Uhlakk im Wald

  • Uhlakk runzelte die Stirn "Vai dachte na geht es nicht gut. Da waren..... na hielt ihren Bauch und schaute so komisch.... ist denn alles gut? Warum hat na dann nichts gesagt?" Was er gespührt hatte als er Naira berührte behielt er erst mal für sich.
    Er lehnte sich ebenfalls neben Naira an die Wand und ließ sich sinken.


    "Verzeih, wenn ich na durch meine Unwissenheit...." Uhlakk brach ab und seufzte.... "Uhlakk versteht die Lethi wohl noch nicht... Vai hatte Angst um Naira...." Er schaute betrübt auf den Boden "Vai könnte nicht ertragen wenn na etwas geschieht." Die Erinnerung holte ihn wieder ein. Pfeilhagel die um ihn herum Orks niederstreckten, Untote die sich durch die Reihen hackten... Er selbst wie er die Geschöpfe der dunklen Götter wieder in Kuuruls Schlund beförderte und ..... versagte...

  • "Naira ist noch nie was passiert", sagte die Lethi tröstend und aufrichtig, "...nicht so richtig. Einmal hat der Teroc - das ist der Protektor von Sah´tubaah - Naira stillgemacht. Das heißt, sie getötet. Fast. Er war in Raserei, weil die Schlacht nicht gut lief oder die Prüfungen... die Auseinandersetzungen mit Tuachal, irgendwie sowas..."


    Sie wusste es längst nicht mehr. Es hatte auch nie eine Rolle gespielt. Für Naira war nur wichtig gewesen, was Terra ihr aufgetragen hatte an jenem Tag und was sie seither letztlich zu allem, was sie tat, gebracht hatte... auch wenn dieser Avatar sich hinterher nicht mehr daran erinnern konnte.
    Aber so war das eben mit den Najorim!


    "Es war an der Zeit, sich ihm in den Weg zu stellen. Er war in Raserei und wollte einen Snagga im Lager der Uruks töten. Da ist Naira dazwischengegangen, und Teroc hat sie geschlagen. Das war die Nacht, als Nairas Erwachsenwerden begann. Da hatte ich gespürt, tief innen, was meine Jagd sein würde. Die größte Angst, die ich überwinden musste. Naira gehorcht niemandem, weißt du? Sie beugt sich, wenn es sonst zu gefährlich wäre, aber Gehorchen und Dienen - niemals! Nur bei einem, da war es anders. Vor einem hatte Naira Angst, obwohl es ungewiss war, was geschehen könnte... Keine Angst vor Angriff, Verletzung, Gewalt. Eher um etwas Anderes... irgendwas... innen. Angst vor den Najorim, denke ich, und dem, was sie tun. Was sie der Welpe Naira immer gesagt haben und sie deshalb nie Teil einer Gemeinschaft sein konnte... Und diese Angst musste ich überwinden, um meine Aufgabe für den Stamm zu erfüllen... eine Gemeinschaft finden zu können."


    Sie sah Uhlakk an, wie er neben ihr saß. Diesmal hoffte sie, dass er durch die dünnen Worte der Menschen hindurch verstehen würde, was sie erlebt - und vor allem für was sie sich entschieden hatte!
    "Also ist Naira in den Schatten gegangen... >in den Schatten<, das heißt, wo es weder Licht noch Dunkel ist - wo man nicht genau weiß, ob es gut oder schlecht ist - eher beides. Die Najorim sagen meistens, dass es schlecht sei - außer sie wollen, dass ich es für sie tue. Und man spricht nicht darüber, wenn man in den Schatten geht... Naira ist viele Jahre in den Schatten gegangen, oh ja... hat gelernt, wie man sich als Heilerin kleidet und als Spitzohr. Wie man unwichtig bleibt und immer unten drunter durchgeht, unten drunter sitzt unter den Tischen und Bänken. Ich wusste, wie man in den Schatten geht, um zu bekommen, was man möchte - was man >jagt<. Aber als die Zeit da war, die große Jagd zu beginnen - den Ritus, um erwachsen zu werden, sich mit dem Stamm zu verbinden und einen neuen Weg finden zu dürfen - da war es schwer, in den Schatten zu bleiben..."


    Sie blickte auf ihre Hände und vollführte damit andeutende Bewegungen, während sie sprach:
    "Wenn die Sonne unterging" - ihre linke Hand senkte sich - "kam to skotos,das Dunkel" - ihre rechte Hand hob sich - "und ich ging in den Schatten, um meiner Angst zu begegnen" - ihre beiden Hände näherten sich - "aber die Jagd wurde mir verweigert; ich wurde für unwürdig befunden" - ihre Linke stieß die Rechte fort - "und mein Blut schrie, mein Brustkorb war erfüllt nach dem Drang zu jagen, mich zu nähern, zu vereinigen! Ich wollte nicht länger in den Schatten gehen! Ich wollte fliegen und kämpfen, Ungeduld war in mir und Wut! Und deshalb hat Kreaf, dieser dumme Goblin, versucht mich zu besänftigen mit dem Blut eines Aqua-Priesters! Genauso wie dieser Halbelb Thyrion ein Aufhebens darum gemacht hat, in Naira sei Zorn und Hass, als er ungefragt von meinem Blut genommen hat! Pah!"


    Sie hielt ihre beiden Handflächen nach oben.
    "Aber endlich, als die Sonne am höchsten stand, ging ich hinab" - sie drehte ihre Hände um - "und vollendete meine Aufgabe für Terra. Trennen, um zu vereinen" - sie faltete ihre Hände ineinander - "Das, was schwach ist, zerstören - das Starke vereinen. Wieder eins mit sich selbst machen, unangreifbar für die Feinde." - sie ballte beide Hände zu Fäusten - "Wir gehen in den Schatten, aber es besteht kein Zweifel, wofür wir stehen: Wir bewahren. Bewahrer des Brustkorbs, Jäger der Schwäche. Töten und Leben schenken. Und deswegen trägt jetzt Naira Leben in sich, das stark sein wird und ewig - deswegen gehen wir wieder im Kreis! Alles ist verwandelt, der Leib fühlt sich anders an, der Brustkorb aber ist ewig. Solange kein Kreaf und keine Priester der Elemente ihre angeblich heilenden, frechen Klauen an Naira legen, wird alles gut!"

    Den letzten Satz sagte sie fest und beschwichtigend. Sie konnte nicht anders als davon ausgehen, dass sich alles andere finden würde. Noch hatte sie keinen Gedanken daran verwendet, wann und wie das neue Leben auf die Welt kommen würde. Sie hatte keine Vorstellung davon, und gemäß der Kultur der Lethi gedachte sie, sich einfach darauf hin treiben zu lassen...

  • Uhlakk war fasziniert von ihrer Darbietung... und... er verstand. Mit großen Augen verfolgte er Worte und Gestik. Er bewunderte ihre Offenheit und schämte sich fast dafür dies nicht zu können.
    Der Grüne überlegte, wägte ab und zögerlich.... begann er ... nach langer Stille.


    "Uhlakk hat Angst wieder zu versagen." Flüsterte er und blickte die Atani kurz an "Aber wenn Naira den Schneid hat, ihre Angst zu besiegen, dann kann das vai auch!" Er schaute an die Decke der Höhle. "Immer wieder träumt vai von den vielen Toten in der Schlacht im Süden. Uhlakk war Uru'Toch von 400 Warkhari. Vais Sha'Zu Ri waren zum großen Teil zu Rebellen geworden und hetzten die Warkahri gegen den Clan und die Maah' Toch auf. Sie sollte eigentlich die nächste Neches´Re werden, weiss na?. Aber Die falsche Schlange Heinrich von der Mark wurde zum Neches´Re ernannt.....wie verlogen doch diese Najor und auch Edalphi sind.....Hoffnungen machen, Träume wecken...und dann? Sie sind noch schlimmer als jene die uns mit der Waffe in der Hand entgegen treten, feige und hinterhältig, keine ehrbaren Gegner!


    Uhlakk und Rha- Zhul versuchten damals die verräterischen Orks zu stoppen, was uns aber nicht gelang. Am Ende stand Uhlakk mit 300 Uruks gegen eine Armee von totem Fleisch und über 100 Uruks die uns nach dem Leben trachteten. Verraten von der eigenen Rasse" Seine Faust schlug gegen den Fels und ein aufblitzen war in seinen Augen wahrzunehmen. "Nichts und niemand hat uns geholfen. Keine Najori, keine Edalphi." Er hielt seine Hände vor sein Gesicht und ließ sie daran herabgleiten als wische er sich den Schweiß ab.


    Uhlakk schaute Naira mit wässrigen Augen an "Versteht Naira jetzt? An vais Klauen klebt das Blut von 300 Uruks. Weil er zu dämlich war die Rebellen zu stellen und ein Heer zu führen. Die Sklaverei war auch furchtbar genug. Auch wenn Uhlakk jeden verdammten Tag STARK war." Er pausierte kurz "Vermutlich hat vai deshalb heute über... über... überreagiert..." In diesem Augenblick löste sich etwas in seinem Innern.... er fühlte sich freier als zuvor. Endlich hatte er jemandem erzählt wie er sich fühlt.

  • Das Spitzohr lauschte schweigend und sah ihn dabei wieder so tief an wie vorhin. So als hörte sie unter die Worte drunter...
    Es war keine Regung zu erkennen, weder Mitleid noch Schrecken. Sie ließ es geschehen, so wie er es empfand, ohne selbst etwas hinzuzufügen.


    "Wer seine Bestimmung nicht erfüllt, wird sich fragen, ob er sein Leben verdient hat", sagte sie dann. Es war eine typische Lethi-Antwort, aus dem Weltbild eines Stammes heraus, das jedem eine Aufgabe zuwies...
    "Deine Angst zu versagen ist gut, sie ist angemesssen. Noch besser ist es, sie zu überwinden. Du bist hierher gerannt, um die Chance dafür zu erhalten... Angst ist heilig. Angst weißt dir den Weg, den du gehen musst. Im Überwinden der Angst wirst du eins mit dem Unüberwindlichen - wie... wie wenn du einen Wolf erlegst und sein Blut trinkst, um seine Stärke zu erlangen. So trinkst du das Blut deiner Angst... Die Stimmen deiner Ahnen sind in deiner Angst. Sie schicken dir die Angst, damit etwas geschieht..."


    Sie dachte einen Moment nach, während sie die Höhlenwände entlang blickte.
    "Auch mein Volk wurde verraten von den eigenen Verwandten", fing sie wieder an. "Alle Teleutaji sind vernichtet worden an der Oberfläche. Und wer nicht vernichtet wurde, den haben sie verhext. Sie haben den überlebenden Teleutaji die Fähigkeit genommen, hohe Magie zu wirken, so dass sie sich nicht mehr vereinigen können. Stattdessen bekämpfen sie nun einander und neiden es sich, einen eigenen Willen zu entwickeln. Früher wollte Naira dafür Rache... aber was bringt es, noch mehr zu töten? Sie werden dadurch nicht lernen, diese dummen Snuruks!"


    Sich mit den Armen umfassend, fuhr sie fort:
    "Naira hat ihre Bestimmung, für die sei gezeugt wurde, nicht erfüllen können, als sie ein Welpe war. Sie sollte die Teleutaji finden und ihnen Kunde bringen, damit mein Stamm gefunden wird - emporkommen kann und weiterleben. Aber dieser Weg ist vorbei; es gibt kein Zurück. Es gibt kein Weitergehen auf dem alten Pfad. Auf andere Weise... sind die Lethi durch mich emporgekommen und werden weiterleben. Dabei habe ich Dinge getan, die undenkbar gewesen wären bei meinem Volk. Es war sehr schwer. Sehr schwer, diesen neuen Weg zu sehen. Aber es war nötig, um zu überleben. Ich habe andere Gemeinschaft errungen und eine andere Jagd vollendet, als es vorgesehen war... aber nur so kann ich meine Bestimmung nun endlich doch erfüllen. Ihre Stimmen in mir sagen, dass es richtig ist. Nie wieder werde ich ihre Hände wieder berühren - aber aus der Finsternis kommt neues Leben für sie."


    Sie wusste nicht, ob er sie noch verstand. Das war einerlei. Wieder drängte die Woge in ihrem Inneren heran, flüsterte von dem, was geschehen war...
    Das Spitzohr lächelte.
    "Vielleicht solltest du einmal mit den 300 sprechen. Damit sie dich freigeben für deine neue große Jagd. Bitte sie darum, deine Angst zu rufen und lass dein Blut, das du durch deine Geburt bekommen hast, emporquellen, um dich voranzutragen!"

  • Uhlakk überlegte.... die Idee war gut, aber wie sollte er denn mit 300 Toten sprechen? Er wandte sich an die Atani
    "Wie soll Vai mit 3 0 0 Toten sprechen? Soll ich dem Toten Fleisch alleine gegenübertreten? Oder kann unsere Atani mir mit einem Ritual helfen?"

  • Uhlakk zog die Beine an, legte seine starken Arme auf die Knie und seinen Kopf darauf. Er dachte angestengt nach.


    "Uhlakk wird sein eigenes Ritual machen. Es wird ohne hin schon lange Zeit dafür. Ashdaimo und Arggash werden mir helfen in dem ich mit dem Feuer tanze und ihnen ein Opfer bringe." Uhlakk stand auf. "Vai wird zurück in den Wald gehen. Kommt na alleine zurecht?"

  • Uhlakk ließ die Lethi zurück und ging zur Lichtung zurück, auf der sie zuvor waren. Unterwegs sammelte er sehr viel Äste und Zweige. Auf der Lichtung, ein paar Schritt vom Felsen entfernt, machte er sich ans Werk ein Lagerfeuer zu errichten. Steine legte Uhlakk in einen Kreis und darin stapelte er die Zweige und Äste. Von klein nach groß. Zunder legte er in die Mitte unter die Zweige. Gut sieht das aus, dachte er sich und begann mit einem gerade Aststück auf einer Borke herum zu reiben.


    Plötzlich erhaschte er mit seinen Nüstern wieder einen Geruch.... DEN Geruch..... schon hörte er ein Knurren.... aber als er sich herumdrehte starrte er schon in die Schnauze des Wolfes.
    Uhlakk reagierte instinktiv und griff dem Tier in das Fell am Hals, um es vom zubeißen abzuhalten. Der Grüne wälzte sich herum auf das Tier ohne Rücksicht auf Verluste und presste den Kopf zu Boden. "DU KANNST ES EINFACH NICHT LASSEN.... VAI IST KEIN FRESSEN...." schrie er angestrengt grollend, den zappelnden Wolf zu Boden drückend. Er rammte dem Graupelz ein Knie in den Bauch zog seinen Dolch aus dem Stiefel und stach dem Grauen ins Herz. Eine gutes Opfer für Ashdaimo, dachte sich der Ork.


    Kurze Zeit später flackerte die erste Flamme in den Zweigen. Sie erfasste langsam die Äste und die herannahende Dunkelheit wurde für das Erste aufgehalten. Bald loderte das Feuer und der kleine grüne Ork fing an sich zu bewegen. Lange Zeit hatte er dies nicht mehr gemacht und er kam sich zuerst komisch vor. Dann wurde sein Tanz immer flüssiger..... er fühlte sich stärker.... er tanzte rundherum und durch das Feuer durch. In seinem Innern rührte es sich. Wie von selbst sprach er in Trance "Ooooh, Ashdaimo! Ooooh, Ashdaimo.... Weltenvernichter.... erhöre meine Bitte. Befreie mich von meinem schwachen Geist... vernichte meine Angst .... erhöre meine Brüder und Schwestern die für mich gefallen sind und sage mir.... ob sie mir vergeben.... Ashdaimo.... ich bitte dich!" Dann kniete er nieder und nahm die Schale, in der sich vor kurzer Zeit noch Grubenwürmer schlängelten. Der meditierende Ork entnahm das Herz des Wolfes, tilte es mit dem Dolch, aß die eine Hälfte und warf die andere ins Feuer. "Mein Opfer an dich, Ashdaimo! Hilf mir.... wieder STARK zu sein.... dein Diener zu sein." er griff wieder in die Schale und warf noch ein Stück Fleisch hinterher und trank das Blut, welches er noch in der Schale hatte. Uhlakk erhob sich und dann seine Arme zum Himmel.... drehte sich..... begann wieder zu tanzen rund ums Feuer.... Ihm war als hätte er für einen Augenblick einen Widderkopf in den Flammen entdeckt... der ihn angrinste.... urplötzlich fiel Uhlakk auf die Knie und verneigte sich vor dem Feuer. Seine Stirn lag auf dem Boden und er wusste es einfach.


    Gedanken schossen durch seinen Kopf wie Pfeile... brennende Pfeile...... eine tiefe Stimme durchdrang ihn "Uruks sind zum Kampf geboren.... sie sterben im Kampf gegen den Feind .... sie sterben im Kampf gegen stärkere Gegner..... nur wer im Kampf fällt.....verdient sich Ehre .... Duuuuu warst STARK und bist es noch.... Duuuuu hast dein Heer in den Kampf geführt Uhlakk..... Duuuu bist mit gefallen.... doch deine Zeit war noch nicht da.... Siiiiie vergeben diiiir..... Siiiie verachten diiiich niiiiiiicht..... LEBE..... KÄMPFE..... BEWAHRE....."


    Dann war es fort......


    Uhlakk öffnete die Augen..... Dunkel..... Nacht..... das Feuer war erloschen. Der Ork nahm die Sachen die Naira mitgebracht hatte und schulterte den ausgeweideten Wolf. Seine Überreste hatte Uhlakk vor seinem Ritual im Boden vergraben, als weitere Opfergabe. Nun machte er sich auf den Heimweg.

  • Von all dem hatte Naira selbst nichts mitbekommen. Sie war nach der seltsamen "Rettung" durch den neuen Uruk ihrem üblichen Tagesablauf nachgegangen, hatte nach den Arus gesehen und nach den Kräutern und lange Zeit damit verbracht, am Ufer des kleinen Sees zu sitzen, die Füße ins Wasser tauchend.
    Es war ihr heiß gewesen und dann wieder kalt.
    Etwas war aus dem Gleichgewicht, und sie konnte nicht erspüren, was es war!
    Ihre Gedanken kamen in Bildern und aus den Bildern wurden Gefühle, aus den Gefühlen erwuchs die Müdigkeit...
    "Oh, ich WILL mich nicht mehr erinnern!", dachte sie bisweilen trotzig, und dann wieder "Wie war das noch gleich? Wie ist es gewesen? Zuerst war es so, und dann so..." und wieder strömten die Bilder heran und hinderten sie, neue Gedanken zu haben.


    Sie ging in die Pflanzungen und steckte ihre Hände tief in die feuchte Erde. Aber auch das half nichts.


    Schließlich abends brachten die Wächter von Kaa-Ash Kunde, dass Uhlakk im Wald ein Feuer entzündet und ein Ritual gemacht hatte.
    Ein Ritual!
    Seit einiger Zeit schon hatte die Elbe weder Tränke gebraut noch Schriften gelesen. Es war ihr so ganz un-wissensmäßig zumute! Sie wollte nur schlafen, essen, den Dingen beim Wachsen zusehen...
    Aber Rituale - das war etwas!
    Etwas, worüber man nicht nachdenken musste, sondern was einfach geschah... die Lethi waren eins mit dem Ganzen, und ihr Dasein ruhte in der Magie.
    Und wenn man sehr sehr gerne ruhte, war man der Magie so nahe... genau das richtige für eine schläfrige Naira!


    Und so wartete sie ungeduldig auf Uhlakks Rückkehr.
    "Was hast du da genacht?", überfiel sie ihn denn auch sogleich, als er die Stufen zur Haupthütte emporkam. "Wen hast du angerufen? Was hat er gesagt?!"

  • Uhlakk schaute sie verdutzt an, als er die mit Fackeln ausgeleuchteten Stufen empor stieg. Woher wusste sie was er gemacht hatte? Langsam wurde es ihm unheimlich....


    "Vai... eeeh... vai war mit dem Feuer tanzen. Wie vai gesagt hatte." Er trat näher und holte den toten Wolf von seinem Rücken und nahm ihn unter den Arm. In Uhlakks Gesicht flackerten die Schatten und spielten mit seiner langen Narbe über dem linken Auge "Der Graue hier wollte es nochmals versuchen.... aber.... er nicht stark genug. Sein Herz und sein Fleisch waren ein willkommenes Opfer für Ashdaimo." Er trat noch näher und ließ dabei den Leib des Wolfes zu Boden sinken. Nun sah er mit geneigtem Kopf Naira in die Augen und grollte leise "Meine Akkagga und Maah, die in der Schlacht gefallen sind.... sie sind für die Ehre in den Tod gegangen und haben gegen Vai keinen Greul. Da ist vai, dank Ashdaimo, nun sicher."

  • "Dann musstest du also nur ein Leben nehmen, um deins zurück zu bekommen", stellte sie fest, den Wolf beäugend.
    "Was ist Ashdaimo? Mahrukkaa hat mir davon erzählt, als ich eine Welpe war, aber so viele Dinge klingen gleich und es ist schwer sie richtig zusammen zu setzen. .. wie diese Elemente und die anderen Elemente. .. so viele Ähnlichkeiten, so viel Veränderung und Gegensatz. .."
    Das Spitzohr verspürte erneut einen Unwillen, ihren Kopf anzustrengen. ... das hatte sie so lange getan, doch es hatte sie den Siedlern nicht näher gebracht. Vielmehr galt es, einfach nachzufolgen und die Kraft in Rituale zu legen - als das Ganze zu verstehen!
    Ja, sie würde nun nicht mehr verstehen sondern nur noch fühlen wollen. ... und nicht mehr danach fragen, WOHER ihre Eingebungen kamen. ...
    Vielleicht war auch Ashdaimo ein Teil des Ganzen, und es war in jedem Fall klug zu erfahren, was die Uruks in ihm sahen.

  • "Ashdaimo ist einer der ältesten Götter unseres Clans. Er ist der Weltenvernichter. Ihm allein ist das Recht vorbehalten alle gescheiterten Schöpfungen zu vernichten um neues Leben zu schaffen." Uhlakk trat zurück und hob den Kadaver auf. "Vagtu-utareek, vai wird erst den Wolf aufspannen. Dann kommt vai zurück für mehr Erklärung." Er zog von dannen und dachte sich, dass es nicht sein kann das eine Atani Ashdaimo nicht kennt. Aber gut, das Spitzohr ist eben kein Uruk.

  • "Hmmm....", dachte das Spitzohr und sah dem Uhlakk nach, der eben für den >Weltenvernichter< zum >Wolfvernichter< geworden war... "Man muss etwas vernichten, um Neues zu erschaffen?"
    Das war ihr neu!
    "Ashdaimo, der Weltenvernichter... der das Recht hat, alle gescheiterten Schöpfungen zu vernichten..."
    Sie lächelte kalt und wissend. Ja, darin lag die Stärke... in dem RECHT zu vernichten!
    Aber woher kam dieses Recht? Wer konnte beurteilen, was gescheitert war - und was sich nur wandelte - oder sogar bereits wuchs?


    Sie legte ihre Hände auf ihren Leib und ließ die Wärme ihrer Hände hindurchströmen in die Kälte des Steines, die durch ihre nackten Füße aufstieg.
    "...um neues Leben zu schaffen..."
    Was würde sie vernichten müssen?

    "Ash-daimo"
    , flüsterte sie ausprobierend und ließ sich die Laute in ihrem Mund mit Klang und Umfang füllen. "Ajs´ch-daimoa, Schatten des Gräuels... nein, das ist nicht gut... skja s´kotou...ja..."

  • Uhlakk hing den ausgebluteten Wolf zwischen zwei Bäume und sah sich sein Werk zufrieden an. Morgen würde er ihm das Fell abziehen. Für heute war er zu müde und die Lethi wartete ja noch auf eine Erklärung, die er ihr noch schuldig war.
    Also ging er, nachdem er sich kurz frisch gemacht hatte, zu Naira zurück.


    Er fand sie auf der Terrasse sitzend und setzte sich dazu. Uhlakk hatte sich wieder die weiße Robe übergeworfen, die ihm Naira zur Verfügung gestellt hatte. Seine Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz gebunden und seinen Kinnbart hatte er schnell und unsauber geflochten. Links und Rechts von der Stirn hingen ebenfalls Zöpfe.
    "Soso, za Atani weiß also nicht wer die Götter der Djschabukk Maah sind?" Er schaute die Lethi ungläubig an. Dann fügte er noch schnaubend hinzu "Vai hat den Wolf übrigens aus Notwehr getötet. Na's schn....ipe... schnippische Bemerkung war unangebracht." Er schaute etwas gekränkt drein und überlies ihr das Wort.

  • Sie zuckte mit den Schultern. "Vai ist keine Tuva und entscheidet nicht darüber, welches Leben wert ist beendet zu werden und welches nicht. Ich habe nur gelernt von denen, die auf diesem Kontinent Terra dienen und die finden es wichtig, dass nicht unnötig getötet wird - wenn du nur ein Leben nehmen musstest, um deins wiederzuerlangen anstatt viele, wie du geglaubt hattest, dann erscheint mir das also terra-gefällig. "


    Sie fuhr sich über die Augen.
    "Es gibt so viele Namen für das Ganze, jeder Stamm der Uruks und Goblins hat andere. Naira ist von den Grombasha gelehrt worden, aber auch von den Dschabukmaah und den verschiedenen Najorim - den wilden und den hochmütigen und von den lieben. Von den Drow und den Waldelfen und Kendern und.... so viele Namen für das Ganze! So viele Möglichkeiten, es aufzuteilen, wenn man es nicht auf einmal sehen kann. ... und alle erzählen vai, dass sie nur dazugehören kann, wenn sie alle anderen Namen vergisst. ... Ich schätze, dass ihr wirklich glaubt, das sei euer bester Rat an Naira! "
    Sie lächelte ein kaltes Lächeln.
    "Ich bin keine Atani, weil ich die Namen der Götter am besten kennen würde und die Geschichten dazu erzählen könnte! Jahrhunderte länger haben die Lethi sich an das Ganze erinnert und davon gesungen! Ich wurde dafür geschaffen, dieses Wissen in die Welt hier oben zu tragen - doch niemand will davon hören! Nein, ich bin für EUCH eine Atani, weil ich Teil des Ganzen BIN. Weil ich Dinge tue und sehe, die kein Uruk bisher kannte - und weil es so viel mit Ashdaimo und auk und..... Magie", sie lachte über das Wort, "zu tun hat, dass ihr mich anscheinend nur so bezeichnen könnt! Ich verstehe mich nicht darauf, DEINE Ahnen mit den herkömmlichen Worten deines Stammes rufen. ... aber ich bin eins mit meinen! Untrennbar, ewig, getragen vom großen Strom, der dunklen Woge..."


    Irgendetwas schien in der Zwischenzeit passiert zu sein, denn auch das Spitzohr wirkte in Abwehrstimmung.
    Es war mittlerweile fast Nacht und sie saß mit einer Decke über den Knie da, ihre Hände ineinander gelegt, so als hielte sie einen Frosch - oder würde beten.

  • Uhlakk schwieg und dachte über ihre Worte nach. Sein Gesicht spiegelte Einsicht wieder als er Naira nach langer Zeit wieder ansah. "Dann erzähle vai mehr über das große GANZE! Lehre vai und Uhlakk versucht zu verstehen."

  • "Alles was ist, ist geworden durch den Willen - ohne den Willen hat nichts Bestand. Alles, was in die Welt kam - die Welt selbst - ist geschaffen durch den Willen, dass es entstehen solle. Der Wille durchdringt alles, das existiert. Er ist die Kraft des Seins. Damit meine ich nicht nur das Leben in einem Körper - ehedem entstanden zuerst andere Formen des Seins auf der Welt: Wesen, die aus dem Willen heraustraten und selbst wieder ihren Teil des Willens anwenden konnten für die Erschaffung des Seins. Solche, die nicht im Kreis von Leben und Tod in einem Körper gehen. Und alles, was aus dem Willen hervortritt, und der Wille selbst - das ist das Ganze. Das, was du siehst, ist nicht das Ganze. Was du siehst und was du als Götter der Dschabukmaah benennst, ist nur das, was aus dir selbst hervortritt als deine Vorstellung des Ganzen. Es gibt viele Vorstellungen davon, in welchen Teilen und mit welchen Namen das Ganze unterschieden werden kann. Aber es gibt nur ein Ganzes. Und die Wesen haben unterschiedlichen Anteil an dem Willen - und davon, wie sie ihn gebrauchen können."

  • Uhlakk nickte leicht während ihrer Ausführungen. Am Ende schwieg er wieder und machte ein nachdenkliches Gesicht. Man sah ihm an dass ihm das Gesagte gerade sehr beschäftigte.

  • "Die Wesen auf diesem Kontinent sind Teil des Ganzen, aber in unterschiedlichem Ausmaß. Die einen können neue Wesen erschaffen durch den Willen, die anderen erschaffen Abbilder desselben Wesens - nämlich Abbilder von sich selbst - indem sie im Kreis von Leben und Tod gehen, und wieder andere erschaffen nicht, sie sind zuende gedachter Wille. Das sind die Alten, die Siedler und die Verfemten. Viele sagen, die Verfemten seien verschwendeter Wille - ein Verlust des Willens, der doch eigentlich dem Erschaffen der Elemente zustehe."