Beiträge von Jolanda Lavendel

    Jolanda konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Mann war nochmal ganz anders, als alle , die sie bisher kennengelernt hatte. Jetzt, wo sie sich langsam an seine Art gewöhnte, fand sie ihn beizeiten sehr amüsant. Celewiel bot sofort an etwas besonderes zum Trinken zu besorgen und machte sich prompt auf den Weg. Jolanda wandte sich Landuin zu und entschuldigte sich für einen kurzen Moment. Sie ging ein kurzes Stück mit Celewiel, sagte sehr leise etwas zu ihr, woraufhin sie etwas enttäuscht wirkte. Jolanda lächelte sie aber aufmunternd an und Celewiel verschwand, nicht mehr allzu niedergeschlagen wirkend, zwischen den Zelten. Dann kam Jolanda wieder auf Landuin zu, legte ihre Tasche ab, nahm einen Holzscheid und legte ihn in die Flammen. Das Feuer wurde schnell heller und wärmer. "Was darf ich dir zu trinken anbieten? Hast du Lust auf Lavendelwein? Oder etwas herberes? Celewiel möchte auch unbedingt noch schauen, ob sie in ihrem Sortiment noch etwas besonderes für dich hat." Just in diesem Moment tauchte die Halbelfe wieder zwischen den Zelten auf und brachte eine Flasche Met. Dann verabschiedete sie sich wieder und ging zum Tor. "Ich habe Celewiel gebeten uns noch eine Weile alleine sprechen zu lassen. Da sie aber auch Neuigkeiten hat, die uns vielleicht später interessieren könnten, bleibt sie noch auf. Also: Was möchtest du trinken?"

    Und er hatte seinen letzten Satz noch nicht ganz beendet, als ihn von schräg hinten ein lautes, schrilles, langgezogenes "Aaaaaaaahhhh" unterbrach. Prompt stand eine Frau vor Jolanda und Landuin, die Jolanda etwa bis zur Schulter ging, langes braunes Haar trug und über das ganze Gesicht strahlte. Sie muss hinter dem Feuer am Tor leicht hinter der Palisade gesessen haben, anders konnte Jolanda sich nicht erklären, warum sie sie nicht gesehen hatte. Schon in der herantretenden Bewegung umarmte sie Jolanda, wandte sich dann Landuin zu, betrachtete ihn von oben bis unten und plapperte fröhlich los: "Gut dass Jolanda wieder da ist. Und wer bist du? Hast du sie zurück begleitet und auf sie aufgepasst? Danke! Und wo kommst du denn her...?" Jolanda legte der Frau eine Hand auf die Schulter, woraufhin sie von Landuin abließ, ihren Kopf Jolanda zuwandte und sie fragend anblickte "Ja?". Jolanda atmete demonstrativ einmal tief durch und sagte dann ganz ruhig: "Celewiel, nur mit der Ruhe! Wir sind nicht auf der Flucht! Wir kommen gerade erst an!" Zu Landuin gewandt sagte Jolanda dann: "Entschuldige sie bitte, sie war ganz aufgeregt, weil ich weg war und sie den Auftrag hatte mich zu suchen, wenn ich zum Morgengrauen nicht da gewesen wäre. Und sie wollte unbedingt warten und nicht schlafen gehen...", sagte sie mit einem belustigten Schmunzeln. "Das ist meine Freundin Celewiel Quellhain!"

    Jolanda bemerkte den Blick auf das schwarze Brett und hielt dort kurz an. "Ja, das war eine gute Idee. Es ist noch verbesserungswürdig, aber dem Brett wurde mehr Beachtung geschenkt, als ich mir erhofft hatte." Als sie sich Richtung Schlagbaum bewegten, öfnnete die freundliche und treue Torwache umgehend und grüßte gewohnt freundlich. Zur linken des Schlagbaums an einem kleinen gut sortierten Tisch saß zwar etwas schläfrig, aber freundlich lächelnd ein Mann, der umgehend anfing zu reden "Jolanda, endlich bist du mal wieder da. Ich habe dir unglaublich viel zu berichten!" Jolanda sagte darauf: "Ach mein guter Ducan. Das kann bis morgen warten. Warum bist du denn noch nicht im Bett?" Grummelnd aber zufrieden lächelnd packte Ducan seine Sachen zusammen. Zu Landuin gewandt sprach Jolanda: "So, mein werter Gast, willkommen im Aufbruch!" Geradeaus auf einem großen Platz war ein Scheiterhaufen zu sehen, der noch leicht schwelte. Links brannte ein Feuer, darum waren Strohballen platziert, auf denen aber niemand mehr saß. Rechts eine Runde aus zahlreichen Stühlen, kein Feuer, einige Leute saßen um den runden Tisch der in der Mitte stand, tranken und schienen zu diskutieren, wobei wohl das Gesetz des Lautesten galt. Als einige in ihre Richtung blickten versteckte Jolanda sich halb hinter Landuin. Weiter geradeaus, ein Stück hinter dem Scheiterhaufen war die Taverne zu sehen, mit Tischen und Bänken. Einige kleine Feuer brannten, die Tische waren mit Kerzen erleuchtet. Einige Tische waren noch besetzt, Betrunkene sangen Lieder oder erzählten Geschichten und Heldentaten. Nachdem Jolanda Landuin einen Moment der Orientierung gelassen hatte, fragte sie: "Und, wo möchtest du gerne Platz nehmen?"

    "Diese Person rief in der vorletzten Ausgabe des mitrasperanischen Herolds dazu auf, sich bei ihr zu melden, um über den Dienerbefehl zu sprechen. So wie ich es verstanden hatte, verfolgt sie scheinbar ähnliche Ziele wie wir auch. Sie steht ebenfalls auf meiner Liste von Leuten, die ich zu dem Thema aufsuchen wollte. Ich hatte nur die Hoffnung, dass du mit ihr vielleicht schon Erfahrungen gemacht hast. Befasst du dich denn schon länger mit der Thematik?" Inzwischen waren die beiden kurz vor dem schwarzen Brett des Aufbruchs angekommen. Es waren nur noch einige Schritte zu gehen. Der Schlagbaum war hell erleuchtet, denn direkt dahinter loderte ein Feuer, welches man schon aus einiger Entfernung sah.

    "Das sehe ich genau so", sagte die Elfe und ging weiter. "Ich bin mir sicher, dass sie gelernt hat. Auch sie hat sich auf die Suche nach Wissen über den Dienerbefehl und dessen Entfernung gemacht. Aber ihr Urteil, dass sie von den Narech'Tuloch und Naldar auferlegt bekam, kann sie erst in der Hohld abtragen." Als sie das sagte, wirkte Jolanda etwas besorgt. "Aber darum soll es hier ja nicht gehen. Sag mal, hast du schon einmal von Xyrane Senobhrai von Dunholme gehört?"

    Jolanda ging mit, recht vorsichtig und unsicher an Stellen, wo es dunkler war. "Ich denke wir sollten erst im Lager mit dem wirklichen Gespräch beginnen. Wer weiß, wer hier noch alles Wortfetzen mitbekommt?! Du weißt, dass die Person, die unglücklich mit der Boro'Madar sprach, auch bei uns lagert. Glaube mir bitte, es geht ihr schlecht genug. Wir sollten es dabei belassen." Jolanda hielt kurz an und schaute den Mann eindringlich an, um seine Reaktion abzuwarten.

    "Ich glaube, dass es unzählbar viele Dinge gibt, die ich nicht kenne und mit denen ich noch keine Erfahrungen gemacht habe. Aber wieso merkst du das gerade an? Habe ich mich seltsam verhalten?" Eigentlich wirkte die Elfe verwirrt über die Äußerung von Landuin, aber sein leichtes Lachen war ansteckend und so lachte auch sie. "Nun gut, wie du weißt geht es zu meinem Lager dort entlang." Sie wies mit ihrer Hand in die Richtung des Banners der Entdecker und schlug die Richtung ein.

    "Glaubst du wir haben tatsächlich so viel zu erzählen, dass es die ganze Nacht dauert?", fragte Jolanda erstaunt. Sie schaute sich den Stand des silbernen Wagens an. "Es dauert noch einige Zeit bis es wieder hell wird. Aber je nachdem wieviel du mehr weißt, als ich, kann das schon sein. Also ja, dann bist du eingeladen die Nacht bei mir in unserer Wandertaverne, oder an einem anderen Feuer zu verbringen."

    "Hmmmm, ich frage mich gerade, welche Wahl die Nyame denn gehabt hätte... Die Negatoren künden sich ja selten an. Allerdings finde ich es auch gefährlich ein kleines Kind mit auf einen Kriegszug zu nehmen. Da hast du Recht. Aber wer von uns ist ohne Fehler? Bereut nichts, was er oder sie je getan hat? Ich glaube darum geht es hier gerade weniger, sondern darum, ob wir diesen Personen vertrauen können. Ich muss dir ehrlich sagen: Ich vertraue nicht vielen Personen voll und ganz. Eigentlich nur dreien und von denen ist einer gefallen. Aber dennoch denke ich, dass ich mich verbünden muss, um für die Freiheit zu einem Ergebnis zu kommen. Bisher habe ich mit Liandra nur Wissen ausgestauscht. Und sie ist eine Person, die die Gunst des Bundes, dem ich angehöre, genießt. Daher ist es wahrscheinlich, dass wir auch in Zukunft gemeinsam vorgehen werden. Allerdings liegt es am Ende immer noch an mir, wieviel Wissen ich wem gebe." Inzwischen hatte sie alles beisammen gepackt. Jetzt stand sie vor Landuin, schüttelte das Tuch kurz aus, auf dem er gesessen hatte und lächelte schräg. "Dieses Verhalten musste ich lange lernen, aber inzwischen kann ich es. Einigermaßen zumindest." Sie unterbrach kurz und legte sich das Tuch um die Schultern und wickelte sich darin ein. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung in Richtung der Festung. "Ich könnte dir erzählen, was ich bisher insgesamt über den Dienerbefehl herausgefunden habe. Es ist zwar wahrscheinlich in der Gesamtheit noch nicht viel, aber es könnte schon eine Weile dauern. Also wenn du magst, können wir auch in unser Lager gehen. Da gibt es einige Feuerstellen, die um die Uhrzeit nicht besetzt sind." Sie schaute ihn fragend an und fügte noch hinzu: "Dann könnte auch meine zweite Rückversicherung getrost schlafen gehen." Sie zwinkerte ihm zu. "Und... es gibt noch Lavendelwein!"

    Langsam fröstelte es der Elfe. "Wollen wir wieder ein Stück gehen?" fragte sie und war schon dabei ihre Dinge zusammen zu packen. "Das habe ich auch gemerkt, dass ihre Anzweiflung den Norden geeint hat. Ich war aber froh, als ich hörte, dass die Nyame des Westens ihr Asyl gewährt. Und soweit ich das richtig verstanden habe, ist es auch eben diese Nyame, die ich bisher auch immer als gerecht und standhaft in ihrer Meinung erlebt habe, die Liandra darum bat sich mit dem Dienerbefehl auseinanderzusetzen. Sie hat mir heute am Abend schon viel berichtet, was sie herausgefunden hat." Da Jolanda immernoch Skepsis in den Augen des Wolfs sah, fügte sie ncoh einen Satz hinzu. Um ihren Worten mehr Bedeutung zukommen zu lassen, hielt sie mit dem Einpacken inne und schaute den Mann wieder eindringlich an.

    "Landuin, ihre Gesellschaft finde ich auch äußerst fraglich. Aber sie hat ein wirklich gutes Herz und sie unternimmt Dinge und redet nicht nur drüber!"

    Jolanda klopfte den Nacken des Mannes, als er sich verschluckte, damit er besser abhusten konnte. Bei ihrer Antwort schaute sie ihn wieder sehr bestimmt an. "Ja, ich bin mir ganz sicher. Ihr vertraue ich wirklich sehr. Gibt es einen Grund das nicht zu tun?" Jetzt war Jolanda sehr gespannt zu erfahren, was Landuin über die Heilerin wusste und dachte.

    "Als ich das Wort ausgesprochen hatte, merkte ich schon, dass es sich in diesem Zusammenhang seltsam anhört..." Jolanda nickte einsichtig. "Vielen Dank für den Hinweis. Nun zu der Person, die ich meine, die nicht Tovak ist. Sie ist eine wirklich fähige Ärztin, weiß sehr viel und hat viele Verbindungen. Sie rettete mich damals, als die Ilithiri mir ein Messer an die Kehle hielten. Immer wieder begegneten wir uns und halfen einander. Und als am frühen Abend der Wissenshüter unseres Bundes zu mir kam und sagte er habe einen Kontakt geknüpft und eine Frau würde uns besuchen, die mit uns ihr Wissen zu der Thematik teilen möchte, hatte ich sie überhaupt nicht erwartet. Ich rede von..." Jolanda atmete einmal ganz tief ein und aus, weil sie sich der Problematik um diese Person, vor allem im Norden, bewusst war. "Ich spreche von Liandra", brachte sie dann endlich heraus und schaute den Mann an, der da vor ihr saß und so klare Meinungen zu allem hatte. Aber dieses Mal würde sie mit einem Wutausbruch rechnen...

    Jolanda ließ Landuin ausreden. Doch während er so sprach und sich aufregte, tanzten ihre Pupillen schon auf und ab, achteten genau auf jede Regung im Gesicht des Alberniers. Belustigt lauschte sie den Worten über Tovak. Als Landuin aber über Karl Weber und die Völker sprach, konnte sie sich wieder ganz gut beherrschen, denn ihr war die Sache äußerst ernst. "Wirklich Landuin? Sehe ich aus als würde ich für oder mit Tovak arbeiten? Zwei Jahre zuvor hätte es passieren können, dass ich bei ihm Kaeli hätte lernen wollen. Aber dieser Mann ist einfach zu sehr damit beschäftigt Wissen zu sammeln, oder es überall an seinen Quellen abzuholen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass er die Zusammenhänge gar nicht versteht. Aber das ist auch gut so. Dann bekommt er wenigstens nicht alles sofort mit. Ich würde gerne auch in Zukunft darauf achten, dass er auf keinen Fall etwas davon erfährt, woran wir arbeiten. Wenn er es weiß, weiß es binnen weniger Augenblicke der halbe Heerzug. Aber" Jolanda betonte das Wort mit Absicht "er hat sehr viel Wissen und wenn man mal gezielt nach einem Einzelaspekt fragen möchte, ist er ein guter Mann." Jetzt legte Jolanda den Kopf wieder etwas schräg, weil sie unsicher wurde. Sie grübelte ein wenig und entschloss sich dann das Thema zu wechseln. "Hast du etwa Kontakt zu Yael? Ja, sie wollte ich tatsächlich unglaublich gerne kennenlernen und ihr meine Dienste anbieten. Aber irgendwie überschlugen sich in den letzten Tagen die Ereignisse." Aufgeregt schaute sie Landuin an.

    Jolanda fastte nun seine Schultern und hob sie sanft nach oben, bedeutete Landuin damit sich zu setzen. Dann setzte sie sich auf die Seite, sodass sie ihren Gesprächspartner aufrecht anschauen konnte. "Die Person, die ich meine kennst du wahrscheinlich schon, aber bist vielleicht ähnlich überrascht, wie ich, dass sie sich mit dem Thema befasst. Und das auch noch auf Wunsch einer Nyame. Ich hoffe nur, du hast keine Vorurteile. Diese Person, so sagte mir ein bekannter Gelehrter, polariert, oder so ähnlich.." Jolanda hatte gemerkt, dass sie nicht das richtige Wort gefunden hatte und musste kurz darüber nachdenken. Dann fuhr sie fort: "Ich glaube nicht, dass es möglich ist alle Archonten und Nyamen davon zu überzeugen. Ich weiß nicht, ob du den offenen Brief im Mitrasperanischen Herold gelesen hast, den Karl Weber verfasst hat. Aber mit ihm könnte man tatsächlich über seine leicht falsche Ansicht sprechen. Schwieriger sehe ich es bei der Regentin des Ostens. Andere Herrscher kenne ich nicht so gut. Ich denke, dass diejenigen, mit denen wir sprechen sollten, die jungen Völker sind. Ihnen erklären, wenn sie nicht wissen, was Freiheit bedeutet, worum es geht. Die Narech'Tuloch könnten das wohl am besten." Als Sie von den Narech'Tuloch sprach lächelte Jolanda unweigerlich, denn sie mochte dieses Erdvolk sehr. "Mit wem möchtest du mich denn bekannt machen?", fragte sie nun selbst ein wenig neugierig.

    "genau, machen wir einen Schritt nach dem anderen. Ja, dass es ihre Kultur ist, sagte man mir damals auch. Aber vielleicht können wir ja im Namen der Freiheit langsam ein Zeichen setzen und sie passen sich mehr an... Das wäre wünschenswert." Auch hier schwang Hoffnung in Jolandas Stimme mit. "Ich habe bereits auch mit jemandem Kontakt, der schon viel über den Dienerbefehl herausgefunden hat. Diese Person solltest du auch beizeiten kennen lernen. Aber vielleicht sollten wir auch einmal unseren Wissensstand dazu abgleichen und Möglichkeiten diskutieren." Die Elfe schien nun völlig in ihrem Element zu sein.

    "Den Metapher kenne ich auch. Er ist ein guter Mann mit guten Honigweinen. Alle auf einmal solltest du nie probieren, das macht betrunken... Aber ich verstehe den Zusammenhang nicht." Jolanda neigte ihren Kopf nachdenklich zur Seite. "Aber ja, ich habe schon einige aus dem Norden kennen gelernt. Zunächst Wolfshund, ein wirklich guter Mann und zwei Alchemisten, die sehr gute Arbeit leisten und immer sehr gut und gerne mit mir arbeiten. Aber eben auch jene, die ich selbst als düster empfinde...Einer, ich glaube er wurde Chaot genannt, tötete seinen Freund ohne mit dem Auge zu zucken in einem Terraritual und widmete seine Tat stolz dem Aspekt des Todes. Das war wirklich schlimm anzusehen. Dann habe ich Ilithiri aus dem Norden kennengelernt. Es kam irgendwie dazu, dass wir auf einem Feldzug beieinander lagerten. Und diese hatten nicht nur einen Sklaven. Bei dem Versuch einen ihrer Sklaven zu befreien hätten sie mich fast umgebracht. Furchtbar haben sie diesen armen Jüngling behandelt. Und auch eine aus dem Volk der ihren hielten sie als Sklavin. Ließen sie im Kreis laufen und machten Schießübungen auf sie. Ich verstehe nicht, wie alle wegschauen können!" Wieder schüttelte es Jolanda bei diesem Gedanken und sie schien wirklich wütend auszusehen, gleichzeitig auch hilflos. "Und das gleiche empfinde ich bei dem Missbrauch der so bezeichneten Dienervölker. Du hast eine edle Einstellung. Und ich habe durch deinen Brief und unser Treffen hier erkannt, dass du bereit bist auch ernsthaft etwas dagegen zu tun." Jetzt fasste sie an seinen Schultern ein wenig fester zu und massierte sie langsam. "Du sagtest, dass wir im Kampf gegen die Verfemten einzeln stark seien, aber zusammen unbesiegbar?! Ich fühle mich alleine im Kampf gegen jene, die ihre igene Freiheit über die anderer stellen tatsächlich einsam und hilflos. Gemeinsam mit meinen Verbündeten fühle ich mich schon stärker, aber noch lange nicht stark genug... Wir brauchen einen Plan, wenn wir die Sache angehen!"

    Jolanda fragte: "Hast du dort an der Brust auch noch eine Verletzung?" Dann dachte sie kurz nach. "Ich wusste nicht, dass im Norden Leute in der Dunkelheit leben. Tatsächlich ist mir aber aufgefallen, dass viele düstere Gestalten dort her kommen. Auch viele die Sklaven halten und das Leben nicht wertschätzen. Aber es sind ja nie alle gleich..." Jolanda war etwas irritiert von seinem Streicheln und gestikulierte ihren Arm geschickt frei, indem sie ihren Zeigefinger bedeutend hob und sagte: "ABER... wie genau kamst du dazu ein Freiheitskämpfer zu werden? Warum das so ist, ist mir völlig klar. Jedes Wesen mit klarem Verstand sollte dafür einstehen. Aber nur wenige wissen um die Umstände. Was hat dich also dazu bewegt?" Sie legte ihre Hände locker auf seinen Schultern ab.

    "Naja, zumindest war es der erste Kuss eines Fremden..." sagte Jolanda beschämt. "Der erste Kuss, der so überraschend kam." Es klang als versuchte sie irgendwie drum herum zu reden. "Also gut, es war der erste Kuss, der nicht auf Wange oder Stirn ging!" Dies sagte sie jetzt ein wenig pampig, als sei ihr das Thema unangenehm. Sie lenkte das Thema also schnell um. "Du fragtest vor einiger Zeit, wo ich jetzt leben würde... Überall und nirgendwo ist die Antwort! Der Fjordstädter Bund besaß zwar einen Ort namns Wahrheim, als ich mich ihnen anschloss, aber ich war nie der Meinung, dass dieses Land den Siedlern zustehen würde. Meiner bescheidenen Meinung nach, sind wir alle Invasoren und sollten uns zunächst denen unterordnen, die tatsächlich einen Anspruch auf das Land haben. Nämlich die Elementarvölker. Nicht nur wegen meiner Meinung befahl der Herzog, den wir selbst zu einem solchen machten, dass alle ihre Schollen verlassen sollten und nicht weiter nach Ruhm, Titeln, oder Ländereien streben sollen. Er rief zum Aufbruch! Und das sind wir jetzt. Wir ziehen durch die Lande, treiben Handel und helfen, wo wir können. Auch wenn der Herzog Gawrok Trollfels vor zwei Tagen gefallen ist: Ich werde sein Erbe weitertragen..." Jolanda vergoss zwei drei Tränchen, während sie das sagte, klang aber hoffnungsvoll. "Und du? Siedelst du irgendwo?"

    "Dann ist ja alles gut und es wird schnell heilen", sagte Jolanda zufrieden. "So habe ich dann doch noch einmal auf diesem Feldzug meine Fähigkeiten einsetzen können. Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet. Nicht dass es mich gestört hätte, aber..." Sie brach ab, weil sie merkte, dass sie wieder ins Plaudern verfiel. Außerdem wollte sie noch etwas fragen. "Inken... hat das eine Bedeutung? Ich kenne das Wort nicht. Oder stimmt veilleicht doch etwas nicht?" Etwas besorgt schaute sie wieder zu Landuin herunter.

    Jolanda griff wieder zu ihrer Tasche, holte einen Beutel hervor und aus diesem entnahm sie ein Stück sauberes Tuch und ein Fläschchen. Sie zog den Korken der Flasche, in der sich eine klare Flüssigkeit befand, feuchtete das Tuch an und tupfte vorsichtig die Wunde ab. Dann legte sie das Tuch beiseite, hob seinen Kopf leicht an und kniete sich hin, so, dass sie Landuins Kopf wieder in ihrem Schoß betten konnte. Sie nahm seinen Kopf zwischen beide Hände, schloss die Augen und wandte ihr Gesicht dem silbernen Wagen zu. Dann begann sie ganz leise und kaum hörbar zu summen. Aus dem Summen wurde eine Art Gesang, leise aber klar. Eine getragene Melodie, die sich zwar wiederholte, aber immer anders war. Nach einigen Durchläufen kam eine zweite sehr hohe Stimme hinzu, aber es war nur Jolanda da, die sang. Es vergingen einige Augenblicke, bis der Gesang leiser wurde und Jolanda verstummte. Dann öffnete sie die Augen, sah ihn an und fragte sehr leise: "Wie fühlst du dich? Kribbelt etwas? Fühlst du dich leicht? Müde?"