Die meisten würden den Menschen, der da in Richtung des improvisierten Kommandostandes humpelte und sich dabei auf einen großen Zweihandhammer stütze wohl als "Dick" bezeichnen. Vom schwarz/blauen Wappenrock waren die Farben kaum mehr erkennbar, zu verdreckt war das Kleidungsstück. Trotzdem konnte man auf der Brustseite das Symbol des Sonnenkreuzes noch erkennen, das Sybol des Ordens des astalonischen Banners. Auf dem Rücken baumelte ein ebenfalls schwarz/blauer Reiterschild, der starke Beschädigungen aufwies. Mehrere abgebrochene Pfeile steckten in dem Schild, einer davon genau mittig im Sonnenkreuz, das auch den Schild schmückte. Das Schwert, das er an der linken Körperseite trug, war ebenso Blut- und Schmutzverschmiert wie das Gesicht des Mannes.
Hainrich, das war der Name des Mannes, folgte einer kleinen Gruppe Kriegerinnen und Krieger die wie er den blau/schwarzen Wappenrock mit dem Sonnenkreuzsymbol trugen. In der Nähe des Kommandostandes gab er Befehl zum Halten. Seit Tagen hatten sie schwere Gefechte geschlagen und viele Gegner vernichtet, doch auch viele der Ihren waren schwer verwundet oder gar getötet worden. Vor wenigen Stunden erst hielt er den jungen Antonius im Arm, das Blut rann dem jungen Mann aus den Mundwinkeln und obwohl die Heiler ihr bestes gaben und sofort zur Stelle waren, starb der kaum 20Jährige an seinen schweren Verletzungen. Der Tot Antonius`war Hainrich sehr nahe gegangen, hatte er doch mit ihm zusammen im Herbst erst die Weinberge bei Pilenya bestellt. Antonius war mit einer Handvoll anderer junger Menschen aus der Heimat Hainrichs nach Pilenya übergesiedelt um beim Aufbau der Siedlung zu helfen und sich dort nieder zu lassen. Hainrich kannte die Familie des Jungen sehr gut, sein Vater war Kellermeister der Gotthardsburg. Hainrich würde nach Beendigung dieses Schlachtzugs den Eltern die schlechten Nachrichten persönlich überbringen. Das waren die unschönen Seiten seines Lebens ...
Während Hainrich kurz im Gedenken an die Gefallenen innehielt, liessen sich die Kämpfer des Banners um ihn herum nieder.
Ruht Euch kurz aus, wer weiss wann wir wieder Gelegenheit dazu haben!
Hainrich schickte einen Boten zum Tross um Verpflegung für die Kämpfer zu organisieren, dann ging er durch die Reihen und hatte für jeden ein aufmunterndes Wort und ein leises Danke! für die Heiler übrig. Schließlich machte er sich auf den Weg zum Kommandostand, wo zwischenzeitlich auch Haradron eingetroffen sein musste.
Hainrich!? Zwei der Trossleute kamen ihm entgegen, sie trugen eine Holzkiste.
Ah, sehr gut! Er entnahm der Kiste 4 Flaschen mit einem goldgelben Inhalt. Ihr verteilt das unter den Leuten, ja! Achtet darauf, dass JEDER etwas bekommt, aber dass sie danach noch kampffähig sind! Mit einem Grinsen klopfte er den Trossmännern auf die Schultern, nahm die Flaschen unter den Arm und humpelte dem Kommandostand entgegen.
Dort angekommen nickte er den Anwesenden kurz zu und stellte die Flaschen auf dem Tisch ab. Hainrichs weisser Hipocras war auf dem Stück Papier zu lesen - sofern man des Lesens mächtig war -, das eine Art Etikett darstellte.
Die erste Ernte Pilenyas. Das Gold der Freyenmark, auch genannt Hipocras. DAS ist es, was ICH einen wahrhaft überirdischen Genuss nenne!