1 Die Promenade der Unsterblichen
In Exilia gibt es keinen Friedhof und keine Ahnengrüfte. Der Ort, an dem die Exilanten ihre Toten bestatten und ihrer gedenken, ist die Promenade der Unsterblichen. Es ist der nördlichste Abschnitt der Stadt, ein breiter, gepflasterter Streifen hinter der großen Halle. Zum Meer hin wird er durch eine breite steinerne Brüstung begrenzt, zur Stadt durch eine glattpolierte Felswand der Klippe, auf der Exilia steht. In diese Wand sind die Namen jener eingraviert, die von hier aus nach Norden geschickt wurden. Hochrangige oder anderweitig besonders würdige Exilanten werden durch Statuen auf der Brüstung geehrt. Ganz am Ende der Promenade, in einem Winkel hinter dem nördlichsten Wachturm, steht eine Statue, in deren Sockel kein Name eingraviert ist und über ihren Kopf wurde ein Sack gezogen. Ihre sichtbare linke Hand jedoch scheint in einem dreigliedrigen Klauenhandschuh zu stecken.
2 „Nach Norden schicken“
Exilanten schicken ihre Toten nach Norden. Nachdem sie von ihren Angehörigen gewaschen und eingekleidet wurden und eine Weile in ihrem Haus oder einem anderen angemessenen Ort aufgebahrt lagen, werden sie, in Stoffbahnen gewickelt, auf die Brüstung der Promenade der Unsterblichen gelegt. Das Volk kommt zusammen und es werden Reden zu Ehren des Toten gehalten. Anschließend ruft man die Elemente um Beistand für den Verstorbenen an und schickt ihn würdevoll über die Klippe. Die Exilanten sind überzeugt, dass eine tiefe Strömung die Toten weit von ihren Gestaden und nach Norden trägt. Ob und wo ihre Körper schließlich angespült werden, weiß niemand.
Und während die Fische ihr Festmahl haben, versammeln sich auch die Trauernden zu einem angemessenen Festmahl mit dem besten Brot aller Welten.
Auch Larks erhalten diese ehrenvolle Bestattung, nachdem ihre Reiter gestorben und sie nicht mehr zu bändigen sind. Sie werden auf die Larkschreihöhe geführt, wo sie ihr Leben lassen und dann zur Promenade der Unsterblichen getragen und nach Norden geschickt werden.
