Der Herbst beginnt mit Ohmen

  • Es war Morgen. Langsam aber sicher hielt der Herbst Einzug in Sciminova. Leichter Tau lag auf den Segeln der Schiffe und Laub war von den prächtigen Bäumen gefallen. Im Hafen herrschte geschäftiges Treiben. Viele Händler und Trabanten versuchten auf eines der Schiffe nach Castra Leonis zu kommen. Wachen durchsuchten ihre Wagen und filzten die Personen. Zwielichtige Händler standen an den Seiten und warteten auf ihre Möglichkeit den Wachen etwas zuzustecken. Leichte Damen umgarnten den einen oder anderen Mann und die Würfel rollten, während sie warten mussten. Einer der Händler wurde grade von Legionären aufgemischt, doch alles verstummte als ein Ruf zu vernehmen war: “Alarm am Tor!“ Die Legionäre, die gerade noch versuchten dem Ansturm der Händler Herr zu werden, rannten zum Tor. Sie besetzen ihre Posten, wie sie es schon hunderte Male zuvor geübt hatten.


    Behangen, mit mehreren Cingulum, schleppte sich ein einzelner Mann Richtung Hafen. Blut tropfte von der einfachen Kleidung des Sklaven herab. Schritt um Schritt nährte er sich der vermeintlichen Sicherheit; dem Hafen nach Castra Leonis. „Nicht mehr weit…“ keuchte er. Vier Legionäre rannten aus der gesicherten Stellung heraus und auf ihn zu. Nur noch wenige Meter trennten sie von dem Sklaven. Doch sie erreichten ihn nicht mehr lebend. Ein einzelner Pfeil surrte durch die Luft und durchbohrte geradewegs seinen Hals. Perplex und erschrocken schauten sie sich um. Ihre Blicke schweiften über die Ebene, als sie sich hinter ihren Schilden verschanzten. „Was zur Mutter war das?! Wer hat da geschossen?! Ihr Zwei! Packt euch den Sklaven! Wir schützen euch!“ brüllte einer der Legionäre. Langsam, aber sicher zogen sie sich zurück. Die Tore des Hafens wurden währenddessen geschlossen.


    Am Hafen angekommen betrachtete man den toten Sklaven genauer. 18 Cingulum waren um den Hals gebunden. Über den ganzen Körper waren Blut und Schnittwunden verstreut. Bei genauerem Betrachten ergaben die Schnitte auf dem Leib ein Muster. Es war eine Botschaft für die Adligen und Würdenträger. „Libertatem opprimi – Freiheit den Unterdrückten“

    Auf dem Arm trug er eine Tätowierung.

    Er war ein Legionär.

    Er gehörte zur Legion Sciminovas.


    Zur gleichen Zeit in Castra Leonis:

    Auch hier hatte der Herbst Einzug gehalten. Goldenes Laub fiel von den Bäumen und es schien eigentlich ein vielversprechender Tag zu werden. Doch, ein Omen des Grauens hatte Einzug gehalten. Jemand hatte eine Nachricht mit Blut hinterlassen. Auf den weißen Gebäuden am Marktplatz stand in großen Lettern „Libertatem opprimi – Freiheit den Unterdrückten“. Gegenüber auf dem Gebäude stand es ebenfalls. In einer der Seitengassen wurde ein Legionär gefunden. Aufgespießt auf zwei Speere zum Ausbluten. In seinem Gürtel hing ein Zettel. „Nimmst du mir meine Leute, nehme ich dir deine und ihnen wird es gut bei mir ergehen…R.Y.“

  • Der Herbst beginnt mit Omen, einige Tage später

    Ein Spähtrupp der Nord-Armee kam mit einigen Verletzten auf Pferden nach Castra Leonis.

    Es waren Überlebende eines Sklaventransports von Gales Morgan nach Castra Leonis. Dies waren die vermissten Legionäre. Entgegen dem Versprechen von Ro Yaros, dass er 18 Legionäre getötet hätte, waren es "nur" die Hälfte. Dem Sklaven-Transport wurde ganz professionell aufgelauert. Eine kleine Armee hockte im Unterholz und überfiel die Legionäre und die Sklaven aus einem offenbar lange geplanten Hinterhalt heraus - es war beinahe eine dreifache Übermacht.

    Nur durch Glück konnten einige der Legionäre gegen Ende des Kampfes ins Unterholz flüchten oder wurden von den Angreifern für tot gehalten.

    Die Überlebenden berichteten dann davon, wie die Angreifer die Sklaven befreiten und jemanden, den sie für Ro Yaros hielten, eine "Freiheits-Ansprache" hielt, um die Sklaven für sich zu gewinnen. Er ließ ihnen aber frei unbehelligt ihrer Wege zu gehen oder sich ihm anzuschließen. Darauf ging ein Großteil der Sklaven zusammen mit Ro Yaros und den Angreifern zurück in die Wälder. Der Rest floh.

    Der Spähtrupp der Nord-Armee entdeckte dann das Schlachtfeld und die ersten Überlebenden, und fand den Rest später nach intensiver Suche.