Beiträge von Chazsmyr

    Chazsmyr folgte Uhlakk, wobei seine Schritte kaum hörbar waren. Leichtfüßig trabte er bald leicht versetzt hinter dem Ork und konnte das Tempo gut halten.
    Als sie anhielten, war Chazsmyrs Atem relativ ruhig und aufmerksam verfolgte er, was der Grüne ihm zeigte. Der Baumstamm erschien dem Drow ziemlich groß, er schöpfte allerdings Mut, als er sah, wie leicht sein Begleiter diesen anhob.


    Somit nickte Chazsmyr dem Ork zu und ging neben dem Baumstamm in die Hocke, um ihn dann rechts und links zu packen. Als er ihn dann hoch heben wollte, bemerkte er, dass das gar nicht so leicht ging, wie das bei Uhlakk ausgesehen hatte. Er ächzte und zerrte an dem Baumstamm, der sich allerdings nur wenige Zentimeter vom Boden abheben wollte. Kraft schien nicht unbedingt Chazsmyrs Stärke zu sein, aber es war ersichtlich, dass er sich anstrengte und aufgeben würde er auch nicht. Er schlang einen Arm um den Baumstamm und drückte ihn fest an seinen Körper. So löste er sich endlich vom Boden und der Drow konnte sich wieder aufrichten. An Stemmübungen war jedoch in der Haltung nicht zu denken.


    "Ich fürchte, mehr ist nicht drin" gab Chazsmyr zu.

    Chazsmyr hustete, als der Ork ihm auf die Brust klopfte und lief mit ihm zusammen los. Er hoffte nur, dass seine Kondition nicht allzu sehr gelitten hatte und dass Uhlakk nicht auch noch Konversation führen wollte. Die visuellen Eindrücke würden den Jungen Drow vermutlich schon genug fesseln.


    "Genau, laufen!"

    "Hier ist ja überall Wald. Da wird es ja schon schwer, da nicht rein zu geraten" stellte Chazsmyr grinsend fest und tat es dem Ork gleich. Kijona schien dem Drow gut zu tun, er erschien lebenslustiger und aufgeweckter und schien zu Scherzen aufgelegt.
    "Es wäre schön, zusammen zu... rennen."
    Chazsmyr atmete tief die wohltuende Luft ein, bereit, los zu laufen.

    Chazsmyr empfand die Art des Orks als ansteckend und ordnete die Bezeichnungen seinerseits nicht als Beleidigungen ein. Er schlüpfte schnell in seine Schuhe, alles andere hatte er anbehalten nachts und setze sich seinen Hut als Sonnenschutz auf.
    "Guten Morgen, Naira. Uhlakk übt mit mir. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder zurück bin" grüßte der Drow noch rasch seine Gastgeberin, ehe er Uhlakk nach draußen folgte.
    "Da bin ich."
    Chazsmyr freute sich schon darauf, mehr von der Gegend zu sehen und vermutlich würde er ziemlich viel davon sehen.

    Es gab sicher angenhemere Arten geweckt zu werden, als morgens von einer krachenden Tür.
    Dementsprechend rasch war der junge Drow nun auch in Alarmbereitschaft und griff nach seinem Dolch, der neben
    dem Kopfkissen lag.
    Erst im nächsten Augenblick erkannte er den grünen Ork, der hier so reingepoltert kam und die Schlafenden aufmischte.
    Chazsmyr ließ den Dolch sinken und rieb sich die Augen. Es fühlte sich an, als sei er gerade erst in die Schlafstatt
    gekrochen.
    "Sonne? Versprechen?..."
    Es dauerte einige Momente, ehe dem Drow dämmerte, was Uhlakk meinte und ein Lächeln schlich sich in seine Züge.
    "Ich bin... wie der Zufall es will... bereit." - Mehr oder weniger. Er wirkte noch ziemlich verschlafen, als er sich hochrappelte.

    Chazsmyr wusste nicht, wie er auf die Schlafstatt gekommen war, wo er die Nacht verbracht hatte. Zu müde und benebelt war er gewesen von den vielen Geschichten, den Eindrücken und vor allem dem Alkohol, bei dem für ihn eine kleine Menge reichte, um ihn den letzten Abend - oder zumindest dessen Ende - vergessen zu lassen. Nun schlief er demnach tief und fest an einem unbekannten Ort, hoffentlich sicher, vielleicht sogar in Nairas Hütte, da von der jungen Schwarzhaut so gar keine Gefahr auszugehen schien. Dass der grüne Ork das zu Ändern beabsichtigte, davon ahnte Chazsmyr noch nichts. Beim Aufwachen würde er feststellen, dass sein Kopf schrecklich brummte, sicherlich nicht förderlich, wenn sich ein kampferprobter Ork mit einem befassen wollte. Aber der Junge war zäher, als es den Anschein machte - nur gerade nicht, denn er schlief traumlos, was bedeutete, dass er tief und fest und vor allem ruhig schlief.

    Chazsmyr lauschte den Geschichten mit großer Spannung und versuchte nicht zu offensichtlich zu gähnen, aber irgendwann war es dann um ihn geschehen. Sei Oberkörper kippte nach vorne und ein ruhiger Atem ging von ihm aus. Der kleine Drow war tatsächlich einfach so am Feuer eingeschlafen.

    Chazsmyr hatte den Worten Uhlakks mit großem Interesse gelauscht und bei seiner letzten Bemerkung auch eifrig genickt. Das entsprach anscheinend genau dessen, was er sich wünschte. Allerdings hatten die anderen ihm mittkerweile auch die Augen dahingehend geöffnet, dass er sich immerhin auch im Kampf trainieren sollte.


    Es gefiel dem jungen Drow hier immer besser und er erinnerte sich an Nairas Worte, dass sein Aufenthalt hier auch seiner Heilung diente und eine Verschnaufpause bedeutete, jedoch auch sicher ihre Herausforderungen mit sich bringen würde. Chazsmyr, von Natur aus neugierig, freute sich schon auf die kommenden Tage.


    Da er nichts zu sagen hatte und eher seinen neuen Gedanken nachhing, schwieg der Schwarzhäutige und wandte seinen Blick dem Feuer zu. Er hatte das Gefühl, dass er endlich an einem Ort angekommen war, wo er sein Ich finden oder neu definieren konnte. Der Ausdruck in Chazsmyrs Augen hatte jetzt schon jegliche Gehetztheit verloren, er schien sich wohl zu fühlen.


    Da es dunkel war, legte er auch endlich mal seinen Hut ab, der ihn vor der Sonne schützte und bettete ihn auf seinem Schoß.

    Chazsmyr fühlte sich kurz getadelt, weil er dazu neigte, Dinge auf sich zu beziehen, wenn sie eindeutig in seine Richtung gingen. Aber die neue Art zu denken, auf die er wehrt legen wollte, setzte ein und ließ ihn nur stumm und zustimmend nicken. Während dessen formten sich in seinem wachen Geist viele Gedanken, die es zu sortieren galt.


    Der Drow lauschte Naira aufmerksam, ihr leicht den Kopf zugewandt, noch nicht alles verstehend, aber doch langsam begreifend, dass die Kategorien, in die sein Verstand Dinge einzuordnen versuchte, nicht mehr existierten, zumindest der Wirklichkeit nicht gerecht wurden, da es zu viele Facetten von einer Sache gab, bis aus der einen Sache durch ihre Andersartigkeit etwas vollkommen neues erwuchs.


    Chazsmyr begriff, dass Verstecken aus Angst nicht mehr seine erste Option sein sollte, vielmehr aber doch, das Verbergen, um genauer und schärfer sehen zu können, sich besser sehen und einschätzen zu können. Es dauerte eine ganze Weile, die Pupillen des Dunkelelfen bewegten sich rasch, er sah Naira an, dann wieder schweifte sein Blick ins Feuer ab, welches seinen Geist zu beruhigen vermochte.


    Langsam nickte Chazsmyr, noch nicht sicher, ob er die gesamte Tragweite verstanden hatte. "Xas, ich... bekomme eine Ahnung davon. Aber ich vermute, dass es am deutlichsten zu spüren ist, wenn man es selbst macht, wenn man... in die Schatten geht."


    Und er fügte hinzu: "Manchmal... wenn es nötig ist, ist es aber auch gar nicht so schlimm, wenn die anderen einen nicht sehen. Aber... es war auch nicht schön, unbeachtet zu sein, als wäre man nicht mehr da."

    Auf Chazsmyrs Gesicht machte sich unglaubliche Erleichterung breit, da er anscheinend doch mal etwas konnte, was wichtig war.
    Er lächelte, denn so wie es aussah, hatte seine Fähigkeit, sich nahezu aus dem Blickfeld anderer heraus zu halten, oder eher aus ihrem Aufmerksamkeitsbereich, doch noch einen tieferen Sinn. Das erfüllte den jungen Drow mit Freude, weil damit die vielen Stunden, die er herum gesessen hatte, weil er es musste, nicht vergeudet gewesen waren.


    Dankbar nahm der Junge den Becher Tee entgegen. "Dann würde ich gerne lernen, wie ich in die Schatten gehen kann. Es scheint noch mehr zu sein, als bisher, wo ich einfach mit viel Vorsicht und Stille dafür sorgen konnte, dass niemand mich wahr nimmt... na ja, meistens jedenfalls."


    Chazsmyr lächelte verlegen.


    "Es wäre schön, darin noch besser zu werden."

    Chazsmyr hatte im Gegensatz zu Khenai schon eine Waffe geführt, das war jedoch lange her. Sein Muskelgedächtnis jedenfalls konnte sich an die Abläufe nicht mehr erinnern. Das sagte der Drow jedoch nicht, denn es war besser, wenn er alles noch mal von vorne lernen würde. Außerdem würde er anscheinend Dinge lernen, von denen er bisher nicht einmal gehört hatte... In die Schatten gehen, beispielsweise.


    Dann richtete die Lethi ihre Frage an die Schwarzhaut und regte damit Chazsmyr zu einem intensiven Nachdenken an, denn er wusste nicht, was er besonders gut konnte. Er hatte in seinem Leben schon einiges getan, aber nichts davon richtig gelernt. Das Versorgen von Tieren hatte Naira sicher nicht gemeint, also sagte der Drow stattdessen:"Ich kann Feuer machen... Und ich kann warten."


    Das klang jetzt erstmal nicht so herrausragend, aber der Wert von jemandem, der Warten konnte, wurde einem meist erst bewusst, wenn jemand geduldig sein musste, der absolut nicht geduldig war.


    Der Drow zuckte zusammen, als Uhlakk los lachte und lauschte dessen Worten aufmerksam. Der kleine Ork schien sehr viel Erfahrung zu haben.

    Chazsmyr beobachtete hier immer wieder, dass der Körperkontakt oft und teilweise auch handfest stattfand, aber dabei meistens freundlicher Natur war. Das gehörte zu den den Dingen, an die sich der junge Drow noch gewöhnen würde müssen, was er aber grundsätzlich nicht ablehnte. Es erfreute ihn vielmehr zu sehen, wie hier miteinander umgegangen wurde, vor allem ehrlich, das war viel wert.
    Die Schwarzhaut grinste von einem Ohr zum anderen, er schien sich zu freuen.
    "Ich gebe zu, ich bin schon sehr gespannt" meinte er und ließ seinen Blick wieder ins Feuer schweifen, auch wenn seine Augen eigentlich schon genug Licht gehabt hatten für den Tag.

    Chazsmyr nickte. "Bel'la dos, Uhlakk" gab der kleine Drow wieder. Dann beobachtete er, wie sich Khenai gegenüber Uhlakk verhielt, so voller Kraft und Überzeugung. Chazsmyr lächelte, leicht von Wehmut beseelt, aber er hatte sich fest vorgenommen, sein altes Leben nicht auf das neue Einfluss nehmen zu lassen.


    Er lachte kurz auf, um sich zu lockern, auch wenn ihm nicht danach war. "Ich hoffe doch, ich kann da ebenfalls etwas lernen."

    Chazsmyr hatte ein Gespür dafür, wenn sich Situationen entspannten und genau das war hier gerade geschehen. Die Schwarzhaut wirkte ebenfalls erleichtert, denn ein Streit hätte die Aura dieses friedlichen Ortes für ihn möglicherweise gestört. Man schien sich jedoch still geeinigt zu haben, das war schön. Vor allem fiel Chazsmyr auf, dass man hier anscheinend sagen konnte, was man dachte, sofern man sich damit nicht als Schwächling hinstellte.


    Er musste bei Nairas Worten schmunzeln. "Xas, einen Chazsmyr gleich dazu. Was ist eigentlich ein Tuva?"

    Chazsmyr überlegte einen Augenblick, ehe er nickte. "Xas, so ist es. Ich weiß es allerdings noch nicht so lange." Der junge Drow gab sich sehr ehrlich. "Naira hat mir davon erzählt. Ich wusste nicht wieviele Wesen es gibt und weiß es vermutlich immer noch nicht..." Er lächelte und versuchte sich zu entspannen.


    Immerhin war er, was das Essen anging, bisher um Würmer herum gekommen. Dies war eine Erfahrung, die man in seinem Leben nur einmal machen musste.

    Die Stimmung schien sich merklich zuzuspitzen. Nun konnte auch Chazsmyr das nicht mehr ignorieren und linste vorsichtig zwischen Naira und Uhlakk hin und her. Er wollte nich neugierig erscheinen und versuchte es besonders unauffällig zu machen, indem sein Blick immer wieder zu Khenai ging, dessen beachtliches Wachstum ihn wirklich faszinierte. Gerne hätte der Drow mehr darüber erfahren, aber auch er wusste, wann es besser war, erstmal ruhig abzuwarten.

    Als Uhlakk zurück kehrte, lenkte das Chazsmyrs Aufmerksamkeit ab. Er wandte sich dem Ork zu und konnte dessen Verhalten nicht einordnen, da sie sich noch nicht allzu lange kannten. Aber an Nairas Reaktionen machte er fest, dass irgendetwas nicht stimmte.


    Um den Gesprächsfaden nicht reißen zu lassen, nickte der Drow Khenai zu und meinte "Xas. Naira hat recht. Ich will dich nicht kränken, eher bewundere ich, wie schnell du so groß werden konntest. Dein Volk ist... faszinierend."

    Chazsmyr sah den Jungen erstaunt an. Die Lethi schienen ja wirklich rasant zu wachsen.


    "Er war kleiner, als ich ihn das letzte Mal sah" gab der Drow zu und sprach dann zu Khenai. "Ich bin erfreut, dich wohlauf zu sehen. Ich habe dich lange nicht gesehen."

    Chazsmyr war anscheinend wirklich schon ziemlich weggetreten, so dass er den Schatten Khenais gar nicht wahrnahm zunächst.


    Erst als Naira sprach und ihn vorstellte, zuckte der junge Drow leicht und schlug die Augen auf. Da erblickte er den Jungen vor sich und musterte ihn seinerseits nun auch genauer.


    "Vendui" grüßte Chazsmyr leicht verwirrt, aber freundlich. Als Khenai lächelte, erwiderte der Schwarzhäutige dies. Instinktiv schien er das Kind zu mögen, auch wenn dem Drow noch nicht bewusst war, wen er vor sich hatte. Khenai kannte er nur als kleines Bündel, als einen Säugling. Er konnte nicht wissen, dass die Lethi-Kinder so schnell wachsen konnten.


    Fragend blickte er zu Naira.

    Chazsmyrs Blick folgte zunächst Naira und Uhlakk, die verschwanden, wurde dann aber rasch abgelenkt von all den Reizen, die den Drow umgaben und auf ihn eindrängten. Da wären zum einen die Massen an Uruks. die Chazsmyr noch etwas beunruhigten, wenngleich sie keine Anstalten machten, über ihn herzufallen. Das Feuer war angenehm und entgegen allem, was gut für die empfindlichen Augen des Drows war, ertappte er sich dabei, wie er hinein starrte, während er saß und seinem Körper und seiner Seele etwas Ruhe gönnte, während von allen Seiten Gespräche auf ihn einprasselten, denen er nicht folgen konnte, da er die Sprache nicht verstand. Daher hielt Chazsmyr sich ans Essen und achtete genau darauf, dass er keien Würmer aß.


    Während er saß und sich stärkte, bemerkte Chazsmyr, wie ihm dann doch die Augen, die am nächsten Tag etwas angeschlagen sein dürften, immer wieder zufielen. Er gab sich Mühe, sie offen zu halten, aber die Wärme und ein voller Magen taten schon beinahe ihr Übriges.