Die Nacht nach der Öffnung der Pforte

  • "Können sie Dich zwingen?"


    Seine Hand schloss sich wie unbewusst um den Griff seiner Waffe. Dann, leiser, setzte er hinzu:


    "Ich kenne die Seraphim nicht. Doch nach dem, was Dir geschah von der Hand von Landsleuten und dem, was ich hörte, könnte Dein Orden an solch einer Frage zerbrechen, nicht wahr?
    Deine Leute lieben Dich. Wie viele werden sich auf Deine Seite stellen? Und wie viele wirst Du fort jagen müssen? Bist Du gerüstet dafür? "


    In sein Gesicht war ein grimmiger Ausdruck getreten.


    "Vor etwas mehr als einem Jahr sagte ich Walays, dass er sich irgendwann würde entscheiden müssen zwischen den Elementen und dem Orden. Ich hatte Unrecht. Es ist der Orden, der sich entscheiden muss zwischen diesem Land und der Heimat.
    Ich hoffe für Euch alle, das es nicht zum Bruch kommt. Wirklich."


    Er machte eine abweisende Geste.


    "Doch ich fürchte, hier habe ich mich zu weit eingemischt in Dinge, die mich eigentlich überhaupt nichts angehen. Bitte verzeih mir.
    Lass mich dieses Thema abschließen mit dem Angebot, dass ich Dich irgendwo verstecken werde, wenn sie kommen, um Dich zu holen."


    Ein leichtes Lächeln begleitete die Aussage, doch sein Blick war ernst.


    "Wie schlägt sich mein Archon?" fragte er wie beiläufig.

  • Sie schmunzelte. Warum machte Vorn sich eigentlich noch Sorgen... so viele versprachen ihr sich für sie einzusetzen, dass sie es nicht verstehen noch begreifen konnte. Aber... es war ein gutes Gefühl.


    "Zu diesem Bruch ist es schon gekommen und ich war es die die ersten fortgeschickt hat und ihnen auf Strafe versagt habe dieses Land je wieder zu betreten. Ich kann niemanden gebrauchen der mit Scheuklappen durch das Leben geht, jene erschlägt denen wir die Hand reichen wollen, weil sie auf eine neue alternative Zukunft hoffen und meine Nyame bedrohen. Viele von uns haben sich bereits entschieden und hier ihre neue Heimat gefunden. Samar wird immer in unseren Herzen sein, aber Mythodea ist unser zu Hause. Man wird nicht einfach Archon oder Nyame... mein Platz ist bei Walays und bei Wesen wie Vorn, die, auch wenn sie es sich nicht eingestehen, zerbrechliche Hoffnungen hegen. Ob sie mich zwingen können, vielleicht, aber ich schätze, sie tun sich damit keinen Gefallen."


    Sylvana erinnerte sich in der letzten Zeit oft daran zurück, wie sie auf dem Rand des Brunnens gestanden hatte so das jeder sie hatte sehen können und mit ihrem Blut die Verbannung aussprach die ihr selbst das Herz zerriss, jedoch notwendig war. Konfessor sein hatte einen Vorteil... niemand, außer vielleicht Vorn, wusste auch nur ansatzweise was sie hinter ihrer Maske fühlte... Wenn es nötig war, konnte sie so kalt sein wie Eis... ungnädig wie ein verzehrendes Feuer.


    Dann neigte sie den Kopf ob seines plötzlichen Themenwechsels.


    "Schwer zu sagen, unsere Wege kreuzen sich selten. Wenn Walays und er zusammen sind, sind sie... faszinierend. Sie ergänzen sich unglaublich und auch wenn er noch viel lernen muss, so glaube ich an ihn. Er darf sich nur nicht verlieren... So wie Walays sich nicht verlieren darf... oder Tuachal. Ich mag Collin sehr, wir sind... Freunde... und in sienen Augen brennt das gleiche Feuer wie in denen von Walays wenn sie miteinander gegen den Feind ziehen."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Ich schätze ihn ebenfalls. Ein keltischer Barde ist vielleicht nicht die offensichtlichste Wahl für den Posten eines Archons, aber Collin ist auch nicht offensichtlich ein Barde.


    Ich schließe mich Deinem Urteil an: Er wird noch viel lernen müssen. Aber das hätte für jeden Mann gegolten, der dieses Amt auszufüllen hätte.
    Ich weiß, dass er, Walays und Halev für einander da waren, sich unterstützt und geholfen haben. Ein wenig bedaure ich, dass Halev das Amt nicht erringen konnte, doch es war die Wahl der Elemente, und Tuachal wird dem Süden ein guter Archon sein."


    Er seufzte tief.


    "Vor drei Monaten hatten wir vier Siegel mit Archons besetzt und fühlten uns stark wie nie zuvor. Wie konnten wir bloß zwei davon verlieren? Wie konnte An'nai so stark sein, dass er einen anderen Archon herum werfen konnte wie ein Kind? Und wie können wir verhindern, dass sie Walays benutzen, um Dinge aus uns heraus zu pressen?"

  • "Thorus war Schmied... ich denke das Leben vor dem Amt sagt nichts darüber aus, ob jemand geeignet ist oder nicht. Was An'nai angeht... nun... wer weiß das schon... Vielleicht war es auch ein Fingerzeig. Wir fühlten uns stark und sicher, aber alle drei neuen Archonten haben nicht das getan was Heerführer eigentlich tun sollten, nämlich das Heer führen. Sie stürzen sich in die Kämpfe die sich bieten, aber eigentlich... müssen sie das ihren Leuten überlassen, delegieren, führen... Dinge voraussehen. Vermutungen, Thesen, Anschuldigungen, Ansichten, Gerüchte und Fragen... Niemand von uns wird die Antwort darauf finden und danach zu suchen lenkt uns von der eigentlichen Aufgabe ab."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Die Antworten werden zu uns kommen, früher oder später, so denke ich zumindest."


    Ein Achselzucken begleitete die Worte.


    "Die Elemente haben die Anwärter lange und hart geprüft. Und immer und immer wieder mussten sie beweisen, dass sie bereit und in der Lage sind, den Kampf gegen den Feind anzuführen.


    Wie schon gesagt war ich im letzten Jahr lange im Ersten Siegel. Thorus konnte mir nicht helfen - aber auch das habe ich schon berichtet - aber er hat dafür gesorgt, dass ich einige Dinge lerne, die mit der Heerführerei zu tun haben.
    Natürlich kann man ein Heer von hinten führen, aber wenn man seinen Soldaten voran stürmt, so werden sie besser und härter kämpfen und weniger auf sich selbst achten. Natürlich nur so lange, bis man selbst fällt. Dann knicken sie ein und werden verzweifelt, oder sie verfallen in Raserei."


    Er seufzte.


    "Die Almahandra hat versucht, ihnen zu sagen, dass sie sich zurückhalten müssen. Aber oft versteht man ihre Worte hinterher viel besser als zu dem Zeitpunkt, wo sie sie spricht."

  • "Sie ist eine Prophetin nicht wahr? Das muss an der Berufung liegen, mit Prophezeiungen ist es oft das selbe."


    Sie lächelte leicht.


    "Aber dafür brauchte es keine Almahandra... das sie sich hätten zurückhalten sollen haben ihnen schon viele gesagt, mich eingeschlossen."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Ja, sie ist eine Prophetin. Sie kann die Zukunft sehen, doch so wie ich es verstanden habe, ist es nicht immer klar, was das, was sie sieht, bedeutet. Aber ich denke, dass sich alle, die eine Weile hier sind, eine Idee davon haben, wie unklar uns manchmal ist, was die Elemente uns zeigen."

    Er zuckte mit den Schultern.


    "Und an dem, was geschehen ist, können wir zunächst nichts ändern. So wie ich es verstanden habe, ist Tuachal dort, wo auch der Avatar ist. Ich nehme an, dass er dort in Sicherheit ist.
    Und Walays ... ich hatte mit An'nai zu tun, bevor er öffentlich die Seite wechselte. Natürlich hat er schon da für die Leere gearbeitet. Siobhán hat es vermutet, wir alle haben ihn genau beobachtet. Aber als er sich dem Ding in den Weg stellte, das Siobháns Krone stahl und dabei fürchterlich verletzt wurde ..."

    Alnock schüttelte den Kopf.
    "Wir haben wieder einmal die Täuschungen der Leere unterschätzt. Und werden es wieder tun.


    Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wenn nur ein wenig von dem, was er von sich gezeigt hat, wahr war, dann ist er nicht die Sorte von Wesen, die Freude dabei empfindet, einem Anderen Schmerzen zuzufügen.
    Ich muss mich an die Hoffnung klammern, dass der ehrenhafte Kern, den er uns zeigte, ein Stück weit der Wahrheit entsprach."

  • "Prohpeten haben alle das selbe Problem, die Dinge die sie sehen sind niemals klar, weil die Entwicklungen der Geschehnisse von den Entscheidungen abhängen die wir treffen. Meist sieht man das, was zu gegebenem Zeitpunkt am wahrscheinlichsten ist wenn bestimmte Wege eingeschlagen werden. Prophezeiungen sind gefährlich, sie beeinflussen jene die daran glauben in gewisse Richtungen. Wenn ich weiß, dass es Vorn töten würde, wenn ich eine Entscheidung träfe, würde ich sie vermutlich nicht treffen... dann stellt sich die Frage welches Ziel man verfolgt. Sagt man es mir verhindere ich ihn zu töten, nehme dann aber vielleicht etwas viel größeres in Kauf von dem ich nichts weiß, einfach weil es nicht klar ist. Viele Prophezeiungen erfüllen sich selbst, einfach weil man von ihnen weiß... sind sie einem unbekannt, dann sind sie nichts weiter als Möglichkeiten die von Seelen wie uns abhängig sind."


    Ihre Stimme war ruhig, doch es schwang etwas sehr nachdenkliches mit. Sie persönlich hielt Prophezeiungen nicht nur für äußerst gefährlich, sondern auch für eine mächtige Waffe... Dinge die gesehen werden, die Optionen öffnen, bewegen die Menschen, beeinflussen und manipulieren allein durch ihre Existenz. Wenn man sie annahm gab man manchmal mehr von seiner Freiheit selbst zu entscheiden auf, als es einem lieb oder bewusst war.


    "Was Tuachal angeht... sein Körper ruht in einer Zelle neben Walays. Zumindest ist so mein letzter Wissensstand gewesen... Seine Seele jedoch... ist bei Terra."


    Dann erinnerte sie sich an den Kampf von Walays gegen An'nai. An jenen schicksalshaften Tag der alles in Gefahr gebracht hatte und so vieles veränderte...


    "An'ai... hat ehrenhaft gekämpft gegen Walays. Er hatte sogar Worte für ihn, als er am Boden lag, die ich nicht erwartet hätte. Sie waren voller Anerkennung für unseren Archon. Ich weiß beinahe nichts über An'nai, nur jenes was ich gesehen habe... und ich stimme mit dir überein. Elkantar ist es, der mir mehr Sorge bereitet... Wir konnten es auf den Feierlichkeiten in Yunalesc beobachten..."


    Sie schloss ihre Hand fest um das Amulett.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Ich kann nicht einschätzen, wie Elkantar und An'nai zueinander stehen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie Freunde sind."

    Alnock wirkte nachdenklich.


    "Im Zweifel denke ich, dass sie in Doerchgard An'nai durchsetzen wird. Auch wenn es schwer fällt, diese Worte zu sprechen: Er ist der Archondort, wie verkehrt auch immer dieses Siegel und das Amt sind.


    Und das wiederum macht es für uns ebenso schwierig, uns dort gegen ihn zu stellen. Seine Macht dort wird groß sein, sehr groß. Und ich habe keine Idee, über die ich auch nur ansatzweise nachdenken möchte, wie man seine Macht schwächen könnte."

  • Sylvana verschränkte leicht die Arme vor der Brust und lehnte sich nachdenklich zurück.


    "Ich glaube daran, dass es einen Weg gibt. Und er ist vielleicht einfacher, als wir es uns alle vorzustellen vermögen."


    Und sie war sich sicher, dass es auch Wege gab die durchaus möglich, dafür umso komplizierter sein mochten...

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Alnock schenkte ihr ein Lächeln. Das erste Licht des sich ankündigenden Tages reichte aus, um zu sehen, wie dieses Lächeln den Mann, dem man die Erschöpfung ansah, um Jahre verjüngte.


    "Ich bete, dass Du Recht hast, Sylvana."


    Er blickte sich um, mit zusammen gekniffenen Augen, so als versuchte er, die noch über dem Tal liegende Dunkelheit mit schierer Willenskraft zu durchdringen.


    "Ist es nicht seltsam? Früher war ich immer nur an dem einen Ort, und wenn er mir auch groß vorkam und weitläufig, so ist er doch klein im Vergleich mit diesen Landen.
    Die Zeit verging anders dort. Man erinnerte sich der Jahre aufgrund von Ereignissen: "War das nicht das Jahr, in dem der Mühlteich nicht zugefroren ist, weil der Winter so mild war? War das nicht das Jahr, in dem wir die große Eiche an der Scheune fällen mussten, weil sie nach dem Blitzschlag nicht mehr sicher stand?"
    Und nun? Ich bin selten länger als ein paar Tage am gleichen Ort, und manchmal verschwimmen die Ereignisse schon nach ein paar Tagen und ich kann nicht sagen, ob etwas am Tag vor Gestern gewesen ist oder zwei Tage zuvor."


    Er seufzte.


    "Manchmal ist mir das alles zu ... schnell. Ich bin ein Mann, der Zeit braucht, um eine Sache von allen Seiten zu betrachten, bevor er eine Entscheidung trifft. Und all zu oft gibt dieses Land mir diese Zeit nicht."

  • Sie lächelte milde...


    "Ich glaube das geht sehr vielen, wenn nicht sogar allen hier so."


    Ein Seufzen kam ihr über die Lippen.


    "Deswegen finde ich bestimmte Dinge sehr schwierig. Hier leben die unterschiedlichsten Völker, einige von ihnen leben seit Jahrtausenden auf eine Art, die hier nicht greift und müssen sich nun, wenn sie hier leben wollen anpassen. Nimm Vorn, oder Ka'Shalee... Sie lebten Jahrhunderte in der für sie gewohnten Welt. Nun sind sie seit... 8 Jahren hier? Ein Wimpernschlag für einen Elfen... und man verlangt von ihnen mit Druck sich anzupassen. Es wird nicht nachgefragt, kaum jemandem ist es bewusst welche Dinge damit einhergehen und welche Verantwortung Personen wie sie für ihr ganzes Volk mit sich herumtragen. Ich sehe wie schwer es für meine Leute ist... ich kann mir nur vage begreiflich machen wie schwer es für ein Volk wie die Dunkelelfen sein muss."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Und doch ist es möglich. Ich sage nicht, dass Vel'Inthull oder Valas den ganzen Weg gegangen sind, dass Vorn seine Reise beendet hat, oder Kellindar - den einzuschätzen mir viel schwerer fällt, als ich zugeben möchte.


    Und auch die Herrin des Nordens bewegt sich, verändert sich.
    Ich weiß die Gedanken der Elemente nicht und maße mir nicht an, etwas derartiges zu behaupten. Meiner Meinung haben sie die Größe gesehen, die Ka'Shalee erreichen kann. Selbst ich habe sie gesehen. Die Würde, mit der sie sich bewegt, mit der sie spricht.
    Ich kann nicht anders als glauben, dass die Elemente sich wünschen, dass die Nyame des Sturms ganz zu ihnen kommt, dass sie ihr jede Hilfestellung geben, die sie sich ausdenken können, dass aber die Entscheidung letztlich von ihr kommen muss."


    Sein Lächeln war dünn, aber nicht falsch. Wahrscheinlich wäre er nicht einmal in der Lage gewesen,einen Täuschungsversuch zu unternehmen, wenn er es gewollt hätte.


    "Das ist die Erfahrung, die ich für mich selbst gemacht habe. Vielleicht sehen sie in unsere Herzen, aber die ganze Zeit, in der ich still und heimlich Terra geliebt habe, war es, als würde er mich nicht sehen. Erst, als ich es hinaus gerufen habe in die Welt, als ich aufgestanden bin und gesagt habe "Hier bin ich, ich werde nicht fort gehen, nie wieder, und ich gehöre Euch!", da haben sie mich angelächelt. Und mir zu verstehen gegeben, dass sie mich schon lange kennen und gutheißen, dass ich endlich aufhöre, zaghaft zu sein."

    Nun war es ein eindeutig glückliches Lächeln, das sich auf seinen Lippen zeigte.


    "Natürlich ist es für einen aus dem Volk der Drow schwieriger. Vorn hat mir von seiner Kindheit berichtet, und auch Vel'inthull hat das eine oder andere fallen gelassen. Für eine Frau und Priesterin muss es noch schwerer sein.
    Aber gerade von einer Priesterin müssen sie es verlangen, müssen sie verlangen, dass sie öffentlich und für alle sichtbar das Alte ablegt und das Neue annimmt. Oder zumindest beides verbindet.
    Denn die Nyame ist die Priesterin der Elemente, und sie ist nicht vollständig, das Siegel ist nicht vollständig, wenn sie es nicht ist."

  • "Du weißt aber auch welcher Gefahr sie das aussetzen würde? Und jene die ihr folgen und nicht rund um die Uhr beschützt werden? Kinder, Frauen und andere Ilythiiri die eine Lüge leben in der Hoffnung, dass sie die Zukunft für die Personen wie Vorn mit meiner Hilfe kämpfen noch erleben werden... Ich habe Leomir gehört. Er hat schon oft davon gesprochen jene zu richten die sich nicht entscheiden wollen oder können. Das mag seine neu errungene Pflicht sein, aber er fragt sich nicht was er damit zerstört, oder ob es nicht einen guten Grund hat warum man nach außen hin eine Lüge lebt aber im Inneren eine Entscheidung getroffen hat. Ungeduld kann Welten, Hoffnungen und Zukünfte zerstören... und die Elemente sind ewig... für sie hat Zeit keine Bedeutung. Ob eine jemand wie Ka'Shalee nur kleine oder auch mal große Schritte macht ist nicht von Belang, nur ob sie welche macht sollte von Interesse sein. Ich hoffe für euch alle, dass man euren Tatendrang nicht gleichsetzt mit Gleichgültigkeit oder blindem Fanatismus."


    Der Gedanke machte ihr ehrliche Sorgen. So viele Stimmen kamen zu ihr und sprachen darüber was sie sahen, verstanden und wovor sie sich fürchteten. Wären nicht so viele gute Seelen in den Reihen der ewigen Schwerter, auch sie hätte sich vielleicht schon abgewandt. Es war schwierig... so unendlich schwierig.


    "Ich glaube auch, dass es den Elementen nicht zwingend darauf ankommt ob du es aussprichst, sonst wäre jeder stumme Gläubige arm dran..."


    Sie legte sich die Hand auf ihr Herz.


    "Das hier ist wichtig. Meine Seele gehört keinem Orphaliot, keiner Almahandra und keinem ewigen Schwert das mich zwingen will mich zu entscheiden. Ignis weiß wem sie gehört... solange ich lebe gehört sie mir auch in der Pflicht den Elementen gegenüber und wenn ich sterbe... gehört sie ihnen. Ich muss es nicht hinausschreien. Ich muss nicht hoffen oder glauben... das einzige was ich muss... ist wissen."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Alnock machte eine abwehrende Geste.


    "Natürlich ist das, was zählt, ob jemand glaubt oder nicht. Weil, wenn er nicht glaubt, sein Tod bedeuten kann, dass er ungeschützt ist vor dem Zug des Nechatons. Und dann stärkt er die Nemesis des Elementes, an dem mir am meisten liegt.
    Und weil es einfach wichtig ist, hier auf der richtigen Seite zu stehen."


    Er deutete ein Kopfschütteln an.


    "Alle Welt scheint der Meinung zu sein, dass Leomir das Aushängeschild, die Stimme und der Vortänzer des Ordens ist.
    Aber ganz so ist es nicht.
    Bitte vergiss nicht, dass er immer noch von Aeris durchdrungen ist, mehr als von allen anderen. Und ich von Terra.
    Er und ich unterscheiden uns durchaus.
    Und wir haben nicht immer die gleiche Meinung.
    Das bdeutet aber nicht, dass wir nicht das gleiche Ziel verfolgen, Seite an Seite streiten und feiern könnten.
    Es hat eine Weile gedauert, das zu begreifen, aber er und ich sind Kinder unter dem Dach der selben Götter."


    Er wurde plötzlich sehr ernst.


    "Und wenn Du sagst, dass Deine Seele nicht dem Almahandir gehört oder der Almahandra ... es bestürzt mich, denn das heißt, dass Du glaubst, dass es bei uns anders ist.
    Orphaliot ist der Gründer unseres Ordens, und wir folgen seinem Beispiel und den Wegen, die er für uns geebnet hat.
    Aber wir tun es für die Elemente. Ihnen gehören unsere Seelen, an ihr Land haben wir sie gebunden bis zur Stunde unseres Sieges oder dem Ende allen Seins.
    Ich weiß, dass mein Bruder Leomir sich hin und wieder hinreißen lässt von der eigenen Begeisterung, doch hoffe ich sehr, dass er nicht den Eindruck vermittelt hat, wir würden nun nicht mehr den Elementen dienen."

  • Sylvana hob leicht den Finger und setzte dabei einen eher mitfühlenden, mütterlichen Ausdruck auf.


    "Doch... genau das ist im Augenblick euer größtes Problem. Leomir redet, ihr schweigt. Ich kenne Leomir lange genug, um zu wissen wie ich es nehmen muss und ich kenne viele von euch auch, um zu wissen, dass ihr so unterschiedlich wie auch gleich seid."


    Ihre Stimme blieb ruhig und sanft. Sie wollte niemanden verurteilen, eher klar machen, welches Bild durch welche Situationen verbreitet wird.


    "Und manchmal fragen sich die Siedler schon wem ihr dient. Ihr ruft "Für Orphaliot" oder Leomir sagt "Orphaliot will es"... Nicht jeder ist bereit euch lange zu beobachten, euch kennen zu lernen. Ihr macht einigen sogar Angst."


    Sie breitete leicht die Arme aus.


    "Ich bin es die vermittelt Alnock. Ich bin es auch, die oftmals für euch spricht, weil ihr in meinen Augen noch am Anfang steht und euren Weg noch nicht zur Gänze gefunden habt. Ihr seid eine neue Generation eines alten Erbes... viel Potential das Hoffnung und Bereicherung sein kann... aber auch genau das Gegenteil. Ich möchte niemals in die Situation kommen müssen nicht mehr für euch sprechen zu können, glaube mir."


    Für einen Moment legte sich ein Schatten auf ihr Gesicht.


    "Ich bin ein Kind des Zwielichts... ich höre mir alle Seiten an und ziehe meine Schlüsse. Das Bild das ihr vermittelt ist zur zeit durch eine Person geprägt und so sehr ich jene Person in mien Herz geschlossen habe, als einen Mann der sich selbst am wenigsten liebt... so sehr muss ich euch sagen, ist das was er tut und sagt ein großer Nachteil für euch. Als der Orden noch keine Stunde alt war sprach ich mit Leomir und ich war besorgt, danach sprach ich mit Valas und Xune und es klang so wie ich es auch bei der Anrufung verstanden hatte... Ihr alle müsst präsenter werden und das was ihr denkt, fühlt und erreichen wollt nach außen tragen. Leomir ist gut darin große Reden zu schwingen, aber er ist auch unglaublich gut darin von einer Pfütze in die nächste zu springen."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Leise lachte Alnock in sich hinein.


    "Ein schönes Bild, Sylvana. Vielleicht sogar ein treffendes."


    Er streckte die Hand aus und berührte sie, eine flüchtige Berührung nur.


    "Ich bin dankbar dafür, dass Du uns unterstützt. Und ich will sicherlich nicht, dass Du irgendwann zu unserem Feind wirst.
    Doch werde ich mich nicht hinstellen und versuchen, gegen Leomir anzubrüllen. Erstens bin ich ihm in dieser Hinsicht nicht gewachsen und zweitens möchte ich es nicht. Er ist mein Ordensbruder. Er hat seine Stärken und Schwächen, gerade so wie ich. Dass das Volk von Mythodea nur den hört, der laut ist, ist mir bewusst. Und ich werde laut sein, auf meine Weise.
    Doch wird und kann es nicht mein Bestreben sein, einem Jeden, den Leomirs Worte unsicher machen, beruhigend auf die Schulter zu klopfen.


    Am Ende werden wir - so hoffe ich inständig - durch unsere Taten wirken, durch unsere Hingabe zu den Elementen und unsere Liebe zum Land."


    Er blickte sie ernst und lange an.


    "Du blickst in die Menschen, Sylvana. Beide Seiten zu betrachten, um entscheiden zu können, welche hell ist und welche dunkel, daran ist kein Fehler, aber sicher eine Bürde.
    Du sprichst von Angst in den Herzen Einiger.
    Warum fürchten sie sich, und wovor?"

  • Sie sah ihm einen Moment lang forschend in die Augen.


    "Du musst nicht gegen ihn anbrüllen, aber du könntest ihm ins Gewissen reden... ihr alle müsst auf einen gemeinsamen grünen Zweig kommen. Erst dann wird man euch auch glaubhaft abnehmen was ihr tut... und nicht mehr so sehr an dem zeifeln was euer Anliegen ist."


    Sie ließ die Berührung geschehen und es schien ihr auch nicht unangenehm zu sein. Allmählich gewöhnte sie sich daran, fand es sogar schön...


    "Sie fürchten sich vor einer neuen Inquisition. Davor welches Potential ihr habt und in welche Richtung dieses gehen mag. Weißt du... Jene die mich töten wollten sind nicht weniger gläubig, als jene die mich lieben und zu schützen suchen... "


    Sylvanas Blick ging in die Ferne.


    "Sie wollen mich brennen sehen. Viele werden sagen sie sind schlechte Menschen, aber im Grunde sehen sie in mir nur eine Gefahr für das an was sie glauben und das kann ich ihnen nicht ankreiden. Nur das sie Mord als Mittel wählen ist dabei der Fehler, das sie einen Richtspruch für sich beanspruchen der ihnen nicht obliegt... Religionen sind gefährlich und jene die sie leben, können angsteinflößend sein. Besonders wenn sie sehr vehement leben woran sie glauben. Sie haben Angst vor dem, was aus euch werden kann... "

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Langsam nickte Alnock mehrmals.


    "Du bist eine sehr weise Frau, Sylvana, und es gibt nicht viel an dem, was Du sagst, dem ich nicht zustimmen kann.
    Glaube kann eine gefährliche Sache sein, denn wer glaubt, der achtet die Gesetze, die seine Götter gemacht haben, und manche davon sind unbequem, andere sogar erschreckend.
    Wir sind Menschen oder angehöriger anderer Völker, und es liegt in unserer Natur, alle Dinge, denen wir begegnen, zu deuten. So auch den Willen der Götter. Und wenn unvollkommene Wesen wie wir die Gesetze von Göttern zu deuten versuchen, können dabei durchaus gegensätzliche Ansichten heraus kommen.
    Ich weiß es nicht aus Erfahrung, doch man berichtete mir, dass ganze Kriege ausgebrochen sind, weil zwei, die deuteten, zu unterschiedlichen Schlüssen kamen."


    Er zuckte mit den Schultern.


    "Wahrscheinlich wäre es das Beste, gar nicht zu deuten. Doch ich weiß, dass das nur Wunschdenken ist. Denn unser Leben ist sehr schnell und wir kommen in viele Lagen, in denen wir nach dem Sinn und Ziel der Gebote leben müssen und nicht nach dem Wortlaut. Und schon deuten wir."

    Er blickte sie mitfühlend an.


    "Es tut mir unsagbar leid, dass diese Dinge Dir von der Hand Deiner Landsleute geschehen sind. Und es tut mir leid, dass Du Entscheidungen treffen musst, die Dir weh tun müssen.
    Leider, Sylvana, gibt es nichts, dass ich daran ändern kann. Ich kann Dir nur mein Mitgefühl anbieten."

  • Sie lächelte sanft.


    "Ich bin Dir dankbar dafür und es ehrt dich. Mir selbst jedoch tut nur leid, dass jene die mich töten wollten nun den Hass ihrer eigenen Brüder und Schwestern auf sich ziehen werden. Ich kann ihnen nicht böse sein, selbst, wenn ich sie, sollten wir sie in die Hände bekommen, zum Tode verurteilen müssen. Warum sollte ich es auch? Sie sind ebenfalls nur Kinder ihres Glaubens und wollen diesen und sein Erbe mit aller Macht beschützen. Nein, ich bin nicht böse mit ihnen, ich habe Mitleid..."


    Ihr Blick wanderte für einen Augenblick über das nun ruhige Lager. Das Lächeln blieb ein sanftmütiges Schmunzeln.


    "Vorn würde jetzt den Kopf schütteln, es zum einen nicht verstehen und zum anderen vermutlich glauben, dass mich diese Art zu denken davon abhält das zu tun was getan werden muss. Dem ist nicht so... allerdings werde ich vermutlich um jeden weinen den wir durch solche Geschichten verlieren, in einem stillen Moment, fernab von Pflicht und Krieg."


    Dann sah sie zu ihm zurück und für einen Moment wirkte es so, als läge ein goldener Schimmer auf ihren grünen Augen. Vielleicht war es aber auch nur der Wiederschein einer Fackel in der Nähe...


    "Ich werde auf dem Feldzug vielleicht viele erschrecken, weil dort die Kriegerin anwesend sein wird, die viele noch nicht kennen..." stellte sie nachdenklich fest.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.