Ein interessanter Gedanke

  • Vitus wusch die benutzten Instrumente ab und sortierte sie zusammen mit den Salben und Tinkturen zurück an ihren Platz.
    Zuletzt reinigte er seine Hände und verließ die Krankenstube.
    Er ging, wie er es immer tat, mit für Außenstehende übertrieben schnellen Schritten den Weg zurück zu seiner Wohnstube.
    Er grüßte die ihm entgegenkommenden mit einem freundlichen Nicken.
    Angekommen ging er zielstrebig in seine Schlafstube und sortierte einige Aufzeichnungen in eine Umhängetasche. Zusätzlich klemmte er eine kleine Holzkiste unter seinen Arm und verließ wieder das Gebäude.
    Er machte sich auf dem Weg zur großen Halle und hoffte seinen Ordensbruder und Protektor Exilias Bruder Valentin aufzufinden.

  • Der Protektor war beschäftigt. Als er jedoch hörte, wer ihn zu sprechen wünschte, schlug er die Mappe zu und bedeutete der Wache, dass man seinen Ordensbruder Vitus hereinschicken sollte.


    In den Amtsräumen des Protektors war noch Nichts eingerichtet worden. Ein Tisch voller Papiere, ein schlichter Holzstuhl, sonstige Überbleibsel aus der Zeit da sein Vorgänger von hier aus die Siedlung geführt hatte.

  • "Nein, nein... aber so wie du aussiehst kommst du nicht um gemeinsam mit mir zu beten."
    Anfangs, in Selfiran, hatten die beiden nie ein Tagesgebet ausgelassen, doch mit der Zeit waren sowohl Vitus als auch Valentin nachlässig geworden, was das Gebet anging. Es gab kein Gebot, welches ihnen vorschrieb den strengen Klosteralltag auch außerhalb der Mauern zu leben und so hatten die beiden in stiller Übereinkunft beschlossen nur noch zu besonderen Anlässen gemeinsam zu beten.
    "Was führt dich also zu mir, mein Bruder? Gibt es Probleme in der Krankenstube?"

  • Vitus öffnete seine Umhängetasche und holte einen Stapel Aufzeichnungen, sowie drei Glaskolben hervor.
    "Keine Probleme nein. Ich wollte dir das hier zeigen."
    Vitus stellte nun die Holzkiste auf den Tisch und öffnete sie.
    Ein leicht grünliches Leuchten ausgehend von einem Glaskolben auf dem Boden der Kiste wurde sichtbar.
    "Nun ich habe die Pflanzen- sowie Bodenproben untersucht und herausgefunden, dass das Gift in dieser Pflanze.." - Er zeigte auf einer Aufzeichnung eine Darstellung eines Bodendeckers - "die Leuchtende Substanz der Pilze"..- Er deutete auf einen der Kolben "alchemisch anregt. Resultat von diesem Prozess ist dann ein viel stärkeres Leuchten."
    Vitus öffnete einen der Glaskolben, welcher mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt war.
    "Ich zeige dir was ich meine."
    Er öffnete den in der Kiste befindlichen Kolben und tropfte einige Tropfen der Flüssigkeit auf den darin liegenden Pilz.
    Ein kurzes und sehr leises Zischen war zu hören.
    Einen Wimpernschlag später begann der Pilz auf einmal Grell an zu Leuchten.
    "Ist das was? .. Ich habe bereits eine Konstruktion in Arbeit welche den Pilz durchgehend mit diesem Gift versorgt und ihn Tagelang zum Leuchten bringen kann."
    Aus Vitus Stimme war die Euphorie deutlich rauszuhören.

  • Valentin schien überaus begeistert.
    "Genial! Du hast es tatsächlich geschafft!"
    Mit großem Interesse besah er sich den Pilz, dessen Strahlkraft ihn blendete, wenn er direkt hinschaute.
    "Du sagtest "tagelang zum Leuchten bringen", soll das heißen, dass der Pilz irgendwann an Leuchtkraft verliert und ausgewechselt werden muss?" Er dachte an die Schwierigkeiten die in Vergangenheit aufgetaucht waren. "Wie hast du es denn angestellt, dass der Pilz, trotz des Tageslichts, leuchtet? Lag ein Problem nicht darin, dass sich der Pilz überirdisch nicht ausbreiten wollte?"

  • Vitus kramte eine Zeichnung hervor.
    "Das Problem lag am Boden in dem der Pilz wächst. Der Ort im Wald war durchwuchert von diesem Bodendecker."
    Vitus deutete auf eine Zeichnung von einer Efeu-ähnlichen Pflanze.
    "Diese Pflanze entwickelt beim absterben ein Gift welches für den Menschen und für Tiere völlig ungefährlich ist, jedoch den Pilz nach und nach auffrisst und dabei ein Leuchten freisetzt. Die Menge die dabei vom Pilz verloren geht ist unerheblich und würde über Jahre hinweg reichen. Mein Konzept für die Beleuchtungseinrichtung sieht eine Dosiervorrichtung vor die den Pilz tagelang mit dem Gift versorgt. Dann muss man ab und zu etwas Gift nachfüllen, bzw. es schaffen, dass der Bodendecker unterirdisch wächst. So würde sich der Prozess selbst erhalten."
    Vitus deutete hin und wieder auf Zeichnungen von Pflanzen und Konstruktionen mit Behältnissen und Rinnen.

  • Aufmerksam hörte Valentin zu und nickte hin und wieder um seine Zustimmung zu signalisieren.
    "Und ein solcher Apparat würde auch die Ausbreitung des Pilzes zu Genüge begrenzen? Nicht, dass wir das eine Problem abschaffen indem wir uns ein neues in Form von Pilzbefall in unsere Bibliothek holen..."
    Er sah sich die Zeichnungen noch einmal genauer an, die sein Bruder angefertigt hatte.
    "Man sollte zunächst noch ein paar Test durchführen, bevor wir diesen Pilz in unsere Häuser holen, aber wenn", es klang geradezu euphorisch, "wenn Nichts daran auszusetzen ist, wären damit unsere Beleuchtungsprobleme ein für alle mal gelöst." Vor seinem inneren Auge konnte er sich bereits ganze Straßenzüge beleuchtet von Pilzlampen ausmalen.
    "Wie steht es um die Wachstumsfreudigkeit dieses Pilzes? Wäre man in der Lage zeitnah genügend Nachschob zu produzieren?"

  • "Wenn man dem Pilz alles gibt was er braucht wächst er wie Unkraut. Ich denke man könnte innerhalb von wenigen Wochen.. nagut vielleicht wenigen Monaten den Großteil fertiggezüchtet haben."
    Vitus kramte aus seiner Manteltasche eine weitere Zeichnung hervor - sie zeigte eine kleine Laube mit einer Art Regal voll mit Holzschalen.
    "In diesen Regalen züchte ich gerade die Pilze - Ich werde auch versuchen sie vollkommen resistent gegen Ungeziefer zu machen - wobei sie das, als Giftpflanze, eigentlich auch so schon sind."
    Vitus grinste und blickte auf die Zeichnung.
    "Und was die ungewünschte Ausbreitung angeht muss sich niemand sorgen machen .. sobald der Pilz nicht mehr in seinem angepassten Boden ist stirbt er innerhalb von wenigen Stunden."