Beiträge von Franziska

    "Ma, das mache ich" sagte sie im Bezug auf das Schriftstück. Sie hatte eines, welches ihr Leomirs Bürgschaft und sein Erbe anvertraute, sollte ihm etwas zustoßen. Sie betete innständig, dass ihr Vater ewig leben möge und sie niemals in diese Situation kommen würde, das zu nutzen. Außerdem würden die Menschen aus dem Osten eh nichts darauf geben, bei all ihrer Ehrhaftigkeit waren sie zu engstirning, um die edalphischen Sitten und ein Kind der Freiheit zugleich akzeptieren zu können. "Eine Hochzeit? Wer heiratet denn? Ich, ähm, ich war schon auf Hochzeiten, wie du weißt. Muss ich was wissen dafür? Etwas vorbereiten? Ein Kleid, ein Gastgeschenk? Irgendwelche sonderbaren Sitten lernen?" Sie schien schnell für diese Zeitverschwendung zu begeistern zu sein, wusste aber natürlich nicht, welche tausend unterschiedlichen Sitten und Anforderungen da auf sie zukommen konnten.



    "Ob ich tanzen kann? Na ja, also ich kenne ein paar Tänze der Ostmenschen. Aber ich tanze sie zu schnell und auch nicht mit dem nötigen Ernst, habe ich mir sagen lassen." Sie lachte, dachte an das Turnier von Feuer und Phönix zurück, als sie mit Kilian wirklich eine schöne Zeit gehabt hatte, aber wohl die meisten ernsthaften Tänzer gestört hatte: "Ich tanze auch mit, wenn ich die Tänze nicht kenne und schaue, wie lang ich brauche, um es zu lernen. Früher haben wir ja sehr schnell gelernt, jetzt ist es etwas langsamer, aber immer noch ganz ordentlich. Und ma, es macht mir sehr viel Freude. Aber oft ist es mir zu langsam." Sie lachte erneut, dachte an den amüsierten, wenn auch leicht scheltenden Tanzmeister. "Ich glaube, hier wäre das Tanzen schwer, bei der Dunkelheit und ohne Musik und mit dem vielen nassen Gras. Du musst als Ritter bestimmt tanzen können, oder?"

    Yael war offenkundig überrascht - sie hatte damit gerechnet, erneut eine Belehrung darüber zu hören, dass nur die Gemeinschaft irgendwas dieser Art erreichen könnte. Sie nickte bestätigend. Irgendwie war es sehr erfrischend, nicht die hundertste Rede über das große Miteinander, das der Edalphi verwehrt worden ist, zu hören.

    Dass der Dunkelalb vor ihr so offen über seine Verbitterung sprach, machte es einfacher, ehrlicher irgendwie. "Ma, diese Art der Enttäuschung funktioniert wirklich nur aus dem engsten Umfeld. Da können die Verfemten einem auf die gleiche Art gar nicht Schmerz zufügen, wenngleich deren Mittel auch schrecklich sind, aber eben auf eine ganz andere Art und Weise." Sie schien durchaus zu wissen, wovon sie sprach, wenngleich sie natürlich nichts so schreckliches erlebt haben konnte wie Vorn von seiner Familie oder, wenn doch, dann auf gänzlich andere Art. Sie hoffte aber, dass er recht hatte bezüglich der Unveräußerbarkeit des Segens, den sie in dem Gefühl gefunden hatte, das ihr die Sturmherrin in den schrecklichsten Stunden schenkte. Yael wusste leider auch, dass er recht hatte, was die Schwachstellen anging, aber wirklich eine Lösung hatte sie dafür nicht: "Habt Ihr Kinder, die ihr auch als solche empfindet -also für die ihr euch wirklich verantwortlich fühlt? Ich könnte meine niemals zurücklassen. Meine Jüngste, Paro, sie hat Angst, dass ich sie verstoße, allein lasse und schon der Gedanke daran bricht mir das Herz. Meine ältere Tochter, Aysa, verträgt das alles gut, aber sie ist auch schon lang erwachsen."


    "Ma, das hatte ich vor" antwortete sie auf die Frage mit dem Gift. "Es soll ihr helfen, wird ihr weniger schaden als nützen, so hoffe ich zumindest" quittierte sie knapp. "Oh, danke, so was gibt es für die Edalphi nicht. Aber ich werde eh nicht mehr in die goldene Stadt reisen- da wartet ja Sim Galiadh. Aber...hmmm. Nein, ich kann dir wohl keine ähnlich geartete Einladung aussprechen." irgendwie wirkte sie verlegen, hätte wohl gerne etwas Gleichwertiges zurückgegeben, aber dafür fehlte ihr der Ort, an dem sie wirklich lebte.


    Schließlich blickte sie verwundert und sagte: "Na ja, ich dachte, wir laufen halt ein wenig. Es schien mir so unpassend, einfach sitzen zu bleiben und dem Stillstand nachzukommen nach deinem Opfer. Und später werde ich ja hier Isavelle treffen und ich dachte, da laufen wir lieber als sitzen zu bleiben. Einen Plan hatte ich eigentlich nicht..." So lebte sie ja auch oft in ihren Tag hinein- einfach ohne wirklich zu wissen, wo es wie weitergehen würde. Schließlich schaute sie ihn an und zuckte mit den Schultern - schien ein wenig ratlos, nicht darauf vorbereitet, ihn irgendwohin zu führen oder dort zu bestimmen, was passieren würde.

    Das war unangenehm und traf die Edalphi völlig unvorbereitet. Sie erwog kurz zu lügen, verwarf den Gedanken dann aber. Schnell wollte sie ansetzen, damit er nichts merkte, dann aber stockte sie mitten im Ansatz, konnte das Terrakind unmöglich mit so einer halbgaren Antwort abspeisen. Deshalb schwieg sie, starrte Vorn an, merkte es etwas zu spät, schüttelte sich und begann dann schließlich mit gerunzelter Stirn und nur gelegentlichem Blickkontakt: "Ich... früher habe ich den Kontakt zu meinem Volk gesucht oder meditiert. Das hat mich immer beruhigt und mir Hoffnung, Kraft und eine liebende Gemeinschaft gegeben. Aber" Wieder stockte sie, musste sich sichtlich überwinden: "Aber, das ist mir nicht mehr möglich. Ich darf beides nicht mehr. Also habe ich mir andere Wege gesucht und ehrlich gesagt versuche ich recht erfolglos, dieses Gefühl in unterschiedlichen Konstellationen abzuschütteln, die für mich meine Gemeinschaft in den Edalphi ersetzen sollen. Aber eine vollkommene empathische Harmonie gibt es nicht außerhalb der Edalphi und ich passe nirdendwo mehr dazu. Ich muss wohl schlicht zugeben, dass ich selten, nur noch sehr selten, dieses Gefühl anders als durch Zeit und Hoffnung loswerde - und nachdem Ihr das durchaus zu kennen scheint, wisst Ihr, wie schlecht das geht. Andererseits bin ich hart geworden, das Gefühl von Verzweiflung gestatte ich mir selten." So falsch es auch klang, es war wahr. Sie war spröde und hart geworden, sich selber bewusst, wie verkehrt das war, aber doch, der Befehl war so deutlich gewesen und Yael war wie ein Schwert geworden, scharf und bösartig, aber eine Klinge ohne Griff, sie schnitt jeden, deshalb hatte sie auch niemanden mehr, dem sie sich selbst in so einem Moment zumuten konnte oder durfte. Sie durfte und musste einfach hoffen, dass sie lang genug durchhalten würde, um genug Zerstörung gebracht zu haben, bevor ihre Lebenszeit endete.

    "Na ja, irgendwas anstellen. Puh, doch, ich schätze, das trifft es ziemlich gut. Isavelle hat mir ein Geschenk gemacht, als ich noch durch Aminaah gefangen war, sie hat ein Lied geschrieben für mich...über mich. Und das hat mir ziemlich viel geholfen und mich sehr sehr stolz gemacht, weil es gleichzeitig schön und schmeichelnd, als auch kraftgebend ist. Klingt sonderbar, aber Musik beeinflusst mich einfach auf eine besondere Art und Weise und Isavelle hat da ein großes Talent. Weil sie aber selbst noch nicht den letzten Schritt gegangen ist, um endlich hier anzukommen, will ich es ihr leichter machen. Auch wenn ich glaube, dass das nur hier an der Weltenschmiede möglich ist, muss das dieser Tage noch passieren und deshalb haben wir uns für heute nacht hier verabredet. Ich hab ein Gift für sie, und wenn ich alles richtig bedacht habe, dann wird sie dadurch viele Erkenntnisse bekommen und ich einen Dienst an einem Quihen´Assil an sie weitergeben können. Das ist zumindest meine Hoffnung." kommentierte sie.


    Als er die Kastanie wegwarf musste sie unwillkürlich schmunzeln. Wieso hob man sowas auf? Aber gut, vielleicht wuchs dann hier irgendwann ein Kastanienbaum, sie würde es wohl nicht mehr erleben. "Oh, was hast du denn noch für mich?" fragte sie dann neugierig. Sie hatte ja schon einiges für ihn in Verwahrung genommen, umso interessanter, wenn das nun für sie war.

    "Ma, ich hatte doch anfangs schon gesagt, dass ich heute noch jemanden sehe, oder hab ich das vergessen? Ich treffe heute noch Isavelle, vielleicht kennst du sie? Eine Archontengardistin, ich hab ein Geschenk für sie, mal sehen, ob das funktioniert," deutete sie vage an, was sie noch mit der Falkenschlag vorhatte. Dass dabei eine große Menge Gift im Spiel war, schien Yael in keiner Weise erwähneswert zu finden. Die Gardistin schien auch noch nicht da zu sein, Yael kannte sie ja bereits eine Weile und hätte auch ihre Sihouette erkannt.


    "Ich...weiß nicht. Valas war nicht so begeistert am Anfang, als ich ihm gesagt habe, dass ich eine Tochter bekommen habe und er der Vater ist. Andererseits hab ich es ihm auch eine lange Zeit verschwiegen, ich wollte unbedingt, dass Paro nur meine Tochter ist und nicht all das Leid so schnell kennenlernt. Das war dumm von mir, das weiß ich jetzt..." Sie kaute kurz auf der Unterlippe und fügte dann noch an: "Ich habe schon einen Nachfolger in meiner Aufgabe gezeugt, Aysa. Und Paro wächst so langsam. Andererseits ist die Schwangerschaft eine so schöne Zeit und ich hab mit jedem meiner Kinder ein Wesen mehr, das ich bedingungslos liebe und das ist schön. Trotzdem würde ich glaub ich derzeit kein Kind mehr bekommen wollen, ich werde vermutlich nicht mehr alt genug, um es groß zu ziehen," überlegte sie.


    Schließlich waren sie angekommen und Yael blickte sich nochmal um, aber Isavelle schien immer noch nicht da zu sein.

    "Ma, es ist schwierig. Das gebe ich zu" quittierte sie das von ihm Gesagte. Offenkundig war die Jüngere davon überzeugt, dass sie da trotzdem im Recht war. Natürlich musste man, wenn man bei der Wahrheit bleiben wollte, zugeben, dass eigentlich kein anderer Edalphi sich so dermaßen an Sim störte wie Yael, aber andererseits hatte sie auch als bisher einzige, von der sie wusste, vermieden, diesem Wesen ins Gesicht zu sehen, seit es sich verändert hatte, geschweige denn dieser... Frau zu gestatten, in ihre Augen zu blicken. Misstrauisch war die Kindererzieherin inzwischen doch schon sehr, vor allem, wenn man die Gefahr durch Dienerbefehl und Leere bedachte, nicht ungewöhnlich. "Ich überlege, ein Gebiet zu ... beanspruchen. Dorthin würde ich gerne die Edalphi bringen, die sich bisher dem Einfluss von Sim entzogen haben und die weniger ...misstrauisch sind als ich, die immer mal wieder einen kritischen Blick auf die anderen unseres Volkes werfen- einfach nur, um zu verhindern, dass am Ende nocheinmal so etwas schreckliches passiert. Ich habe sogar schon ein Gebiet im Auge, mal sehen, ob sich das machen lässt, dort herrscht aktuell niemand der Sterblichen, aber es ist häufig umkämpftes Gebiet des Schwarzen Eises." Sie sah ihn dann plötzlich direkt an, irgendwie so, als würde sie jetzt nicht mehr seine Aufgabe, sondern ihn als Person betrachten wollen und ganz andere Teilbereiche des Dunkelalben wurden genau beobachtet. Hatte Yael zuvor häufig sein Gesicht beobachtet, musterte sie ihn nun im Ganzen, blieb an den Waffen hängen, eine ganze Weile an seinen Händen, bis sie ihm wieder einen offenen Blick aus ihren blauen Augen zuwarf.

    "Eine persönliche Frage? Ma, natürlich. Aber ich muss gestehen, besonders interessant ist meine...Persönlichkeit...wohl eher nicht." Sie meinte es genau so, wie sie es sagte, wunderte sich offenkundig darüber, was den Dunkelalben an ihr interessierten mochte, dass er es so ankündigte.

    "Ma, das kann schon sein, was ihr über das Äußere und das Innere sagt. Ihr erwähntet vorhin eine Alte Herrscherin, die euer Volk versklavt hat. Nun, für die Edalphi ist Sim so eine Figur. Man sagt, sie sei damals dafür verantwortlich gewesen, dass unser Volk sich vom Zweifel verführen ließ, wennglich ich eher denke, sie haben es uns einfach aufgezwungen. So eine ... Person... kann man doch meinem Volk nicht zumuten, oder?" Es war nicht an Vorn persönlich gerichtet, sondern aus Yaels Resignation geboren, deshalb sagte sie auch: "Ma, der Kreislauf wäre besser gewesen." Auch der Dunkelalb war voller Zorn und wo vermutlich die meisten anderen Edalphi der Harmonie folgend versucht hätten, seine Wut zu dämmen, fand Yael es schlicht gut. Sie mochte es, wenn andere Wesen nicht alles, was sie antrieb, verbargen oder völlig unterdrückten. Es zeigte, dass man sich keinem der Verfemten in ihrer Emotionslosigkeit hingab, sah man mal von den Aquagläubigen ab.


    "Auch ich bedauere, dass die Königin so entschieden hat, aber ma, ich verstehe es durchaus auch. Wer weiß, vielleicht ändert sich ihre Meinung ja noch, sobald sich die ersten Laka´Tain unserer Sache anschließen. Mitnichten ist es so, dass die Erdvölker die Freiheit wirklich herbeisehnen, wohl aber die Gerechtigkeit. Und vieles, was passiert zwischen Alten Herrschern und Dienervölkern ist nicht gerecht." Yael schien recht überzeugt davon zu sein, dass sich sogar das uralte Wächtervolk früher oder später anschließen würde.

    "Dann würde ich vorschlagen, ich besuche Euch hier noch einmal, sobald ich meinen Vater in Kalderah gesehen habe? Vielleicht gibt es dann auch schon Neuigkeiten über die Fortschritte, soweit sie für beide von uns unbedenklich sind." sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

    "Ach, Landuin, da seid ihr Menschen einfach komisch. Nein, besser, viele von euch Heimkehrern, Siedler mag ja wieder ein unliebsamer Begriff sein, haben da so schwierige Regeln und wir Edalphi handhaben das nicht so kompliziert." Damit schien für Yael das Thema vorbei zu sein. "Ah, da ist sie ja," bemerkte Yael im Hinblick auf die Weltenschmiede, einmal mehr von dem diesigen Nebel, der in allen Farben der Schöpfung leuchtete, und so einen sonderbaren Schleier über das nasse Gras des Schlachtfeldes legte. "Hier irgendwo wird Isavelle warten, nehme ich an." Sie fragte sich insgeheim, wie die Gardistin auf das Gift reagieren würde. Hoffentlich klappte alles, Yael schien durchaus ein wenig nervös zu sein.


    "Ma, über die Shir´Tanaar habe ich bereits mit den Narech´Tuloch gesprochen- du wahrscheinlich auch. Aber da muss man der Ehrlichkeit folgend sagen, dass letztlich wieder nur die Herrscher etwas verändern können, dafür tragen sie auch dafür die Verantwortung. Ich würde mir wünschen, so jemand wie Hartherz würde einfach in der Vergangenheit ruhen bleiben." entgegenete sie sprunghaft. "Ich glaube, Leomir hat viele Aspekte seiner Herrin in Gefahr gesehen und deswegen so reagiert. Undankbar bin ich nicht, das war der Grund, warum ich mich entschied, noch ein Kind zu bekommen- ich würde mal meinen, Paro ist ein wunderbares Ergebnis dieser ansonsten schrecklichen Misere."

    "Nun, da stimme ich zu. Die Boro Madar tun gut daran, niemanden bei sich zu begrüßen. Ich würde mir wünschen, mein Volk würde ähnlich restriktiv mit den Siedlern in der goldenen Stadt umgehen, aber dieser Wunsch ist spätestens, seit diese Hexe wie ein Giftstachel in der goldenen Stadt sitzt, völlig egal. Und ma, ich weiß, alle sagen, sie wäre jetzt eine andere, die Galiadh, aber ich werde niemals mehr etwas anderes sehen in diesem Gesicht als das Scheusal, das sie war, gleich, wie sehr sie angeblich geläutert wurde....hmm...ich komme ab, entschuldigt." Schnell versuchte Yael sich wieder zu beruhigen, nicht schon wieder eine Schimpftirade darüber zu äußern, wie schrecklich sie es fand, die Knechterin ihres Volkes ausgerechnet den Edalphi aufzubürden.


    "Die Boro Madar werden letztlich für die ...Oberflächenbewohner...vermutlich länger keine Rolle mehr spielen, wenn ich die Hüterin richtig verstanden habe. Ich glaube, ihre Königin wird entweder Rebellion oder Rückzug wählen, und für spontane Hingabe für die Freiheit sind die Boro Madar nun eher nicht bekannt. Aber das wird die Zeit schon zeigen und ma, es ist schon, wie Ihr es sagt, besser so." Dann schwieg die Edalphi eine Weile und dachte darüber nach, ob Vorn vielleicht so ähnlich wie Darin war. Verwarf den Gedanken aber, der Dunkelalb machte sie nicht zornig, vorsicht vielleicht, aber nicht so wütend wie der Khornkrieger. Schließlich nickte sie und sagte "Ma, dann wohl das Konvent. Kann ich davor nochmal zu Euch kommen? Damit wir uns nochmal besprechen?"

    "Ach, ist ja keine unangenehme Frage, oder?" Vermutlich war das bei den Menschen aber gar nicht wahr- allerdings blickte Yael immer noch nicht durch die Verwirrungen der Menschen, manche, wie die Kelten , fragten offen nach Beischlaf, die Menschen aus dem Osten hatten dafür sehr schwierige Regeln. Aber beides war nicht wirklich Inhalt des Gesprächs und die Frage, so vermutete die Edalphi, auch gar nicht an sie als Person gestellt. Hin und wieder, seit sie den Kuss Aeris erhalten hatte, war sie von Siedlern und jungen Völkern so behandelt worden, vielleicht in der Hoffnung, damit Aeris Willen zu hören. Aber wie so oft musste Yael zugeben, dass sie noch nie ihre Quin zu ihr hatte sprechen hören. Also schob sie diesen Gedanken zur Seite und nahm den nächsten heran. Zuvor aber lauschte sie dem Lied, offensichtlich wie immer, wenn gesungen wurde stärker auf das Lied als auf alles andere fokussiert. "Du wirst nicht alle Veränderungen bemerken, aber dein Umfeld wird es. Und glaub mir, die wenigsten, die nicht ihre Gunst erlangen, finden diese Entwicklung schön. Und ich fürchte, ganz so stark steht noch nichts fest, auch für Aeris nicht. Wer kann schon wissen, welchen der unzähligen Wege der Lauf der Zeit gehen wird. Ashantra hat von einem unendlichen Geäst an Möglichkeiten gesprochen - und doch hat sie am Ende geirrt! Ausgerechnet jene Mitray´Kor, die alle Zeiten der Welt zu lesen weiß. Erinnerst du dich, sie prophezeite auf den Feldern der Mitray´Kor unseren Zusammenstoß mit der Winterbringerin und dem Nan´Urr."

    "Aeris verlangt das Sein um jeden Preis- ich sehe also recht ähnlich. Oft frage ich mich, wie die Kristallfürsten wohl zueinander stehen, wo der eine Sein um des puren Seins Willen fordert, ein anderer uns aber dazu anleitet, kühn zu sein. Aber die Quihen´Assil in ihrer einzigartigen Schönheit zu sehen, oder das zumindest bei allen zu versuchen, ist sicher hilfreich, um nicht allzu blind zu werden - auch, wenn ich zugeben muss, dass es mir früher leichter viel, als die goldene Herrin noch der Pfad meines Lebens war." Sie sah kurz ein wenig verklärt aus, Magica war stets eine sanfte, goldene Leitfigur ihres Lebens gewesen, die wärmend und pflegend jeden Takt ihres Herzens begleitet hatte, während Aeris sie hingegen fortriss, bis sie an diesen oder jenen Ort geschleudert wurde. Sie sprang gedanklich zurück zu den Tiefen und sagte: "Ich habe versucht, mit den Boro Madar Kontakt in ihren Höhlen aufzunehmen, aber ich schaffe es nicht. Kannst du so etwas? Mich wollen sie dort nicht, glaube ich. Und auch im Anor´Tho, ich war nur einmal kurz dort, habe ich mich im Berg überhaupt nicht wohl gefühlt, aber das kann gut und gerne auch an den Akata liegen. Dieses Schwestervolk ist... na ja...sie machen mich ein wenig aggressiv mit all ihren verborgenen Gefühlen und... der Art, wie sie riechen." Yael verzog die Nase, dieser leicht fremde Geruch von heißem Felsen, den die meisten der Feuerechsen absonderten, machte sie unbeherrscht. "Dann sollten wir vermutlich planen, wann und wo das Experiment am sinnvollsten ist, oder? Ich nehme an, dass das Konvent vermutlich der erste Zeitpunkt sein dürfte, wo alle, die benötigt werden, wieder beisammen sind?", fragend schaute sie Vorn an.

    Sie blieb abrupt stehen. "Was? Wie meinst du das?" Dann aber setzte sie nach, verstand dann doch, was er meinte. "Ob ich mit dir das Melath´Nin feiern würde, meinst du das?" fragte sie leichthin- für einen Edalphi ein völlig normales Thema, so, als ob man jemand fragen würde, ob er noch was zu essen brauchen würde oder ob ihm kalt war. Sie lächelte, sagte dann aber: "Das meinst du sicher nicht, oder? Hmm. Valas mag das sowieso nicht, er findet das nicht gut, wenn wir nicht...ähm...er mag die edalphische Kultur nicht besonders, was das angeht." Es war offensichtlich, dass sie sich darüber ärgerte, dass sie sich in diesem Fall seiner Kultur hatte fügen müssen. "Deine äußere Hülle kannst du sicher auch nicht meinen, du bist ja ein Mensch." Was auch immer Yael damit meinte, musste für den Moment offenbleiben, schließlich zog sie aber den Bogen auf das für sie Wesentliche und setzte nach: "Also meinst du deine Seele - und die Frage ist schwer. Ob jemand eine schöne Seele hat, kann wohl nur Aeris mit einem einzigen Blick sagen, für mich ist das nicht so einfach. Ich verliebe mich in die Größe einer Seele, so würde Leomir das sagen, und ich glaube, seit Aeris mich berührt hat, weiß ich, was er damit meint. Nun ist es aber nie gewiss, so wie die Zukunft, ob jemand seine eigene Größe wird erreichen können, die ihm in die Wiege gelegt ist oder die er auf dem Weg finden kann." Sie war nicht mit Absicht so wirr, rang offenkundig um anständige Formulierungen dessen, was sie meinte - so, als müsse sie sehen, wie er aus seinem eigenen Schatten ins Licht trat, um ihn erkennen zu können. "Wie kommst du denn jetzt auf so eine Frage? Weil ein Wolf nicht fliegen kann?", wie so oft sprang Yael in ihren Gedanken hin und her, stets davon ausgehend, dass jeder andere verstehen würde, warum sie von welchen Teilen der Unterhaltung zu den nächsten und zurück sprang.

    Das mit den Farben schien der Edalphi zunächst zu schwer, zumindest zeigte ihr Gesicht erstmal kein Verständnis. Erst nach einer kurzen Weile änderte sich das und erst lächelte sie verstehend, dann verfinsterte sich der Gesichtsausdruck, als die Erkenntnis wirklich ankam. Der Ältere hatte Recht, das, was Yael immer zu hoffen gewagt hatte, wahrlich gute Wesen zu finden, war zerschlagen. "Das ist eine beachtliche Aussage, das mit dem das etwas nicht geschehen ist, wenn es niemand sieht. Das hätte ich durchaus einem ... na ja, ich dachte immer, ihr Terrageküssten nehmt es sehr ernst mit jeder Form der Wahrheit. Aber vielleicht ist mein Denken da auch zu einseitig, etwas, was ich immer öfter bemerke. Viel von dem, was ich in meinem verhältnismäßig kurzem Leben gelernt habe, ist vielleicht am Ende gar nicht wahr gewesen, oder zumindest nicht die einzige Sichtweise oder die volle Wahrheit." Sie sah ihm beim lachen zu, lächelte aus Reflex einfach mit, auch wenn sie nicht verstand, worüber der Drow sich amüsierte. "Valas?" fragte sie dann ungläubig. "Ich...ähm... naja, er hat ....ach." Sie brach ab, der Vater Paros und seine Vergangenheit waren ein schwieriges Thema. Vor allem mit anderen Dunkelalben war es unangenehm, Yael fühlte sich, trotz ihrer beachtlichen acht Jahre immer wie ein Kind, wenn sie über die Vergangenheit dieser unfassbar alten Wesen sprach. "Gawain kenne ich glaube ich nicht, aber Ihr solltet auf keinen Fall jemanden aussuche, der Euch etwas antut- ich begehre Hilfe zwar sehr, aber nicht um jeden Preis." sagte sie dann erschrocken. Irgendwo dazwischen lag wohl die Wahrheit- so oft wünschte Yael den Alten Herrschern Schreckliches- direkt mit deren Schmerz oder echter Bedrohung konfrontiert schien sie aber jede Rachlust zu verlassen - und bei einem Erben, noch dazu einem, der offensichtlich verstehen konnte, was sie antrieb- sah das recht ähnlich aus. "Von den drei genannten Völkern bin ich mir sicher, dass sie jeweils gerne helfen- viele von ihnen sind vielleicht nicht radikal oder laut, aber viele haben den Wunsch nach Freiheit dennoch."

    Yael blinzelte. Sie wollte frei sein vom Befehl, hatte schon oft über härtere Vorgehensweisen nachgedacht, doch die Exzellenzen des Nordens waren dabei niemals ihr Ziel gewesen. Wieso auch? Die Edalphi war sich weitestgehend sicher, dass sich die beiden Herrscher überhaupt nicht für so etwas wie eine edalphische Kindererzieherin interessierten und mal abgesehen von dem ein oder anderen Krampf im Bein, wenn die schöne dunkle Nyame sie übersehen hatte und sie ewig auf Knien verharrt hatte, war noch nicht passiert. Sie hatte weder mit der Nyame noch dem Archon schon mal direkt gesprochen und das war auch gut so. Gelegentlich hatte sie ein Glas Wasser gebracht oder einen der Diener mit Informationen versorgt, die eigentlich für die Herrscher gedacht gewesen waren. "Es wird sie stören. Ich bin unzufrieden mit einigen Vorgehensweisen der Machthabenden - da sind die Exzellenzen des Luftsiegels allerdings wahrlich nicht im Fokus. Dennoch erlaube ich mir, meine Eindrücke zu schildern und auch dazu aufzurufen, genau hinzuschauen, wem man dann wohin hinterherläuft, gerade der Unterschied im Umgang mit Timoriel beispielsweise hat mich zumindest stuzig gemacht. Oder die Kollobaration mit der Negation... Aber ma, vielleicht ist eisern nicht mehr das gleiche, wie das, was ich mal dachte, darunter zu verstehen." Sie nickte bekräftigend. Spätestens seit dem Feldzug war die frühere Kindererzieherin schwer verwirrt, was denn nun richtig und was falsch war. Ihre großen Vorbilder hatten sich da doch anders positioniert als bisher.


    Sie beobachtete den Drow genau, als er so lange schwieg. Insgeheim war es ein spannendes Belauern des Gegenübers, zumindest Yael war vorsichtig, mit dem was sie sagte oder wie sie sich bewegte, zumindest solange, wie sie daran dachte. Ihre Herzhand kribbelte, als sie das Terrakind fokussierte. Sonderbar, dass ausgerechnet diese beiden unterschiedlichen Geschöpfe hier an der Weltenschmiede darüber berieten, wie sie eines der althergebrachten Gesetze diese Welt brechen konnten. "Die Zuneigung oder auch die ... Anerkennung, die man dem Befehlsgebenden entgegenbringt, ändert vieles. So viel, dass man sogar einer Gruppe von Würdenträgern kurz widerstehen kann, wenn man jemanden, den man wirklich verehrt oder liebt, im Rücken hat - solange dieser eben in der Lage ist, Befehle zu sprechen. Zumindest ist das bei mir so - ob das allen Angehörigen der jungen Völker so geht, weiß ich nicht. Es ist auf jeden Fall ein schlauer Ansatz, den ihr da vorschlagt - auch wenn ich mich frage, wie wir an jemanden kommen, dessen Befehl ihr nicht befolgen wollt und der da trotzdem mitmacht...schwebt Euch da jemand vor? Und auch, dass jemand Euch dabei analysiert, der Euch schon kennt und dem ihr traut ist gut. Die Reifen bekomme ich organisiert, so hoffe ich. Keine Ahnung, mit welchen Angehörigen der jungen Völker Ihr Euch gut versteht, gibt es da jemanden, der das Gegenstück tragen könnte, bei dem Ihr Euch besonders wohl fühlen würdet? Wobei ja eigentlich auch nichts passieren kann, den Reif kann man jederzeit abnehmen und dann endet auch die Wirkung."


    "Ma, das weiß ich. Es wird dort aber nie wieder schön sein für mich. Muss es auch nicht- da war ich ja schon," die gute Laune über das Spiel ließ sie das Gesagte leichter auch so meinen. "Na, du hängst aber nicht ständig mit deinem Rudel herum. Und dass du eine wichtige Person bist in der Siedlergemeinschaft weiß ich schon, es bedeutet mir nur nichts- diese Unterschiede in eurer Gesellschaftsstruktur sind mir schon klar geworden, in der Sicht eines Edalphis sind sie aber... naja...sonderbar. Also ein Wolf....oder ein Fuchs? Oh, Caramell kenne ich ein wenig, sie ist vermutlich der einzige wirklich glückliche Siedler, den ich kenne. Zumindest ist ihre ... Ausstrahlung schön... Und sie sagt, du könntest ein Hermelin sein?" Yael kicherte, stellte sich den Ritter als kleines Tier vor und verwarf es. "Nein, du bist kein kleines Tier - und schon gar keines, das im Erdreich wohnt. Aber ein Vogel bist du vermutlich auch nicht so richtig. Wenn dann ein großer Greifvogel, aber das will auch nicht so richtig passen. Eine Mischung aus Vogel und Erbewohner, aber sowas wie ein Laufvogel passt auch gar nicht." Yael stellte sich alles mögliche gerade vor, sie lachte hin und wieder und schaute dann auf den Albernier. So richtig gut einzordnen vermochte sie ihn aber auch nicht. Der Wolf war gar nicht so unpassend, aber zu rückwärtig gerichtet, es gefiel Yael nicht, weil es nicht die Größe anzeigte, die noch kommen konnte und sie lieber das in Landuin sehen würde als das, was schon gewesen ist. Weiter überlegend kaute sie auf der Unterlippe, eine Geste ihres Vaters.

    Yael taumelte was zurück, so entsetzt war sie von dem, was er sagte. Aber neu war es nicht, nur Mal um Mal erschreckend, was man sich außerhalb der edalphischen Kultur so gegenseitig antat. Auch Yaels neue Familie hatte die Kindererzieherin auf die ein oder andere Art misshandelt und das letzte, was sie dafür wollte, war Mitleid. Früher war das anders gewesen, da hätte sie sich im Mitleid gebadet, hatte es herbeigesehnt und sich darin geheilt, wenn es ihr gespendet worden war, da war es aber auch noch nicht richtig schlimm gewesen. Sie war sich sicher, auch bei Vorn wäre es eher eine Beleidigung, hätte sie jetzt, so völlig unbekannt, wie sich die beiden letztlich waren, Anteilnahme signalisiert oder gar so einen Fehler gemacht, wie ihn berühren zu wollen. All das tat die Edalphi nicht, sie starrte nur knapp an direkt Augenkontakt vorbei und kämpfte sichtlich mit einer neutralen Miene. Dann schlug es um in Bewunderung, als er davon sprach, dass er sich befreien konnte. Das war es ja, was sie auch schaffen wollte! "Wie habt Ihr euch befreit?" platzte es aus ihr heraus. Ob es ähnlich war, wie das, was die Alten Herrscher in ihre Schöpfungen gewoben hatten, konnte sie unmöglich einschätzen, aber es klang furchbar - und genauso fühlte es sich für Yael an, wenn das passierte. Man war so völlig hilflos, selbst wenn man sich absolut sicher war, dass man das Gegenüber hasste, fühlte, atmete, tat man etwas völlig anderes, wenn derjenige es so wollte. "Das erscheint mir ein guter Ansatz zu sein. Habt Ihr einen Magiewirker, dem ihr weit genug vertraut dafür? Immerhin müsstet ihr ja auch untersucht werden? Felicia hat damals herausgefunden, dass mindestens im Jo´Kor etwas passiert, also das dort auch Unterschiede liegen, sie hat Veran Khanis und mich untersucht, während man uns befohlen hat." Mit Schaudern nur dachte sie daran zurück, was der Befehl gewesen war. Immerhin hatte der Narech Tuloch nur angewidert auf den Boden gespuckt. Ich mag ihn." schob Yael noch hinterher- auch wenn es unter den Elementarvölkern gar nicht so unüblich war, auch Freundschaften weit über den jeweiligen Elementglauben hinaus zu pflegen.


    "Na ja, vermutlich würde ich euch nur in eine schlechte Lage bringen, wenn ihr jetzt etwas lesen würdet, was euch missfällt und euren Exzellenzen vielleicht auch? Dann müsstet ihr etwas dagegen unternehmen, oder? Auch wenn ich keinen Anlass sehe, Eure Exzellenzen direkt in irgendeiner Form zu diskreditieren- immerhin waren sie ja ein paar Takte länger eisern als die eisernen Herrscher." schloss Yael ihre Gedanken bezüglich des Artikels.

    Ihr schmeckte offensichtlich nicht, was sie hörte. Zumindest verzog sie das Gesicht, was wenig erfreut wirkte. Innerlich wurde ihre Abneigung gegen soviel Opportunismus auch zunehmend größer- ein Problem zwischen Idealismus und Realismus, der sicher dem Dunkelalben schon zahlreiche Male in seinem langem Leben begegnet war, der Edalphi aber immer noch neu erschien. Sie verstand all die Dinge, die der Ältere ihr sagte, sie waren auch alle richtig und wahr, aber trotzdem wollte sie sie nicht hören. Sie wollte hören, dass sie im Recht war mit ihrer Forderung und dass er sie unterstützen würde und zwar nicht soweit, wie es den eigenen Zielen nützte, sondern für die größere Sache, die einfach das richtige war. All diese Überlegungen versteckte Yael nicht besonders gut, ihre ganze Proxemik war plötzlich stärker von Vorn abgewandt und auch ihre Gesichtsmuskulatur gehörte den Gedanken und nicht dem schönen Schein, den sie eigentlich hätte zeigen sollen. Dann aber verhärtete sich kurz ihr ganzes Gebaren und dann wandte sie sich dem Dunkelalben zu, den Blick fest auf seine Augen gerichtet, die Mimik nur einen kurzen Moment entschlossen, dann wie mit einer Kraftanstrenung wieder neutral: "Ich habe in dieser Zeitung aufgerufen, dass ich mit Münzen für Erkenntnisse bezüglich der Valdai-Artefakte bezahle, ma, daran habe ich gedacht. Da sind aber bisher noch keine verwertbarkeiten Ergebnisse vorhanden. Auch daran, einen Narech Tuloch im Vergleich zu einem deutlich empfänglicheren Wesen zu untersuchen, was den Dienerbefehl betrifft, haben wir schon gedacht, das hat die ehemalige Nyame des Feuersiegels durchgeführt vor einigen Monden. Ich denke, Xune ist kein gutes Forschungsobjekt, sie ist dazu zu einzigartig, schätze ich, gerade wenn man ihr Jo´Kor als ewiges Schwert bedenkt - also durch den Eid und so. Die Wappnung des Geistes hingegen ist ein möglicher Ansatz für eines der zahlreichen Probleme und es funktioniert meiner aktuellen Erkenntnis nach am vielversprechendsten, wenn man jemanden mit ... Befähigung im Rücken hat, der einen angemessen bestärkt. In meinem Fall meinen Mann und meinen Vater." Jetzt war sie ganz in der Hoffnung gefangen, dass irgendetwas davon zu einem Erfolg führen konnte. Auch wenn die Ergebnisse, die zwar präzise erhoben und sinnig durchgeführt, bisher zu keiner befriedigenden Antwort geführt hatten.

    Doch wie so oft, schwankte Yael in ihren Gedankengängen sehr schnell: "Ich werde also vorsichtig sein, was Euch betrifft? Euer Volk, oder besser jene, die hier auf Mitraspera" sie stutzte kurz, sagte dann: "Mythodea" und wunderte sich offenkundig, sprach aber weiter: "eine neue Heimat gefunden haben, sind im Wandel, wenn auch unendlich langsam aus der Sicht eines kurzlebigenen Sterblichen, wie wir Edalphi es sind." Dann nickte sie, Rat von jemandem von Vorns Format war nützlich, wenn auch gefährlich. Sie würde das nicht alleine entscheiden, das traute sie sich einfach nicht zu. Dennoch nickte sie bestätigend und sagte: "Ma, das freut mich, dass Ihr Rat geben würdet. Vielleicht könntet ihr gleich etwas gegenlesen und mir sagen, ob das sinnig ist, das zu veröffentlichen. Und ma, ich weiß, das diese Art des Agierens Eurem ersten Rat der Geheimhaltung widerspricht."

    "Ich habe keinen Fuß mehr nach Assansol gesetzt, seit ich die Stadt voller Untoter gesehen habe. Und ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass ich ertragen könnte, was aus dem Herz des Südens geworden ist. Aber zu Hochzeitsfeiern gehe ich gerne, ich verstehe zwar den Sinn nur oberflächlich, aber die Feste sind schön und die Gefühle dabei meistens auch." Sie lachte, als er das mit der Schwäche für Ewige Schwerter sagte: "Ma, die Aufoperung für die Quihen Assil von jenen, die nicht hier geboren sind, erhöht meine Interesse durchaus sehr und ich habe ja den Großteil meines Lebens bei ihnen gewohnt." Für Yael schien das in keiner Weise problematisch. Dann fragte er, ob es ihr freier Wille gewesen war und kurz blieb Yael wie zur Säure erstarrt stehen, verharrte in der Bewegung wie versteinert, bevor sie dann recht kleinlaut eingestand: "Ich weiß es nicht." Sie mochte es nicht, wenn andere diesen offensichtlichen Fehler an ihr beschrieben, sie wäre so gerne wieder ein Teil der edalphischen Gesellschaft, der Idealzustand eines jeden ihres Volkes, wahres Glück ließ sich nur in der Gemeinschaft finden, das war für einen Edalphi schlicht die Wahrheit. Sie lauschte den anderen Dingen, die er sagte und ließ sie wirken, schien aber ratlos, was sie entgegnen konnte. Sie wollte es sich zu Herzen nehmen, was er sagte, war sich aber unsicher, ob sie den Mut dazu finden würde und zeitgleich wollte sie ihm nicht diese Zweifel antragen, also schwieg sie und sinnierte eine Weile.


    "Welches Tier du bist? Puh!" Die Frage war offensichtlich für die wenig Bildmetaphorik gewöhnte Edalphi tatsächlich schwierig. Sie lachte allerdings dabei wieder, die Angst und die Erinnerung an die schlechten Tage über der Überlegung von sich drängend. "Also, du bist ein Krieger, also kann das Tier nicht harmlos sein. Also kein Tier, das nur hübsch ist oder nur als Futter dient. Aber auch nicht fies, wie ...ähm... eine Hyäne oder irgendein Fisch." Warum auch immer Yael das mit Fischen assoziierte würde wohl ihr Geheimnis bleiben... "Du bist viel allein unterwegs, aber auch kein echter Einzelgänger oder Einsiedler, wenn auch nicht in ein festes... Rudel gebunden." Sie lachte wieder, offenkundig an dem Rätsel, das gar keine richtige Antwort hatte, Gefallen findend: "Du bist auch kein Kaltblüter, dafür sind dir zu viele Dinge mit Herzblut wichtig, also keine Eidechse oder so was. Also ein kriegerisches edles Tier... Puh. Wenn du schon zu Aeris gefunden hättest, wär es leicht. Ändert sich das Tier mit dir?" Sie blickte ihn fragend an, längst war das Spiel ein Teil ihrer wohlgeübten, unangenehmen Suche nach dem Kern aller Wesen, auch wenn sie es nicht mit Absicht machte, und der Albernier es womöglich nicht ahnte, was da gerade passierte.

    "Diese Welt ist ein Versprechen" wiederholte die Edalphi, fast schon getragen von der Bedeutung seiner Worte. Natürlich kannte sie keine andere Welt, aber doch, sie hatte sich zur Größe aufgeschwungen, die über das Maß der anderen ihres Volkes gereichte. Ein Frevel, der ihr leid tat, sie wollte gerne so makellos sein wie die anderen Edalphi, deren Gemeinschaft ihr so sehr fehlte. Aber das lag hinter ihr, vor ihr war nur ein Weg, der gerade viele Abzweigungen in diesem Gespräch zuließ. Einige Schritte ging sie stumm auf den Zinnen auf und ab, sah immer wieder in das Gesicht mit der makellosen schwarzen Haut ihres Gegenübers, den daraus hervorstechenden Augen, den spitzen Ohren unter dem weißen Haar. Ihr Entschluss, was sie Valas antun würde für sein jüngstes Vergehen wurde wie ein weiteres Versprechen deutlich, als sie den Krieger vor ihr fokussierte. "Ma, wir müssen bereit sein, uns zu verändern. Ich habe mich verändert, genauso wie Ihr das tatet, vermutlich schon vor der Zeit meiner Geburt und so wie ich euch Terrakinder kenne, wachst ihr jeden Tag weiter.... Orathon ist für Euch also noch tragbar?" Sie erwartete keine Antwort- lass dich nicht erwischen war deutlich genug, um einer abgewiesenen Anwärterin auf den Orden der Tivar Kharassil nichts über den alten Herrscher des Feuers zu sagen. Vorn kannte Yael ebensowernig wie umgekehrt, wenngleich über Vorn sicher mehr Geschichten erzählt wurden. Aber dass Yael tiefe Abneigung gegen den Feuerherrscher ebenso wie den vermutlich unechten, aber dennoch umso brennenderen Wunsch nach Aufmerksamkeit verspürte, konnte der Dunkelalb vermutlich nicht ahnen. Deshalb ging sie auf einen weiteren Aspekt des Gesprächs ein, jenes immer mehr als Herausforderung annehmend, was durchaus einem Genuß für das Aeriskind gleichkam: "Der Kampf der äußeren Elemente ist notwendig und in der Ordnung dieser Welt geboren, ma. Aber bisher habe ich es immer so gesehen wie eine Art Schärfung der Waffen und nicht mehr. Andererseits war ich damit wohl schon länger alleine...Letztes Jahr habe ich für Aeris die Regentin des Ostreiches angegriffen, um das Entbrennen eines Naldarartefakts zu verhindern und jetzt bin ich dort eine verurteilte Attentäterin." Sie verdrehte die Augen, offensichtlich von der Art und Weise, wie mit dem Elementwettstreit umgegangen wurde sichtlich genervt, was wohl auch daran lag, dass die ganze Thematik bis heute Relevanz für Yael hatte. Dann sagte der Dunkelalb, dass für ihn der Zweck die Mittel rechtfertigen würde und Yaels Mimik versteifte sich unmittelbar. "Ich finde das abstoßend, wenngleich ich wertschätze, dass Ihr Euch zumindest nicht herauswindet, wenn es um das Nutzen des Befehls geht. Irgendwie ist das für mich ein Zeichen von Schwäche, selbst nicht genug Herrschaft ausüben zu können, um sich stattdessen dieses Geisteszwangs bedienen zu müssen. Und ma, einen Mittelweg gibt es wohl tatsächlich nicht." Sie konnte nicht anders, hatte es sich selbst geschworen, nie wieder einfach zu schweigen, wenn die Manipulation ihrer Brüder- und Schwestervölker angestrebt wurde. Andererseits war die Vergangenheit für Terra, sie würde jetzt nicht vorverurteilend oder nachträglich richtend auftreten, das wäre auch zu vermessen. Stattdessen dachte sie über das nach, was er über die Herrscher gesagt hatte: "Ich sehe es glaube ich anders. Wenn jemand etwas wirklich bestimmen kann, dann doch die Seelen des Landes. Aber vielleicht ist das auch das Problem, die anderen Elemente, mal von Aeris und vielleicht Magica abgesehen, werden die Freiheitsbestrebungen vermutlich nicht gutheißen. Nicht dass ich glaube, dass die Exzellenzen das zum Thema einer Anrufung gemacht hätten, aber die Intuition eines Wesens, durch dessen Adern das Land fließt, spürt das vermutlich ununterbrochen." Yael hatte überhaupt keinen Einblick, welchen Elementen die Herrscher des Nordens wirklich nahe standen, da waren die Eisernen stets zu reserviert gewesen, um einen ehrlichen Austausch anzustreben und die Edalphi erkannte erst seit kurzem, dass es im Norden durchaus viele "Eiserne" gab, auch wenn diese den Eid nicht geleistet hatten. "Wie könnt Ihr den Kindern der Freiheit denn helfen? Und wie kann ich mir sicher sein, dass ihr nicht nur herausfinden wollt, wer sich alles dieser Gruppierung angeschlossen hat, damit ihr uns alle bei einem Angriff erwischen würdet?" Sie stellte sich gerade vor, für genau diese Art von Denkzettel- nicht dauerhaft, aber schmerzhaft genug, um sich nicht zu wiederholen, jemanden wie Vorn mit seinen Fähigkeiten, zu haben. Dann erinnerte sie sich daran, wie sie gemeinsam mit Tarkan und Valas Arnulf genau diesen Denkzettel verpasst hatten vor zwei Jahren auf dem Konvent. Gleichzeitig stieg aber auch das Misstrauen und die Furcht, genau diese Fähigkeiten ihres Gegenübers gegen sich gestellt zu sehen. Seine Grenzen waren klar und eigentlich glaubt Yael dem Dunkelalben vor ihr, vorhin, der Zorn, war echt gewesen. Aber andererseits musste sie vorsichtig sein dieser Tage. Sehr vorsichtig.