Beiträge von Adam von Winterfeld

    Als der Protektor der Meinung war, dass alles gesagt war, zog er die Zügel an und machte sich auf, dem letzten Stück in Richtung Tor folgen.

    "Mach dir keine Sorgen, Milan. In wenigen Tagen bin ich wieder zurück. Die Herrin wird schon auf mich acht geben."

    sagte der Weidener beschwichtigend.


    Vor dem Tor, stieg der Protektor in den Sattel, zog den Gurt des Sattelbaumschwertes nach und trabte los. Immer dem schmalen Pfad an der Küste entlang. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und tauchte die Küste in ein wunderschönes Farbenspiel. Links von ihm die Felsen des Fjords und rechts von ihm schier endlose Felder und größeren Hügel. Lediglich der feine Regen wollte ihm nicht so recht behagen. Seinen Lodenmantel zog er fester mit einem Gürtel um seine Taille um sicher zu gehen, dass er und seine Kleidung auch wirklich nicht nass zu werden drohten.

    Hoffentlich hat Sie meine Nachricht bekommen. Es wäre zu schade wenn diese Gelegenheit ungenutzt bliebe. Auch wenn das Wetter mehr als nur unangenehm ist.

    Sinnierte Adam vor sich hin.

    Und so brachte er Meile um Meile zwischen sich und die Siedlung Winterfeld, immer weiter der Protektoatsgrenze entgegen.

    Adam hielt kurz inne, schaute hinüber und begutachtete die unerwartete Begegnung. Er führte die Pferde etwas zur Seite damit er dem emsigen Treiben nicht im Weg stand oder jemand unabsichtlich die Pferde scheute.

    "Milan!?" bemerkte er ertappt.

    "Ja. Ich... Ganz alleine... Zumindest für den Anfang. Und ich wäre dir sehr dankbar für deine Diskretion. Ich wünsche ein paar Tage auszureiten und es wäre schön dabei nicht gestört zu werden.

    Ich treffe... Nun, ich hoffe jemanden zu treffen, mit dem ich mich seit sehr langer Zeit einmal in Ruhe unterhalten wollte. Und leider hat es seit sehr langer Zeit keine passende Situation dafür gegeben. Sollte in den kommenden Tagen jemand nach mir fragen... Ich bin an der Landzunge westlich des Protektorats. Außerhalb der Wolfsmark. Ich sehe mir dort den Boden an. Ich habe einen Vogel dabei, falls es nötig sein sollte, nach Männern zu schicken."

    Der Protektor machte nicht den Eindruck als wirke er unsicher. Eher als wolle er keinerlei Diskussion über sein Vorhaben aufkommen lassen.

    "Haben wir noch etwas Nennenswertes zu klären?"




    Es war einer dieser verregneten Tage des Vorwinters. Die Wärme des Sommers würde langsam durch den Wind der vom Meer her, über die Klippen des Landes, herein zog, vertrieben. Adam sattelte, zum ersten Mal seit Monaten, eines der Pferde. Seinen Grünen alten Lodenmantel hatte er bereitgelegt und seinen dunkelgrünen Wappenrock angezogen. Lange hatte er ihn nicht mehr getragen.

    Aber warum? Er konnte sich nicht daran erinnern, wie es dazu kam, den alten Weg zu verlassen. Aber so war es. Nur sich diese Kleider und ein paar alte Bücher erinnerten an die alte Welt.

    Adam seufzte leise.

    "Na mein Freund?! Was stellen wir heute an? Schaffen wir es heute zur Landzunge? Wir müssen doch einen geeigneten Platz für den Turm finden. Wir haben eine wichtige Mission zu erfüllen."

    Dabei Strich er sanft über die Flanke seines Pferdes zu dem er sprach.

    "Besser wir nehmen deine kleine Freundin auch mit, nicht war? Für Proviant und vielleicht noch ein wärmendes Zelt und damit du nicht alleine mit mir vorlieb nehmen musst."

    Dabei lächelte der Protektor und machte sich daran, das zweite Pferd ebenfalls zu bepacken.


    Nach einer kurzen Weile hatte Adam alles notwendige verpackt und machte sichauf den Weg zum Westlichen Tor der Siedlung. Vorbei am Marktplatz und dem Tempel, vor dem, wie immer, emsiges Treiben herrschte. Den schmalen Gassen entlang an den Kontoren am Hafen und den kleinen Häusern der Unterstadt.

    Kaum einer erkannte Ihn. Er hatte den dicken Wollmantel, mit seiner großen Kaputze, tief in sein Gesicht gezogen und führte beide Pferde weiter in Richtung Westliches Tor.


    Sehr gerne, Aiden, alter Freund. Ich bin zugegeben überrascht. Und ich mache keinen Hehl daraus, zu behaupten, dass mich ein wenig Neid überkommt, dich vor Mir geehelicht zu wissen. So lasst mich denn dafür sorgen Das dieser Tag für euch unvergesslich wird.

    Natürlich nur wenn es euch beiden recht ist. Ich meine, Milan wird ja dann sozusagen Teil der Familie.

    Dabei lächelte er die beiden Besucher herzlich an. Adam stand auf und ging zu einem seiner Regale und schob ein paar dicke Bücher beiseite. Dahinter zum vorschein, kam eine helle Flasche, in der sich eine hell braune Flüssigkeit befand.

    Er Griff ebenfalls drei bronze Becherchen und stellte sie auf den kleinen Beistelltisch, welcher sich zwischenden Stühlen, vor dem Kamin befand und goss ihnen ein. Es handelte sich dabei um seine letzte Flasche Weidner "Dreifach". Einen guten, aber für den ungeübten Trinker, dennoch sehr gefährlichen Schnaps, aus Adams und Aidens alter Heimat, dessen Wirkung man schon an einigen gestandenen Genießern aus der Wolfsmark erleben konnte.


    Auf euch, meine Lieben.




    Beschreibung des Tempels:


    Der Tempel bildet das offizielle Zentrum der Siedlung Winterfeld. Mit seinen 12 Metern Durchmesser und ebenfalls 12 Metern Höhe, ist das Oktagon der dreh und Angelpunkt für sämtliche Glaubensrichtungen und Religionen in der Wolfsmark.

    Gebaut aus hartem Stein, am der Westseite des Marktplatzes, gegenüber der Garnisonsfeste, befinden sich im Inneren des Turms diverse Schreine der jeweiligen Glaubensrichtungen.

    Lediglich den Elementen selbst, ist der Grunriss des Gebäudes gewidmet. An den jeweiligen Stirnseiten des Oktagons befinden sich die Schreine von Terra, Aeris, Ignis und Aqua. Eingelassen in den Boden des Oktagons befindet sich als verbindende Kraft das Symbol Magicas, mit etwa drei Schritt im Durchmesser, aus Messing. Der Stern markiert nicht nur das Zentrum des Tempels, sondern ist, durch die großen Erkerfenster, über den gesamten Tag hinweg der Sonne zugewand, welche sich über zwei Ebenen zu jeder Seite des Oktagons befinden und erhellt mit seinem goldenen Glanz sein gesamtes Inneres. Die einzelnen Elementarschreine sind relativ schlicht gehalten und über ihnen prangt das jeweilige Symbol des Elements selbst.

    Aqua symbolisiert ein helles Marmorbecken mit Wasser ähnlich eines Taufbeckens in anderen Glaubensrichtungen.

    Für Ignis brennt in einem Granitbecken ein ständig loderndes Ölfeuer.

    Terra symbolisiert ein Findling mit mehreren Etagen, auf dem kleine Pflanzen und Moose wachsen.

    Aeris ziert ein großer Traumfänger der überwiegend mit Federn geschmückt ist und frei von der Decke hängt.

    Der Zwölfgötterschrein ist ein Altar aus schwarzem Marmor am Kopfende des Tempels gegenüber dem Eingang.

    Etwa 1 Schritt hoch und tief und 2 Schritt breit. Um den Sockel sind die Zeichen und Reliefs aller Zwölf Götter eingemeißelt. Und mit Blattgold hervorgehoben. Auf ihm steht ein goldener Kelch mit aufwendigen Verzierungen, in dessen Inneren sich Heimaterde aus Aventurien befindet, welcher mit einem weißen Seidentuch zugedeckt ist und flankiert wird von zwei einzelnen Kerzenhaltern aus poliertem Messing. Dahinter steht der Reiseschrein von Nandala Aschetal, welcher ebenfalls mit einem Seidentuch verhangen wurde, damit er geschützt ist.


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    Die Eingangspforte besteht nur aus einer einfachen, mit Eisen beschlagenen Holztüre an deren Seite zu jeder Tages- und Nachtzeit zwei Fackeln brennen.


    Einen Tempelvorsteher sucht man hier vergeblich. Auf Grund der Masse an Glaubensrichtungen, wird der Tempel in gleichem Maße von allen Priestern und Predigern genutzt.

    Wohl aber gibt es dort einen Hüter. Ein Mann namens Theobald der alte, welcher sich um die Pflege des Tempels kümmert.

    Theobald ist einer der ältesten Bewohner der Wolfsmark. Zumindest sieht man ihm sein Alter an, denn er hat im letzten Monat seinen 77sten Sommer vollendet. Er ist sozusagen die gute Seele des Tempels auf dem Marktplatz und sorgt mit steinerner Entschlossenheit dafür, das dunkle Gottheiten, Paktierer, Verfehmte und Ketzer dort keinen Einzug halten.

    Natürlich! Platzte es aus Adam heraus.

    Sie hatten so viele Abenteuer bestanden und vermeintlich tödliche Schlachten geschlagen, da konnte und wollte Adam ihn in dieser Zeit nicht alleine stehen lassen.

    Wobei... dieses eine Mal hatte der Hauptmann ihm eines voraus. Er begab sich auf einen Weg, den sowohl Aiden als auch Adam, nicht kannten. Der Protektor war sich sicher, dass jeder der Aiden auch nur ein Haar krümmen wollte, es mit der puren Gewalt und Rache einer...

    Naja. Lassen wir das. Es wird schon alles gut werden. Und solange er es freiwillig macht, ist es ja auch gut so.

    Also verwarf Adam diesen Gedanken.

    Er konnte sich noch gut erinnern. Sein erster Kommentar war, "die rote Hexe".

    Beide mussten damals sehr lachen. Und nun hat sie ihn verzaubert. So schnell kann es gehen.

    Und du Milan? Wie stellst du dir das vor? Ich meine, wenn du in den kommenden Jahren nicht foch zufällig in der alten Welt, einem Inquisitor in die Arme läufst und auf einem Scheiterhaufen landest, ist es höchst wahrscheinlich, dass du ihn überleben wirst.

    uh... das war nicht taktvoll. Naja. Aber immerhin ehrlich.

    Dachte sich Adam und lehnte sich mit seinem, noch immer dampfendem Krug zurück in seinen Stuhl.

    Der namenlose Diener schnaufte einmal kurz und verließ die Stube auf dem schnellsten Wege ohne etwas zu erwidern.


    Aha.... Und... Aiden? Hat es dir die Sprache verschlagen?

    Willst du doch noch Rahjas sehen erhalten und Erben in die Welt setzen?

    Ich meine... Ich... Also ich gönne euch das von Herzen.... Seid ihr sicher? Alle beide?


    Adam fehlten immer wieder die Worte. Damals, in ihrer Jugend hatten Aiden und Adam immer gewettet, wer denn nun die hübschere Braut bekommen würde, oder wer als erstes geehelicht werden würde. Aber erstens hatten beide bis vor kurzem gar nicht mehr damit gerechnet. Und zugegebenermaßen hat es Adams Ego schon sehr hart getroffen, dass also nun auch Aiden jemanden für sich gefunden hatte.


    Eigentlich war es genau, dass was Adam zu schaffen machte. Die letzten Jahre hatte er mehr Zeit damit verbracht, zu vermitteln und dabei hatte er sein eigenes Glück vollkommen außer acht gelassen.

    Komm doch näher, Milan. Setz dich.

    Adam gab dem Diener ein Handzeichen um noch einen Stuhl zu ihnen an den Kamin zu bringen. Der Protektor hätte keinerlei Ambitionen dazu, aus diesem Gespräch etwas förmliches zu machen. Immerhin ging es um deren Zukunft und nicht um seine eigene...

    Der Diener schob Milan den Stuhl mit einem Ruck unter den Po.

    Er machte nicht den Eindruck als kümmere es ihn, ob sie mitbekam, dass der Namenlose Diener ihresgleichen nicht möchte. Und so landete Milan zwischen den beiden Stühlen und somit auch zwischen Aiden und Adam.

    Er reichte Aiden den Mocca und stellte ohne ein Wort oder eine Geste des wohlwollens Milan eine Karaffe mit Wasser hin und ging.


    Adam blickte nun zwischen den Beiden hin und her.

    Und ? Wie lange geht das schon zwischen euch beiden? Erzählt... Wann und wo...?Und sobald schon Ehelichen...

    Hast du Angst dass der alte Kerl hier nicht mehr so lange lebt?

    Adam deutete mit dem Daumen auf Aiden und grinste wie ein kleiner Bube dabei.

    In der Stube war es mittlerweile wohlig warm geworden. Langsam brach die Nacht herein und dunkle Wolken, welche man durch die großen Fenster sehen konnte, zogen am halben Mond vorbei.

    Adam saß in dem großen schweren Eichenstuhl vor dem Kamin. Der gesamte Raum war erfüllt mit dem Geruch von frischem Mocca und einer leichten Note Weihrauch.

    Als sich die Türe öffnete und Aiden mit seinem Gruß an Adam den Raum betrat. Stand der Protektor auf um den Hauptmann gebührend zu begrüßen.


    Aiden, sei mir gegrüßt alter Mann. Komm setz dich. Wir haben einiges zu besprechen. Trinkst du einen Mocca? Oder eher ein Bier? Wein?




    Adam ließ den Diener, dessen Namen er sich nicht merken konnte, herantreten und deutete auf Aiden.


    Also mein Freund, was trinkst du?


    Als es abermals an der Tür klopfte, kam von Adam nur ein knappes


    HERREIN!

    Es war schon später Abend, als die Taube die Türme der Wehrfeste erreichte. Kühl war es dieser Tage, sodass das Tier sich sogleich aufplusterte um sich zu wärmen.

    An seinem Linke Bein war eine kleine lederne Rolle befestigt, welche mit einem kleinen Tropfen Siegelwachs verschlossen wurde.

    Lediglich ein Name war auf der Rolle zu erkennen 'R. Lindblum'.


    Auf dem Pergament im Inneren stand eine kurze Information:


    Die Tore der Garnison öffneten sich. Breit und lang lag der Hof vor den Ankömmlingen, an dessen Ende die Treppen zur kleinen Festung hinauf führten. Auf der linken Seite des Hofes befanden sich die Stallungen und die Waffenkammer, auf der gegenüberliegenden Seite die Unterkünfte der Soldaten und die Garnisonsküche.

    Emsiges treiben war nicht zu erwarten. Zwar ging man seiner Tätigkeiten nach, aber da vor Monaten per Erlass die Alarmbereitschaft ausgerufen wurde, waren die meisten der Soldaten mit Patrouillieren beschäftigt, oder besetzten die Wehrgänge der Stadtmauer. Der Rest schlief oder pflegte seine Habseeligkeiten.

    Etwa 1000 Gardisten sollten im Ernstfall Platz finden. Zwar hatte man noch nicht so viele Soldaten, aber Vorbereitung war ja bekanntlich alles.

    Adam ging den Hof entlang und begutachtete im Vorbeigehen den Zustand der Garnison. Eigentlich gab es nichts zu bemängeln. Dennoch, zu lasch wollte der Protektor die Männer nicht behandeln. Zu viel Lob verweichlicht einen Soldaten nur. Also wird 'von Anderrath' eine Visite durchzuführen haben. Vielleicht schon Morgen.


    Von Winterfeld erreichte die Treppe und ging sie empor. Gumpert, der persönliche Diener des Barons, folgte ihm mit der Truhe, in der Adam alles wichtige zu transportieren pflegte. Papiere, Siegel, Wappenrolle, die Reisekasse und noch allerhand andere Habseeligkeiten.

    Die Gardisten, die am oberen Ende der Treppe ihren Dienst verrichteten, öffneten ihnen die noch innen schwenkenden Tore der kleinen Trutzburg. Dabei wehten ihre Mäntel bei Seite und gaben den Blick auf die Blau-Gelben Wappenröcke der Wolfsmark frei.

    Ja. Adam war endlich wieder daheim. Und er hatte vieles zu klären. Allem vorweg, wollte er umgehend mit Aiden und Milan sprechen. Anschließend sollte er einige Dinge mit Landuin besprechen. Aber das hatte noch einige Tage zeit. Zuerst die Amtsgeschäfte.

    Adam betrat seine Schreibstube. Der Kamin war noch aus. Mit einem lauten scheppern, stellte Gumpert die Giebeltruhe in den kleinen Erker neben dem Fenster auf der rechten Seite des Raumes und machte sich sofort am Kamin zugange. Es dauerte nicht lange, bis die feuchte Kühle des Raumes, einer angenehmen Wärme wich und das flackernde Feuer des brennenden Kamins durch das auflackern der Flammen vereinzelter Kerzen ergänzt wurde. Gemütlichkeit stellte sich ein.

    Der große Schreibtisch am Ende des Raumes tauchte in ein orange-gelbes Licht und ließ das schöne braun des Holzes fast schwarz erscheinen.

    Der Diener hattebereits einen Topf mit Wasser über die Feuerstelle gehängt um mit der Zubereitung von Mocca zu beginnen.

    Ein anderer Diener begrüßte Adam und Gumpert und fragte ob er etwas tun könne. Adam bejate diese Frage und schickte ihn aus, den Hauptmann und Milan zu holen.

    Auf dem Fuße machte der Diener, dessen Namen Adam sich noch nie so richtig merken konnte, kehrt und verließ die Stube.

    Es war irgendwas mit H... Hans? Horst? Horas? Naja. Dachte sich der Protektor. Gumpert wird's wohl wissen.

    Aber zuerst das Wichtigste. Einen feinen Mocca genießen, der bequeme Stuhl vor dem Kamin und auf Aiden warten.

    Schlechte Neuigkeiten kamen oft schneller als einem Lieb war.

    Es war schon später Nachmittag als die 'Viribus Unitis' in den Fjord der Mark einlief. Die herbstliche Sonne beumte sich ein letztes mal gegen den herannahenden Winter auf und schickte ihre wärmenden Strahlen weit über das Land. Auf dem scheinbar spiegelglatten Wasser tanzten vereinzelt die Reflektionen der Sonne und tauchten die Siluette der Mark in ein sanftes, glitzerndes orange.

    Der Kapitän betrat das Deck und gab der Besatzung den Befehl, die Segel einzuholen und die Riemen zu Wasser zu lassen. Man hatte es nicht eilig. Also ging man auf Nummer sicher und navigierte vorsichtig durch die Untiefen des Fjords.


    Adam saß währenddessen am Bug des Schiffes auf einem einfachen Holzstuhl und beobachtete die Baufortschritte des Kriegshafens. Er war lange nicht mehr zu Hause gewesen. Zuletzt im Frühjahr. Noch vor dem Konvent in Holzbrück.

    Um so mehr sehnte sich der Protektor nach ein paar ruhigen Wochen in der Mark. Ein gutes Bier, ein bequemes Bett, auf all das hatte er lange verzichten müssen. Lang war die Zeit auf dem Meer. Und da Adam keinerlei nautische Kenntnisse besaß, konnte er sich die Zeit auf dem Wasser nur sehr begrenzt verkürzen. Er wittmete sich seinen Studien über die goldene Herrin, ihren Einfluss auf Mythodea und vor allem den Einfluss auf ihn selbst. In Paolos Trutz konnte er, in der Nähe des Reliquienschreins, noch einiges über deren Auswirkungen auf das Wirken selbst erfahren. Und die Nähe zur Reliquie Tat ihm ausgesprochen gut. Es hatte auch gute Seiten, dass der Protektor in Paolos Trutz war, während der Norden auf dem Kriegszug an die Weltenschmiede auszog. Nun waren sie zurück und Adam konnte den Heimweg antreten.

    So schien es zunächst.

    Ereignisse sorgten dafür, dass eine Expedition in die hohen nördlichen Gewässer ins Leben gerufen wurde. Und die 'Viribus Unitis' sollte ein Teil dieser Expedition sein.

    Letztlich sollte diese Expedition dazu geführt haben, einen Seeweg nach Ancarea gefunden zu haben. "Unbeabsichtigt, aber immerhin mit einem akzeptablen Ergebnis." Dachten sich alle Teilnehmenden Fraktionen.

    Nach dieser Expedition, konnten sie also endlich den Heimweg antreten. Und da waren sie nun. Nach all den Monaten, endlich daheim.

    Schon von weitem hörte man die Geräusche der Handwerker, die eifrig ihrer Profession nachgingen.


    Knarzend legte die Karavelle am Steg an. Taue wurden über die Reeling geworfen und von einigen Männern am Steeg verzurrt bevor die Planke ausgelegt wurde.

    Als Adam den Kai betrat Schloss er kurz die Augen und sagte leise...


    Endlich wieder zu Hause

    Können wir noch weitere Vorbereitungen treffen, Vorn? Gut das du gekommen bist.

    Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich diese Runde zusammen rufen ließ. Das sind diejenigen, von denen ich wusste, sie seien momentan noch in der Hauptstadt.



    fragend sah Adam in die Runde, während er die ledermappe vor sich legte.


    Ich meine, was brauchen wir noch? Wir wissen, wann wir losschlagen. Wir wissen auch, dass wir dieses mal mit einer Situation zu tun bekommen, die wir alles andere als einschätzen können. Wer kann schon sagen, was der Feind mit der Weltenschmiede angestellt hat. Ich erinnere an den Stab der Macht, der erst von der Leere und anschließend von Firin verändert wurde. Wer weiß schon, wozu diese Kreaturen in der Lage sind.

    Niemand ist hier zu spät, alter Mann. entgegnete Adam.

    Komm nur dazu.

    Herrschaften, gut euch alle zu sehen. Ohne umschweife möchte ich euch diesen kurzen Bericht vorlesen. Geschrieben von einem der entsandten Kundschafter aus der Freyenmark.

    Damit begann Adam vorzulesen. Als er mit dem kurzen Bericht fertig war, legte er diesen, bestätigend auf den großen Kartentisch und schob ihn zu den anwesenden.

    Ich habe diesen Herren in Holzbrück kennengelernt. Ein Befehlsempfänger mit Ambitionen. Noch unsicher im Auftreten, aber mit guten Ideen. Alles in allem kann man ihm also durchaus glauben.

    Wie wollen wir weiter machen? Die Truppen sind in den letzten Vorbereitungen aber die Männer fragen sich, wie es weiter geht.



    Wann: einige Wochen nach dem Konvent in Holzbrück

    Wo: Halle des Krieges/ Paolos Trutz

    Wer: jeder der sich berufen fühlt und in der Halle anzutreffen ist.



    Vor einigen Tagen war der Tross in Paolos Trutz angekommen. Die Ereignisse während der Nyamenfindung, haben vielen, einiges abverlangt. Um so zufriedener, konnte man sich nun in der Hauptstadt ein paar Annehmlichkeiten gönnen. Gutes Essen, zubern, neue Kleidung... Dinge auf die man in den vergangenen Monaten immer wieder verzichten musste.


    Es war einer dieser warmen Mitsommertage im Norden, die Adam in die Halle des Krieges gingen ließen. Angenehm kühl war es dort; und dunkel. Seine Augen waren in den vergangenen Monaten immer lichtempfindlicher geworden. Sicher sollte er sich mal einem Heiler anvertrauen. Aber er war sich relativ sicher, dass es mit dem Entzug zu tun hatte.

    Er saß in der Halle, an dem großen Tisch, an dem die Plankarten des Kontinents zu Mythodea ausgelegt waren und musterte den Plan der Insel.

    Der Insel, auf dem die Weltenschmiede in die Hände des Feindes gefallen war. Nur die Elemente konnten erahnen, was diese Geschöpfe damit anzustellen versuchten. Viele Ideen wurden in betracht gezogen, um sicher mit dem Heer anzulanden. Ob nun über die Pforten oder dem Seeweg... Alles wurde gegeneinander abgewogen. In Holzbrück, so erinnerte sich Adam, würde beschlossen, Kundschafter auszusenden, um eine ungefähre Vorstellung von der Momentanen Situation vor Ort zu machen.

    Lediglich die Berichte der ausgesandten Schiffe der Freyenmark fehlten noch. Lange konnte es nicht mehr dauern.

    Erst zum Nachmittag hatte man sich hier in der Halle verabredet, um weiter an den Plänen für den Feldzug zu arbeiten. So hatte Adam noch ein wenig Zeit für ein Nickerchen.


    Nach gefühlt einigen Augenblicken, endete jedoch dieses Nickerchen abrupt.

    Einer der Gardisten, welche in der Halle des Krieges ihren Dienst verrichteten, trat mit einer Botschaft an den ehemaligen Weidener heran.

    Noch etwas schlaftrunken begann Adam zu lesen...


    Darauf hätten sie gewartet. Allerdings mit weit angenehmeren Informationen.

    Seid drum. Kop, Vorn, Goratiel und die anderen mussten davon erfahren.

    Adam gehieß dem Gardisten die Übrigen zusammen zu rufen, um ein weiteres Vorgehen zu besprechen.

    Eine dritte Taube erreicht die Hauptstadt.

    Die Schrift der Botschaft, die hastig an dem Vogel befestigt wurde und soeben noch zu halten schien, sah so aus als wenn sie im strammen Galopp geschrieben worden wäre.

    Fast unleserlich steht dort:


    - Archon der Rosen zieht mit massiven Truppen in Richtung Berg der Akata.

    - kein durchkommen möglich.

    - Bringen uns in Sicherheit

    - Reaktion de Vo Canar nicht abschätzbar.


    Adam