Prolog zum Sommerfeldzug (17. J.n.d.W) Teil I. - "Die Trommel"

  • Prolog I. – Die Trommel


    (3 Monate vor Beginn des Sommerfeldzuges nach Methranton' Thul, auf dem Garnisonshof in Winterfeld)


    Zwanzig an der Zahl waren es dieses Mal. Zwanzig junge Männer und Frauen, die sich in den Dienst der Wolfsmärkischen Garde stellen wollten und sich dafür auf dem Hof der Garnison in Winterfeld zusammengefunden hatten. Hauptmann Anderath ließ den Blick über die neuen Rekruten schweifen. Locker und undiszipliniert standen sie dort mehr schlecht als recht in einer Reihe. Sie waren alle noch ungeschliffene Diamanten, doch das würde sich von heute an ändern.


    „Rekruten aufgemerkt!“ Donnerte es vom Oberfeldwaibel den Rekruten entgegen. Diese, von der tiefen Stimme aufgeschreckt, zuckten zusammen und nahmen mehr schlecht als recht Haltung an. „Leutnant Conchobair, inspizieren sie die neuen Rekruten.“ Wies der Hauptmann seinen sich nebenstehenden Untergebenen an. Dieser nickte bestätigend und schritt die Reihen der neuen Rekruten ab, um diese zu musterte. Als der Leutnant den letzten Rekruten passiert hatte, blieb er abrupt stehen und machte einen Schritt zurück. Er musterte den jungen Mann genauer. „Wie alt bist du Junge?“ Fragte Landuin mit skeptischem Blick. „Sechszehn Herr Leutnant.“ Kam es von dem Jungen wie aus der Armbrust geschossen. Seine Nervosität versuchte er sich dabei nicht anmerken zu lassen. Der Ritter nickte akzeptierend. „Und wie alt bist du wirklich?“ Fragte dieser dann. Die Maske, die der Junge sich aufgesetzt hatte, zerbrach. „Vier...vierzehn...“ stotterte er nervös. Der Albernier nickte erneut und bedachte den Rekruten mit einem ernsten Blick. „Ein jeder, der sechszehn oder mehr Sommer zählt, darf sich für die Garde melden. Kein Sommer weniger. Warum hast du über dein Alter gelogen?“ Fragte der Offizier interessiert und behielt seinen ernsten Blick bei. Die Nervosität begann in dem Jungen zu wachsen. „I...ich...ich wollte...ich meine...mein Bruder...“ Stammelte er vor sich hin und verstummte dann für einen Augenblick. Er sammelte sich und atmete einmal tief ein- und aus. „Mein Bruder ist im Kampf gegen die Verfemten gefallen. Ich habe mir geschworen seinen Tod nicht ungesühnt zu lassen. Daher wollte ich in die Garde eintreten, um als Soldat meinen Beitrag zu leisten und Rache an den Verfemten nehmen zu können.“ Sagte der Junge und man merkte ihm an, dass er all seinen Mut zusammengenommen hatte, um diese Worte zu sagen. Er traute sich kaum den Leutnant dabei anzuschauen. „Du bist Falk, der jüngere Bruder von Gardist Geron Faßbinder oder?“ Fragte der Ritter mit einem neugierigen Unterton. „Ja Herr.“ Antwortete Falk. „Dein Bruder hat für die Wolfsmark und die Erste Schöpfung gekämpft. Er wollte die Welt besser für deine Generation machen. Willst du wirklich allein aus Rache in den Krieg ziehen und damit alles wofür dein Bruder einstand, zunichtemachen?“ Die Frage lag schwer auf den Schultern des Jungen. Resigniert schüttelte er traurig den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Antwortete er. Der Leutnant nickt. „Korporal Kroninger!“ Rief der Albernier und blitzartig löste sich der Trommler neben dem Träger der Gardestandarte und eilte mit schnellen Schritten zu dem Offizier. Der Ritter behielt seinen Blick auf dem Jungen. Nur das Geräusch von zum Stillstand kommenden Stiefeln kündigte an. Dass der Soldat hinter ihm Position bezogen hatte. „Korporal, ihren Eisenhut und die Trommel bitte.“ Bat der Leutnant. „Herr?“ Eine leichte Verwirrung zeichnete sich anfänglich im Gesicht des Trommlers ab, doch dann händigte er beiden Dinge aus. „Ich werde dir keine Waffe in die Hand geben, sondern etwas anderes, mit dem du andere einst und deinen Beitrag für die Wolfsmark leisten kannst.“ Sagte Landuin belehrend während Falk erwartungsvoll zu ihm aufschaute. Er setzt dem Jungen den viel zu großen Eisenhut auf und reichte ihm die Trommel. Falk schaute irritiert und verstanden nicht so recht, was hier gerade passierte. „Korporal Kroninger, sie haben einen neuen Lehrling. Bis zum Sommerfeldzug bringen sie ihm all unsere Märsche bei, damit die Garde seinem Takt folgen kann. Keine Schonung. Er wird wie alle anderen Rekruten behandelt.“ Befahl der Ritter. „Jawohl Herr Leutnant!“ Entgegnete der Soldat hinter ihm gehorsam. Der Junge lächelte unter dem Eisenhut hervor. „Beweisen sie sich Rekrut Faßbinder, damit die Wolfsmärkische Garde siegreich in Methraton‘ Thul einmarschieren kann.“ Falk bestätigte die Worte des Offiziers mit einem selbstbewussten Nicken. Er wollte sich beweisen und niemanden enttäuschen.


    Der Leutnant trat mit dem Trommler zurück auf ihre alten Positionen, während der neue Rekrut sich wieder einreite. „Hältst du das für eine gute Idee?“ Fragte der Hauptmann mit einem skeptischen Blick. „Sicherlich. Er wird sie alle überflügeln.“ Antwortete der Albernier mit einer Gewissheit, wie sie nur Aeriskinder haben konnten. „Nun gut. Er soll seine Chance bekommen.“ Sagte Aiden zustimmend. „Rekruten aufgemerkt!“ Rief der Weidener und bekam schlagartig die Aufmerksamkeit der Neuankömmlinge. „Herangetreten zur Vereidigung!“ Die Rekruten nahmen um den Fähnrich und die Gardefahne Aufstellung. Diese wurde herabgesenkt, so dass jeder sie mit der linken Hand berühren konnte. Mit der rechten Hand, der Schwurhand, reckten sie Zeige- und Mittelfinger, sowie den Daumen gen Himmel. „Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft unserem Herrn zu dienen...“ Begann der Hauptmann den Gardeschwur anzustimmen. Die Rekruten sprachen die Worte nach, um den Anfang ihres Beitrags für die Wolfsmark zu leisten.

    Alleine stark, gemeinsam unbesiegbar!


    Wir sind die Wölfe, hört unseren Ruf!


    Wo das Wort versagt, spricht das Schwert !


    Mors certa, hora incerta.


    Hast du das Glück Albernier zu sein, hast du tatsächlich Glück.