Beiträge von Saga Valdis

    Saga verfolgte das Geschehen in Gedanken versunken. Es war schön, wieder da zu sein, aber es wirkte so gleich während sie sich so anders fühlte. Immerhin hatte Lioba daran gedacht, dass Felix sofort von ihrer Ankunft hören wollte. Hoffentlich würde sie auch rechtzeitig wieder aufholen...

    Das Lager des Wolfsrudels taucht fast unerwartet zwischen den Bäumen des Druidenwaldes auf, wenn man es nicht erwartet. Saga und Lioba flankierten die ranghöheren Wolfsmärker, als das Tor, bewacht von ein paar Wölfen, nach einem weiteren Moment in Sicht kam. Wie die anderen Wohl reagieren würden, nun, dass sie endlich zurück waren? Und dann war da die Sache mit dem weiteren Hergang ihrer Ausbildung...

    Lioba tätschelte der braunen Stute den Hals, deren Zügel der Stallbursche ihr reichte. Sie schnürte ihr Bündel am Sattel fest und hängte ihr Trinkhorn mit Silas darin an den Sattelknauf. Dann raffte sie ihr Kleid und schwang sich in den Sattel. Sie nahm die Zügel auf und sah sich zu ihren Begleitern um.


    Auch Saga macht sich abreisefertig und nimmt dankend die Zügel der Stute an.

    "Wir sind bereit, endlich zurück zu kehren. Wir waren lange fort vom Rudel und freuen uns drauf, alle endlich wieder zu sehen.", erwiderte Saga. "Wir freuen uns natürlich, wenn du uns begleitest. Lynn wird sich sicher auch freuen, dich zu sehen."

    Nach den letzten Verabschiedungen machten sich die Reisegruppen auf ihre Wege. Jassirs Karren erreichte den Hafen, als die Sonne hinter der dicken Schneewolkendecke hervorbrach. Das ablegbereite Schiff der Wolfsmark war schnell beladen und, mit der Reisegruppe sicher an Bord, glitt es bald über das Meer. Geschwind ging es der Heimat entgegen, durch die sanft glitzernden Wellen die Küsten entlang nach Süden. Die Wolken verflüchtigten sich mehr und mehr, getrieben von dem gleichen kalten Wind, der auch gegen die Segel des Schiffes drückte. Die Fahrt war entsprechend ruhig, auch wenn die Kälte nicht zum Verweilen an Deck einlud. Saga nutze die Zeit, um Jassir ein paar Fragen zur Akademie in Schmiedestadt zu stellen.

    In die Bucht, in der die Stadt Winterfeld lag, gelangten sie jedoch auf der Vorhut eines morgendlichen Wintersturms, der eisige Wellen und Schnee vor sich her trieb. Winterfeld selbst lag geschützt genug, um nicht der vollen Wucht des Sturmes ausgesetzt zu sein, aber das Wetter war dennoch nicht freundlich. Das Schiff wurde unter konstantem Schwanken entladen und die Reisegruppe machte sich schnell für weitere Verabschiedungen bereit, um der Witterung zu entkommen.

    Saga und Lioba traten zu Aiden, der sich angeboten hatte, sie in die Wälder zu begleiten. Der Tag war noch jung, und so sollten sie ihr Rudel heute noch erreichen können.

    Saga drückte Merle zurück. "Ich freu mich schon aufs einrichten - und darauf dich wiederzusehen. Du passt also besser gut auf dich auf! Ich werde auch die Eule bitten, ein Auge auf dich zu haben." Sie setze sich neben Lioba, vor Freude, dass es endlich nach Hause ging, aber auch traurig, manche Menschen zurückzulassen.

    Saga hielt inne, als Milan und Aiden die eisige Schlacht verließen. Aiden hatte sich bestimmt nicht absichtlich von den Schneebällen treffen lassen, aber Saga hatte keine Vorstellung, was passiert war. Der Kampf schien vorüber, die spielerische Stimmung war verflogen. Sie gesellte sich zu Landuin und beobachtete einen Moment ihren Atem, der in der Luft kondensierte. "Hast du gesehen, was passiert ist?", fragte Saga den Aventurier.

    Saga hatte in der kurzen Zeit, die Merle gebraucht hatte, ihr Bestes gegeben um Schneebälle zu formen. Sie war bereit, einen Generalangriff zu starten. Munition in einem Arm, zischte auf Merles Signal hin hinter ihrem Baum hervor, rutschte etwas auf dem Schnee, und blieb dann einen Moment reglos an Ort und Stelle stehen. Ihr Atem dampfte weiß in der kalten Luft. Jassir schien die Situation unter Kontrolle zu haben. Vielleicht etwas mehr als notwendig. Vielleicht... sie sah Lioba hinter der Kutsche, und vor allem hinter Jassirs Rücken und in Reichweite, um Schneebälle zu fangen und Sagas Lehrmeister einzuseifen.

    Dann wandte Saga sich ab und versuchte, sich im Schutz der Bäume näher Richtung Hauseingang zu mogeln. Der Gedanke, ihrem Lehrmeister - sei es bei einer Schneeballschlacht - in den Rücken zu fallen, während sie scheinbar auf der gleichen Seite kämpften, behagte ihr nicht.

    Aber sollte sich ein Moment ergeben, könnte sie vielleicht in der Mitte des Schlachtfeldes für Ablenkung sorgen, also blieb sie aufmerksam.

    "Zwei Krieger...", bemerkte Saga zu Merle gewandt, als Landuin aus der Tür trat. "Wobei: wer weiß, ob er sich für den recht sicheren Gewinn oder für den ernsten Wettkampf entscheidet. Ich finde deinen Plan auf jeden Fall gut; ich bleibe dann hier, sammel Schneebälle, und warte auf dein Signal? Vielleicht fällt mir auch noch etwas schlaues ein, das ich machen kann..."

    Saga blinzelte und hielt inne, als ein Tannenzapfen auf sie zu rollte. Woher- da! Sie sah etwas braunes, das wahrscheinlich zu Merles Kleid gehörte, machte einen Schritt, und wurde von einer mitteldicken Schneeschicht aus Richtung Gebäudeeingang bekleidet. Das Gefühl kam ihr irgendwo bekannt vor, aber die Schneewand war nicht aus Jassirs Ecke gekommen... Nun eindeutig gut getarnt - sie schüttelte den Schnee nicht ab - husche Saga zu Merle. "Merle!", flüsterte sie aufgeregt. Die Bewegung ihres Gesichtes liess etwas Schnee herunterbröckeln. "Das schreit nach Vergeltung, oder?"

    Saga liess sich hinter die Kutsche gleiten und nutzte die kurze Kampfespause, um sich - nachdem sie ihren Kristall wieder sicher verstaut hatte - ihrer nassen Socken zu entledigen und wieder in ihre Stiefel zu schlüpfen. Den letzten Schneeball ließ sie bei Jassir. Den Göttern sei Dank für Fellfütterung, dachte sie, als ihre Zehen zu kribbeln begannen. Dann verschwand sie hinter den Bäumen, bei denen sie Merle vermutete. Vielleicht konnten sie diese Runde besser zusammenarbeiten...

    Saga lachte, als ihr die Reste des schmelzenden Schnees durchs Gesicht liefen. Jassirs Worte machten sie sehr stolz, und über eventuelle Konsequenzen eines Angriffes auf den Hauptmann dachte sie nicht nach. Sie griff die bereitgelegten Schneebälle und warf sie - mit einem kurzen Seitenblick zu Jassir - in schneller Folge nach Aiden, aber bloß so, dass sie nicht Milan erwischen würden. Diese konnte schließlich deutlich wärmere Geschosse zurückwerfen. Den letzten Schneeball behielt sie in der Hand, während sie auf die Reaktion wartete.

    Saga - überrascht von ihrem Einblick - richtete sich geistesgegenwärtig auf und griff nach Liobas Schneeball, der an ihren kalten Fingern zerplatzte. Die Hand, die ihren Kristall umklammerte, stützte sich auf an den Kutschbock, und die Hand, mit der sie ein paar Schneereste hatte erhaschen konnte, patschte diese auf den Kopf ihres Lehrmeisters während die Reste des Schneeballs an seinem blauen Feuer verzischten. "Erwischt!", rief sie, als sie von dem Kutschbock rutschte.

    Indem wir versteckt bleiben?, dachte Saga, sagte es aber nicht laut solange Jassir sie nicht erspäht zu haben schien. Irgendwie waren sie bisher recht erfolglos; der Schnee erreichte Jassir einfach nicht. Saga blieb auf ihrer Position hinter dem Kutschbock, Zehen in den Holzritzen, und kramte in ihrer Armstulpe nach ihrem Kristall. Vielleicht... Sie blickte durch den Kristall und versuchte sich an das Gefühl zu erinnern, dass sie auf dem Vorplatz gehabt hatte; die Klarheit ihrer Gedanken, die Energie von Innen. Dann summte sie die Worte, die ihr seit geraumer Zeit durch den Kopf spukten, Blick auf Jassir.

    "Zeig mir, zeig mir
    Aqua
    was sich meinen Blicken verwehrt
    Lass mich in die Tiefen sehen
    damit sich mein Wissen vermehrt."

    Saga rang währenddessen mit dem Planendach des Karrens. Unter dem Schnee war es schwer, Fuß- und Fingerhalte zu erkennen, aber sie wollte auf keinen Fall Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und so agierte sie vorsichtig. Wenn Jassir seine Kutsche doch nur mit an Land genommen hätte! An deren Verzierungen könnte man klettern, selbst wenn es Öl regnen sollte. Als sie einen Moment eine Hand frei hatte, zog sie ihre graue Kapuze wieder über, die Jassirs Windsstoß ihr vom Kopf gepustet hatte. Es würde bestimmt unglaublich viel weniger aufmerksamkeitserregend sein, wenn sie mit ihren sonst weithin leuchtenden Haaren versteckt herum kletterte. Langsam erreichte sie die Vorderseite - besser so, da ihre tauben Finger den letzten Fingerhalt fast verfehlt hatten. Sie hatte gerade begonnen, den Schnee auf der Plane vor sich herzuschieben um eine möglichst große Masse zu erreichen, als unten plötzlich Bewegung aufkam. Lioba schien einen Angriff gestartet zu haben - Saga, nicht mehr ganz auf Heimlichkeit bedacht, zog geschwind an der Plane und mühte ihren Schneehaufen mit einem Mal von hinten in Jassirs Richtung.

    Als keine ernsthaftige Unterstüzung kam, seufzte Saga und entschuldigte sich gedanklich bei ihren Zehen, als sie vorsichtig ihre Stiefel auszog. Die anderen planten hoffentlich etwas grandioses, aber auch sie hatte eine Idee gehabt und begann, im allgemeinen Trubel ungehört, von hinten vorsichtig die Kutsche zu erklimmen.

    "Aaaah!" Saga hatte den Mund voller Schnee, und die Haare voller Schnee, und durch den Windstoss war ihr Mantel hinter sie geflogen und eigentlich war sie wahrscheinlich überall voller Schnee. Sie sah Merle, die als erste reagiert hatte, zu dem Baum mit ihrem Schneeballvorrat sprinten. "Merle!! Lioba!!", rief sie, "Wir müssen uns gegen diese höhere Gewalt verbünden!" Dann warf Saga den Schneeball, den sie noch immer hatte, und duckte sich die Kutsche entlang, Augen immer auf Jassir gerichtet.

    Saga lugte hinter ihrem derzeitigen Schutzschild - einem halbwegs breiten Baum - hervor, und versuchte, Lioba durch den umherfliegenden Schnee verdutzt anzublicken. "Was ist Schnee?" Dann duckte sie sich wieder hinter ihren Baum und observierte ihren Schneeballvorrat. Dieser eine sehr große hier sah doch sehr aus, als würde er gut in Liobas Nacken passen... Sie blickte sich nach Merle um. Die Luft war rein. Saga schnappte sich den Schneeball und verschwand hinter dem nächsten Schutz - der sich als Kutsche entpuppte. "Jassir!", entwich es ihr überrascht, Gesicht rot und Mantel voller Schneeflecken von Merles wohlgeziehlten Attacken. Nach einer kurzen Beobachtung fügte sie hinzu: "Bei dir scheint der Schnee noch nicht angekommen zu sein."

    Wer: Merle, Jassir, Lioba, Aiden, Saga, ggf. weitere

    Wann: Einen Tag nach dem Konzil (ZdE IV)

    Wo: Windhaven nach Wolfsmark (Druidenhain)


    Die Luft am morgen nach dem Konzil war frisch wie der Schnee, der sich in einer dicken Decke über Windhaven gelegt hatte. Aufbruchstimmung schwang durch die Räume, das Knarren von schließenden Kisten, Verabschiedungen, Versprechen und Gelächter. Saga war hin- und hergerissen. Sie vermisste schon jetzt die Wärme des Elementeraumes und die vielen bekannten Gesichter, die sie über Monate nicht wiedersehen, Stimmen, die sie nicht hören würde. Andererseits - es ging nach Hause! Endlich zurück in den Druidenhain, zu ihrem Zelt, zu ihren Freunden, nach einer doch deutlich längeren Reise, als sie beim Aufbruch hätte erahnen können.

    Ihre Sachen waren gepackt und bereit gestellt, aber noch genoss Saga die Stimmung des Konzils und lauerte Merle und Lioba mit einem Schneeball auf.