Creo Canis

  • Mit edlem und entschlossenem Blick lief Creo an ihnen vorbei; wie bei einem Spießrutenlauf eingepfercht zwischen Richtern und Henkern. Im Licht der Fackeln schien sie größer zu sein als jemals zuvor, doch Ffalmir konnte durch seine Tränen nur ihre Umrisse ausmachen. Er umklammerte Aura noch fester als zuvor und dachte an ihre Worte: »Ffalmir, nein! Wenn Du dort hingehst, werden sie Dich umbringen! Ich habe gerade einen neuen Freund gemacht, und ich habe nicht vor, ihn gleich wieder zu verlieren.«


    Andererseits …


    Er riss sich von Aura los und stürmte durch die Wachen, die wohl so verblüfft waren, dass sie ihn nicht aufhielten, zu Creo. Weinend umarmte er sie, drückte sein Gesicht in ihr braunes Haar. Dann drehte er sich zum Tumult um, den er um sich ausgelöst hatte, und sprach mit zitternder, aber lauter Stimme.


    »Hiermit binde ich mein Leben an das von Creo Canis. Mein Herz bürgt für die Reinheit des ihrigen. Stirbt sie, werde auch ich sterben, sei es durch eure Hand, die ihr sie ermorden wollt, oder durch meine. So wird diesen Abend nicht nur ein unschuldiges Blut in eurem gebrannten Namen auf Terra fallen. Und ich rufe all ihre Freunde auf, es mir gleichzutun. Eher möchte ich an diesem Abend mit Creo Canis den Lammestod sterben, als dass ich nur einen Tag auf einer durch Falschheit verfluchten Erde lebe.«


    Dann wachte Ffalmir auf. Wieder dieser Traum. Jede Nacht dieser Traum. In seinen Gedanken dieser Traum. Wie er hätte handeln müssen, und wie er nicht gehandelt hatte. Wie kein einziger gehandelt hatte. Keine Ausflucht konnte ihn vor dieser Schuld bewahren. Es wäre so einfach gewesen; einfache Worte und ein einfacher Tod.


    Er dachte an ein drakisches Sprichwort: Die Todeswunden verheilen nie. Er konnte Creos Tod nicht mehr verhindern und nicht mehr rückgängig machen. Kein hehrer Zauber wohl war so mächtig, Creo wieder zu ihm zu bringen.


    Aber er konnte das unschuldige Blut sühnen. Sühnen, wie er es versucht hatte, als er an jenem Abend nach ihrem Tod Alexijs Schwert ergriff und zum Lager ihrer Mörder wollte. Sühnen, wie er es wieder versuchen würde.


    Nein, kein hehrer Zauber war wohl so mächtig, Creo wieder zu ihm zu bringen. Aber ein dunkler Zauber, jener Zauber, den Creos Blut und seine Tränen ihm gaben, war wohl mächtig genug, sie zu rächen.