Der Hirte

  • Hasrun fluchte leise während er in der zerklüfteten Landschaft, aus Fels und Gras herum stolperte. Es hätte so schön sein können. Er hatte sich auf den Abend in der Taverne schon die ganze Woche gefreut. Jetzt musste er doch wieder eines von diesen verdammten Schafen suchen.

    Er hatte die Herde zusammengetrieben und alles war bereit gewesen, doch jetzt fehlte dieses eine Schaf. Der alte Bauer würde ihm das Schaf von seinem ohnehin schon mageren Lohn abziehen und er würde die nächsten Monate die Taverne nicht einmal besuchen können. Er seufzte: Es sei denn, er würde das Schaf finden. Nur blieb ihm nicht viel Zeit; bald würde die Sonne untergehen und er wurde bereits zurückerwartet. Die Taverne war für heute gestorben.


    Da hörte er in der Entfernung das Blöken eines Schafes, Hasrun holte tief Luft und rannte in die Richtung des Rufes. Einen Spalt zwischen den Felsen erreichend erklang der Ruf jetzt laut und deutlich. Er fluchte. Was machte das dumme Vieh dort unten. Da müsste er nun runterklettern.

    Zum Glück konnte er zwischen den Felsen gut halt finden und erreichte bald eine Höhle, die noch etwas durch das Licht des Tages erhellt wurde. In einer Ecke zwischen mehreren Felsen fand er das Schaf verängstigt und blökend. Das Tier war noch relativ jung, also packte er es und hob es auf seine Schultern. Er wollte hier unten keine weitere Zeit verlieren. Sein Blick ging nochmal in die Höhle und da sah er etwas. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und ein Adrenalinstoß rauschte durch seine Gliedmaßen. Eine seltsame Kreatur lag dor in den Schatten. Ein seltsames Röcheln ging von dem Wesen aus. Er kletterte so schnell er konnte wieder nach oben, denn er hatte gewiss kein Interesse herauszufinden, was das war.


    Er brachte das Schaf zurück zur Herde. Das Tier atmete schwer und hustete immer wieder. Jetzt war das Vieh auch noch krank geworden. Es dämmerte bereits und er würde heute erst spät wieder zuhause sein. Der Rückweg sollte sich auch als schwierig gestalten. Das gerettete Schaf wollte einfach nicht das tun, was er von ihm erwartete. Immer wieder blieb das Tier stehen, hustete, torkelte, um dann wieder umzudrehen und den Weg zurück zu gehen. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig als das Tier wieder auf die Schultern zu nehmen und den gesamten Weg zurück zu tragen.

    Ein mieses Ende für einen miesen Tag. Der Mond stand hoch am Himmel als er völlig erschöpft den Hof erreichte. Er brachte die Tiere in den Stall, um dann sofort ins Bett zu fallen.


    Was Hasrun nicht erkannte hatte war, dass er den Tod in den Stall gelassen hatte. Das Schaf verstarb noch in der Nacht. Ein Pilz hatte sich in seinem Körper festgesetzt und nutzte den feuchten und dunklen Stall um sich unter den anderen Tieren auszubreiten.

    Als Hasrun am nächsten Morgen den Stall betrat waren bereits sechs von seinen 20 Tieren gestorben und auch den anderen ging es nicht gut. Hasrun war schockiert und untersuchte die Tiere, dabei atmete er die Luft, welche durchsetzt war mit den Sporen des Pilzes.


    Der Bauer unsicher und ebenfalls schockiert, setzte den Stall in brand um dieser Krankheit entgegenzuwirken. Hasrun fühlte sich zu diesem Zeitpunkt schon sehr krank. Er bekam kaum Luft und legte sich ins Bett. Der Heiler des Dorfes wurde gerufen, aber nichts was er tat verbesserte den Zustand des Hirten.


    Doch dann am nächsten Tag war Hasrun verschwunden.
    Andere Bewohner des Dorfes berichteten ihn getroffen zu haben und er verwirrt schien. Er behauptete zurück zu den Weiden gehen zu müssen und war dann wie hypnotisiert weitergegangen. Hasrun wurde nie wieder gesehen.