Beiträge von Bruder Vitus

    Er ging einmal in jede Richtung halb um die Kiste herum. Auf der zur Wand gedrehten Seite meinte er etwas zu erkennen, dass eventuell einen Hinweis über die Herkunft geben könnte. Er beugte sich in einer fast schon akrobatischen Pose mit einer schlangenartigen Bewegung an einem Regal voller Gläser vorbei und steckte seinen Kopf zwischen Wand und Kiste. Ihm brannten die Augen als er versuchte die Holzplanke direkt vor seiner Nase scharf zu stellen, griff in seine Brusttasche und holte einen Zwicker hervor. Er zuckte zusammen, zog den Kopf ruckartig zurück wobei er erst gegen die Wand, danach gegen das Regal schlug. Er verharrte kurz in einer halbgebückten Pose und wartete auf ein Klirren - doch es kam keines. Vitus sah sich verlegen um als ob er Angst hätte, dass jemand sein Tun beobachtet haben könnte. Doch nur ein ausgestopftes Wiesel in der Fensterbank blickte ihn starr und fragend an. Vitus warf ihm einen „erzähl das bloß niemandem weiter“-Blick zu und wandte sich wieder der Kiste zu.


    Gefunden hatte er ein Symbol, dass er schon lange nicht gesehen hatte: Das ceridisches Augenkreuz, aufwendig umrahmt mit einigen Zierranken und Blüten sowie den verschnörkelten Initialen VT.

    "Voronius Theodorus“ - murmelte Vitus in seine nachdenklich vor dem Mund gehaltene Hand.

    Der Name weckte bei ihm viele Erinnerungen aus der alten Welt. Ihm hallten sanfte liturgische Gesänge durch den Kopf, der Geruch von alten Büchern und von frischen Kräutern, dann das grimmige, karge Gesicht von Voronius Theodorus. Vitus schüttelte seinen Kopf als wenn er das vorgestellte Gesicht aus seinen Augen schütteln wollte.

    Er blickte sich im Raum um und ging zielstrebig in Richtung eines Regals, drehte jedoch innerhalb des zweiten Schrittes auf dem Fußballen um und fasste mit einer Suchenden Bewegung unter eine kleine Bank, zog nach etwas Tasten eine scheppernde Ledertasche hervor. Aus der Tasche holte Vitus eine lange Schmiedezange und ging zurück zur Kiste.

    Nach acht entfernten Nägeln ließ sich der Deckel der Kiste öffnen.

    Vitus beugte sich neugierig aber vorsichtig über den Rand. In der Kiste befand sich eine Menge Stroh. Halb im Stroh versunken blickte ein großer Umschlag aus feinstem, aufwendig verziertem Pergament hervor. Vitus griff und begutachtete das Schriftstück.


    In kalligrafischer Perfektion titelte der Umschlag, formuliert in klassischem Voigtheimer Schreibstil:


    Zu alleynigst Hand’ so auch eygenst Aug’ des Vitus Theodor Beathanus her von Voigtheim in Exilia.


    Vitus blickte sich kurz um als wenn er erwartet, dass ein Fanfarenspieler durch die Tür stieß um der Schrift den gebührenden Auftritt zu ermöglichen.

    Er brach das Siegel und holte eine weitere Seite Pergament hervor.

    Die Seite trug eine aufwändige Randverzierung mit detaillierten Pflanzen, jedoch durchsetzt mit schwarzen Blüten - dadurch unverkennbar eine Trauermitteilung der Bruderschaft Voigtheimes.


    Das Schreiben begann mit der in Voigtheim üblichen Segnung, gefolgt von mehreren Siegeln und Zeichen der Bruderschaft und des Klosters von Voigtheim.


    Unter uns weylet er, von nun bis in ewig Tage

    Archabat artorias, curias ol deus


    Nun wand sich die folgend Wort an euch, Bruder Vitus.

    In Trauer tief schrieb ich jenes Wort.

    Unser Bruder und treu Freund Valerian Veltar her von Voigtheim, Hüter der heilig Schriften, schied nach Einhundertundzwölf Wintern von dannen.

    Weylet er nun mit dem Eynen und seinen Heiligen.

    Seine Seele soll Fried finden.


    Archabat artorias


    Die Kist die euch gegeben hält prophetisch Schrift. Genauer noch prophetisch Schrift die beziehet sich auf die Heylkunst. Sie war einst im Besitz von Valerian, nun soll sie, so wollte er es, euch gehören.


    Unter uns weylet er.


    „von nun bis in ewig Tage“ - murmelte Vitus.

    Sein Weg führt ihn einmal quer durch Exilia. Vitus ging als ob er verfolgt wurde, doch das tat er immer wenn er in Gedanken versunken lief und dabei nicht merkte, dass er kontinuierlich schneller wurde. Er pfiff leise die Melodie des Exilia Liedes vor sich hin und verzierte dabei jedes Ende des Chorus mit einer viel zu aufwendigen Zusatzmelodie. Hin und wieder passierten ihn Stadtbewohner, die meisten grüßten oder nickten ihm zu. Vitus grüßte jedem einzelnen zurück. Bei besseren Bekannten deutete er gar eine kleine Verbeugung an oder fragte sie nach ihren letzten Beschwerden mit denen sie bei ihm in der Krankenstube waren - er achtete jedoch stets darauf bei unangenehmen Beschwerden auf eine Umschreibung auszuweichen.


    „Ah! Zum Gruße Zirkus! Ich hoffe eure…ich meine .. ich hoffe die Rosen blühen? .. obwohl nein das wäre ganz schlecht haha! Naja ich hoffe es geht euch gut!“

    Zirkus grinste etwas verlegen und nickte Vitus zu.


    Normalerweise schlenderte Vitus bei Gängen durch die Stadt auf seltsamen Umwegen um das Gefühl zu haben einen Überblick über alles was in Exilia so geschieht zu behalten. Heute jedoch ging er recht zielstrebig da er wissen wollte was es mit der Lieferung auf sich hat.

    Als er in die Straße einbog in der seine Wohnung im Prinzipal lag waren gerade zwei Personen mit einem von einem Roth gezogenen Karren vor seiner Haustür eingetroffen. Auf dem Karren thronte eine große dunkelbraune Holzkiste.

    „Zum Gruße Bruder.“

    Eine junge Frau, groß und kräftiger Statur, hielt das Roth an einem Strick. Sie hob zur Begrüßung ihren Hut und lächelte Vitus an. Neben ihr rutschte mit großer Eleganz ein kleiner Junge vom Rücken des Roths und blieb mit akrobatisch ausgestreckten Armen auf dem Pflaster stehen.

    „Was habt ihr euch denn gekauft? Die Kiste wiegt beinahe mehr als Ogol!“

    Die Frau schlug sanft aber kraftvoll gegen den starken Nacken des Roth.


    „Einen privaten Zuber aus purem Gold!“

    scherzte Vitus und ging auf den Karren zu.

    „Ehrlich gesagt weiß ich genau so wenig wie Ihr über diese Kiste. Sie wurde mir weder angekündigt noch kann ich eine Vermutung über ihre Herkunft äußern.“


    „Das ist ja spannend! Vielleicht ist es ein Schatz!“

    tönte der Junge hervor der gerade dabei war ein Tau das die Kiste auf dem Karren gehalten hatte zu lösen.


    Nach einigen Augenblicken ließen die beiden Boten mit Hilfe einer Rampe aus Balken und einem Seilzug die Kiste vor Vitus Wohnungstür auf den Boden ab. Von da aus nutzten sie ein paar Rundhölzer um die Kiste immer ein paar Fuß weiter auf den Holzern erst durch die Eingangstür, dann durch einen kurzen Flur und schließlich in Vitus Wohnstube zu gleiten.

    Vitus beobachtete das geschickte Arbeiten der Boten mit großer Faszination und machte sich sogar ab dem Nutzen der Rundhölzer Notizen.

    Als die Kiste schließlich ihren vorläufigen Platz gefunden hatte bedankte sich Vitus herzlich bei den Boten und übergab Ihnen ein paar Kupfermünzen.

    Während sich der Karren langsam auf der Straße entfernte begann Vitus mit dem Begutachten der Lieferung.

    Es donnerte gegen die Tür. Vitus richtete sich erschrocken auf und bemerkte dabei, dass er die letzten Stunden kaum bewegt hat. Sein Rücken gab ein unangenehmes Knirschen von sich als er sich streckte und sich aus seiner ungesunden Schreibpose entfaltete. Er legte seine Schreibfeder behutsam auf eine dafür vorgesehene Tonform, setzte den Zwicker ab und stand auf.

    In seinem Arbeitszimmer herrschte ein sonderbarer Zwischenzustand aus akuter Ordnung und etwas das man als gezieltem Chaos bezeichnen könnte. Der Schreibtisch war bis auf das in Bearbeitung befindliche Dokument und dem Schreibutensil akurat aufgeräumt und von Staub befreit. Ein Buch das Vitus gerade studierte stand auf einer Stütze und die aufgeschlagenen Seiten wurden von einer kleinen verzierten Klemme in Position gehalten. Zudem lag ein großes Leseglas genau so bereit, dass er seinen linken Arm nur minimal bewegen musste um es bei Bedarf zu greifen. Einen Schritt weiter links schrie einem ein gewaltiger Stapel aus losen Zetteln, Büchern und Schriftrollen entgegen, allerdings standen auf manchen der Bücher kleine bemalte Holzstelen. Vitus hatte es aufgegeben ein Bücherregal zu nutzen da ihm die zwei Richtungen in denen er die Werke so sortieren konnte nie ausreichten.

    Auf dem Weg zur Tür navigierte Vitus mit einem Zettel in der Hand einen kurvigen Pfad durch die Bücherstapel ohne sehen zu müssen wo er geht.

    Er öffnete die Tür und setzte direkt einen Schritt zurück da sich durch den Türspalt ohne Vorwarnung ein Gesicht schob.

    „SEID GEGRÜßT BRUDER VITUS!“

    krächzte der Besucher.

    „Es eitert wieder und ihr habt Besuch!“

    Die kleine gekrümmte Figur zeigte erst auf ihr Knie, dann auf Av’Sha die im Eingangsbereich der Krankenstube stand und mit emotionsloser Miene Richtung Vitus schaute.

    Vitus blickte sich kurz suchend um und rief Thoba Balthâsar, die gerade in das Arzneilager verschwand halb verschluckt hinterher:

    „Thoba könntet ih.. ihr euch nochmal um Pipus kümmern?“

    Thoba tauchte hinter einem Regal wieder auf und blickte kurz mit einem „warum ich?“-Blick Richtung Vitus, ging jedoch direkt lächelnd entschlossen auf den kleinen Pipus zu und bat ihn in einen der Behandlungsbereiche.

    Vitus ging schnellen Schrittes Richtung Av’Sha und versuchte konzentriert nicht seinen Blick auf ihre Hörner wandern zu lasse.

    „Seid gegrüßt, man sagte mir Ihr wollt zu mir?“

    „In der Tat. Ein Schiff aus Porto Amatio ist heute morgen eingetroffen und unter der Ladung befindet sich eine Kiste. In den Lagerinventurdokumenten heißt es zu dieser:“

    - Av’Sha holte ein Dokument aus der Tasche -

    „Nummer 31, Holzkiste, braun, schwer, vertraulich - Zur persönlichen Auslieferung an Bruder Vitus Theodor Beathanus aus Voigtheim in Exilia - Beim Nichtantreffen: Aufbewahrung für einhundert Jahre an einem sicheren Ort.“

    Vitus blickte verwirrt auf den Zettel.

    „Soll ich die Kiste hier zur Krankenstube schicken lassen oder wollt ihr sie in eure Wohnung?“

    „Gibt es einen Absender?“

    „Kein Absender angegeben, es war ein Siegel auf den Inventurdokumenten gegossen was aber wie es aussieht abgefallen ist.“

    Av’Sha deutete auf einen dunklen Fleck auf dem Dokument.

    „Nun gut dann lasst die Kiste bitte zu meiner Wohnung bringen.“

    Av’Sha nickte und ging ohne ein weiteres Wort mit schnellen Schritten davon.


    Vitus verließ kurz danach ebenfalls die Krankenstube und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung.

    Vitus, der wärend Galwine sprach äußerst aufmerksam zugehört hatte, holte tief Luft.
    "In der Krankenstube ist alles wie gehabt. Ab und zu kleinere, nicht weiter dramatische Verletzungen von Arbeitern."
    Er blickte nachdenkend aus dem Fenster.
    "Doch ja - Vorgestern habe ich ein Bein schienen müssen. Eines der Rothe hatte ein Loch in einem Zaun etwas größer eingeschätzt und ist beim Versuch hindurch zu steigen hängen geblieben. Es ist jetzt aber wohl auf."
    Vitus lachte lautlos und schüttelte leicht den Kopf.
    "Aber ich kümmere mich genau wie um die Menschen auch um das Getier Exilias. Sie sind immerhin unsere Lebensversicherung wenn man es so will nicht wahr?"
    Vitus fasste nach seinem Ceridenkreuz, welches er stets am Gürtel trug und blickte kurz nach Oben.
    "Dem Eynen sei dank habe ich momentan nicht viel zu tun."
    Er blickte freundlich zu Valentin zurück.

    Vitus war in der Krankenstube und behandelte den Sohn des Dachdeckers Olfus. Er hatte sich bei der Arbeit einen Splitter tief in den Fuß getrieben als er von einer Leiter gesprungen war.
    Vitus hatte den Splitter bereits gezogen und die Wunde mit einem ganzen Arsenal von Heilsalben versorgt und war gerade damit beschäftigt die letzten Runden Bandage um den Fuß zu wickeln als er vom Flur eilige Schritte hörte.
    Es klopfte an der Tür und einer der Boten trat auf ein fröhliches, aus einem Atemzug kommende "Hereinspaziert! Dem einen zum Gruße, wie kann ich euch helfen?" in den Behandlungsraum und überbrachte, leicht außer Atem, Vitus die Botschaft.
    Dieser fixierte den Verband, verließ mit dem Verarzteten die Krankenstube und folgte dem Boten.

    "Wenn man dem Pilz alles gibt was er braucht wächst er wie Unkraut. Ich denke man könnte innerhalb von wenigen Wochen.. nagut vielleicht wenigen Monaten den Großteil fertiggezüchtet haben."
    Vitus kramte aus seiner Manteltasche eine weitere Zeichnung hervor - sie zeigte eine kleine Laube mit einer Art Regal voll mit Holzschalen.
    "In diesen Regalen züchte ich gerade die Pilze - Ich werde auch versuchen sie vollkommen resistent gegen Ungeziefer zu machen - wobei sie das, als Giftpflanze, eigentlich auch so schon sind."
    Vitus grinste und blickte auf die Zeichnung.
    "Und was die ungewünschte Ausbreitung angeht muss sich niemand sorgen machen .. sobald der Pilz nicht mehr in seinem angepassten Boden ist stirbt er innerhalb von wenigen Stunden."

    Vitus kramte eine Zeichnung hervor.
    "Das Problem lag am Boden in dem der Pilz wächst. Der Ort im Wald war durchwuchert von diesem Bodendecker."
    Vitus deutete auf eine Zeichnung von einer Efeu-ähnlichen Pflanze.
    "Diese Pflanze entwickelt beim absterben ein Gift welches für den Menschen und für Tiere völlig ungefährlich ist, jedoch den Pilz nach und nach auffrisst und dabei ein Leuchten freisetzt. Die Menge die dabei vom Pilz verloren geht ist unerheblich und würde über Jahre hinweg reichen. Mein Konzept für die Beleuchtungseinrichtung sieht eine Dosiervorrichtung vor die den Pilz tagelang mit dem Gift versorgt. Dann muss man ab und zu etwas Gift nachfüllen, bzw. es schaffen, dass der Bodendecker unterirdisch wächst. So würde sich der Prozess selbst erhalten."
    Vitus deutete hin und wieder auf Zeichnungen von Pflanzen und Konstruktionen mit Behältnissen und Rinnen.

    Vitus öffnete seine Umhängetasche und holte einen Stapel Aufzeichnungen, sowie drei Glaskolben hervor.
    "Keine Probleme nein. Ich wollte dir das hier zeigen."
    Vitus stellte nun die Holzkiste auf den Tisch und öffnete sie.
    Ein leicht grünliches Leuchten ausgehend von einem Glaskolben auf dem Boden der Kiste wurde sichtbar.
    "Nun ich habe die Pflanzen- sowie Bodenproben untersucht und herausgefunden, dass das Gift in dieser Pflanze.." - Er zeigte auf einer Aufzeichnung eine Darstellung eines Bodendeckers - "die Leuchtende Substanz der Pilze"..- Er deutete auf einen der Kolben "alchemisch anregt. Resultat von diesem Prozess ist dann ein viel stärkeres Leuchten."
    Vitus öffnete einen der Glaskolben, welcher mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt war.
    "Ich zeige dir was ich meine."
    Er öffnete den in der Kiste befindlichen Kolben und tropfte einige Tropfen der Flüssigkeit auf den darin liegenden Pilz.
    Ein kurzes und sehr leises Zischen war zu hören.
    Einen Wimpernschlag später begann der Pilz auf einmal Grell an zu Leuchten.
    "Ist das was? .. Ich habe bereits eine Konstruktion in Arbeit welche den Pilz durchgehend mit diesem Gift versorgt und ihn Tagelang zum Leuchten bringen kann."
    Aus Vitus Stimme war die Euphorie deutlich rauszuhören.

    Vitus wusch die benutzten Instrumente ab und sortierte sie zusammen mit den Salben und Tinkturen zurück an ihren Platz.
    Zuletzt reinigte er seine Hände und verließ die Krankenstube.
    Er ging, wie er es immer tat, mit für Außenstehende übertrieben schnellen Schritten den Weg zurück zu seiner Wohnstube.
    Er grüßte die ihm entgegenkommenden mit einem freundlichen Nicken.
    Angekommen ging er zielstrebig in seine Schlafstube und sortierte einige Aufzeichnungen in eine Umhängetasche. Zusätzlich klemmte er eine kleine Holzkiste unter seinen Arm und verließ wieder das Gebäude.
    Er machte sich auf dem Weg zur großen Halle und hoffte seinen Ordensbruder und Protektor Exilias Bruder Valentin aufzufinden.

    "Ich denke ich weiß von wem ihr sprecht.
    Macht euch wegen der Farbe keine Sorgen.
    "

    Vitus verrieb mit einem Tuch eine weitere Salbe auf dem Arm.
    "Der Heilerschüler von dem ihr sprecht hat die besagte Salbe noch nicht komplett ausgereift. Aber macht euch keine Sorgen diese Salbe hier," Vitus deutete erst auf das Fläschchen und dann auf den Arm. "ist absolut tadellos. Entschuldigt bitte die Unannehmlichkeiten. Die Schüler versuchen ihr Bestes und bis auf diese Salbe ist Solon ein sehr guter Schüler."
    Vitus nickte mit gutheißendem Blick.
    Er nahm nocheinmal das Vergrößerungsglas zur Hand und sah sich nach und nach die schlimmsten Stellen des Arms an welche bereits anfingen ihre rote Farbe zu verlieren.

    Vitus nahm den Arm und untersuchte die roten Stellen mit einem Vergrößerungsglas.
    Er Strich nun die entnommene Salbe auf die Stelle und verrieb sie Großflächig.
    "Es sollte jetzt gleich etwas brennen und dann abkühlen."
    Die Gestalt verzog in genau diesem Moment das Gesicht.
    "Sag ich ja. Der Juckreiz wird gleich nachlassen und die Stellen sollten schnell ausheilen." Vitus nickte und grinste.
    "Ich gebe euch etwas von dieser Salbe mit und ihr schmiert sie euch vor dem Schlafen gehen auf die Stellen. Achtet darauf das viel Luft an den Arm kommt und versucht euch so wenig wie nur möglich zu kratzen."
    Vitus füllte ein kleines Fläschen mit der Salbe und gab reichte sie der gebannt auf den Arm guckenden Gestalt.

    Vitus nickte und untersuchte den Arm.
    Es sah ganz danach aus als hätten ein paar Insekten den Arm sowie die Schulter der Gestalt völlig zerstochen.
    "Ihr habt wohl in etwas feuchter Luft geschlafen nehme ich an."
    Vitus ging zu einem kleinen Schrank und durchsuchte ein paar Gläser mit Aufschriften.
    "Es wundert mich etwas, dass zu dieser Jahres Zeit noch Insektenstiche auftreten. Oder habt ihr eventuell in Stroh geschlafen?"
    Vitus ging mit einem Glas wieder zu der Gestalt.
    Er öffnete jenes und entnahm mit einem Holzstäbchen eine etwa erbsengroße Menge Salbe.

    Vitus erinnerte sich an ein Gespräch mit Bruder Valentin in dem es unter anderem auch um jene Frau drehte.
    Er setzte sich neben die blasse Frau und legte seine Hand auf ihre, welche sie zitternd auf ihrem Knie abgelegt hatte.
    Er sprach mit ruhiger und entspannender Stimme.
    "In dem Kloster in dem ich viele Jahre lebte gab es einen sehr alten Mönch, Bruder Veltar. Er kümmerte sich seit unzähligen Wintern und Sommer um den Kräutergarten. Er liebte die Natur. Und er sagte immer, dass das Ende eines Lebens wie wir es kennen der Zeitpunkt ist an dem die Seele Ruhe findet an dem Wort den wir am meisten Lieben. Als er nach und nach immer älter wurde und nicht mehr die Kraft besaß sich um die Pflanzen zu kümmern saß er trotzdem jeden Tag bei Wind und Wetter auf einer Bank im Innenhof des Klosters mit Blick auf den Kräutergarten und immer wenn er sah dass jemand etwas falsch machte raffte er sich auf und kam gestützt auf einem Stock an und machte es selbst."
    Vitus hielt einen Moment inne und Blickte aus einem Fenster.
    "Als er eines Tages von uns ging war er sich sicher, und das bin ich mir ebenfalls, dass der Eyne für jeden von uns einen ganz besonderen Platz freihält in dem wir die ewige Ruhe finden werden. Seine letzten Worte zu mir waren: "Ich hoffe nur, dass der Eyne einen Kräutergarten hat"."
    Vitus lächelte beim Gedanken an Bruder Veltar.
    Die alte Frau blickte nun auch aus dem Fenster.

    "Du solltest wohl beim nächsten Mal die Hände von der Säge lassen.. überhaupt von solch gefährlichen Werkzeugen."
    Vitus nahm eine Flasche und tränkte ein Tuch mit der darin befindlichen Flüssigkeit.
    "Halte deinen Arm so still wie nur möglich. Auf drei wird es etwas brennen.. Eins,
    Schon bei der Zahl Zwei Tupfte Vitus mit dem Tuch die Wunde ab. Der Junge verzerrte das Gesicht und zuckte am Arm doch Vitus hielt den Arm im festen Griff.
    Er säuberte die Wunde zügig bis er sehen könnte wie tief sie war und was verletzt wurde.
    "Da hast du aber ein verdammtes Glück gehabt mein Junge! Einen halben Finger tiefer und du hättest dir vermutlich eine Aterie aufgesägt."
    Der Junge wurde blass und nickte nur langsam.
    Vitus nahm eine Pinzette und holte einige Sägespäne aus der Wunde. Zwischendurch tupfte er die Wunde mit dem Tuch ab.
    "So. Wenn du dir das nächste mal fast dem Arm absägst nimmst du bitte eine saubere Säge."
    Er lachte und klopfte dem Jungen vorsichtig auf die Schulter.
    Die Blutung hatte mittlerweile nachgelassen.
    Der Junge grinste. "So jetzt versuch bitte mal deine Finger zu bewegen." Es bewegten sich alle Finger mit leicht zittrigen Bewegungen gefolgt von einem scharfen Lufteinziehen des Jungen.
    "Aha! Funktioniert ja alles noch." Vitus begann grinsend das Näh-Besteck vorzubereiten.
    Er desinfizierte eine dünne Spitze Nadel mit Alkohol und fädelte den Faden ein.
    "Schaffst du es mit deiner anderen Hand hier mal zusammen zu drücken?.. Ja genau.. Sehr gut und jetzt halten."
    Vitus setzte einen Stich nach dem anderen in einem sehr sauberen Muster die Wunde entlang zwischendurch träufelte er in gleichmäßigen Abständen eine bläuliche Tinktur auf die Wunde.
    "Das fühlt sich kalt an.", sagte der Junge erstaunt.
    "Das ist ein gutes Zeichen."
    Die Wunde war komplett verschlossen und Vitus wischte die letzten Blutrückstände am Arm des Jungen ab.
    "Du solltest in nächster Zeit mit diesem Arm nicht viel machen. Am besten gar nichts.
    Der Junge nickte und stand auf.
    "Setz dich erstmal irgendwo hier an die Luft .. ich sage dir bescheid wenn du gehen kannst."
    Vitus ging zur Tür und blickte zu der alten Frau die nach wie vor Hustete. Er ging zu ihr, half ihr aufzustehen und brachte sie in den Behandlungsraum.
    "Setzt euch."
    Vitus räumte das vorherig benutzte Besteck auf einen kleinen Beistelltisch.

    "Seid gegrüßt!"
    Vitus begutachtete nacheinander die Sitzenden.
    Zuerst bat er die rastlose, sich kratzende, Gestalt Platz zu nehmen und nickte ihr freundlich zu.
    Er Schlug seinen Mantel zurück und drehte eine seiner Taschen die er am Gürtel trug nach Vorne.
    "Seit wann plagt euch dieser Husten?"
    Wärend aus den Wortfetzen der hustenden alten Frau langsam eine Antwort entstand begann Vitus das Tuch des verletzten Jungen abzuwickeln und aus einer weiteren Tasche ein silbenes Fläschchen hervorzuholen.
    "Wie hast du das denn angestellt?"
    Vitus blickte den Jungen an.

    Vitus erwachte wie fast jeden Tag als die Sonne bereits durch ein Fenster direkt in sein Gesicht schien. Er hatte wieder, wie auch bereits viele Nächte zuvor, bis spät in die Nacht gearbeitet. Sein Schreibtisch sowie der halbe Boden seines Raumes waren übersät mit Papierbögen aller erdenklichen Größen. Viele davon waren Zeichnungen andere schnellen Notizen und einige einigermaßen ordentlichen Aufzeichungen.
    Vitus trat mit dem ersten Schritt aus dem Bett bereits auf eine Zeichnung, nahm sie sofort auf und setzte seine überlegende Miene auf, bei der er sich mit einer Hand am Kinn rieb und die Stirn in Falten legte.
    Gebannt auf die mit Feder gezeichnete Darstellung einer Pflanze blickend ging er zum Schreibtisch und legte die Zeichnung auf einen der drei Stapel, nahm sie wieder auf und wechselte den Stapel.


    Wie in Zeitlupe entspannte sich das grübelnde Gesicht nach und nach als Vitus bereits dabei war sich anzuziehen und nebenbei einen kleinen Kessel auf einer Laboraperatur platzierte.
    Er fuhr sich mit der ganzen Hand einmal durch sein Gesicht, griff einen Schwamm, der in einer Waschschüssel lag, und rieb sich das kalte Wasser auf den Kopf und sein Gesicht.
    Mit dem noch tropfenden Schwamm in der Hand blickte einige Augenblicke er ins Leere vor sich bis ihn ein hohes Pfeifen aus den Gedanken riss.
    Vitus goss das nun Kochende Wasser aus dem Kesselchen in eine große Tasse und legte ein paar an der Decke hängende Kräuter in das Wasser.
    Das Wasser färbte sich leicht grünlich und es begann nach einer Mischung aus Pfefferminze und Waldgräsern zu riechen.
    Vitus trank den Tee wärend er nach und nach die Zettel auf dem Boden auf die drei Stapel sortierte.


    Als die Papiere sortiert und der Tee getrunken war nahm Vitus einen Ledermantel von dem Haken neben der Tür und zog ihn sich wärend er schon auf dem Weg nach draußen war an.
    Vor der Tür blickte er sich um. Er konnte die Krankenstube und die Apotheke sehen. Ein vorbeigehender kleingewachsener Herr grüßte ihn mit einem Kopfnicken und dem etwas nasal formulierten Wort "Bruder"
    "Zum Gruße - einen schönen Tag!" erwiderte Vitus der mit dem linken Arm immernoch nicht ganz den Mantel bezwingen konnte.


    Nach ein paar Augenblicken hatte Vitus die Krankenstube erreicht.