Brief an die Exzellenzen - Vermerk Dringend

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    Bericht an den Archon des Nördlichen Siegels, seine Exzellenz Kop-Tar

    über den mitreisenden Sephor’Assil „Rajo“.


    Der Sophor’Assil unterhält sich gerne und oft mit unserem Protektor, der ihn wiederum in seiner Nähe

    schätzt.

    Auch wenn „Rajo“ permanent seine Schwertlanze bei sich hat und diese auch gezogen hält, wurde uns

    versichert, dass er niemanden angreifen wird. Es wird für ihn gebürgt.

    Auf eigenen Wunsch und Befehl von Herrn von Winterfeld, werden ihm je nach Verfügbarkeit zwei

    märkische Gardisten zur Seite gestellt, die ihm bei der Reise Gesellschaft leisten sollen. Dem entsprechen

    wir, soweit es geht.

    Ihm wurden mehrere Aufgaben innerhalb des Reiseverbunds zugeteilt:


    - Wache (ausschließlich Tag)

    - Tragen und Verladen schwerer Güter

    - Auf- /Abbau der Zelte und Nachtlager bei Rast


    Mit seinem Enthusiasmus und seiner Kraft ersetzt er locker drei volle Mann Personal.

    Er ist freundlich und Gesprächen stets offen.

    Unterbringung und Verpflegung fallen überraschend minimal aus.

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    Es sind zwei Tage vergangen. Er hat inzwischen einige Briefe verfasst und uns gebeten diese ausschließlich

    an Naldar-Boten zu geben. Einer mit dem Namen ‚Saphas‘ wird direkt erwartet.

    Er ist inzwischen etwas ruhiger und Gespräche fallen kürzer aus.

    Der Herr Protektor hat uns angewiesen ihn von Aufgaben zu entlasten, jedoch weiß er in Pausen wenig mit

    sich anzufangen und bittet selbsttätig um Beschäftigung. Ruhezeiten lehnt er ab. Dafür schläft er derzeit

    etwa 10 Stunden pro Tag.

    Wir haben beschlossen ihm zwischenzeitlich leichtere Aufgaben zukommen zu lassen, die er gut erfüllt.

    Der Sophor’Assil wird jedoch schnell unruhig, wenn er auch für kurze Zeit ohne direkte Begleitung ist. Wir

    haben zwei der Tag- und zwei der Nachtwachen abgestellt, die ihm wechselweise Gesellschaft leisten.

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    Fünfter Tag.

    Wir machen gute Wegstrecke. Der Sephor’Assil ist inzwischen ohne seine Begleiter kaum noch zu gebrauchen.

    Von der einstigen Stärke und Redseligkeit ist nichts mehr übrig.

    Der Wachwechsel musste aufgehoben werden. Er hat sich selbsttätig eine Schreiberin und einen Zimmerer

    gesucht und lässt Diese nicht mehr von seiner Seite. Wenn sie sich entfernen, um Ihren Aufgaben

    nachzugehen, verfällt er in einem besorgniserregenden Zustand der Lethargie. Er hört auf zu sprechen und

    zu essen.

    Die Herrin Milan wurde in ihrer Eigenschaft als Heilerin auf Abruf in seine Nähe verlegt.

    Die Frau Oberst muss ihn mehrmals täglich aufsuchen, findet jedoch keinen körperlichen Grund. Sie

    untersagt jedoch weitere Tätigkeiten die Anstrengung erfordern.

    „Rajo“ sucht selbstständig oft die Nähe von Herrn von Winterfeld, selbst wenn er inzwischen einen

    erbärmlichen Eindruck macht.

    Sein Kamm hängt ihm schief auf dem Kopf (dieser ist ein Kleidungsstück!), jedoch wehrt er sich vehement

    gegen jeden Versuch ihn ordentlich zu rücken. Die Näherin wurde bei dem Versuch leicht verletzt, sagt

    jedoch selbst, dass sie die Verantwortung dafür trüge.

    Der Tross muss sich inzwischen oft um ihn kümmern. Wenn er sich bewegt, läuft er manchmal ziellos vom

    Tross weg. Oder wir müssen unsere drei irgendwo im Tross suchen.

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    Sechster Tag.

    Oh, ihr Elemente. Was habt ihr mir da einen blauen Klotz ans Bein gekettet!

    Inzwischen bindet er vier Leute permanent und obendrein unseren Herren Adam, der inzwischen auch nicht

    mehr zu ihm durchdringt!

    Der Sephor’Assil steht neben unserem Protektor und tut nichts. Einfach nichts. Gäste zu empfangen und

    den Anblick zu erklären ist äußerst unangenehm!

    Er muss gefüttert werden und selbst das dauert ewig. Wird inzwischen auf einem Wagen erledigt, den wir

    eigens räumen mussten.

    Oder er wandert ziellos umher. Wovon er auch kaum abzubringen ist, ohne ihn anzubinden.

    Das Schlimmste ist, dass er weiterhin die Schwertlanze mit sich trägt. Er hat sie nach wie vor nicht

    verwendet oder erhoben.

    Gesuche seiner Begleitung ihn zurück zu seinem Volk zu schicken, werden konsequent abgelehnt. Trotzdem denke ich nichts gutes.


    Siebter Tag


    Immerhin liegt dieser dämliche Kopfputz jetzt in seinem Wagen. Beim Aufstehen ist er herab gerutscht und

    er hat sich nicht die Mühe gemacht sich weiter um ihn zu kümmern.

    Seine Schwertlanze wurde gesichert und liegt nun im Waffenwagen. Herr von Winterfeld stellte sicher,

    dass sie niemand nimmt.

    Er lässt sich mit etwas Verzögerung und gutem Zureden von seinen Begleitern auch zu Bewegung in eine

    gezielte Richtung bewegen.

    Er isst sehr unregelmäßig und verweigert das Essen immer wieder oder besser gesagt nimmt es einfach nicht

    an. Immerhin kann Herrin Milan ihn einfacher untersuchen. Der Sephor’Assil scheint den Vorgang nicht

    mehr wahr zu nehmen.

    Sie äußerte große Besorgnis über den Zustand. Wir stehen jedoch größtenteils ratlos daneben.

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    Tag acht.

    Heute Morgen beim Wecken fragte er ob es nun Zeit ist, SimSin Karaleth zu treffen!

    Auf unsere Erklärungen, dass sie vergangen und gewandelt ist, reagiert er nicht.

    Nachtrag: Beim Abendessen hat er sich bei Herrn von Winterfeld für „seinen Dienst“ gemeldet. Auf

    Nachfrage war er jedoch nicht mehr ansprechbar, wiederholte jedoch, dass er „nun bereit sei für alles, was

    sie nun möchte“.

    Zweiter Nachtrag (dritte Stunde des Morgens): Er ist aufgestanden und brabbelt wirres Zeug.

    Ich sehe es nicht ein, den Protektor dafür zu wecken! Die deutlichsten Worte sind „Dienst“, „Experimente“,

    „Atelier“ und immer wieder der Name beschriebener Urzweiflerin.

    Ihr Elemente gebt mir Kraft!

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    Tag neun.

    Die Nacht war kurz. Er hat gar nicht geschlafen. Seine sinnlose Suche geht weiter.

    Wir haben ihm eingeredet ihn einem „Dienst“ zuzuführen und ihn gewaschen. Er lässt es teilnahmslos

    geschehen, wenn es seine Begleiter machen. Die Schülerin der Frau Oberst hat sich nach einem

    ernstzunehmenden, überraschenden Gewaltausbruch des Sephor’Assils verständlicher Weise nicht mehr

    getraut.

    Er wird täglich zu einer größeren Belastung. Ein weiteres Gesuch ihn gehen zu lassen oder

    zurückzubringen wurde durch den Protektor abgeschmettert.

    Nachtrag (zweite Stunde des Morgens): Er hat sich des Nachts selbst einige Wunden zugefügt. Die Frau

    Oberst und Herr von Winterfeld sind bei ihm.

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    Tag zehn.

    Wie wir die nächsten 35 Tage überstehen sollen, wissen wir nicht. Die Obrigkeiten lehnen jede Diskussion

    darüber ab.

    Der Zimmerer füttert ihn soweit es geht. Nahrung nimmer er nur noch sporadisch und nur noch von seinem

    Begleiter an.

    Der Sephor’Assil kann den Wagen aus eigener Kraft nicht mehr verlassen, dreht jedoch völlig durch, wenn

    seine Begleiter auch nur kurz fort sind.

    Um uns fortbewegen zu können, müssen alle Drei Tag und Nacht mit ihm im Wagen sein.

    Zusätzlich müssen wir nun auch seine Begleiter beruhigen und ihnen zur Hilfe sein.

    Rajo sieht schrecklich aus.

    Ich wage es inzwischen nicht mehr ihn anzublicken.

    Diese Augen! Diese blauen leeren Augen!

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    Tag elf

    Der Herr Protektor hat beschlossen, die Route zu ändern. Die Frau Oberst ist der festen Überzeugung, dass

    der Sephor’Assil die kommenden Tage nicht überstehen wird. In der Hoffnung, dass wir das Westliche

    Siegel noch rechtzeitig erreichen, wurde ihnen glaubhaft versichert, dass sich dort noch andere Sephor’Assil

    befinden würden.

    Alle hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.


    Nachtrag:

    Der Herr Protektor hat mir aufgetragen, die Ereignisse in einem Brief an die Exzellenzen zusammen zu

    fassen. Um den sterbenden Sephor’Assil zu retten, werden wir alles unternehmen was nötig ist.