Die Nacht nach der Öffnung der Pforte

  • [Zeitpunkt: In den Morgenstunden des Tages, der auf die Tunnelöffnung folgt
    Ort: An der neuen Pforte
    Status: Bitte vor dem Posten nachfragen
    Teilnehmer: Alnock, Sylvana und evtl. Begleitung]


    Als er erwachte, kannte er den Grund dafür nicht.
    Er war so müde, so zerschlagen gewesen wie selten in seinem Leben.
    Die Hitze, das Tragen der ungewohnten Rüstung, die andauernden Kämpfe, all das Schreien hatten Kraft gekostet.
    Zudem hatte er viel Blut verloren.
    Doch seine Wunden waren längst verheilt, unnatürlich schnell wie stets. Grimnocks Blut mochte ein Teil der Begründung für seine widernatürliche Heilung sein, aber mittlerweile war Alnock sich sicher, dass es Terra war, dessen Segen ihn wahrhaft schnell genesen ließ.


    Draußen war noch immer das Lärmen und Feiern im Gange. Lange konnte er nicht geschlafen haben. Und so fühlte er sich auch.
    Dennoch war er von einer Unruhe erfüllt. Für eine Weile schloss er die Augen und versuchte, sich mit schierer Hartnäckigkeit in den Schlaf zurück zu zwingen.
    Dann gab er es auf. Es war einfach zu heiß und stickig im Zelt.


    Dass er aus lauter Erschöpfung seine Beinkleider und die Untertunika nicht ausgezogen hatte, kam ihm jetzt entgegen. Er schlüpfte in die hohen Stiefel, warf sich eine seiner älteren braunen Tunikas über tastete im Halbdunkel nach einer Waffe. Schlief Frey schon? War auch Faryanne schon zu Bett gegangen? Es war unmöglich, das festzustellen, ohne Licht zu machen.
    Und Licht machen wollte er nicht.
    Seine Hand ertastete das kalte Blatt seiner Stangenwaffe. Er tastete sich bis zu der lederumwickelten Griffstange vor, hob die monströse Waffe vom Boden und erhob sich.
    Mit langsamen Begegungen brachte er seine schmerzenden Muskeln in Gang.


    Dann huschte er aus dem Zelt, stieg bedächtig über die vielen Schnüre und bewegte sich am Rand des Lichtscheins von Laternen und Kerzen.
    Er wollte nicht, dass ihn jemand ansprach, der fröhlich feiern wollte. Daran war ihm nicht gelegen.
    Aber er wollte auch nicht allein sein.


    Unbewusst lenkte er seine Schritte in Richtung des neuen Tunneleingangs, blieb jedoch mehrere Schritte davor stehen.
    Nein. Hier … er hatte mehr als genug bekommen an diesem Abend. Es wäre falsch gewesen, zu viel zu wollen.


    Unschlüssig überlegte er, ob er sich doch einer der feiernden Gruppen anschließen sollte.

  • "Ruhelose Seelen scheint auch Terra nicht immer beruhigen zu können wie mir scheint."


    Raunte eine freundliche Stimme aus einem Schatten unweit des neuen Tunnels. Eine kleine Flamme tauchte ihr Gesicht und das rote haar in einen weichen Schein und obwohl die Frau sonst so ernst zu wirken vermochte, jetzt lag ein zartes Schmunzeln auf ihren Lippen. Sie hatte sich auf Wunsch ihrer Wachen nicht all zu weit entfernt, aber doch so weit, dass sie zumindest das Gefühl hatte eine Weile ungestört ihren Gedanken nachhängen zu können.
    Dann hatte sie Alnock bemerkt. Erst hatte sie ihn gehört, dann gesehen. Es war ähnlich wie bei Vorn und doch anders.


    Die Heilung von Valas hatte sie zutiefst erschöpft und sie fragte sich noch immer was sie Vorn erzählen würde, wenn er danach fragen sollte. Lügen konnte sie ja nicht. Begeistert würde er gewiss nicht sein.


    Ihr war nicht nach feiern zumute und Schlaf fand sie ebenso wenig. Statt dessen saß sie aufrecht an den Fels gelehnt im Gras, fühlte Terras Nähe und bemühte sich gekonnt Vorn nur das zu übermitteln was überwog. Die freude darüber, dass das Tor geöffnet und Skarr gerettet werden konnte. Auch wenn alles andere nicht zwingend gute Nachrichten umfasste und sie sich fühlte, als habe sie ein mächtiges Fuhrwerk gleich zwei mal überfahren und niemand hatte sich seine Kennung gemerkt.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Ein Lächeln teilte Alnocks Lippen, als er den Kopf der Stimme und dem Licht entgegen wandte.


    "Mag sein. Mag aber auch sein, dass ich Terras Unruhe spüre und ihr ... sein Drängen mich wach hält."
    Er schnaubte, halb belustigt, halb abfällig.
    "Ob ich je bereit sein werde anzuerkennen, dass Terra eher der Fels ist als die Mutter? Die Kelen, so fürchte ich, haben mich verdorben."
    Er gestattete sich ein leises Kichern.
    "Und was hält Euch wach, Konf... Mutter?"
    Er warf in hilfloser Geste den Arm in die Luft, der nicht die schwere Waffe hielt.
    "Ich weiß nicht einmal die richtige Anrede. Im Westen würde ich Du sagen und ... Deinen Vornamen benutzen. Im Osten würde ich Euch Ihr nennen und mit Mutter Konfessor anreden, da dies offenbar Euer Titel ist. Doch im Norden ... "

  • "Mutter Konfessor, oder Konfessor Sylvana wenn wir förmlich sein wollen... wenn wir Freunde sein wollen... Sylvana."


    Sie machte eine einladende Geste, ob er sich nicht zu ihr setzen wolle.


    "Was mich wach hält... Gedanken, Sorgen... eine innere Unruhe kurz vor dem Feldzug, der Kummer von Ignis... ich fürchte da kommt einiges zusammen. Mir ist nicht nach feiern, nicht solange Walays, Tuachal und Mac in den Kerkern von Doerchgaard sitzen."


    Unbewusst spielten ihre Finger mit der kleinen Kerzenflamme.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Mit leisem Ächzen ließ sich Alnock im Schneidersitz nieder und legte seine schwere Waffe über die Knie.


    "Ich verstehe Deine Sorgen, Sylvana", ein flüchtiges Lächeln huschte beim Gebrauch ihres Vornamens über sein Gesicht, "nur nicht den Kummer der Ignis. Was bekümmert die Herrin der Flammen?"

  • Sylvana schaute eine Weile zu den Feiernden hinüber und zu den kleinen Flammen die auf tausenden von Kerzen ihren Tanz vollzogen.


    "Vor zwei Jahren, als Terra fiel, war ich an der Seite des Avatars und habe es hautnah miterlebt. Er war so gebrochen, dass sein Lebensfunke erloschen war. Ein Feuer ohne Hitze... voller Kummer und Gram. Ignis fühlt sich schuldig an Terras Situation und der Avatar war ein Spiegel dieses Kummers. Er wollte sterben..."


    Sie schloss die Augen, als die Erinnerung ihr auch den Schmerz und die Wut bewusst machte, die sie an jenem Tag empfunden hatte.


    "Er wollte an der Seite seiner Schwester sein, sein angebliches Versagen sühnen... aber... ich habe ihn aufgehalten."


    Sie lächelte leicht, fast ein wenig versonnen, aber dabei nicht entrückt. So traurig die Geschcihte klang, sie verband damit etwas für sie sehr wertvolles.
    Dann schaute sie zurück zu Alnock.


    "Ignis versucht den Platz zu füllen der nun leer ist und uns alle anzutreiben Terra zu befreien. Viele kennen nur das verzehrende, zerstörende und zornige Feuer... nur wenige wissen um die andere Seite. Du hast mit Vorn gesprochen... dann wirst du Ignis bei ihm gesehen haben. Sie versucht ihn zu beschützen... vor der Leere und der Stille... so wie ich."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Dieses Gespräch war schnell sehr ernst geworden. Aber das war zu erwarten gewesen.
    Alnock seufzte.


    "Mehr als Einem wurde an jenem Tag nicht gestattet zu sterben. Mehr als einer mach sich Vorwürfe, fühlt sich veranwortlich.
    Und das ist nur die letzte Facette von dem Plan, mit dem Argus uns Hoffnung und Leben raubte."


    Er räusperte sich leise.


    "Mein Weg zu den anderen Vier ist ein langsamer, Sylvana. Doch völlig blind bin ich nicht. Ich sah das Feuer in Vorn, ja, aber es war mehr lodernde Wut als wärmende Glut. Er hat keine Hoffnung, lässt dieses Wort nicht einmal zu. Er hat seine Ruhe verloren. Wie viele von uns bewegt er sich auf einen verzweifelten Moment in seinem Leben zu. Denke ich. Wie viele von uns wird er spätestens dort entscheiden, ob es sich lohnt, weiter zu leben. Falls wir erneut versagen."


    Er sagte es ganz ruhig, ohne Pathos, ein Mann, der diese Entscheidung schon lange getroffen hatte.

  • "Ich weiß. Deswegen und für die Elemente, ist der Feldzug auch für mich zu einem Weg geworden der mich vieles kosten wird. Wut, Zorn, ja sogar Hass... es sind Aspekte die dem Volk der Dunkelelfen schon so lange Zeit zu Grunde liegen und so schnell wird sich dies nicht ändern. Aber auch Hoffnung hat viele Facetten, ob Vorn es wahr haben will oder nicht... auch er hofft auf seine Weise."


    Ihre Hand nahm sorgsam einige Steine vom Boden auf, jene die vom Tore Terras gebrochen waren, als Skarr es geöffnet hatte.


    "Ignis bewegt sich durch Emotionen. Jene die du an Vorn gesehen hast sind eben auch jene, die ihn so lange haben überleben lassen."


    Kurz musste sie daran denken was Valas getan hatte als Ain nicht erwachen wollte. Wieviel hass in seinen Augen geglüht hatte und über seine Hände den Weg in Ains Körper gesucht hatte.


    "Manchmal... nicht oft, aber manchmal, kann ich ihm ein wenig Ruhe zurück geben, denn auch wenn viele glauben ich folge nur den Flammen... so sind sie alle ein Teil von mir und ich verstehe Terras Abwesenheit und die Qual die damit einher geht besser als man es vermuten mag. Vielleicht... gerade weil Vorn mir nahe ist."


    Sie schloss die Hand um die Steine und legte ihre andere Hand darauf, als wollte sie harmloses Geröll behüten wie ein frisch geschlüpftes Vogeljunges.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Er blickte sie an, verwundert, so als hätte sie gerade etwas gesagt, dessen er sich nicht bewust gewesen ist.
    Im Halbdunkel war es kaum zu sehen, dass er lächelte.


    "Vorn. Der erste der Drow, mit denen ich sprach. Er ist ... beeindruckend, auf seine Art, furchterregend und doch irgendwie warmherzig.
    Ich mag ihn. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er mich noch mögen wird. Der Weg, den die Ewigen Schwerter gehen, wird ihm zuwider sein. Ich weiß es."


    Fast klang es, als wollte er noch etwas anfügen, aber stattdessen schluckte er trocken.


    "Wir alle sind Kinder aller Fünf. In Manchen sind sie im Ausgleich, in anderen nicht. Das Feuer flackert in Dir auf, wenn Du die Deinen mit Worten strafst. Aber auch in der Liebe, die Du zu ihnen allen empfindest.
    Nicht wahr?"


    Er druckste einen Moment herum.


    "Dennoch bist Du oft erstaunlich ruhig. Zu ruhig. Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Du wirklich ein Mensch bist."

  • Sie musste lächeln, als Alnock Vor beschrieb und ihre Hand fand das Amulett das sie um den Hals trug.


    "Das Feuer ist durch Liebe, Aufopferung und Hingabe zu mir gekommen und hat mich aus einem Käfig befreit aus dem ich selbst keinen Ausweg gefunden habe. und Vorn hatte da einen großen Anteil dran. Ich verdanke Ignis und ihm meine Freiheit... eine Freihet die Konfessoren nicht kennen."


    Das Lächeln wurde weicher und verschwand mit der Zeit ganz, als sie ihm weiter aufmerksam gelauscht hatte.


    "Ich befinde mich oft in einer Zwickmühle. Ich war für Walays stets der Ruhepol, eine Berührung genügte und er beruhigte sich, oder dachte wenigstens noch einmal ach bevor er etwas tat. auch bei Vorn ist das manchmal so. Es ist merkwürdig, dass ich Ruhe und Geduld predige, obwohl Ignis mir den Weg erleuchtet... aber es ist auch nicht immer so. Im Kampf bin ich es die einen Ruhepol braucht. Wenn Blut vergossen wird, Menschen und andere Wesen um mich herum für das an was sie glauben sterben... Wenn der Rausch des Krieges nach mir greift. Ich bi die Anführerin eines Volkes, die Heerführerin meines Ordens in Walays' Abwesenheit... Licht, Recht und Wort... Und mein innerer Kampf mit Ignis muss sich oft dem beugen zu dem ich seit meiner Geburt gemacht wurde. Dem Konfessor."


    Sie musste schmuzeln.


    "Du solltest Vorn mal dazu befragen. Du hast uns noch nie streiten sehen, ich kann auch ganz anders sein."


    Dan verschwand das Schmunzeln so rasch wie es gekommen war und wich der ruhigen Miene die so viele von ihr kannten.


    Ich habe mich schon manchmal gefragt, ob Du wirklich ein Mensch bist


    Ihr Blick ging nachdenklich zu de Sternen.


    "Ich bin im herkömmlichen Sinne auch kein Mensch."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Während ihrer Worte begann Alnock eine abwehrende Geste mit den Händen.


    "Bitte verstehe es nicht falsch. Es war kein Vorwurf, dass Du anders bist als andere Kinder der Flamme, die ich kenne."


    Kurz warf er einen Blick hinüber in Richtung des Lagers.


    "Ich dachte immer, Du wärst Walays' Gefährtin. Nun wirkt es fas so, als wärest Du die von Vorn. Das ... verwirrt mich. So wie das über Deine Menschlichkeit. So, wie Du es sagst, ist mehr dahinter, als dass Du einem anderen Volk angehörst und nur aussiehst wie ein Mensch."


    Wieder sah es aus, als wollte er noch etwas sagen, wieder tat er es nicht. Dieses Mal hustete er leise.


    "Vielleicht wird es einfacher, wenn Du mir zumindest einige Grundzüge dessen erklärst, was ich nicht verstehe. Doch verrate mir keine Geheimnisse, bitte."

  • "Nur wenn du aufhörst Dinge sagen zu wollen um es dann doch nicht zu tun. Konfessoren sind gut darin diese Dinge zu bemerken."


    Sie schmunzelte.


    "Machst du dir Gedanken weegen Terras Eigenschaft zur gnadenlosen Ehrlichkeit? Vorn ärgerte sich damit auch häufiger herum. Ich weiß wie das ist."


    Ich dachte immer, Du wärst Walays' Gefährtin. Nun wirkt es fas so, als wärest Du die von Vorn


    Sie ließ nachdenklich die Steine in ihrer Hand umherwandern.


    "Konfessoren sind... in meiner Heimat vergleichbar mit den Edalphi hier. Wir sind Geschöpfe der Magie, geschaffen durch eben jene. Es heißt man habe die Konfessoren erschaffen, als das Land in Krieg und Intrige versank. Man suchte einen Weg der Rechtssprechung und um die Wahrheit herauszufinden und gab diesem Vorhaben eine Form. Die erste Konfessor war ein Mensch der sich bereit erklärte Dienerin der Wahrheit zu werden. Aber wie es oftmals ist mit der Magie, fordern Geschenke ihren Preis, sind meist eher Pflicht als Privileg. So ist es auch mit den Konfessoren gewesen."


    Sie neigte leicht den Kopf und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr zurück.


    "Im Grunde sind wir also Kinder der Magie. Auf gewisse Weise menschlich und doch ganz anders... Regeln unterworfen die viele Menschen nicht verstehen... "

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Geschenke fordern ihren Preis


    So war es. Und doch ...
    Alnock seufzte, ein tiefer, schwerer Seufzer.


    "Also warst Du ein Mensch wie jeder andere, aber jetzt bist Du ... auf gewisse Weise mehr als das. Und hast andere Dinge eingebüßt."


    Er grinste.


    "Ich glaube, ich kann zumindest das Konzept nachvollziehen."


    Zur Verdeutlichung dessen, was er meinte, hob er einhändig seine Waffe an, die sicherlich ihre siebzig Pfund hatte.
    Er blickte zum Tunneleingang, als er die Waffe senkte.
    "Einen Teil meines Geschenks habe ich heute weiter gereicht."


    Mehrmals blinzelte er und schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, die die Erinnerung brachten, die Angst, Terras Geschenk ganz zu verlieren.


    "Also richtest Du und findest die Wahrheit? Durch Magie, oder indem Du beobachtest?"

  • "Das mit dem Geschenk war einmal so. Heute werden wir so geboren. Wir haben nicht mehr die Wahl so wie es die erste von uns hatte... Die magie ist in mir verwurzelt wie in Elfen oder anderen magischen Wesen. Ohne sie sterbe ich."


    Die Steine in die andere Hand legend legte sie die nun freie Hand auf den rauen Stein.


    "In meiner Heimat ist es so. Kein Seraphim kann mich belügen, mir Dinge verschweigen... Meine Kräfte sind hier anders, außer es betrifft Seraphim. ich bin immer noch sehr gut darin diese Dinge zu sehen. Man erkennt es an Körpersprache, der Stimmlage oder den Augen... wobei... sehr wenige hier dazu neigen mich zu belügen, sie haben eher den Hang dazu mir viele Dinge ganz ohne sie darum zu bitten zu offenbahren."


    Dann sah sie Alnock eine Weile an und schien zu überlegen.


    "Dieser Kontinent kann für mich den Tod bedeuten. Konfessoren sind dazu verpflichtet sich immer beide Seiten anzuhören. Tun sie dies nicht verlangt meine Gabe ihren Preis. Deswegen war es mir so wichtig, dass Lucian den Unterschied zwischen Paktiererei und einfachem Zuhören verstehen würde. Das ich May-the zugehört habe, bedeutet nicht, dass ich wider den Elementen handle oder es zu tun gedenke. In meinem Fall... ist es lebensnotwendig gewesen, dass ich ihm zugehört habe."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Alnock runzelte die Stirn, als sie von ihrer Pflicht sprach, beide Seiten zu hören, und von den Folgen, es nicht zu tun.
    Dennoch ging er zuerst auf etwas ein, das sie zuvor gesagt hatte.


    "Ja. Viele hier tragen schwer an den Dingen, die sie mit sich herum schleppen. Fast ist es, als warteten sie nur darauf, ihre Last mit irgendwem zu teilen.
    Andere sind ... prahlerisch ist vielleicht das richtige Wort.
    Wer zuhören kann und beobachten, der erfährt viele Dinge. Oft mehr, als nötig gewesen wäre.
    Vielleicht ist es, weil sie alle wissen, dass Ihr Kreis schon morgen sich schließen kann und sie wollen, das etwas zurückbleibt, und wenn es nur ein paar Erzählungen oder vorschnell geteilte Geheimnisse sind.


    Ich jedoch fürchte mich davor, was geschieht, wenn ich noch einmal in Gefangenschaft gerate. Unter der Folter ... früher oder später redet man. Wer anderes sagt, hat es nicht erlebt."


    Er zuckte mit den Schultern.


    "Zuhören und Reden ist nicht das gleiche wie Feilschen. Das erste ist erlaubt. Wir brauchen Wissen, um kämpfen zu können. Das zweite ... es wäre besser, wenn man es uns nicht wissen ließe.
    Ich weiß, dass man uns sehr besorgt beobachtet. Und wer vor hat, mit den Verfemten Handel zu treiben, Geschäfte zu machen, Verhandlungen zu führen, der hat all seine Sorgen zu Recht.
    Auch wenn ich wünschte, dass an diesem Ort einige Dinge etwas anders abgelaufen wären."


    Seine Augen weiteten sich, als er bemerkte, dass er den letzten Satz ausgesprochen und nicht nur gedacht hatte.

  • Sylvana hatte ihn aufmerksam beobachtet, während er sprach.


    "Ist dem so?" war ihre schlichte Frage, die deutlich machte, dass ihr nicht entgangen war, dass er etwas gesagt hatte, was er lieber nur gedacht hätte.


    "Ich denke mir das oft, aber man ist nicht immer Herr dessen was vor sich geht, wir sind es wenn ich ehrlich bin, viel zu selten. Beobachten, ja... das tue ich. Permanent. Ich sehe Dinge die andere in ihrer wilden Diskutiererei nicht sehen, merke mir Sachen, die andere für unwichtig erachten und deswegen nicht wissen wenn sie es brauchen. Der Einfluss den ich mit der Zeit bekam kam von allein, ich habe mich nicht darum bemüht. Es ist mein natürliches Streben zu helfen und zu stützen... Es mag seltsam anmuten, dass ich dann ausgerechnet im Norden mein zu Hause gefunden habe... "


    Dann griff sie den unabsichtlich angesprochenen Punkt wieder auf.


    "Was hätte den anders laufen sollen?"


    Ihre Frage klang weniger berechnend als vielleicht erwartet und wirkte eher von einer kindlichen Neugier beflügelt. Alnock konnte sich sicher sein, wenn er Vorn genug kannte, dass gerade diese Art von Sylvana zwischen berechnung und offener Unschuld hin und her zu springen, für jemanden wie ihn gewiss nicht einfach zu händeln war.

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • "Vieles."
    In dem Wort lag Ablehnung. Nicht Ablehnung Sylvanas, aber doch, über das Thema zu sprechen.
    Dann seufzte Alnock.
    "Verzeih' bitte. Das war unangebracht unhöflich.


    Ich hätte Maite töten sollen, oder es zumindest versuchen, bevor er Skarr stehlen konnte.
    Ich hätte nicht gehen sollen, um mich fertig zu rüsten, während Leomir zu Euch predigte.
    Ich hätte früher den dritten Weg finden müssen, der an den anderen beiden vorüber führte: Dem, Skarr sterben zu lassen und dem, Maite zu geben, was er verlangte.


    Ich war wieder einmal nicht klug genug, nicht schnell genug, nicht weise genug."

    Sein Tonfall machte klar, dass dies kein Thema war, über das er gerne sprach.


    "Der Norden wandelt sich, seit Ihr da seid, seit Walays Archon ist anstelle des Verräters.
    Mit der Zeit wird die Kluft kleiner werden, die die Siegel trennt. Ihr seid es, die es bewirken werden.
    Nein, ich wundere mich nicht darüber, dass Du in den Norden gekommen bist.
    Ich wundere mich nur darüber, wie das Land es schafft, immer wieder die richtigen Personen an den richtigen Ort zu bringen."


    Er zögerte kurz.


    "Nein, wundern ist nicht das richtige Wort. Staunen trifft es besser."

  • "Glaubst du das wirklich? Wenn ich sehe wie die Siedler hier streiten und diskutieren, dann frage ich mich manchmal ob das Zeichen das Walays geschaffen hat und das Vorn und ich so sehr verteidigen das ist was es sein sollte. Ich habe einige Male davor gestanden, mit dem Wappen der Einigkeit in den Händen und wollte selbst predigen... aber es würde nichts ändern. Jene die glauben das Richtige zu tun werden dies auch weiter tun... auch auf Kosten dieser Einigkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kluft kleiner oder nicht noch tiefer werden wird."


    Sie atmete leise durch.


    "Es gibt Momente in denen ich mich frage ob meine Worte genug Wert haben um für die Elemente zu sprechen... und dann welche in denen ich stolz darauf bin, dass mich menschen wie Leomir aufsuchen, um meine Meinung oder meinen Rat zu suchen. Wir alle hätten vieles vorhersehen und verstehen müssen Alnock... das betrifft uns alle."


    Sie machte eine ausladende Geste.


    "Wir alle wissen es seit Jahren was unsere Schwäche ist und was muss man sehen? Selbst eine so kleine Delegation wird sich nicht einig, hat kein Vertrauen, klagt an und ist damit beschäftigt das eigene Ego oder den eigenen Vorteil voran zu bringen. Ich hätte Valas Unterstützung gebraucht... Ich bin die Stimme der Nyame, aber ich bin nicht sie und das werde ich nie sein. Manchmal... vermisse ich den Neches Re... Es entstehen immer mehr kleine Gruppierungen anstatt eine große zu schaffen. Eine gemeinsame Welle, einen Flächenbrand, Sturm oder Erdstoß gegen den Feind."


    Ihre Stimme wurde schwer.


    "Versteh mich nicht falsch... ich will das Erbe von Orphaliot nicht zerreden, aber manchmal frage ich mich ob die alten Dinge, jene kleinen Blüten wirklich zu dem Baum werden können den wir eigentlich brauchen... "

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.

  • Alnock schwieg.
    Nicht, weil er nichts zu erwidern gehabt hätte, sondern weil es zu viel gab, was er darauf erwidern konnte und weil er wusste, wenn er den Worten einfach freien Lauf lassen würde, würde der Sinn schwer zu verstehen und leicht zu verdrehen sein.
    Dafür war dieses Gespräch zu wichtig.
    Hier sprach er nicht mit einem alten Freund, der eigentlich Vertrauen hatte, jedoch noch einmal versichert bekommen wollte, dass Alnock nicht plötzlich den Verstand verloren und sich einem Orden von Schlächtern und Folterknechten angeschlossen hatte.


    Sylvana war ein Machtfaktor, vielleicht mehr, als ihr bewusst war. Sie war Stimme der Herrin des Nordens und damit einer Person, die nur schwer zugänglich und fremdartig war.
    Mit Sylvana zu sprechen war einfacher, man war nicht gezwungen, während des Gesprächs zu knien und niemand drohte einem mit dem Tod, wenn man etwas anderes betrachtete als den Boden.
    Sylvana zu lieben war um so vieles einfacher als Liebe für Ka’Shalee zu empfinden.
    Die Drow wurde respektiert, gefürchtet, aber nur von wenigen verehrt oder geliebt.
    Sylvana hingegen …


    Sie zu gewinnen, hieß, den Norden zu gewinnen. Es sich mit ihr zu verscherzen, hieß, dass der gesamte Norden ihre Vorbehalte übernehmen würde.
    Sogar Vorn schien ihr aus der Hand zu fressen.
    Wobei er sich nicht sicher war, wer da wen fütterte. Vorn war nun einmal jemand, der jeden Vorteil nutzte, der sich ihm bot.


    Ein Teil von Alnock hasste es, derartige Überlegungen anzustellen. Es wirkte kalt und moralisch irgendwie nicht richtig.
    Ein anderer Teil schalt ihn aus für diese Gedanken. Er hatte schließlich nicht vor, Sylvana zu manipulieren oder zu benutzen. Er wollte nur sicher gehen, dass seine Botschaft sie erreichte, dass sie ihn nicht missverstand. Hier stand mehr auf dem Spiel als auf dem ersten Blick sichtbar war.


    „Im letzten Jahr war ich im Osten, wie Du vielleicht weißt“, begann er schließlich.
    „Ich habe dort viele Dinge gelernt.“
    Er deutete auf die Wiese, die sie umgab.
    „Wenn Du auf die Klippe dort oben steigst und Dir bei Tageslicht diese Fläche ansiehst, siehst Du eine Wiese. Aber wenn Du herab steigst und Dich hinkniest und genau hinschaust, dann siehst Du viele Halme, manche grüner, andere weniger, und Insekten, die dazwischen herum krabbeln.
    So ist es auch mit den Siegellanden. Von Außen sehen sie aus, als wären sie aus einem Guss, hätten nur eine Richtung. Erst aus der Nähe kann man die Unterschiede ausmachen, die Einzelheiten.


    Viele im Osten leben in der Welt, aus der sie kamen. Es hat verschiedene Gründe, die jedoch niemand von uns ändern kann.
    Jene sind es, die dem Norden misstrauen, ihn vielleicht sogar hassen, denn sie betrachten den Norden nur von Außen, und was sie sehen, sind Drow und Chaosanhänger, ihre alten Feinde.


    Manche im Norden sind nicht so verschieden. Nur sind sie nicht so zahlreich und können es sich nicht erlauben, ihre Stimmen im gleichen Maße zu erheben.


    Doch hier wie dort gibt es andere. Jene, die bereit sind, ihre Augen zu öffnen. Jene, die bereit sind, zu lernen. Jene, die bereit sind, alten Ballast abzuwerfen.
    Und weil ich die Menschen liebe, und weil ich fest daran glaube, dass der Einzelne niemals so dumm sein kann wie die Masse, hoffe ich darauf, dass es immer wieder Umstände gibt, in dem Personen zusammen arbeiten müssen, die es sonst nicht getan hätten.
    Wer erkennt, dass der Gegenüber auch Sehnsüchte hat, Ängste, Hoffnungen, dass es nicht sein Ziel ist, den Rest der Welt zu töten, zu versklaven, zu beherrschen, der entfernt sich vom blinden Hass.
    Es ist ein langsamer Prozess. Quälend langsam. Aber jeder Schritt aufeinander zu hilft.


    Ich muss zugeben, dass ich dem Chaos misstraue, es nicht verstehe. Es fällt mir schwer zu glauben, dass sie sich den Elementen verschrieben haben, solange sie noch immer die Pestilenz anbeten. Und das tun sie.
    Doch gleiches gilt für andere Gruppen. Die Valaren und Bärensteiner. Völlig vernagelte Kleingeister, die nur hier sind, um den Reichtum des Landes zu plündern und sich hinter dem Deckmäntelchen von Waffenhilfe für die Elemente verschanzen.


    Nicht alle werden sich Deinem großen gemeinsamen Erdrutsch anschließen, Sylvana. Es war von vorneherein ein Traumbild. Doch jeder einzelne, der die hinter diesem Banner versammelt, zählt. Jeder einzelne, der seine eigenen Vorlieben und Abneigungen hinter der größeren Sache zurückstellt, ist ein Gewinn.


    Und das weiß auch Thorus. Auch wenn seine Truppen vielleicht nicht bereit sind, diesem Banner zu folgen und er es bisher vorzieht, keinen Zwang ausüben zu wollen.
    Und das weiß auch Ain. Auch wenn sie manchmal anders wirkt.


    Natürlich wird es einfacher, je häufiger man zusammen arbeitet. Hier, hier hat es noch zu viel Kraft gekostet, so etwas wie eine Hackordnung aufzustellen. Jeder, der sich für wichtig genug hielt, hat seine Duftmarke an diesen oder jenen Busch gesetzt und gespannt geschaut, ob es einen der anderen interessiert.
    Vielleicht ist es nicht das klügste Vorgehen gewesen, aber dies ist nun einmal die Art, wie wir gemacht wurden.“


    Wieder blitzte ein Lächeln in seinem Gesicht auf.


    „Es wäre nicht nötig gewesen. Es hätte eine Person gegeben, der die anderen gefolgt wären. Sie hätte nur aufstehen und ihren Anspruch für jeden hörbar deutlich machen müssen. Doch sie hat es nicht getan.“


    Er warf ihr einen langen Blick zu.


    „Was den Orden angeht … es ist schwierig. Fast fehlen mir die Worte, und dies kommt nicht häufig vor.“
    Mit einem Lächeln deutete er an, dass er sich über sich selbst lustig machte.
    „Im Kampf gegen die Verfemten stehen wir an Eurer Seite. Beim Schutz der Schwachen stehen wir an Eurer Seite. Doch wir können uns nicht einreihen, können nicht auf Eure Führerschaft vertrauen, denn das würde uns abbringen von unserer anderen Aufgabe.


    Ich war hier wegen Terra. Die anderen … wurden von der Almahandra geschickt. Und ich glaube, dass ich den Grund kenne. Willst Du ihn hören?“

  • Sie fragte sich während sie ihm aufmerksam zuhörte, ob ihm bewusst war das es immer zwei Seiten gab.


    Sie hatte damals den Schwur der Neches Re gehört, sie hatte sich diesen Worten verbundener gefühlt als irgendeinem anderen Eid den sie während ihres Lebens hatte schwören dürfen und doch... gab es so viele Dinge die nicht in das Gesamtkonzept passten. Es ihr und anderen unmöglich machen würde zu folgen.


    Sylvana ging schon lange einen ähnlichen Weg wie es der Orden tat, aber sie sah keinen Sinn darin Menschen aufzugeben die dies ebenfalls taten um sich einer weiteren Gemeinschaft anzuschließen in der sie die selben Aufgaben erledigen würde. Eine Pflicht für eine andere Pflicht und so viele die man dabei zurücklassen würde. Das konnte sie als Konfessor der, als erste seiner Art, vom Volke auch geliebt wurde nicht vertreten. wenn sie mit Valas, Alnock oder Xune sprach, dann war der Orden das was sie in ihm gesehen hatte, als er neu erweckt wurde. Wenn sie Leomir reden hörte, dann sah sie Dinge die ihr nicht gefielen, Dinge, die sie für durchaus gefärhlich hielt. Arroganz, Dekadenz und Märtyrertum. Sie war sich fast sicher, dass all diese Seelen die das zeichen der ewigen Schwerter trugen sich selbst noch nicht zur Gänze einig waren. Immer wenn sie über den Orden nachdachte zogen ihre Gedanken Kreise die sie schwindelig machten...


    Viele dieser Gedanken, hatte sie Leomir mitgeteilt. Denn auf eines konnte der Orden sich verlassen... sie würde immer ehrlich mit ihnen umgehen wenn man sie darum bat. Und sie würde keinen von ihnen sterben lassen wenn sie in der Nähe war. Es war ein Freundschaftsdienst. Sie sah in Valas einen Waffenbruder... auch wenn Leomir sie freundlich darauf hingewiesen hatte, dass sie bald nicht mehr von Nöten sein würde, spätestens dann nicht mehr, wenn all diese Dienerschaften des Ordens existieren würden.


    Innerlich schüttelte sie darüber den Kopf.


    "Ja... ich weiß das dem so ist. Und ich weiß auch das viele der festgefahrenen Fronten nur schwer zu besiegen sind. Viele sehen bei den Seraphim die Einigkeit und den Zusammenhalt den man sich für diesen Kontinent wünscht, aber selbst wir sind innerlich zerrissen und befinden uns noch imemr in einer Zeit des Umbruchs. Nicht alle werden verstehen wie es mich berührt hat einen Dunkelelfen dabei zu beobachten wie er dem Sonnenuntergang zusah und sich wünschte, dass es einmal Kinder geben würde die nicht von seiner Göttin berührt werden würden. Was das Chaos angeht... ich weiß es nicht. Vorsicht ist immer noch etwas das ich stets predige... einige Jahre können Jahrhunderte nicht vergessen machen."


    Sie wusste aber auch, dass manchmal ein Funke ausreichte um eine tiefgehende Dunkelheit zu erhellen. Wieder suchte ihre Hand das Amulett.


    "Gern, erzähl mir davon."

    Nur indem wir unser eigenes Licht ohne Angst scheinen lassen geben wir anderen Menschen die Erlaubnis und den Mut, das Gleiche zu tun.