Beiträge von Brogârr vom Düsterberg

    Nach der Aufregung um Jassir und dem ausgiebigen Regenguss über Winterfeld, kommt die warme Mahlzeit dem - immer noch durchnässten - Zwerg sehr gelegen.
    Er nimmt sich von dem kräftigen Käse und dem Rinderbraten. Ein wenig vermisst er in diesem Moment den Geschmack des feinen Pökelfleisches aus seiner Heimat, das sein Vetter Algrim immer in Halle VII wochenlang hat reifen lassen ...
    Er hängt seinen Gedanken nach, lässt sich aber nicht anmerken, dass sich eine gewisse Melancholie in ihm breitmacht. Er denkt an seine Sippe, seinen Clan und die Festung Blaufelsen, an seinen alten Arbeitsplatz tief in den Edelsstein-Minen von Khulgûr ...
    Ich werde sie bald wiedersehen, denkt er bei sich , Ich werde Ihnen von Mythodea, von der Wolfsmark und von meinen Abenteuern berichten. Mein Vater wird stolz sein. Auch, wenn ich nicht lange in der Heimat bleiben kann bis mich meine Aufgaben hier wieder einholen und ich zurück muss . Einen kurzen Moment schaudert es ihn bei dem Gedanken an weitere lange Reisen über dieses grässliche Wasser auf den grässlichen instabilen Holzgefährten der Menschen.
    Er überlegt noch ein wenig, dann hellt sich sein Gemüt wieder langsam auf und er konzentriert sich wieder auf das Essen, das Bier und die Unterhaltung der anderen Anwesenden

    Die Erklärung Jassirs bzgl. der "Zauberzeichen" beruhigt Brogârr nur teilweise. Er hatte einfach zu schlechte Erfahrung mit derlei Dingen gemacht ...
    Er akzeptiert seine Erklärung aber, nickt und nimmt wieder Platz.
    Man kann nicht vorsichtig genug sein hinsichtlich solcher Begebenheiten. Wie schnell der Feind in die Menschen einkehrt und deren Geist verwirrt, haben wir ja mit dem Baron als bestes Beispiel auf dem Sommerfeldzug gesehen , denkt er bei sich.
    Die offene Ermahnung seitens von Aiden und Landuin quittiert Brogârr nur mit einem leichten Augenfunkeln. Er hasste es 102 Jahreszyklen alt zu werden und sich dann von jungen Milchbärten den Mund verbieten zu lassen. Besonders wenn es sich dabei auch noch um Menschen handelte. (Wobei er von ihren taktischen Fähigkeiten auf den Schlachtfeldern der Spiegelwelt durchaus beeindruckt war.)


    Außerdem war und ist der Grund seines Misstrauens absolut berechtigt ... Dennoch beschließt er, sich in Geduld zu üben. Eine der wenigen Tugenden, an denen er vielleicht noch etwas arbeiten muss, gesteht er sich still ein.


    An Martinius wendet er sich noch mit den Worten: Werter Herr Balboa, wann wäre denn ein geeigneter Zeitpunkt für ein Treffen wegen der Absprache? Ich bleibe sowieso über Nacht hier im Gasthaus und werde erst in ein oder zwei Umläufen den Heimweg antreten.

    An Martinius gerichtet: Nun, werter Herr Balboa, wir waren wirklich lange genug in Zelten. Sie sind absolut nicht das, was ich unter einer "netten Behausung" verstehen würde. Aber es musste reichen. Und es wird zur Not auch noch einmal reichen .... Ich war zu so später Stunde nur noch einmal in Winterfeld, um einige Besorgungen zu tätigen und den örtlichen Schmied aufzusuchen, als mich das Unwetter überrascht hat.


    Den schwer zu deutenden Blick des Hauptmanns der Garde quittiert Brogârr mit einem breiten Grinsen, tätschelt seine Streitaxt und schaut wieder interessiert in die Runde.


    Als Jassir seinen emotional schwer geladenen Schwur vorbringt, hört Brogârr aufmerksam zu. Solche Schwüre vor den Göttern über Ehre sowie den Schutz von Land und Familie waren ihm aus seiner Heimat sehr wohl bekannt.
    Manche Formulierungen und Andeutungen wirkten aber äußerst suspekt. Auch meinte Brogârr, dass sich Jassir schon auf dem Sommerfeldzug etwas seltsam verhalten hat. Es mag jedoch an dem Stress liegen, dem er bei der Arbeit in der Kommandantur ausgesetzt war...


    Noch während er Jassirs Hände nach seinem feurigen Schwur leuchten sieht, verengen sich urplötzlich seine Augen zu kleinen Schlitzen und seine vormals gute Stimmung ist von einer Sekunde auf die andere vorbei!
    Er erkennt deutlich die eingebrannten Stellen im Holz. So oder so können Zwerge die Magie nicht leiden. Aber das hier war eine andere Kraft, als die, die Milan und Cordovan benutzten konnten. Jassir war doch kein Magier?!
    Das riecht nach falscher Hexerei! , poltert er los und greift im Bruchteil einer Sekunde zu seiner Zweihand-Streitaxt. Er behielt jedoch noch die Kontrolle über sein Handeln Jassir, rechtfertigt euch! Was war das da gerade? Ich rate euch wählt eure Worte weise, ...!

    ** Es war nun mittlerweile später Abend geworden. Ein Unwetter kündigte sich an und die ersten Regenschauer setzten bereits ein. Der Wind wehte so stark, dass der Wirt der Schenke die Holzläden vor den Fenstern schließen musste, um die Gäste vor dem peitschenden Regen zu schützen ... **


    Das erste Donnergrollen des Unwetters ging im lauten Aufreißen der Eingangstür zum "Märkischen Fasskeller" völlig unter. Herein kommt eine gedrungende, tropfnasse Gestalt in einem grauen, halblangen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. In der linken Hand hält der Neuankömmling eine Pfeife, die aufgrund der Nässe ausgegangen zu sein scheint.
    Er stapfte hinein, schließt die Tür hinter sich, wirft die kapuze zurück und schaut sich um. Ich weiß nicht wo genau Ich hier gelandet bin, aber es ist jedenfalls trockener als draußen. , sagt er halb murrend zu sich selbst mit Blick auf die feucht gewordene Pfeife.
    Erst als er auf den zweiten Blick erkennt, dass er sich wohl in einer Art Gaststätte befindet, fallen ihm die ganzen bekannten Gesichter seiner Gefährten und Waffenbrüder des vergangenen Sommerfeldzuges auf. Seine angesäuerte Miene hellt sofort merklich auf und er geht direkt herüber zu dem Tisch der Garde. Hallo alle miteinander! Moradin zum Gruß! , ruft er jovial, nickt den anwesenden kurz zu und setzt sich an einen freien Platz des langen Tisches ohne irgendwelche besonderen Begrüßungsfloskeln oder Anreden für den Baron, den Hauptmann der Garde, den Leutnant oder den Weibel zu benutzen. Er macht keinen Hehl daraus, dass er wenig von den Titeln, Bezeichnungen und undurchsichtigen Rängen der Menschen hält. Und wie geht es euch allen, so kurz nach den Ereignissen in der Spiegelwelt? , fragt er in die Runde, wringt seinen Bart aus und lehnt seine Streitaxt lässig an den Tisch.
    Starkbier, so schwarz und malzig wie möglich!!
    , ruft er dem Wirt zu, der seinen seltsamen, vorlauten Gast immer noch eingehend mustert.

    **Etwa einen Tag vor der letzten Nachricht Vitarons an den Baron**


    Es war noch früh am morgen, als der junge Bote von Winterfeld aus in Richtung Osten der Wolfsmark aufbrach. Er zählte wohl kaum mehr als 16 Winter und das Ziel seiner Reise schien ihm etwas Unbehagen zu bereiten. Sein Rappe brachte ihn schnell vorwärts und er erreichte sein Ziel, als die Mittagssonne bereits über ihren höchsten Punkt hinaus war und kurzzeitig hinter einer der vor ihm liegenden Bergkuppen verschwand.
    Er stand vor einem runenverzierten Tor, an das er sofort anklopfte. Er wollte keine Zeit verlieren und diese Sache schnell hinter sich bringen.
    Ein hagerer, von Schutt, Geröll und Lehm verdreckter Mann öffnete das Tor, fragte nach seinem Begehr und ließ ihn dann ein.
    Er führte ihn zu einer kleinen Steinkammer und verschwand. Der Bursche trat ohne Unterlass einfach ein und fand dort an einem Tisch sitzend den Zwerg, dem er die Botschaft überbringen sollte. Dieser, in tiefe Arbeit mit einigen Steinen vertieft, blickte äußerst ungehalten ob der Unterbrechung auf und funkelte den Boten mit seinen grünen Augen durchdringend an:
    "Euch ist hoffentlich bewusst, dass ihr mich soeben bei einer wichtigen Sache stört, Milchbart!"


    Der junge Bursche, leicht verunsichert, begann: "Herr, Ich bringe eine wichtige Nachricht aus Winterfeld,..." Er hatte es kaum fertig gebracht einige Sätze über die schändliche Tat und den unbekannten Verbleib der beiden Skynthen zu sagen als er mitten in seiner Rede durch ein wütendes "Shirak!!" unterbrochen wurde. Dieser Ausruf wurde begleitet von einem fliegenden Bierkrug, der direkt neben dem Burschen an die Wand schlug, dort augenblicklich zerschellte und ihn mit einer Ladung Schwarzbier übergoss. Er wollte gerade seinen Unmut darüber kundtun, besann sich jedoch sofort eines besseren, als er den wütenden Zwerg sah, der von seinem Platz aufgesprungen war und eilige Vorbereitungen zu treffen schien. Der Zwerg nuschelte einige Worte in einer für ihn unbekannten Sprache in seinen vollen Kinn- und Oberlippenbart und verschwand in einem dunklen Nebenraum. Kurz darauf kam er wieder und entließ den jungen Boten mit den Worten: "Los, pack dich, und melde den Hauptmännern Aiden und Vitaron, sowie dem Baron, dass ich mich schnellstmöglich nach Winterfeld begeben werde. Bei Moradins Bart, diese gottverlassenen, dreckigen, ......" Und wieder verschwand er in dem dunklen Nachbarraum. Der Bursche versuchte gar nicht erst den aufgebrachten Zwerg nach Trinkgeld oder einem Lohn für seinen Botendienst zu fragen, ging hinaus, stieg auf sein Pferd und ritt so schnell wie möglich wieder davon in Richtung Hauptstadt der Wolfsmark.


    Brogârr packte eilig seine Sachen für einen weiteren Marsch in die Spiegelwelt, nahm etwas Proviant, ein paar Werkzeuge, die er für seine Arbeit benötigte, sowie seine Axt Morkai mit sich, gab noch ein paar letzte Anweisungen an seine Männer und brach noch am selben Tag nach Winterfeld auf.
    Unterwegs verfluchte er den Umstand, dass er erst so spät von alledem erfahren hatte, gab dafür jedoch alleine dem jungen Boten die Schuld und nahm sich vor, den offensichtlich wohl unfähigen, faulen Knaben bei nächster Gelegenheit angemessen zu "belehren" ... ...