Trauer am Sturmberg

  • Schnee rieselte auf die Haare des Sturmreiters, die ihm einige Böen immer wieder vor das Gesicht trieben. Die Reihe der Naldar ohne Turban, die sich aufgestellt hatten der Naldarpriesterin aus der Zeit ihrer Ahnen das letzte Geleit zu gewähren, waren ein trauriger und ungewöhnlicher Anblick. Sie hatten die alte Heimstatt Sir Ulrichs mit zwiespältigen Gefühlen verlassen, viel erreicht und viel verloren. Die Stimme der Priesterin, die die Segnung Aeris sprach und dabei gegen die Winde ankämpfte, die um den Sturmberg fegten, sie drang zwar an sein Ohr, aber sein Herz war zu schwer um Ermutigung zu zulassen. Die Erinnerung an die "Statue", an Naima, an ihre so vergebliche Liebe, den Schmerz der Erkenntnis und ihr Blick in diese Zeit, trafen Naldarir hart. So kurz die Zeit gewesen war, so sehr hatten ihn doch die Schwester gerührt, die Aeris schon zur Zeit vor dem Weltenbrand verehrte. Die doch in ihm ihren Bruder, ein Kind Aeris hatte sehen können.
    Die Stille, die fehlenden Worte, ließen ihn hoch sehen. Die Priesterin hatte die Arme ausgebreitet und hielt nun, in einer Pose ruhiger Kraft auf jeder Hand eine der Halbschalen, die Naimas Asche enthielten. Der Wind strich über den Grad, fasste in die Schalen und erzeugte kleinen Wirbel von Asche, die langsam aufwärts tanzten. Immer mehr der Asche erhob sich, trieb fort
    und bildete von beiden Schalen aus bald ein gemeinsames Band, dass weiter aufstieg und sich zur Spitze des Sturmbergs zog, ehe es den Blicken entschwand.
    Naldarir fröstelte und er zog seinen Umhang zusammen, eine Stunde steigen sie nun schon hinab, keiner sagte ein Wort. Sahila, seine Frau, die neben ihm ging, schien auch ihren Gedanken nach zu hängen. Er nahm sie in den Arm und mit leisen Gedanken an die bevorstehende Reise stiegen sie weiter hinab.