"Diese Welt ist ein Versprechen" wiederholte die Edalphi, fast schon getragen von der Bedeutung seiner Worte. Natürlich kannte sie keine andere Welt, aber doch, sie hatte sich zur Größe aufgeschwungen, die über das Maß der anderen ihres Volkes gereichte. Ein Frevel, der ihr leid tat, sie wollte gerne so makellos sein wie die anderen Edalphi, deren Gemeinschaft ihr so sehr fehlte. Aber das lag hinter ihr, vor ihr war nur ein Weg, der gerade viele Abzweigungen in diesem Gespräch zuließ. Einige Schritte ging sie stumm auf den Zinnen auf und ab, sah immer wieder in das Gesicht mit der makellosen schwarzen Haut ihres Gegenübers, den daraus hervorstechenden Augen, den spitzen Ohren unter dem weißen Haar. Ihr Entschluss, was sie Valas antun würde für sein jüngstes Vergehen wurde wie ein weiteres Versprechen deutlich, als sie den Krieger vor ihr fokussierte. "Ma, wir müssen bereit sein, uns zu verändern. Ich habe mich verändert, genauso wie Ihr das tatet, vermutlich schon vor der Zeit meiner Geburt und so wie ich euch Terrakinder kenne, wachst ihr jeden Tag weiter.... Orathon ist für Euch also noch tragbar?" Sie erwartete keine Antwort- lass dich nicht erwischen war deutlich genug, um einer abgewiesenen Anwärterin auf den Orden der Tivar Kharassil nichts über den alten Herrscher des Feuers zu sagen. Vorn kannte Yael ebensowernig wie umgekehrt, wenngleich über Vorn sicher mehr Geschichten erzählt wurden. Aber dass Yael tiefe Abneigung gegen den Feuerherrscher ebenso wie den vermutlich unechten, aber dennoch umso brennenderen Wunsch nach Aufmerksamkeit verspürte, konnte der Dunkelalb vermutlich nicht ahnen. Deshalb ging sie auf einen weiteren Aspekt des Gesprächs ein, jenes immer mehr als Herausforderung annehmend, was durchaus einem Genuß für das Aeriskind gleichkam: "Der Kampf der äußeren Elemente ist notwendig und in der Ordnung dieser Welt geboren, ma. Aber bisher habe ich es immer so gesehen wie eine Art Schärfung der Waffen und nicht mehr. Andererseits war ich damit wohl schon länger alleine...Letztes Jahr habe ich für Aeris die Regentin des Ostreiches angegriffen, um das Entbrennen eines Naldarartefakts zu verhindern und jetzt bin ich dort eine verurteilte Attentäterin." Sie verdrehte die Augen, offensichtlich von der Art und Weise, wie mit dem Elementwettstreit umgegangen wurde sichtlich genervt, was wohl auch daran lag, dass die ganze Thematik bis heute Relevanz für Yael hatte. Dann sagte der Dunkelalb, dass für ihn der Zweck die Mittel rechtfertigen würde und Yaels Mimik versteifte sich unmittelbar. "Ich finde das abstoßend, wenngleich ich wertschätze, dass Ihr Euch zumindest nicht herauswindet, wenn es um das Nutzen des Befehls geht. Irgendwie ist das für mich ein Zeichen von Schwäche, selbst nicht genug Herrschaft ausüben zu können, um sich stattdessen dieses Geisteszwangs bedienen zu müssen. Und ma, einen Mittelweg gibt es wohl tatsächlich nicht." Sie konnte nicht anders, hatte es sich selbst geschworen, nie wieder einfach zu schweigen, wenn die Manipulation ihrer Brüder- und Schwestervölker angestrebt wurde. Andererseits war die Vergangenheit für Terra, sie würde jetzt nicht vorverurteilend oder nachträglich richtend auftreten, das wäre auch zu vermessen. Stattdessen dachte sie über das nach, was er über die Herrscher gesagt hatte: "Ich sehe es glaube ich anders. Wenn jemand etwas wirklich bestimmen kann, dann doch die Seelen des Landes. Aber vielleicht ist das auch das Problem, die anderen Elemente, mal von Aeris und vielleicht Magica abgesehen, werden die Freiheitsbestrebungen vermutlich nicht gutheißen. Nicht dass ich glaube, dass die Exzellenzen das zum Thema einer Anrufung gemacht hätten, aber die Intuition eines Wesens, durch dessen Adern das Land fließt, spürt das vermutlich ununterbrochen." Yael hatte überhaupt keinen Einblick, welchen Elementen die Herrscher des Nordens wirklich nahe standen, da waren die Eisernen stets zu reserviert gewesen, um einen ehrlichen Austausch anzustreben und die Edalphi erkannte erst seit kurzem, dass es im Norden durchaus viele "Eiserne" gab, auch wenn diese den Eid nicht geleistet hatten. "Wie könnt Ihr den Kindern der Freiheit denn helfen? Und wie kann ich mir sicher sein, dass ihr nicht nur herausfinden wollt, wer sich alles dieser Gruppierung angeschlossen hat, damit ihr uns alle bei einem Angriff erwischen würdet?" Sie stellte sich gerade vor, für genau diese Art von Denkzettel- nicht dauerhaft, aber schmerzhaft genug, um sich nicht zu wiederholen, jemanden wie Vorn mit seinen Fähigkeiten, zu haben. Dann erinnerte sie sich daran, wie sie gemeinsam mit Tarkan und Valas Arnulf genau diesen Denkzettel verpasst hatten vor zwei Jahren auf dem Konvent. Gleichzeitig stieg aber auch das Misstrauen und die Furcht, genau diese Fähigkeiten ihres Gegenübers gegen sich gestellt zu sehen. Seine Grenzen waren klar und eigentlich glaubt Yael dem Dunkelalben vor ihr, vorhin, der Zorn, war echt gewesen. Aber andererseits musste sie vorsichtig sein dieser Tage. Sehr vorsichtig.