Beiträge von Gjesken

    Der Anfang vom Ende wiederholte Gjesken innerlich. Sie beschloss nicht weiter darauf einzugehen. Wie sieht es aus mit den Vorbereitungen? Habt ihr soweit alles fertig?, fragte Gjesken an beide gewandt.

    Plötzlich wurde es kalt auf ihrem Weg. Gjesken sah ihren Atem wie er in einem weißen Schleier aufstieg. Regen fiel auf ihre Haut, welcher zu Schnee wurde. Die Kälte schien sie schier zu durchbohren und ein kalter Schauer fuhr ihr durch die Glieder. Kurz sah sie zum Himmel. Es schneite...mitten im Sommer. Was...? Für eine kurze Weile stand sie da. Als der Schrei eines Stallburschen zu vernehmen war riss es sie herum und sie schaute in die Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war. Gjesken griff nach ihrem Mantel und schlang ihn sich um die Schultern und plötzlich klarte es wieder auf. Sie sah in die Richtung der Pforte und machte sich weiter auf ihrem Weg.
    Was bei allen Göttern war das denn?, brach es aus Gjesken heraus, als sie bei Amelie und Alexij ankam. Grüßt euch., sagte sie an beide gewandt, warf einen Blick zum Himmel hinauf um dann wieder zu Amelie und Alexij zu sehen.

    Zieh nach Norden..., hatte er gesagt. Dort wirst du dein Glück finden..., hatte er ihr gesagt. In Gjeskens Kopf hallten diese Worte immer wieder. Sie wusste sie nicht mehr zu deuten. Sie war nach Norden gereist... nördlicher als einer ihres Gleichen jemals gereist war. Doch nun sah sie auf die Sachen vor sich, wiederholte die Worte im Kopf, doch konnte sie ihren Sinn dahinter nicht recht erkennen. Wieder und wieder.... Sie atmete schwer aus bei dem Anblick der Sachen, die auf ihrem Nachtlager bereit gelegt waren.
    Vor wenigen Monden war sie im Norden dieses Kontinents angekommen, um ihn nun wieder zu verlassen. Kurz schloss sie die Augen und erinnerte sich an die letzten Wochen. Ein Lächeln zeichnete sich in ihrem linken Mundwinkel ab, erschienen ihr inzwischen bekannte Gesichter in ihren Erinnerungen. Sie würde sie nicht zum letzten Mal sehen und gesehen haben, denn wie die Umstände es wollten, würde sie einige davon bald wieder sehen, wieder auf einem Schlachtfeld. Ihr Blick wurde ernst. Sie öffnete die Augen und warf noch einen letzten Blick auf die Sachen vor ihr, bevor sie ihre Gürtel festzog, ihre Habe nahm und sich auf den Weg machte.


    Der Weg kam ihr vielleicht halb so lang vor, wie er eigentlich war. Sie nahm die Burg, die Leute und den Weg lediglich wie in einem Traum wahr. Sie schienen an ihr vorbei zu rauschen. Trotz der künftigen Aussichten fühlte sie sich als würden ihre Schritte über den Boden schweben, es fiel ihr nicht schwer zu gehen, wie so oft seit sie ihre Heimat verlassen hatte.
    Allmählich konnte sie die Gestalten von Amelie und Alexij erkennen, welche an der Pforte standen und sich unterhielten. Sie würden die junge Frau ebenfalls sehen können. Doch Gjesken war über die Entfernung nicht zum Rufen zumute und so schritt sie weiter auf die Pforte und die beiden zu.

    Als Alexij sich zu den anderen gesellt hatte, legte John noch die letzten Dinge zurecht und machte sich auf den Weg zu den anderen.


    Gjesken saß entspannt am Tisch und schaute in die Runde bis Tovak sie ansprach. Sie stutzte und sah ihn verwirrt an. Was für Gerüchte?, fragte sie an Tovak gewandt. Sie selbst hatte davon nichts mitbekommen und war auch sichtlich verwundert.


    Soo hier ist alles., sagte John und betrat den Raum. Er stellte ein Tablett auf den Tisch und stellte eine Schüssel mit Obst auf den Tisch. Es folgte eine kleine Platte mit verschiedenen Aufschnitten und etwas Käse. Anschließend stellte er einen Laib Brot mit einem Messer dazu und reichte Amelie, Gjesken, Tovak und Alexij Brettchen und Besteck. So das wars dann erstmal. Ich bringe euch gleich noch was zu Trinken., sagte er und drehte sich wieder um, um sich auf den Weg in die Kombüse zu machen.
    Während John sich entfernte, näherten sich laute Schritte von oberhalb des Decks hinunter Richtung Küche, auf dem Holzboden waren diese kaum zu überhören.


    Als John in der Kombüse verschwunden war, hörte man ein Scheppern und ein lautes VERDAMMT! gefolgt von hektischem Piepsen und Pfotengetrippel auf dem Boden. Die Ratte hatte sich befreit und rannte so schnell sie konnte aus der Kombüse auf den Gang. Gerade war sie an dem offenen Raum mit den Stühlen und Tischen angekommen, wo die vier saßen.


    Die lauten Schritte die sich näherten Verstummten. Man hörte ein lautes Grunzen, anschließend ein Geräusch wie Metall zu Boden sauste und stumpf auf Holz schlug. Ein kleiner Dolch hatte sich durch den Schädel der Ratte gebohrt und ihn damit zerschmettert. Noch in seinen letzten Zuckungen lag der kleine Körper am Boden. Aus dem Rest, der einmal der Kopf gewesen war, sickerte Blut, verteilte sich auf dem Holzboden und formte eine kleine dunkelrote Pfütze. JOHN!!!, donnerte es durch den Gang. Hab ick dir nech seggt, des ich keen Rott auf mien Kahn sehn will!? Du schast doch Fallen ufsteden! Allens muss man sölvst maken! Los scher di an Deck zum Schrubben!, schimpfte die Stimme weiter. Dann hörte man wieder Schritte.
    Eine Frau mittleren Alters zog den Dolch samt der Ratte aus dem Boden. Dann sah sie, den Dolch in der Hand zu den Anwesenden im Raum, welche wohl gerade beginnen wollten zu essen. Moin se ehrs! Ick bin Mary und hier de Kaptein., sagte sie mit kessem Blick in die Runde. Dann machte sie sich auf in die Kombüse. Ab mit dir!, hörte man sie nur noch rufen und die Ratte sauste aus dem Bullauge ins offene Meer.

    John hatte mittlerweile alles für die Gäste zusammen gesucht. Er drehte sich um und sah auf den Topf. Oh! Ähm, ja da hast du vielleicht Recht., sagte er und grinste etwas verlegen. Geh ruhig schon mal vor, ich erledige das noch schnell und bring euch gleich das Essen rüber., sagte er an Alexij gewandt.

    Gjesken stand in den Türrahmen gelehnt und beobachtete amüsiert den rutschenden Topf. Dann sah sie zu den anderen.Ja lasst uns uns setzen. Gute Idee. Auch wenn das Wetter draußen so schön ist, dass wir eigentlich rauf gehen könnten., sagte sie und wartete auf Antworten.


    Der Topf bewegte sie weitere Milimeter an den Rand des Tisches. Während John noch mit dem Zusammensuchen des Essens beschäftigt war, hatte die Ratte sich schon einen kleinen Spalt geschaffen und man sah ein paar Schnurrhaare vorsichtig unter dem Spalt hervorlugen.

    John nickte. Gut dann werde ich euch was zurecht machen und bringen. Ihr könnt es euch gerne im Raum nebenan bequem machen, da habt ihr dann auch Sitzgelegenheiten. Oder an Deck, sagt mir einfach wo ihr hingeht, damit ich weiß, wohin ich das dann bringen muss., sagte er und fing schon einmal an, alles zusammen zu suchen.


    Plötzlich hörte man dumpfes Klopfen. Es kam aus dem inneren des Topfes. Drinnen fiepte es angestrengt. Die Ratte wollte wohl versuchen einen Weg in die Freiheit zu suchen. Während John gerade alles zusammen suchte, konnten die anderen den Topf beobachten, wie er sich langsam, wie von selbst von dem Brettchen in Richtung der Tischkante schob.

    Auch Gjesken war mittlerweile in die Kombüse eingetreten. Amüsiert beobachtete sie das Schauspiel vor ihren Augen. Auf Alexijs Bemerkung zum Abendessen schaute sie ihn nur skeptisch an.


    Der Schiffsjunge hielt immer noch die Hand auf den Topf und nickte verlegen, als Alexij ihn auf die Ratte ansprach. Etwas erschrocken meinte er: Was das Abendessen? Oh nein, keine Sorge. Dann sah er sich im Raum um. Der Smutje ist gerade nicht da. Ich könnte euch etwas Brot und Obst geben. Gekocht wird dann erst heute Abend., sagte er an die Gäste gewandt und wartete auf eine Antwort.


    Hört sich gut an., entgegnete Gjesken John und sah die anderen an.

    Gjesken hörte die hastigen Sprünge, das leise Trippeln der Pfoten und entdeckte schließlich die Ratte zu Alexijs Füßen. Nachdem Tovak die Ratte verlangsamt hatte beobachtete sie die Ratte interessiert. Ihr Blick wanderte anerkennend zu Tovak, dann wieder zu dem Tier, dann wieder zu Tovak. Wie hast du... das gemacht, wollte sie gerade fragen, doch sie konnte ihren Satz nicht beenden.
    Das Geräusch eines Topfes der sich hastig über das Fellknäuel stülpte unterbrach sie.


    Na endlich! Ich dachte schon die rennt mir noch übers ganze Schiff! Die Person welche eben noch zuvor in der Küche auf dem Boden kroch, war der Ratte gefolgt und hatte sie eingefangen. Langsam, fast behutsam schob er ein Brettchen unter den Topf, gerade so dass das Tierchen nicht wieder entkommen oder sich dabei verletzen konnte. Als das Gefängnis des Nagers verschlossen war, hob er es an um sich selbst auf die Füße zu stellen. Dann trat er noch ein wenig in den Gang des Schiffes um zu sehen wer da an der Kombüse stand. Zum Gruße. Verzeiht ich habe euch gar nicht bemerkt. Ich war so beschäftigt hiermit... er hob das Topfgefängnis leicht nach vorn und deutete mit einem Nicken darauf. Was kann ich für euch tun?, fragte er an die Wartenden gewandt. Schon bei seinen Worten drehte er sich wieder in Richtung der Kombüse um den Topf mit dem Brett und der Ratte auf einem Holzblock abzustellen, welcher wohl als Tisch funktionierte.
    Dann drehte er sich wieder zu den Gästen um, stockte kurz: Oh...tut mir leid. Ich hab ganz vergessen...Ich bin John, Schiffsjunge hier. Verzeiht...ähm...wo war ich...achja, kann ich was für euch tun? Kommt doch erst einmal herein. Sagte er zu den Anwesenden und holte mit seinem Arm zu einer einladenden Bewegung aus, welche den Topf mit der Ratte ins Wanken brachte. Kurz blitzte ein Rattenschwanz unter der Lücke hindurch. Oh nein!, entfuhr es ihm. Schnell legte er eine Hand auf den Topf und drückte ihn wieder, bedacht darauf das Tier nicht einzuklemmen, auf das Brett. Verlegen strich er sich durch sein blondes wuscheliges Haar und lächelte leicht unsicher aber doch sympathisch unter seinem Dreitagebart hervor in Richtung der kleinen Gruppe. Er stand vielleicht gerade in seinem 25. Lenz, sein Aussehen war noch recht jugendlich, nicht typisch für einen Seefahrer, deren Gesichter meist von dem vielen Salzwasser und der Sonne gezeichnet waren. Dennoch verriet, außer den leicht bemuskelten Armen die unter seiner hochgekrempelten Tunika zu erkennen waren, nichts dass er schon lange hier war. War er vielleicht neu an Bord und deswegen so aufgeregt?

    Als Alexij eintrat würde er den Rücken von jemandem entdecken der am Boden kauerte und mit dem Oberkörper fast gänzlich in einem Regal steckte. Man hörte das Klirren der Töpfe. Na warte...warte...jetzt. Bei seinem letzten Wort schien es als versuchte die Person einen Satz weiter nach vorn in das Regal zu machen. Dabei flogen einige Töpfe aus dem Regal, Pfannen rutschten bei Seite, es schepperte. Ein Fiepen, drang aus der hinteren Ecke des Regals hervor. Ein hastiges Trippeln huschte über den Boden. Nein! haltet sie!, rief die Person, die ihren Körper aus dem Regal gezogen hatte dem kleinen Tier nach.
    Die Ratte war aus ihrer Belagerung entkommen und suchte nun hastig einen Ausgang aus ihrer Misere. Sie sprang hinter den Töpfen hervor, kurz bevor zwei Hände sie packen konnten. Kurz blieb ihr Hinterteil zwischen den Küchenutensilien stecken, welche über ihr zusammen gestürzt waren. Doch sie schaffte es sich im letzten Moment, sich unter ängstlichem Piepsen heraus zu quetschen. Eilig steuerte sie auf die Tür der Kombüse zu, umkreiste einmal hektisch einen Fuß Alexijs um dann in den Korridor zu rennen wo die anderen noch standen und warteten.

    Schön zu merken, dass du auch nicht von allem eine Ahnung hast., sagte Gjesken lächelnd und deutete ihm rein zu gehen.


    Aus der Kombüse hörte man keine Stimme welche die Anwesenden hinein bat. Statt dessen war weiterhin Klappern und Klirren zu vernehmen und ein gedämpftes Jetzt...gleich...


    Willst du hier Wurzeln schlagen oder weiter gehen damit wir endlich was essen können? , fragte Gjesken an Alexij gewandt, der der Tür am nächsten Stand.

    In der Kombüse klapperte es. Es schien als würde sich jemand durch Töpfe wühlen, welche ständig aneinander klirrten. Ab und an war ein Ächzen zu hören. Wo ist denn nur... gleich...nein!, hörte man eine Stimme und ein erneutes Klirren.
    Die Schritte welche sich der Kombüse näherten brachten das Klappern nicht zum verstummen. Anscheind war dieser jemand so in sein Tun vertieft, dass er die sich nähernden Leute nicht hörte.

    Gjesken sagte nichts mehr sondern ging voraus in die Kombüse. Ihr Grinsen konnte man nicht sehen, doch war froh darüber für etwas Ablenkung sorgen zu können.

    Als Amelie sich ihr anschloss nickte sie lächelnd. Als sie dann noch Alexij erreichte, welcher sich den beiden auch anschließen wollte, klopfte sie ihm auf den Rücken. Das kann dir nur gut tun. Sie grinste ihn an, bevor sie hinunter und in Richtung der Kombüse ging. Folgt mir edle Dame, edler Herr, schauen wir mal was dieses Schiff an Köstlichkeiten auffährt. In ihrer Stimme lag ein übertrieben höflicher und zugleich scherzhafter Tonfall. Sie tat dies nicht absichtlich, doch war es wohl ihre Art die Stimmung von eben etwas auszugleichen.

    Gjesken verfolgte das Gespräch mit einem Ohr. Sie kannte sich selbst keineswegs mit dem Untod aus und mischte sich daher auch nicht ein. Das Spiel von dem Landuin redete war ihr ebenfalls fremd, wahrscheinlich lag es daran dass sie sich in diesen Kreisen nicht so auskannte in denen sich Landuin seinen eigenen Worten zu Folge, bewegt haben musste.
    Die Stimmung war angespannt. Das spürte sie, nicht zuletzt weil Alexij immer hitziger in seinem Tonfall wurde. Doch umso erregter die Stimmen um sie herum versuchten aufeinander einzureden, umso ruhiger wurde sie. Das kam auch in ihrer Haltung zum Ausdruck, die wesentlich entspannter wirkte.
    Nun da die Luft sich verdichtet hatte und es wohl keine entspannten Geschichten mehr geben würde, machte sich ihr Magen bemerkbar. Fast überrascht, legte sie ihre Hand kurz darauf. Nachdem Alexij mit einem Lufthauch verschwunden war, stützte sie sich von der Reling ab um wieder nur auf ihren Beinen zu stehen. Ich...werd mir jetzt erstmal was zu Essen jagen., sagte sie, zwinkerte den Anwesenden noch zu und verschwand unter Deck.

    Gjesken musste leicht schmunzeln als Landuin sie eine Dame nannte. Ab und an nickte sie bestätigend. Letztendlich schaute sie jedoch wieder auf die See hinaus. Es schien als würde sie eigenen Gedanken nachhängen. Alexijs Wink, dass es ihm lieber sei sich jetzt mit anderen Dingen zu beschäftigen hatte sie verstanden. Auch ihr Gefühl sagte der jungen Frau, dass es jetzt Zeit war Ruhe und Kraft zu sammeln für das was ihnen noch bevor stehen würde. So sagte sie nichts. Brachte sich nicht in das Gespräch mit ein, sondern lauschte lediglich mit einem Ohr was die anderen erzählten und ließ sich die Haut von der Sonne wärmen.

    Auch eine Miliz ist nicht zu unterschätzen., warf Gjesken ein. Das sollte allerdings nicht unbedingt unser Hauptaugenmerk sein., fügte sie hinzu und dachte dabei an die bevorstehende Aufgabe für welche sich die kleine Gruppe entschieden hatte.