein willkommenes Opfer... Eine Umarmung für ein Sehnen, ein Herzschlag für jede Träne, Trost und Halt... All das war Heuchelei, aber nötig für das Spiel. Seine Stimme veränderte sich, wurde zu einer anderen. Sie würde sich erinnern, denn jene Stimme würde sie bis zu ihrem Tode nicht vergessen.


    Er selbst saß noch inmitten seines Kerzenkreises. Tief in einer Trance gefangen waren seine Sinne nun Teil zweier Welten und die Vorfreude auf das was kommen würde, ließ ihn lächeln.


    Ich komm in deinen Schlaf
    Und mach dir neue Tränen...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Einige Tage später...


    Die Frau hatte die Kapuze noch immer tief ins Gesicht gezogen und stand regungslos, mit ineinander gefalteten Händen unweit vom Zelteingang entfernt. Die Nachrichten die sie bei sich hatte waren äußerst interessant.


    Der Dorn des Zweifels hatte sich augenscheinlich tief in das Fleisch der Gläubigen gebohrt, so tief, dass man selbst jene anzweifelte die durch die Macht der Schöpfer geschaffen worden waren, um Recht zu sprechen.
    er musste über die Ironie dieser Tage schmunzeln. Gläubige... Fanatiker... so blind das sie selbst jene die ihrem Glauben nach ohne Fehl sein sollen anzweifeln, jagen, ermorden und verteufeln. Das war der Grund, warum er Religion für heuchlerisch und albern hielt.


    Nachdenklich und ohne sichtbare Regung ließ er seinen Blick über den rasch verfassten Bericht schweifen. Im Grunde war er schon seit einigen Augenblicken damit fertig, aber die Frau warten zu lassen gefiel ihm... er konnte ihre Unruhe spüren. Und er genoss es...


    In einer ruhigen Bewegung erhob er sich und lauschte dem leisen Rascheln seines fließenden Gewandes. Sein Blick ging gelassen ins Leere, während er sich behutsam seine Fingerspitzen benetzte und die Augenbrauen glatt strich.


    "Faszinierend." raunte er und malte sich das Geschehen aus. Er bedauerte regelrecht, nicht abei gewesen zu sein.


    Die Frau räusperte sich.


    "Gedenkt ihr sie aufzusuchen wenn sie sich davon erholt hat oder wollt ihr eure Zeit weiterhin damit verschwenden euch zu verstecken?"


    "Verstecken? Wie vermessen meine Liebe Muriel."


    "Benutzt meinen Titel, Magier." korrigierte sie ihn pikiert, "Bedenkt mit wem ihr hier sprecht."


    Ihr Aufschrei interessierte die Männer vor dem Zelt nicht. Sie hatten ihre Befehle.. und vermutlich auch zuviel Angst.
    In sich zusammen gesackt hob die Frau den Kopf und blickte den Mann der hoch über ihr aufragte entsetzt an.


    "Ich weiß sehr wohl mit wem ich hier spreche." sagte er gelassen.


    "Ihr seid nichts weiter als eine Lüge Muriel... So wie viele von euch... Respekt habe ich nur von den Geborenen, nciht vor den Eingesetzten."


    Er ging in die Hocke, schaute ihr in die Augen und strich ihr beinahe bedrohlich liebevoll über die Wange, um ihr Kinn in seine Hand zu nehmen. Ein Lächeln, so falsch und gefährlich wie das Gift einer Schlange, schlich sich auf seine Lippen.


    "Und ich rate dir... verliere nicht deinen Nutzen für mich... Denn eine falsche Wahrheit wird niemand vermissen."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.