Beiträge von Hardock

    Hardock stapfte durch den Matsch hinter Violantes Pferd her und fragte sich zum wiederholten Male, wie dieses Mistvieh es schaffte so zu stinken obwohl es eigentlich nur Grünzeug zu fressen bekam. Zu seiner linken, neben Idril marschierte Halbjorn. Trotz des Gauls und der Elfe im Sichtfeld, konnte er immer wieder den Kopf des Hünen erkennen.


    Mitten in der Nacht war der Befehl zum Anrüsten gekommen und kurz nach der Vollzähligkeit ging der Marsch auch schon los. Hardock kannte weder das Ziel noch den Grund, jedoch hatte ihn das in der Vergangenheit auch nicht aufgehalten. Hoffentlich gab es etwas zu bekämpfen. Die Ruhe nach der Attacke der Ratio hatte an seinen Nerven gezerrt und etwas Bewegung würde ihm bestimmt gut tun, von seinem wieder verheiltem Knie ganz zu schweigen.


    Innerlich wünschte er sich zurück in seinen Trupp, die einige Schritt hinter ihm marschierten. Aber Befehl war Befehl und so fügte er sich wie immer.

    Die gründliche Untersuchung brachte zwei gebrochene Rippen, sowie drei weitere die angebrochen waren. In der rechten Hand war eine Fingersehne gerissen und die Elle hatte einen Haarbruch abbekommen. Auch waren einige unansehnliche Prellungen unter der Rüstung vorhanden, jedoch hatte sie deutlich mehr abbekommen.


    "Ich hab nix gegen Magie, solange sie nicht versucht mich umzubringen. Aber wird das bei meinem Bein auch helfen?"


    Hardock ging es bei diesem Thema so ähnlich wie Argol. Hatte er doch schon gesehen wie manche Magier Schlachtreihen mit Bällen magischer Energie und gerufenem Wind auseinanderbrechen ließen. Die Schmerzen vom nähen nah, der Soldat fast garnicht mehr war, was auch immer ihm vom vorherigen Medikus verabreicht wurde, es wirkte und war guut.

    Hardock nickte kurz und sah wie Argol sich erhob. Als er mit dem Heiler zurückkam, nahm er einen Schluck des Gebräus und spürte fast sofort, wie sich eine Taubheit in seinem ganzen Körper ausbreitete.


    Als dann die Kniescheibe wieder an die richtige Stelle gebracht wurde, gab es ein unschönes schmatzendes Geräusch und trotz der Betäubung einen Aufschrei seitens Hardock. Es war deutlich zu sehen, wie ein kompletter Ruck durch den Mann ging, Verletzungen hin oder her.
    "Verdammte Schei-" der Rest des Ausschreis ging in den geballten Handschuh, in den der Veteran reinbiss, verloren.


    Als der Heiler zurücktrat und Argol mit Kahina sprach, lag Hardock schon fast apathisch an die Wand gelehnt und versuchte eine Einschätzung seiner Verletzungen zu machen ohne, dass er sich bewegte. Hin und wieder ließen sich kleine Kontrollbewegungen erkennen, die jedoch zum Teil umgehend wieder eingestellt wurden. So arbeitete sich der Soldat systematisch von oben nach unter durch. Lediglich das rechte Bein lies er aus offensichtlichen Gründen aus.

    Vermutlich lies das Adrenalin und der Kampfrausch nach, denn das Gesicht des Verletzten das sich erst eben noch zu entspannen schien, verzog sich wieder schmererfüllt.
    "Keine Ahnung, ich weis nur das es immer mehr wehtut. Was auch immer mich da erwischt hat, es hat gut getroffen. Sieht es so übel aus wie es sich anfühlt?"


    Bei einem genauen Blick könnte Argol ohne weiteres erkenne, das ein schwerer Treffer die Beinschiene samt Kniescheibe beiseite gefegt hatte. Beides hing auf der Innenseite der Beine.
    Wie es unter der Haut aussah war schwer zu sagen, jedoch konnte es für die Sehen nicht gut sein.


    "Was auch immer du tust, ich wäre dir dankbar wenn du es umsichtig tust, ich bin ein grandioser Tänzer..." ein schiefes Grinsen tauchte trotzallem auf den Gesicht des Veteranen auf.

    Das Wasser half die Stimme wieder etwas menschlicher erscheinen zu lassen. Auch klärte sich Hardocks Geist langsam aber sicher.
    "Hoffentlich ist nichts zurück geblieben. Ist der Pfeil komplett?" Ein leiser Seufzer der Erleichterung war zu hören, als der Verletzte den Kopf an die kühle Häuserwand legte.
    "Mein Name ist Hardock. Zwote Kompanie, Erster Zug, Dritte Gruppe. Ich gehöre zu den Soldaten der Stadtherrin, die sie aus dem Süden mitnahm." Er räusperte sich kurz und spuckte einen Blut-Rotze-Gemisch auf den Boden. "Wir sollten die Angreifer aufhalten, zumindest zeitweise."


    Sein Blick huschte noch etwas unstet, aber schon deutlich wacher als zuvor die Gasse auf und ab und machte sich ein Lagebild. Vielleicht suchte er auch nach seinen Kameraden, wer wusste das schon?
    "Ich danke dir ersteinmal für deine Hilfe. Aber was ist mit meinem Bein? Ich kann es nicht bewegen?"

    Unter der Rüstung kam das Kettenhemd zum Vorschein und ein offensichtlich viel getragener Gambeson. Bis auf einige ältere Blutflecken und Flicken sah er normal aus.


    Der Veteran zuckte und krampfte, als Argol den Pfeil herrausriss. Entspannte sich jedoch wieder etwas, als sich der Schmied um die Wunden kümmerte. Der Blutfluss war nicht stark und konnte leicht gestoppt werden.

    In seinem Delirium merkte Hardock ein vertrautes Brennen in seiner Kehle, zumindest glaubte er das. Nicht fähig groß nachzudenken und seiner eigenen Lage fast absolut unbewusst griff er nach der Flasche an seinen Lippen und nahm einen tiefen Schluck.
    Sein Geist begann sich langsam zu klären und die dumpfen Schmerzen in seinem Körper wurden langsam schärfer. Besonders in seinem rechten Bein flammte ein selten starker Schmerz auf und Hardock biss krampfhaft die Zähne zusammen. Vom Schmerz ernüchtert schlug er die Augen auf und sein Blickfeld schärfte sich soweit, dass er den Mann vor sich erkennen konnte, der ihm gerade die Flasche aus den nun kraftlosen Fingern entwandte.


    Hardock stöhnte. Sein Körper schmerzte und protestierte gegen das bloße atmen. Unter Größer Mühe konnte er den Kopf leicht heben und blickte an seiner Brust herab. Kein Wunder das er schwer atmen konnte, die Rüstung bestand fast nur noch aus Dellen und Beulen. Sehen konnte er auch nur seinen linken Stiefel, der andere war nicht zu entdecken. Das Kettenhemd war an den Ärmeln zerfetzt und der Gambeson hing in blutigen Fetzen. Aus dem Augenwinkel bemerkte einen befiederten Schaft, der aus seinem Schulperpanzer ragte.


    Mit zittrigen Lippen flüstere er kraftlos: "Wasser...."

    Hardock war, wie die meisten seiner Kameraden, gerade mit der Pflege seiner Ausrüstung nach einer längeren Streife durch die Hauptstadt beschäftigt, als der Angriff der Kan bemerkt wurde. In aller Eile machten sich die Veteranen des Asanzolkrieges wieder kampfbereit und sammelten sich.
    In den meisten Gesichtern war keinerlei Furcht oder Zweifel zu erkennen, sie hatten alle schon schlimmes gesehen und nachher konnte man immernoch zusammenbrechen.


    Die fast 300 Soldaten rückten bereits nach kurzer Zeit aus und das Geschepper ihrer Rüstungen kündigte sie bereits kurz vorher an. Im lockeren Laufschritt teilten sich die Veteranen an vorher bekannt gegebenen Kreuzungen auf in kleinere Einheiten, um schnell ein größeres Areal absichern zu können.


    Hardock fand sich mit vier weiteren Soldaten recht schnell nah an der direkten Front wieder. Die Enge der Straßen und das Gedränge machten es ihm nicht leicht mit seinem Kriegshammer auszuholen und die Eindringlinge zu bekämpfen. So zog er sich ersteinmal zurück und wartete auf die sicher kommenden Ausfälle in der ersten Schlachtreihe. Als er die ersten Verletzten ausmachen konnte, zog er diese in die hinteren Reihen und nahm deren Platz ein. Endlich hatte er den Platz den er brauchte und bereits nach kurzer Zeit bemerkte er, dass sich der ihm bereits gut bekannte rote Schleier über sein Gesicht legte. Es gab kein Halten mehr. Mit seinem Trupp wütete er unter den Feinden und versuchte eine Bresche zu schlagen, damit die Verschleppungen ein Enden nehmen würden. Die ersten Treffer nahm er garnicht wahr, jedoch wurden mit der Zeit seine Bewegungen langsamer und die Treffer weniger einschlagend. Der Kollaps kam, als eine schwere Helebarde der Kan ihm das rechte Knie zertrümmerte. Brüllend ging Hardock in die Knie und nur dem schnellen Eingreifen eines ihm Unbekannten Mannes verdankt er sein Leben. Er spürte nur kräftige Hände, die ihn wegzogen, als ihn gnädige Ohnmacht vom Schmerz befreite

    Hatschu... Hardock wischte ärgerlich die Rotze, die gerade aus seiner Nase geschossen kam, mit dem Panzerhandschuh weg. Scheiß Gäule! Wenn ich auch noch in deine Scheiße latsch dann mach ich Salami aus dir... Diese wenn auch sehr banalen Gedanken lenkten ihn von seinen düsteren Überlegungen ab und irgendwie schaffte er es dann doch einen kleinen Moment zu grinsen, als er sich den entsetzten Blick des Pferdebesitzers vorstellte.


    Als Violante von Ulric den Kelch empfing, murmelte Hardock "Ich glaube der Herr Ulric wird bald einen neuen Kelch anfertigen müssen. Der hält doch niemals das Dauerfeuer für die ganzen Toten aus. Eine offene Feuerschale wäre viel bes- Hardock brach ab, als Violante anfing zu reden.
    Da das ganze hier scheinbar noch ne Weile gehen würde, lehnte sich der Veteran auf seinen Streithammer und seine Gedanken schwenkten in Richtung der Schänke, in der er den Abend beenden würde. Seiner Ansicht nach, war ein ordentliches Besäufnis die einzig akzeptable Art den Toten zu gedenken.

    Unter den Gestalten des Trauermarsches konnten, neben etlichen Stadtwachen, auch einige Veteranen aus Assansol ausgemacht werden. Sie hatten erbittert in den Schlachten außerhalb der Tore von Paolos Trutz gestritten und jeder Einzelne, war aus seinen eigenen Gründen hier. Einige hatten gute Kameraden verloren, andere alte Freunde. Wieder andere, hatten in den Schlachten unter Kendrik oder Korlic gedient und waren so mitbetroffen.
    Etliche dieser Gestalten waren von den Kämpfen noch gezeichnet, viele der Männer und Frauen trugen Rüstungen. Einige hatten tiefe Narben, die sie offen zur Schau stellten, anderen konnten die Verwundungen den stoischen Blicken entnommen werden.


    Heute Abend ging es nicht nur um Kendrik und Korlic. Sie waren nur die Spitze des Eisberges von Opfern, die im Kampf gegen die ständige Bedrohung durch die Verfehmten gefallen waren.


    Unter den gerüsteten Marschteilnehmern war auch Hardock. Er trug seine Rüstung, wie auch seine Kameraden und folgte schweigend.
    Kendrik hatte er persönlich gekannt. Er hatte ihm nach den Kämpfen den Streithammer neu mit Leder versehen, nachdem die Reste eines Rakhs den Handgriff hatten gefrieren und dann zerbröseln lassen.
    Den anderen aber, kannte er nicht. Konnte also nicht sehr wichtig gewesen sein.
    Während des Marsches dachte er an die anderen, die in den Schlachten um die Hauptstadt ihr Leben gelassen hatten. Singh, Lian, Hayleen, Maitreya, Jorge, Davonder und noch einige mehr. Wieso hatte er wieder überlebt? Wie blieb er am Leben und die anderen konnte er nicht retten? Akash hatte er noch zu den Heilern geschleppt, doch beim Ablegen merkten sie, das auch er nicht mehr lebte. Hardock schüttelte den Kopf. Fokussieren, bleib im Jetzt!!Die Stimme kam woher auch immer, aber sie half, zumindest diesmal.


    Schweigend und seinen Inneren Kampf ausfechtend, wanderte er mit den anderen durch die Stadt, in den Abend und die Nacht hinein. Was auch immer geschah, er würde seine Kameraden nie vergessen. Komme, was wolle.